Zoom H6 Test
Pocket Recorder mit austauschbaren Mikrofonkapseln
Von Felix Baarß
Zoom H6 Test-Fazit
5
DELAMAR
SCORE
Field Recorder mit Wechselkapseln. Beide mitgelieferten Kapseln ermöglichen hochqualitative Aufnahmen. Die Möglichkeiten sind vielfältig und wappnen für komplexe Aufnahmesituationen. Allein die Bedienung über den Wippschalter könnte besser gelöst sein.
PRO
- Sehr gute Qualität bei Aufnahme und Wandlung
- Austauschbare Mikrofonkapseln, XY- & MS-Kapseln mitgeliefert
- Schnelle, einfache Auswahl der aufzunehmenden Inputs
- Weitreichend & separat einstellbare Inputs (Pad, Low-Cut, Phantom)
- Weitestgehend schlüssige Menüstruktur
- Gelungene Verarbeitung
- Handelsübliche Batterien verwendbar, Laufzeit bis zu 20 Stunden
- Nutzbar als Audio Interface (auch am iPad), geringe Latenz
CONTRA
- Bedienung per Wippschalter könnte genauer sein
- Kein dedizierter Knopf zum Löschen von Aufnahmen
Für wen?
Fortgeschrittene und Profis, die unterwegs mit Surround-Mikrofonie oder zahlreiche Zuspieler im Mehrspur-Verfahren aufnehmen wollen.
Was ist es?
Der Zoom H6 ist ein portabler Recorder (oft auch Handheld Recorder, Field Recorder, Pocket Recorder o.Ä. genannt ) mit der Option zum Austausch der Mikrofonkapseln; eine XY-Kapsel (zwischen 90 und 120° verstellbar) und eine MS-Kapsel für Mitten/Seiten-Aufnahmen sind enthalten. Zum Verbinden externer Mikrofone oder Zuspieler stehen vier kombinierte Eingänge (XLR/6,3 mm) bereit, deren Gain, Pad und Phantomspeisung sich separat regulieren lassen.
Die Wandlung geschieht mit max. 24 Bit & 96 kHz, bis zu sechs Kanäle können gleichzeitig als WAV gespeichert werden. Für MP3 sind es zwei simultane Aufnahmespuren und 48 – 320 kb/s mit 44,1 kHz. Das Gerät lässt sich auch als USB Audio Interface (6 Inputs, 2 Outputs) nutzen. Die integrierten Effekte: Hochpassfilter, Kompressor und Limiter.
Vier beiliegende AA-Batterien oder das ebenfalls mitgelieferte USB-Kabel dienen zur Stromspeisung. Ein Windschutz sowie ein SD-Adapter plus passender Micro-SD-Karte(2GB) komplettieren den Lieferumfang. Alles Weitere siehe Infokasten rechts.
Video
🎬 Zoom H6
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Zoom H6 Test
Erster Eindruck und Verarbeitung
Vorweg sei das optional erhältliche Zubehör für den Zoom H6 genannt: eine Shotgun-Kapsel + Puschel (SGH-6), eine Kapsel mit zwei zusätzlichen XLR/6,3-mm-Inputs (EXH-6), ein Zubehörpaket (APH-6) mit Puschel, Fernbedienung und Netzadapter sowie ein Blitzschuhadapter (HS-1).
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Das Gerät und alle enthaltenen Zubehörteile (die beiden Kapseln, ein Mini-USB-Kabel sowie ein SD-Adapter plus passender Micro-SD-Karte mit 2 GB) werden in einem schlanken, inwendig ausreichend gepolsterten Kunststoffkoffer geliefert. Praktisch zum Transport und zum Verstauen. Das Chassis des Recorders macht einen gut verarbeiteten Eindruck, wobei die Seitenteile und die Rückwand mit einem Gummifinish versehen und das anthrazitfarbene Bedienpanel in gebürsteter Optik daherkommt.
Die leicht geriffelten Kappen der Gain-Potis sitzen für meinen Geschmack gerade noch fest genug auf ihren Drehgebern und weisen einen leichten Drehwiderstand auf. Mit Ausnahme des Aufnahmeknopfes (später mehr dazu) wurde den Buttons wurde ein ausreichend deutlicher Druckpunkt spendiert. Der Wippschalter zur Bedienung der Menüs auf dem Farbdisplay ist recht klein, etwas schwammig und dadurch nicht so bequem zu bedienen, wie ich es mir gewünscht hätte.
Erste Schritte, Display und Menüführung
Vorab sei angemerkt, dass drei gedruckte Handbücher mitgeliefert werden, nämlich auf Deutsch, Englisch und Französisch; die deutsche Übersetzung ist gut gelungen. Das Manual ist in einem sehr luftigen Layout mit ausreichender Schriftgröße gestaltet und bietet zahlreiche gut verständliche Abbildungen. Es kann losgehen.
Ich verzichtete zunächst auf die Batterien und speiste das Gerät per USB-Kabel. Nach dem Einschalten erwartet mich die Auswahl der Sprache – Englisch und Japanisch stehen zur Verfügung. Nachdem ich Datum und Uhrzeit eingestellt hatte, stehen zwei Optionen zur Wahl: SD Card Reader oder Audio Interface. Ich wählte Ersteres, woraufhin sich der Zoom H6 in Windows als Massenspeichergerät zum Zugriff auf die SD-Karte registrierte; unter Mac OS funktioniert das freilich auch. Nach dem Drücken des kleinen Menü-Knopfes auf der rechten Seite wird der Massenspeichermodus beendet und ich gelangte zum ersten Mal zur regulären Recording-Ansicht.
Das Display punktet mit einer hohen Auflösung, farbiger Darstellung, gutem Kontrast und vor sehr guter vertikaler Blickwinkelstabilität. Die Hintergrundbeleuchtung ist in drei Stufen regelbar und es gibt einen Energiesparmodus. Durch die Winkelung des Displays ist das Gerät insbesondere dann gut zu erkennen, wenn Du den Zoom H6 auf ein Stativ schraubst oder beispielsweise bei Interviews flach auf den Tisch legst. Draußen kann es bei wolkenlosem Himmel allerdings etwas schwierig werden. Zudem sind die dargestellten Grafiken und Textinformationen teils sehr klein. Alles in allem dennoch ein gelungenes Display, wie ich finde.
Die Menüstruktur ist schlüssig unterteilt in Sektionen für Aufnahmeeinstellungen, Systemeinstellungen etc. Alles findet sich da, wo man es erwartet.
Input-Konfiguration & Aufnahmeformat
Bei der Auswahl der gewünschten Aufnahmekanäle sind sämtliche Kombinationen aus L/R (Aufsteckmikrofon) und den Combo-Eingängen 1 bis 4 möglich. Zwei Punkte sind hier positiv herauszustreichen: 1.) Die Kanalwahl erfolgt über dedizierte Knöpfe auf dem Bedienpaneel samt kleiner roter LEDs, die bei Übersteuerungen aufleuchten. 2.) Beim gleichzeitigen Drücken von der Buttons 1&2 bzw. 3&4 aktivierst Du eine Stereo-Verlinkung der entsprechenden Inputs, was sich sofort auf dem Display widerspiegelt, indem diese Kanäle in einem Mixer-Slot zusammengefasst werden. Anschließend gelten auch die Einstellungen für Pads, Hochpassfilter und Phantomspeisung für beide Eingänge dieses Stereopaars.
Bei den Grenzfrequenzen des Hochpassfilters hast Du die Wahl zwischen 80, 98, 115, 133, 150, 168, 185, 203, 220 und 237 Hz. In puncto Kompressor und Limiter gibt es jeweils drei Einstellungen (General, Vocal, Drum bzw. General, Concert, Studio). Bei der Phantomspeisung für die Kanäle 1-4 stehen schließlich Optionen für +12, +24 und +48 Volt bereit, was man nicht alle Tage sieht. Die genannten Konfigurationen lassen sich bei Bedarf für alle Inputs separat Einstellungen – klasse.
Was gilt es noch, vor der Aufnahme einzustellen? Das Format. WAV oder MP3 sowie zahlreiche Zwischenschritte auf dem Weg zu den Maximalwerten für Bit bzw. kb/s und kHz stehen zur Verfügung. Dass es hinauf bis 48 Bit & 96 kHz geht, unterstreicht den professionellen Anspruch des Geräts.
XY & MS
Zur XY-Kapsel ist bemerkenswert, dass sich die beiden Mikrofonköpfe drehen lassen, um vom 90°- in den 120°-Modus zu wechseln. Außerdem ist ein 3,5-mm-Klinkenbuchse integriert, um externe Mikrofone zu nutzen und mit Plug-In-Power zu versorgen.
Mit der MS-Kapsel kannst Du Aufnahmen mit getrennten Mitten- und Seitensignalen realisieren. Die Richtcharakteristika siehst Du auf dem unten eingebetteten Bild. Der Pegel der Seitenanteile kann gänzlich deaktiviert oder von -24 bis +6 dB verstellt werden; alternativ lässt sich das im RAW-Modus auch während der Aufnahme regulieren.
Die Verarbeitung beider Aufsätze geht in Ordnung und der Klemmmechanismus funktioniert gut. Die beiden anderen, optional erhältlichen Kapseln für den Zoom H6 hatte ich bereits in der Einleitung erwähnt. Gut, dass der Hersteller das Wechselkapsel-System voll ausreizt und diese Flexibilität bietet.
Zoom H6 – Aufnahme & Klangqualität
Der weiche, kaum spürbare Druckpunkt des Aufnahmeknopfes irritiert anfangs, hat aber den Vorteil, dass beim Pre-Recording kein unnötiges »Klick« als Körperschall mitaufgenommen wird. Während der Aufnahme lassen sich bis zu 99 Markierungen auf der Zeitleiste setzen. Genauso viele Overdubs lassen sich einspielen, übrigens jeweils auf einzelnen Takes mit separaten regelbaren Mixer-Einstellungen. Das ist nun wirklich mehr als genug für alle denkbaren Szenarien.
Standesgemäß gibt es Funktionen zum automatischen Aufnahmestart und -stopp, sobald ein gewisser, in den Aufnahmeoptionen benutzerdefinierbarer Pegel über- bzw. unterschritten wird. Auch Pre-Recording (2 Sekunden) ist an Bord, damit nichts verlorengeht.
Sehr nützlich ist zudem die Backup-Funktion, bei der für die L/R-Kanäle stets eine zusätzliche Aufnahme mit einem gegenüber der Gain-Einstellung um 12 dB reduzierten Pegel angefertigt wird. Es kommt ja doch recht häufig vor, dass sich selbst bei sorgfältig kalibriertem Gain-Rädchen fiese Pegelspitzen überraschend einschleichen.
Schade ist wiederum, dass das Backup-Recording nicht mit den Signalen funktioniert, die über die vier Combo-Inputs eingespeist werden. Vielleicht kann das noch per Firmware/Software-Update nachgereicht werden, aber bis dahin ist das ein kleiner Dämpfer für alle, die sich das Gerät hauptsächlich der XLR-Inputs wegen zulegen wollen. Und das werden sicher nicht wenige sein.
Im Folgenden haben wir eine Handvoll Klangbeispiele mit der MS-Kapsel für dich angefertigt; anhand derer können wir dem Zoom H6 eine sehr gute Aufnahmequalität mit einem detailreichen Klang bescheinigen.
Schlüssel & Briefkasten
Geländer
Jacke
Auto
Auto & Wind
Stimme mit XY
Wiedergabe, Mischung & Co.
Der Lautsprecher an der Unterseite des Geräts tut, was er tun soll, kann recht laut werden und ermöglicht das grobe Kontrollabhören deiner Aufnahmen. Sobald Du einen Kopfhörer in die kleine Klinkenbuchse steckst, verstummt der Lautsprecher.
Schön, dass sich die Wiedergabegeschwindigkeit zwischen 50% und 150% der Originalgeschwindigkeit in 5-Prozent-Stufen regulieren lässt. Die Tonhöhe ist unabhängig davon in ± 6 Halbtonschritten regelbar. Diese Einstellungen gelten nicht global, sondern werden per Projekt gespeichert.
Der Zoom H6 kann quasi als portables Multitrack-Studio fungieren: Verstelle die Lautstärken (0,5-dB-Schritte von -48 bis +12 dB), das Panning und die Tonhöhe einzelner Projektspuren im Nachhinein. Dann kannst Du das Projekt normalisieren und einen Stereo-Mixdown davon anfertigen.
Neben den üblichen Funktionen zum Trimmen oder Aufsplitten von Projekten erscheint mir ein Feature bemerkenswert: Für jedes Projekt kannst Du ein Voice-Memo mit Sprachnotizen hinterlegen. Schnuckelig.
Extras im Zoom H6 Test
Im Zoom H6 stecken auch ein Tuner und ein Metronom. Zumindest als Notwerkzeuge sind solche Extras doch immer willkommen. Und statt der linearen Pegelanzeigen mit ihren grünen, gelben roten und roten Bereichen kannst Du auch VU-Meter anzeigen lassen. Auf den ersten Blick cool, aber letztlich eher ein Gimmick, da sich die virtuellen Pegelnadeln sehr abgehackt bewegen.
Nun zur Nutzung des Zoom H6 als Audio Interface. Vorbildlich: Es gibt eine ausgewachsene Version des ASIO-Treibers (alle sechs Inputs nutzbar) und eine abgespeckte Variante (nur 2 Inputs) mit noch niedrigerer Latenz. Bereits beim 6-Kanal-Treiber konnte ich die Latenz auf einen guten Wert von 1,4 ms Input & 15 ms Output bei 44,1 kHz reduzieren, ohne dass es zu Störgeräuschen oder Aussetzern kam. Mit diesen Einstellungen blieben Treiber und DAW während des Testzeitraums stabil.
Das auf Wunsch aktivierbare Direct Monitoring der Inputs sowie die Loop-Back-Funktion nehme ich gerne mit. Ebenso die Möglichkeit zur Verwendung mit einem iPad, die ich allerdings nicht getestet habe – so könnte der Zoom H6 eine gute Alternative zu den einschlägigen minimalistischen Tablet-Interfaces mit Breakout-Kabel sein.
Im Lieferumfang findet sich eine CD mit Cubase LE 6. Hier hätte der Hersteller die 7er-Version beiliegen können, aber bei dem Preis sei’s drum.
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Zoom H6 Test-Fazit
Dem Zoom H6 gelingt der technische Schachzug mit den austauschbaren Kapseln in der Praxis sehr gut. Die Möglichkeit, durch den Kauf eines Field Recorders nicht auf eine bestimmte Aufnahmetechnik festgenagelt zu werden, ist ein starkes Argument. Dass für den geforderten Preis zwei Kapseln mitgeliefert werden, erscheint spätestens nach der Begutachtung der zahlreichen weiteren Pluspunkte – soviel schon vorweg – ziemlich attraktiv.
Praktisch, dass die Inputs sehr bequem über dedizierte Buttons für Mehrspur-Aufnahmen aller Couleur an- und abgewählt werden können. Dabei lasen sich für alle Combo-Inputs separate Einstellungen bezüglich Pad, Filter und Phantomspannung tätigen. Und schließlich einer der, wenn nicht DER gewichtigste positive Befund unsererseits: Die Aufnahme- und Wandlungsqualität ist erstklassig.
Zur Hardware sei noch positiv angemerkt, dass die Verarbeitung gut gelungen ist; alle Komponenten sind sauber gefertigt und gut zusammengefügt, zudem sorgt das Gummifinish des Gehäuses für eine recht gute Haptik. Du kannst handelsübliche Batterien verwenden, anders als etwa beim Olympus LS-100 [Test]. Außerdem ist die Laufzeit mit 20 Stunden sehr gut.
Neben der Nutzung als SD-Kartenleser mit Massendatenträger-Einbindung am Computer ist die Verwendung als Audio Interface hervorzuheben. Hier kann mit erfreulich niedriger Latenz gearbeitet werden.
Zu den Schwachstellen des Geräts zählt für meine Begriffe, dass es keinen dedizierten Knopf zum schnellen Löschen von Projekten gibt. Dafür muss erst ein Befehl in einem Untermenü ausgeführt werden, was mir gleich eine Überleitung zum meinem zweiten Kontrapunkt verschafft: Der Wippschalter ist nicht wirklich komfortabel und akkurat benutzbar. Die Menünavigation in Verbindung mit dem kleinen Menu-Knopf fühlt sich somit recht hakelig an.
Alles in allem erzielt dieser Pocket Recorder im Zoom H6 Test auf delamar dank der deutlich überwiegenden Pluspunkte und Alleinstellungsmerkmale unsere Maximalwertung, also fünf von fünf Punkten.
Features Zoom H6 Review
- Hersteller: ZOOM
- Portabler Recorder
- Austauschbare Mikrofonkapseln
- XY- und MS-Kapseln mitgeliefert
- 4 XLR/Klinken-Eingänge
- Pad, Low-Cut, Phantomsp. per Input
- Wandlung mit max. 24 Bit & 96 kHz
- SD-Karten mit bis zu 128 GB nutzbar
- Line-Ausgang, Kopfhörerausgang
- Strom via 4 AA-Batterien
- Mini-USB-Port für Strom & Daten
- SD-Adapter + Micro-SD-Karte (2 GB)
- Windschutz
- Cubase LE 6
PASSEND ZUM Zoom H6 Test