ZOOM H2n Testbericht
Der Vergleich mit dem ZOOM H2 mit Audiobeispielen
Von Matthias Oestreich
ZOOM H2n Test-Fazit
4
DELAMAR
SCORE
Gute Aufnahmequalität bei übersichtlichem Preis Trotz geringerem Lieferumfang als beim Vorgängermodell kann die aktuelle Version des Field Recorders durch den geringen Preis punkten.
PRO
- Verbessertes Design
- Größeres Display
- 20 Stunden Akkulaufzeit
- Bessere Aufnahmequalität
CONTRA
- geringerer Lieferumfang als beim Vorgänger
- Nierencharakteristik nur auf der Rückseite des Geräts
Für wen?
Budgetbewusste Musiker & Journalisten
Was ist es?
Auf der Suche nach einer günstigen und portablen All in One Lösung, fürs Recording einer Session, eines Konzerts oder auch Sprachaufnahmen, fiel die Wahl in den letzten Jahren oft auf das ZOOM H2. Und das nicht ohne Grund, denn für unter 200,- Euro bekommt man ein äußerst flexibles Aufnahmegerät, das jedoch nicht ganz ohne Macken daherkam. Nun bringt ZOOM eine vollkommen überarbeitete Version seines Allrounders heraus. Warum dabei eigentlich kaum noch Wünsche übrig bleiben, erfahrt ihr im folgenden ZOOM H2n Testbericht.
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ZOOM H2n Test
Das Vorgängermodell – ZOOM H2
Mit dem ZOOM H2n bringt das japanische Audiounternehmen eine Komplettüberarbeitung eines der beliebtesten mobilen Fieldrecorder auf den Markt. Seine Beliebtheit verdankt das im August 2007 erstmals veröffentlichte Vorgängermodell seinen vielfältigen Mikrofonierungs- und Einstellungs-Möglichkeiten. Dazu kommen die Unterstützung gängiger Audioformate wie WAV und MP3, die während der Aufnahmen nutzbaren Effekten wie Kompressor und Limiter sowie der Unterstützung aller gängigen Sampleraten bis zu 96 kHz.
Abgerundet wurde das Paket des Vorgängers mit allerlei mitgeliefertem Zubehör, welches vom USB-Kabel, über SD-Karte, Stativ, Handstab und Netzteil bis hin zum Windschutz den Käufer mit allem Notwendigen ausstattet und mit einem einzigen Kauf den Käufer nahezu wunschlos glücklich machte.
PASSEND DAZU
- Zoom G3Xn: Multieffekt mit Expressionpedal
- Zoom G5n: Multi-Effektgerät für Gitarre
- Zoom Q4n: Camcorder mit flexiblem Stereomikrofon
- Zoom UAC-4: USB Audio Interface mit 4 Inputs
- Zoom Q3 HD: Ultrakompakter Video-Rekorder
Trotzdem muss am ZOOM H2 auch Kritik geübt werden. Zu aller erst gestaltet sich die Bedienung über die an der Vorderseite liegenden Knöpfchen als arg fummelig. Schon alleine das Vorhandensein von zwei unterschiedlichen Links-Rechts Knöpfen, welche beide Doppelfunktionen haben, machte die Bedienung nicht gerade leicht. Auch wann die Taste „Menü“ das solche aufrief und nicht die Anzeige „Now Recording!“ hervorbrachte, konnte einem das Leben ein wenig schwer machen. Und das obwohl diese verwirrender Weise nur als Warnung und nicht als Aufnahmestart gedacht war.
Doch, dass man die Bedienung lernen würde, dafür sorgt das Vorgängermodell schon. Denn oftmals nach Batteriewechseln, aber spätestens nach dem Formatieren der Speicherkarte, waren alle Einstellungen futsch. Und das Gerät braucht öfters neuen Saft. In zwei bis drei Stunden waren selbst die stärksten AA-Batterien leer. Hier sei vorweggenommen: Das ZOOM H2n kommt jetzt mit einer einzigen Akkuladung auf bis zu 20 Stunden!
Und nicht zuletzt die Verarbeitungsqualität und das Design ließen beim alten Modell zu wünschen übrig. Entsprach letzteres einer Mischung aus Rasierapparat und Sternenzerstörer, waren alle Knöpfe und Schieberegler ziemlich hakelig und wurden mit der Zeit oftmals sogar schwergängig.
Trotz alledem, an der Aufnahmequalität des ZOOM H2 war wenig zu beanstanden und das Recording gelang, so lange die Batterien reichten, auch immer zuverlässig.
Unboxing des ZOOM H2n – Ein erster Überblick
Beim Unboxing erfährt man leider dann auch eine erste Ernüchterung. Kam das H2 noch mit einem Rundum-Sorglospaket daher, ist im Lieferung des H2n neben dem Gerät selbst lediglich eine 2 GB große SD-Karte, zwei AA-Batterien sowie die ausgedruckte Bedienungsanleitung nebst einer der Software WaveLab LE 7. Schon an dieser Stelle möchte ich deshalb die Anschaffung des nicht ganz 40,- Euro teuren Zubehörpacks APH-2n empfehlen. Dieses enthalt neben den Basics eines USB-Kabels (was jedoch ein wenig kurz geraten ist) ein an das Gerät angepassten Windschutz, ein Stativ, einen Netzstecker und eine praktische Fernbedienung, mit der man endlich Aufnahmen machen kann, ohne anfängliche Kratz- oder Wackelgeräusche zu Beginn und Ende der Aufnahme zu bekommen.
Des Weiteren sind enthalten: Ein Dreifußtischstativ (wie ein kleines Mikrofonstativ) und eine Tasche, in die verwunderlicher Weise nichts anderes als das Gerät selbst hineinpasst?! Eventuelles Zubehör, wie Windschutz oder weitere Batterien oder SD Karten sind für den Transport nicht vorgesehen. Trotz des nicht ganz so befriedigenden Zubehörpakets sollte sich jeder auch das Accessory Pack für den Field Recorder ZOOM H2n gleich mitkalkulieren.
Das neue Design des ZOOM H2n lässt Herzen höher schlagen. Erinnernd an ein Großmembranmikrophon in klassisch schwarzer Klavierlackoptik kommt der überarbeitete Field Recorder daher. Bis auf den Aufnahmeknopf sind alle Bedienelemente an die Seiten gewandert, wodurch das Gerät nun sehr aufgeräumt wirkt. Die Batterieabdeckung auf der Rückseite ist wohl etwas vorsichtiger zu nutzen und das Kartenfach für die SD-Karte hat nun eine Gummiabdeckung und bedarf ein wenig mehr Fingerspitzengefühl.
In der Praxis
Schnell sind die Batterien und die SD-Karte eingelegt und es kann los gehen. Nach dem Zeichen des ON-Schalters ist das Gerät nach circa drei Sekunden bereits komplett aufnahmebereit. Das ZOOM H2 hingegen brauchte mindestens doppelt so lange und musste dazu noch vorher scharf gestellt werden.
Die Menüführung
Die Menüs hingegen ähneln sich weitestgehend, auch wenn man beim H2n nun mit einer etwas groberen und damit übersichtlichern Ordnerstruktur einsteigt. Hier hatte das ältere Modell die Nase vorne, denn die drei wichtigsten Einstellmöglichkeiten, nämlich ob mit oder Ohne Low Cut aufgenommen werden soll, für welche Samplerate man sich entscheidet und ob zusätzlich mit Kompressor, Limiter oder Autogain gearbeitet werden soll, ist nun erst in einem zweiten Schritt möglich, aber zu verschmerzen.
Allgemein ist die hardwaretechnische Bedienung des Menüs mittels eines eindrückbaren Kippschalters, der bei Betätigung die Auswahl bestätigt und eines Menüknopfes darüber, nicht wesentlich leichter als dies beim Vorgängermodell zu bewerkstelligen war. Hinzu kommt, dass beim H2n die Menüführung davon abhängt, ob das Gerät sich im Abspiel- oder Aufnahmemodus befindet. In hektischen Situationen könnte das ein Stolperstein sein.
Hat man jedoch einmal verinnerlicht, dass das Festhalten des Menüknopfes stets zum Recordmodus führt, ist auch die restliche Handhabung schnell erlernt. Das Menü selbst offenbart einem dann auch gleich recht übersichtlich, was die neue Version sonst noch so kann: Nämlich fast alles, was das H2 auch schon konnte. Neben einem Metronom, ist auch ein gut funktionierendes Stimmgerät mit eingebaut.
In der Effektsektion sind nun Kompressor/Limiter und Autogain voneinader getrennt. Ein wenig verwirrend, kann man sich doch nur für Kompression, Limiting oder Autogain entscheiden. Das muss man nun beim neuen Gerät im Hinterkopf behalten, denn verwirrender Weise kann man die Kompressor/Limiter Funktion beim H2n zwar anklicken und damit scheinbar auswählen – doch ist vorher einmal der Autogain aktiviert worden, bleibt es bei diesem. Diesen Umstand bemerkt man zumeist erst ganz am Ende, wenn man aus dem Menü in den Recordmodus wechselt, denn dann steht auf dem Display, dass es beim Autogain bleibt.
Die Einstellungen für Kompression und Limiting sind weitestgehend gleich geblieben, hier kann man stets zwischen jeweils drei verschiedenen Presets auswählen. Beim H2n wird die Qual der Wahl in der Autogainsektion jedoch ein wenig schwieriger – hier ist zum Vorgängermodell noch ein drittes Preset hinzugekommen.
Dafür hat das aktuelle Modell auch eine Funktion weniger. Die Möglichkeit im MP3-Aufnahmemodus in variabler Bitrate aufzunehmen (VBR) ist nun nicht mehr möglich. Insgesamt stellt sich das Menü gegenüber der Vorgängerversion nur wenig fortschrittlich dar. Zwar ist alles nun erst einmal in Ordnern verteilt, anstatt direkt angesteuert werden zu können, doch was sich nun in den unterschiedlichen Ordnern INPUT und REC verbirgt, muss man erst erlernen.
Das Display
War das Vorgängerdisplay gerade einmal 1,5 x 2,5 cm groß, so misst das Display der neuen Version H2n fast 2,8 x 4 cm. In diesem Punkt hat ZOOM einen echten Fortschritt geschafft, denn endlich ist auch von etwas weiter weg alles noch gut einsehbar. Außerdem sind neben der Aufnahmezeit und der Ausschlagsstärke nun auch alle Information über die gemachten Einstellungen sichtbar. Diese fehlten beim H2, was zu manch derber Überraschung nach der Aufnahme führen konnte.
Weiterhin ist auf dem neuen Display zu sehen, in welcher Richtcharakteristik aufgenommen wird. Dies ist auch notwendig, wenn Du den Windschutz einsetzst, denn dieser verdeckt dann die Lämpchen, die das weiter oben noch zusätzlich anzeigen. Und zu guter Letzt ist endlich auch die Metrik der Aussteuerung sinnvoll angepasst worden. Nach wie vor geht diese von -48 dB bis 0 dB – jedoch ist dieses Mal der Mittelpunkt bei -12 dB angesiedelt und nicht wie beim H2 bei -24dB. Da wir alle ja gerne möglichst maximal aussteuern wollen, kann dies nun beim H2n nun viel sensibler geschehen.
Die Richtcharakteristika beim ZOOM H2n
Das Besondere der H2-Serie ist, dass mehrere Richtcharakteristika zur Verfügung stehen, sondern von einer 90° auf der Vorderseite, einer 120° Stereocharakteristik auf der Rückseite oder beide zusammengenommen zu einer Art Surroundsound mit zwei bzw. vier Kanälen auswählen kann. Ob das Aufnehmen einer Sprachkonferenz, einer Musiksession, eines Konzerts oder auch Aufnahmen in der Natur – das ist eine klare Stärke.
Beim ZOOM H2n hat sich der Hersteller noch eine Verbesserung einfallen lassen: Anstatt der 120° auf der Rückseite ist dort jetzt eine Mitte-Seiten-Aufnahme (M/S) möglich. Hierzu wurden ein Mikrofon mit Nierencharakteristik sowie ein Stereomikrofon verbaut. Eine Anwendung der gerne im Film verwendeten MS-Technik ist, dem Klangbild in der Mitte die Hauptaufmerksamkeit zu geben, während Seiten- und Nebengeräusche anteilig dazugesteuert werden können.
In der Praxis ergibt sich dadurch nicht nur eine Erweiterung des Stereobildes auf der Rückseite von 150° und damit eine noch genauere Möglichkeit der Abbildung eines 360° Sourroundsounds, sondern durch das komplette Herunterregeln der Stereomikrofone, eine echte Nierencharakteristik. Leider befindet sich diese, wie hier beschrieben, auf der Rückseite, was einen erheblichen Nachteil hat. Gerade diese Nierencharakteristik eignet sich unter anderem hervorragend zum Einsprechen, Einsingen, Skypen oder, oder, oder – und die werden meist ohne die Hilfe Anderer durchgeführt.
Da sich die Niere jedoch auf der Rückseite befindet, lässt sich das Display und damit die Aussteuerung nicht einsehen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass ZOOM die Möglichkeiten der Charakteristiken vorne und hinten getauscht hätte. ZOOM sieht wohl den Haupteinsatz in der 90° vorderen XY-Microfonie. Nichtsdestotrotz – es ist gut, dass diese Möglichkeit nun überhaupt besteht.
Die Aufnahme – Recording
Ist die Richtcharakteristik über einen drehbaren Schalter oben auf dem Gerät eingestellt, so kannst Du das Eingsangssignal mithilfe eines Drehrädchens an der Seite aussteuern. Beim Zoom H2 geschah die Aussteuerung über zwei Knöpfe mit denen man zwischen 127 Abstufung wählen konnte. Hinzu kam ein Auswahlschalter an der rechten Seite, der die Mic Gain in Low, Middle und High vorregelte. Dieser Schalter entfällt beim H2n und die gesamte Bandbreite ist nun über das Drehrad zu regeln.
Dieses Vorgehen ist insgesamt sehr zu begrüßen. In der Praxis muss die Gesamtlautstärke verringert werden, denn das H2n kommt mit einem sehr hohen Eingangswert auf der niedrigsten Stufe voreingestellt (beim Vorgängermodell wäre dies etwa die Stufe Middle). Dies hat zur Folge, dass sehr laute Konzerte, sehr sensibel zwischen zwischen den Stufen 0 und 1 ausgesteuert werden müssen. Auch bei ungünstigen Proberäumen könnte dies ein Problem sein. Lässt sich ja ändern.
Die Aufnahmequalität des H2n hat sich gegenüber dem Vorgängermodell deutlich verbessert. Aufnahmen mit dem H2n sind um einiges detailreicher in den Höhen, wodurch sich gerade Räume besser abbilden lassen – ohne jedoch einen warmen Grundcharakter zu verlieren. Die Aufnahmen klingen dadurch wesentlich differenzierter im Stereobild als die des Vorgängermodells. Auch wenn die Aufnahmen teilweise starke Spitzen aufweisen, so kann man diese zumindest im Nachhinein regulieren.
Klangbeispiele – Vergleichsaufnahmen ZOOM H2 & ZOOM H2n
Sprachaufnahme (M/S) ZOOM H2:
Sprachaufnahme (M/S) ZOOM H2:n
Gitarre (XY) H2:
Gitarre (XY) H2n:
Umweltgeräusche (Sourround) H2:
Umweltgeräusche (Sourround) H2n:
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ZOOM H2n Test-Fazit
ZOOM hat an allen wichtigen Baustellen das H2n verbessert. Vom Design, über die Bedienung bis hin zur Klangqualität, alles hat sich erfreulich verbessert. Das hinterlässt einen guten Eindruck. Für einen vergleichsweise kleinen Geldeinsatz, bekommt der geneigte Käufer mit dem ZOOM H2n ein Top-Aufnahmegerät und Mikrofon für nahezu alle Lebenslagen.
Da der Akku mit der neuen Version des Field Recorders bis zu 20 Stunden reicht, kann das Gerät endlich auch ständiger Begleiter auf wirklich allen Sessions, Interviews oder Klangsafaris sein. Um die Durchhaltekraft des Akkus muss man sich nun keine Sorgen mehr machen.
Auch die Möglichkeit das ZOOM H2n per USB an einen Audio Computer anzuschließen und dort als externes Mikrofon zu betreiben darf nicht unerwähnt bleiben. Vorbei sind damit die Gespräche über Skype, die mit den schlechten Laptop-Mikrofonen aufgezeichnet wurden und daher schrecklich klangen.
Der zur Vorgängerversion geringer ausfallende Lieferumfang fällt negativ auf, immerhin kostet das Zubehörpaket ganze 40,- Euro Aufpreis bzw. zusätzlich. Inhaltlich würde ich mir noch wünschen, dass die Nierencharakteristik nicht auf der Rückseite des Geräts möglich wäre, sondern vorne. Oder anders gesprochen: Wenn ich mich selbst mit einer Niere aufnehme, würde ich gerne die Möglichkeit haben, das Display anzusehen. Sei’s drum.
Features ZOOM H2n Review
- Hersteller: ZOOM
- Aufnahme von MP3 oder WAV
- XY- sowie M/S-Stereo-Mikrofonie
- USB 2.0 Schnittstelle
- 20 Stunden Laufzeit
PASSEND ZUM ZOOM H2n Test