Yamaha HPH-MT7 Test
Erschwinglicher Live- und Studiokopfhörer
Von Felix Baarß am 01. September 2017
Yamaha HPH-MT7 Test-Fazit
4
DELAMAR
SCORE
Kopfhörer in geschlossener Bauart für Tonstudio-, Homestudio- und Live-Anwendungen. Der Yamaha HPH-MT7 ist ein dynamischer Kopfhörer in geschlossener, ohrumschließender Bauweise. Sein Klang liegt locker auf fortgeschrittenem Niveau, wie es in dieser Preisklasse erwartet werden darf. Sehr tiefe Bässe treffen auf luftige Höhen, Raumbild und Dynamik sind überzeugend. Dazu kommen starke Verarbeitung und guter Komfort. Schade, dass das Kabel nicht abnehmbar ist und eine gewisse Überbetonung in den hohen Bässen an der Tauglichkeit für analytisches Hören rüttelt.
PRO
- Breiter Übertragungsbereich – tiefe Bässe, luftige Höhen
- Ausgewogener Frequenzgang mit einer Ausnahme (siehe Contra)
- Weitgehend differenzierte Räumlichkeit für ein geschlossenes Modell
- Akkurate Mikrodynamik für zackige Instrumentenanschläge
- Angemessener Tragekomfort
- Gute Verarbeitung
- Gediegenes, schnörkelloses Design
CONTRA
- Überbetonung der hohen Bässe
- Kabel nicht abnehmbar
Für wen?
Ambitionierte Einsteiger und Fortgeschrittene im Homestudio oder am FOH-Mischpult für kleinere Veranstaltungen.
Was ist es?
Der Yamaha HPH-MT7 ist ein Kopfhörer, der mit dem Fokus auf die Anwendung in Tonstudios und bei Live-Veranstaltungen gebaut wurde. Der relativ niedrige Preis macht ihn potentiell für das Homestudio und kleinere Gigs attraktiv.
Die Polster umschließen deine Ohren vollständig und die Ohrmuscheln sind geschlossen. So ist dieser Kopfhörer grundsätzlich zum Aufnehmen von Sprache und Gesang nah am Mikrofon geeignet.
Unser Proband im Yamaha HPH-MT7 Erfahrungsbericht ist in zwei Ausführungen zu haben: mit schwarzen und mit weißen Ohrmuscheln, Letztere heißen MT7W (»W« für »White«). Bis auf die unterschiedliche Farbgebung sind sie identisch und kosten dasselbe.
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Yamaha HPH-MT7 Test
Erster Eindruck
Das Design kann mit seiner zeitgenössisch klaren Linienführung bei mir punkten. Nur das Herstellerlogo schmückt jeweils die glatte Oberfläche beider Muscheln und oben auf dem schwarzen Kopfbügelpolster ist ein subtil eingearbeiteter Yamaha-Schriftzug zu sehen.
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Ich wäre sowohl mit der weißen als auch mit der schwarzen Variante sehr gerne in der Stadt unterwegs. Was meinst Du?
Verarbeitung
Bügelgestell und Ohrmuscheln sind aus dem recht widerstandsfähigem, kratzfesten ABS-Kunststoff gefertigt. Die Gabeln bestehen aus Druckguss-Aluminium. Auch bei starkem Verbiegen und Verwinden des Kopfhörers ist höchstens mal ein subtiles Quietschen der Gabelgelenke zu hören. Ansonsten knirscht und knackt hier gar nichts. Bestens.
Die potentiellen Schwachstellen eines jeden Kopfhörers – die Gelenke der Gabeln – machen hier einen guten Eindruck und verheißen Langlebigkeit. Endgültige Klarheit wird aber nur ein Langzeittest schaffen können.
Schließlich sorgt das schweißabweisende Bügelpolster für längere Haltbarkeit und guten …
Tragekomfort
Die Polster bestehen aus Proteinleder – ein synthetisches Leder mit vergleichsweise weicher, fein strukturierter Oberfläche. Sie sind ausreichend voluminös und weich in der Fütterung, wenn auch nicht so kuschelig wie beim Yamaha HPH-MT8 [Test].
Je nach Kopf lassen sich Passform und Anpressdruck durch das Herausziehen der Gabeln variieren. Dabei gibt es 4 cm Spielraum, Du wirst ganz sicher eine passende Einstellung finden. Nun ist ein Urteil über den Anpressdruck in der Praxis möglich – er ist moderat, also sowohl bequem als auch festen Halt gewährleistend.
Wenn Du einseitig abhören willst, kannst Du eine der Muscheln einfach um die vertikale Achse umklappen. Das kenne ich noch nicht von Kopfhörern, die vornehmlich für den Einsatz im Studio- und Live-Bereich beworben werden. Ich schiebe die Muschel dafür aber lieber hinters Ohr – dies funktioniert mit unserem Kandidaten ebenso problemlos.
Das Gewicht ist mit 280 Gramm (ohne Kabel) absolut im Rahmen, wenn man sich auf dem Markt für ohrumschließende Kopfhörer umschaut. So wird der Yamaha HPH-MT7 auch bei langen Sessions nicht für Ermüdungserscheinungen sorgen.
Verkabelung
Das Kabel ist beträchtliche drei Meter lang. Es macht einen robusten Eindruck und ist durch einen kleinen Stutzen an der Ohrmuschel ausreichend knickgeschützt. Der Stecker ist mit einem verchromten Metallgehäuse versehen und am Kabelübergang findet sich eine Spiralfeder als Knickschutz. Sehr adrett!
Schade, dass sich das Kabel nicht abnehmen lässt. So kann es bei einem Defekt nicht schnell ausgetauscht werden und die Nutzung von Drittherstellerkabeln ist nicht möglich. Ich hätte gerne ein solches (oder ein mitgeliefertes Zweitkabel) verwendet, denn mir sind die drei Meter in den meisten Fällen zu lang und unhandlich. Alternativ hätte ich ein Spiralkabel gerne gesehen.
Standesgemäß sind sowohl der Miniklinkenstecker als auch der mitgelieferte, schraubbare 6,35-mm-Adapter goldbeschichtet und damit vor Korrosion geschützt.
Klang
Beim Erstkontakt mit einem anliegenden Signal fällt die hohe Ausgangsleistung auf. Die hohe Empfindlichkeit und relativ niedrige Nennimpedanz von 49 Ohm führt dazu, dass die meisten Ausgabegeräte bzw. dazwischengeschaltete Kopfhörerverstärker vergleichsweise wenig aufgedreht werden müssen. Dem Grundrauschen kann das nur zugutekommen, zudem ist der Einsatz an allen möglichen Klein- und Kleinstgeräten mit relativ schwachem Output möglich.
Schallisolierung
Für die meisten Anwendungen im Live- und Studiobereich ist definitiv eine ausreichende Schallisolierung gegeben. So kannst Du ungestört von Umgebungsgeräuschen lauschen und arbeiten. Zudem dringt das Monitoring-Signal nicht so stark nach außen, dass es von einem Mikrofon beim Vocal Recording wieder mitaufgeschnappt würde.
Frequenzgang
Der Übertragungsbereich des Yamaha HPH-MT7 ist weit ausgedehnt. Die Bässe reichen so richtig tief in den Frequenzkeller hinab, das ist eine echte Freude. Wie schön, dass ich auch in den höchsten Höhen keinerlei Beschränkung spüre.
Eine gewisse Überbetonung in den höheren Bässen ist zu spüren. So lässt sich ein »Bauch« zwischen 100 und 250 Hertz nicht wegdiskutieren, was oft einen durchaus angenehm kräftigen, fülligen, satten Sound sorgt. Gleich danach folgt wieder Senke bis etwa 600 Hertz. So werden Klanganteile, die an den »Bauch« angrenzen, etwas in den Hintergrund gedrängt. Hier gefällt mir der MT8 besser – na klar, der ist rund 50 Euro teurer, doch hat er auch in einigen anderen Aspekten die Nase vorn.
Wie erwähnt, sind die Höhen bis in die äußersten Spitzen des normalen menschlichen Hörvermögens präsent und insgesamt sehr ausgeglichen. Hier kann ich nur Gutes vom Frequenzgang berichten, denn zarte, luftige Details in zweistelligen Kilohertz-Bereichen werden für meine Begriffe ausgeglichen wiedergegeben.
Stereopanorama und Räumlichkeit
Stereopanorama und Tiefenstaffelung sind für einen Kopfhörer ist geschlossener Bauweise gut bis sehr gut ausgeprägt. Einzelne Instrumente lassen sich sehr gut auf der virtuellen Bühne orten bzw. umgekehrt im Mix an verschiedenen Stellen platzieren. In der Tiefe geht es auch recht differenziert zu, beispielsweise herrschen gut hörbare Kontraste zwischen einem »trockenen« Klang und dessen Hallfahne.
Erneut fällt der Yamaha HPH-MT7 ein wenig hinter dem 8er-Modell zurück. Wenn mich meine Ohren nicht täuschen, verhält es sich so: Die erwähnt starken Hochbässe sitzen ja in praktisch allen musikalischen Produktionen in oder nah an der Monomitte – dementsprechend ist in einem gewissen »Dunstkreis« um die Mitte herum die Separation der Einzelschallereignisse schwächer ausgeprägt. Jenseits davon ist alles in Butter, so dass sich Klänge in den seitlichsten Ausläufern des Stereopanoramas sehr differenziert lokalisieren lassen.
Impulsverhalten
Der Yamaha HPH-MT7 klingt angenehm »zackig«, Anschläge von Instrumenten klingen nur unerheblich »weicher« als vom zugeführten Audiosignal vorgesehen. Technischer formuliert: Die Ein- und Ausschwingvorgänge der Membran sind preisklassengemäß kurz. So ertönen gerade Schlaginstrumente wie Kick- und Snare-Drums mit veritablem Punch und ganz allgemein profitiert die Detailfreude.
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Yamaha HPH-MT7 Test-Fazit
Der Yamaha HPH-MT7 erfüllt alle meine Erwartungen in dieser Preisklasse, wenn er als Kopfhörer zum Abhören während des Recordings genutzt werden soll. Die Abschirmung ist bauartbedingt gegeben, der Komfort stimmt und der kräftige Sound ist differenziert genug, dass man dem Playback-Signal mit Freuden lauscht … und dementsprechend zu tollen Gesangs- oder Instrumentaleinlagen animiert.
Abgrundtiefe Bässe gefällig? Kannst Du hier haben. Gut, dass der Übertragungsbereich auch am oberen Ende weit ausgedehnt ist, denn die Höhen sind in vollem Umfang präsent. Zwischendrin zeigt sich der Frequenzgang in den meisten Bereichen ausgeglichen, der Sound ist also hinreichend neutral und »wahrheitsgetreu«. Mit einer Ausnahme, gleich mehr dazu.
Löblich ist auch die räumliche Transparenz für ein geschlossenes Modell. Fast alle Klänge lassen sich sehr gut lokalisieren oder umgekehrt beim Abmischen auf der breiten virtuellen Bühne verteilen. »Fast alle«? Auch dazu gleich mehr. Was den Klang angeht, möchte ich abschließend die angemessene Impulstreue positiv herausstellen, also die Akkuratesse von Transienten und entsprechende »Knackigkeit« von Kick Drums und dergleichen.
In der B-Note punktet unser Kandidat mit viel Komfort auf meinem Kopf (mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf deinem) – Anpressdruck und Polsterung spielen gut zusammen, auch das Gewicht ist niedrig für einen ausgewachsenen Over-Ear-Kopfhörer.
Meine Einschätzung der positiven Aspekte im Yamaha HPH-MT7 Test beschließe ich mit einem Lob der guten Verarbeitung und sauberen Fertigung. Außerdem gefällt mir das Design – Geschmackssache, aber dir wird die konsequent umgesetzte Formensprache Marke »schlichte Eleganz« auffallen. Sie erinnert nicht von ungefähr an die hauseigene Studiomonitor-Legende HS10.
Auf zwei kleine, aber für dich möglicherweise kaufentscheidende Schattenseiten muss ich hinweisen. Zum einen weist der 7er eine moderate Überbetonung in den hohen Bässen auf – in manchen meiner Referenzsongs führte das zu einem merklichen Ungleichgewicht, wobei insbesondere die Mittenfrequenzen über dem betonten Bereich recht stark in den Hintergrund rückten. Zuweilen führte das auch zu einem undifferenzierten Raumbild rings um die Phantommitte. Der (zu Recht) 50 Euro mehr kostende Yamaha HPH-MT8 [Test] klingt wesentlich ausgeglichener.
Ferner lässt sich das Kabel leider nicht abnehmen, ein Austausch bei Nichtgefallen oder Defekten ist also nicht möglich. Ich meine, dass man ab ~125 Euro durchaus schon auf dieses Feature pochen darf.
Doch alles in allem hat sich der Proband im Yamaha HPH-MT7 Test gute vier von fünf Punkten redlich verdient. Ich sehe ihn stärker beim Recording und beim ungezwungenen Musikhören auf fortgeschrittenem Niveau als beim Mixing – für diesen verweise ich mit allem Nachdruck auf den oben verlinkten MT8. Tests beim Musikalien- oder Elektronikhändler deines Vertrauens lohnen sich in beiden Fällen.
Features Yamaha HPH-MT7 Review
- Hersteller: Yamaha
- Kopfhörer für den Studiogebrauch & Live-Monitoring
- Bauweise: geschlossen, ohrumschließend
- Wandlerprinzip: elektrodynamisch
- Treiber: 40 mm
- Nennimpedanz: 49 Ω
- Empfindlichkeit: 99 dB/mW
- Maximale Eingangsleistung: 1.600 mW @ 1.000 Hz
- Übertragungsbereich: 15–25.000 Hz
- Maße: 170 x 195 x 98 mm (ohne Kabel)
- Gewicht: 280 g (ohne Kabel)
- Lieferumfang
- Kopfhörer: Yamaha HPH-MT7
- Schraubbarer Adapter: 3,5 mm > 6,35 mm
- Gepolsterter Beutel
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