WaveLab 9 Pro Testbericht
Audio Editor generalüberholt und erweitert
Von Marius Schweitzer
WaveLab 9 Pro Test-Fazit
5
DELAMAR
SCORE
Etablierte Audio-Editor und Mastering-Software für Windows & Mac OS X. Ein frisches, überaus sinnvoll erneuertes Interface, separate M/S-Bearbeitungsoptionen für jeden virtuellen Effekt, ein großes Plugin als modulare Kommandozentrale für die wichtigsten Mastering-Effekte und mehr – WaveLab 9 Pro lohnt sich.
PRO
CONTRA
- —
Für wen?
Professionelle Mastering-Engineers.
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Was erwartet dich?
Bei WaveLab 9 Pro handelt es sich um die vollausgestattete Version eines Audio-Editors bzw. einer Mastering-Software. Das Programm für Windows & Mac OS X eignet sich zur Audiobearbeitung aller Art (z.B. auch Restauration) bzw. zum Mastering von Musikstücken.
Im folgenden Kompakttest nehmen wir die wichtigsten Neuerungen für dich unter die Lupe. Den Kaufpreis und die Kernmerkmale dieses Musikprogramms findest Du im Infokasten.
Benutzeroberfläche
Die Benutzeroberfläche ist stark modernisiert worden. Das zeitgenössische »Flat Design« hat Einzug gehalten und die Sektionen sind in mehrere Registerkarten unterteilt – die logische Struktur ist gut nachvollziehbar und erleichtert die Übersicht.
PASSEND DAZU
- Mastering
- Acon Digital Acoustica Premium Edition 7: Vielversprechender Audio-Editor
- PreSonus Studio One 2 Tutorial: Benutzeroberfläche
- Wavelab 7 Test: Mastering-Suite von Steinberg
- MAGIX Music Editor 3: Audiobearbeitung für den schmalen Geldbeutel
Im Editorbereich gibt es kontextabhängige »Ribbons« à la Word, Excel & Co. Elementare Funktionen und Darstellungsoptionen sind nach wie vor über die klassische Menüleiste oben erreichbar.
Das Andocken der Sektionen und deren dynamisches Vergrößern/Verkleinern bei Größenänderungen des gesamten Programmfensters funktioniert gut. Die Multi-Monitor-Unterstützung habe ich noch nicht testen können, ist aber eine weitere potentielle Attraktion. Kurzum: Der Facelift ist überaus gelungen.
Dateigruppen & Projekt-Manager
Der Projekt-Manager kommt wie gerufen für große Projekte. Du hast alle Dateigruppen und die darin steckenden Dateien im Blick – die Dateigruppen sind vielleicht nicht so sexy wie andere Features, aber eine der stärksten Weiterentwicklungen von WaveLab 9. Projekten mit vielen Dateien kannst Du die nötige Struktur geben, um den Überblick zu behalten. Das kommt dem Workflow sehr zugute.
In der Dateiübersicht siehst bzw. steuerst Du den Status der verwalteten Dateien in drei Parametern: geöffnet ja/nein, modifiziert ja/nein sowie als temporär/permanent für das Projekt markiert. Auch kannst Du von hier aus Dateien per Drag & Drop in den Audio-Editor oder eine Montage ziehen. Es ist schwer vorstellbar, künftig bei anspruchsvollen Projekten auf diese Funktionen zu verzichten.
Monitoring, wie es beliebt
Das Abhören in Mono, des Mitten- oder Seitensignals allein und weitere Monitoring-Optionen sind jetzt zwei Mausklicks entfernt. Direkt unter den Master-Fadern erwartet dich ein kleines Menü mit den hier rechts im Bild dargestellten Optionen.
M/S ist überall
Es ist nun möglich, mit jedem beliebigen Plugin wahlweise nur den Mitten- oder den Seitenanteil eines Stereosignals zu bearbeiten. In welcher Manier Du die M/S-Stereofonie bearbeiten willst, regelst Du über einen Button in der Kopfzeile eines jeden Plugin-Fensters. Diese systemweite Integration ist bequemer und praxisgerechter, als entsprechende Helfer-Plugins zu nutzen.
So wird dem Trend der letzten Jahre Rechnung getragen – aus gutem Grund drängen mehr und mehr Outboard-Effektgeräte auf den Markt, die in puncto M/S-Bearbeitung differenziert zu Werke gehen können. Der oben verlinkte Artikel zur M/S-Stereofonie listet Vorteile dieser Philosophie auf, die aus dem modernen Mastering nicht mehr wegzudenken ist.
Neue Plugins
Das prominenteste neue Plugin ist das »Master Rig«, in dem bis zu sechs interne Effektmodule seriell verkettet werden können. Wähle aus diesen Modulen: EQ, dynamischer EQ, Kompressor, Limiter, Sättigung und Stereoverbreiterung.
Klanglich sind sie weitestgehend überzeugend und bieten mit Multiband- sowie M/S-Bearbeitung in den meisten Modulen viele Freiheiten. Auch bedientechnisch werden Punkte eingeheimst – das Modul-Routing ist per Drag & Drop verschiebbar, Undo & Redo ist an Bord, das Interface ist klar und großzügig gestaltet.
Den Expander und den Envelope Shaper (beide mit 4-Band-Bearbeitung gesegnet) kennt der eine oder andere vielleicht schon seit Cubase 8. Wer die Dynamik von bestimmten Instrumenten in einem Mix bearbeiten (Expander) oder deren Transienten bearbeiten (Envelope Shaper) möchte, ist hier richtig.
Integration mit Cubase & Nuendo
Die Funktion »Exchange« sorgt für eine recht bequeme Integration in Cubase bzw. Nuendo. Mit einem neuen Cubase-Menübefehl lässt sich der selektierte Audioclip flugs in WaveLab importieren.
Editiere ihn, klick dann auf einen Button in der Kopfzeile der Audio-Editor-Sektion und schon wird der bearbeitete Clip an Cubase zurückgeschickt. Das Ganze funktioniert auch mit den gerenderten Spuren eines kompletten Projekts, wobei in WaveLab eine entsprechende Montage erstellt wird.
Wer bisher mit der Adobe Creative Cloud und damit mit Audition gearbeitet hat, wird diese Art der Integration sehr zu schätzen gelernt haben.
Sonstiges
Zu den sonstigen Erweiterungen zählen die Clip-basierte Automation von Send-Effekten (Hüllkurven-basiert), ein Suchfilter für Plugins durch das Eintippen von Teilen derer Namen und mehr. Alles funktioniert so, wie ich es mir wünsche, und spätestens im Verbund mit den großen neuen Features ergibt sich ein Bild, das dem Sprung in der Versionsnummer angemessen ist.
Fazit im WaveLab 9 Pro Testbericht
Allein die Generalüberholung der Benutzeroberfläche und das Projekt-Management wären mir im Sinne eines verbesserten Workflows ein Update wert. Auch die tief integrierten Optionen zur M/S-Bearbeitung pro Plugin tragen erheblich zum positiven Gesamtbild bei, das ich von WaveLab 9 Pro gewinnen konnte.
Und die neuen Plugins? Es ist wie immer bei integrierten Effektlösungen: Besitzt Du schon sehr gute Plugins in den Bereichen, die das Master-Rig und die beiden Multiband-Dynamikeffekte abdecken, müssen andere Neuerungen den Kauf- bzw. Upgrade-Preis rechtfertigen.
Wie erwähnt, gibt es für mich mehr als genug davon. Im Test funktionierten alle neuen Features einwandfrei, die angestammten Basics ebenso.
Der Mitbewerber iZotope bietet mit Ozone auch eine feine Mastering-Suite, die aber nicht so umfassend für alle Eventualitäten des Geschäfts gerüstet ist. Dafür kostet die Suite auch fast 200 Euro weniger. Einen ähnlichen Eindruck habe ich von Adobe Audition.
Ergo: Das Upgrade lohnt sich und (angehende) Mastering-Profis sollten das Programm für komplexe Projekte ganz oben auf ihre Kandidatenliste setzen. Wer nur einen einfachen Audio Editor zum Aufnehmen und Schneiden von Audiodateien benötigt, sollte ohnehin nach einer kleineren Lösung suchen. Das hier getestete WaveLab ist eher als Mastering-Software für Profis zu sehen.
Features WaveLab 9 Pro Review
- Hersteller: Steinberg
- Audio-Editor und Mastering-Software
- Für Windows & Mac OS X
- Maximale Sample-Rate: 384 kHz
- Interne Bearbeitung: 32-Bit Fließkomma
- Maximale Audiospuren: >1.000
- Master-Effekt-Slots: 12
- Clip-Effekt-Slots: 10
- Mitgelieferte Effekt-Plugins: 41
- Sample-genaue Audiobearbeitung
- Mehrspurige Audio-Arrangements möglich
- Recording
- Restauration
- Stapelverarbeitung
- Mid/Side-Monitoring, -Editierung und -Verarbeitung
- Unbegrenzte Dateigröße
- Preise für Updates & Upgrades:
- Updates von 99,99 Euro (Version 8.5) bis 249,- Euro (Version 6)
- Upgrade von Elements 7, 8 oder 9 auf Pro 9 für 479,- Euro
- Alle Preise inkl. MwSt.
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