Waldorf Quantum Test
Synthesizer im Multiversum
Von Felix Baarß am 17. Juli 2018
Waldorf Quantum Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
8-fach polyphoner, bitimbraler Synthesizer mit analogen Filtern und 61 Tasten.
Der Waldorf Quantum ist ein Schwergewicht, dem in vielen Belangen kein Kontrahent das Wasser reichen kann. Vier Synthese- und Sampling-Formen, analoge und digitale Filter, quantitativ und qualitativ herausragende Modulationswerkzeuge, Effekte, Arpeggiator, Step Sequencer und mehr können fast durchweg begeistern. Die Bedienung ist wunderbar direkt mit zahlreichen Potis und einem Touchscreen im klaren Layout. Der ungeheuer vielfältige Klang glänzt besonders bei den komplexen digitalen Syntheseformen. Kleine Wermutstropfen: Es gibt »nur« acht Stimmen.
PRO
- 4 umfangreich ausgestattete Syntheseformen für Klänge aller Art
- Üppige Modulationsoptionen mit 7 komplexen LFOs und 6 ADSR-Hüllkurven
- Gute analoge Tiefpassfilter
- Vielfältige digitale Filter und Effekte
- Sehr aufgeräumte Bedienoberfläche
- Direkter Workflow dank physischen Reglern für fast alle Klangparameter
- Gut lesbarer, zuverlässig reagierender Touchscreen
- Sehr gute Tastatur von Fatar
- Gelungenes Sortiment an Ein- und Ausgängen
- Sehr gute Verarbeitung
CONTRA
- Polyphonie dürfte in dieser Preisklasse höher sein
Für wen?
Anspruchsvolle Musiker mit einem Faible für komplexes Sounddesign.
Was ist es?
Der Waldorf Quantum ist ein digitaler Synthesizer mit 61 Tasten. Er richtet sich an Musiker, die für ihr Sounddesign ein sehr ergiebiges Instrument suchen. Vier Syntheseformen sind möglich: Wavetables, klassische Wellenformen der analogen Synthese, Sampling und granulare Synthese kombiniert sowie der neuartige »Resonator«.
Der Synthesizer ist bitimbral (wahlweise mit Split oder Layern), wobei je acht Stimmen erklingen können. Drei Oszillatoren treffen auf zwei analoge Tiefpassfilter, einen digitalen Multimode-Filter und fünf digitale Effekte. Zur Modulation finden sich je sechs ADSR-Hüllkurven und LFOs sowie ein zusätzlicher, besonders ausgefeilter LFO. Ein Arpeggiator und ein Step Sequencer sind integriert.
Zur Klangformung gibt es zahlreiche dedizierte Drehregler sowie einen Touchscreen mit endlos laufenden Potis für kontextabhängige Parameter. Stereo-Ausgänge für das Master-Signal, das Aux-Signal (unabhängig vom Gesamtlautstärkeregler und Kompressor) und einen Kopfhörer stehen bereit. Ein Stereo-Eingang ist an Bord. MIDI gelangt über klassische DIN-Buchsen und USB hinein und hinaus.
Überblick: Waldorf Quantum Features
- Synthesizer mit hybrider Klangerzeugung (analog und digital)
- 61 Tasten mit Channel Aftertouch
- 2 Timbres mit je 8 Stimmen
- 4 Syntheseformen: Wavetables, subtraktive Synthese, granulares Sampling, Resonator
- Duales analoges Tiefpassfilter + digitales Multimode-Filter
- Digitale Effekte
- Arpeggiator & Step Sequencer
- Touchscreen
- Stereo-Input, Stereo-Outputs für beide Timbres
Video mit Klangbeispielen vom Waldorf Quantum
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Waldorf Quantum Test
Erster Eindruck
Die Verarbeitung überzeugt. Und so ein klares Layout sieht man selten – die Bedienoberfläche des Waldorf Quantum ist hervorragend gelungen. Die logisch angeordneten Regler mit großen Zwischenräumen gefallen mir sehr. Obendrein sind sie haptisch einwandfrei dank gutem Drehwiderstand und festsitzenden Kappen.
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Verschiedenfarbig leuchtende LEDs unter allen Reglern (abgesehen von den Multifunktionsreglern rund ums Display) tragen potentiell zur Übersichtlichkeit bei. Gerade bei den verschiedenfarbig gekennzeichneten Syntheseformen ist das nützlich. Irritieren sie dich, schaltest Du sie ab.
Das Display ist blickwinkelstabil und leuchtstark (schon bei den standardmäßig eingestellten 80%).
Boot & Startup
Es dauert gut zehn Sekunden, bis der Synthesizer nach dem Einschalten spielbereit ist. Wer das Gerät live auf der Bühne einsetzen möchte, sollte das bedenken. Es ist kein Spitzenwert, aber weit entfernt von der halben Minute, die der ein oder andere Mitbewerber benötigt.
Firmware Update
Beim Start erscheint ein Hinweis auf Firmware-Updates und die Support-E-Mail-Adresse. Das Update habe ich heruntergeladen und in ca. 40 Sekunden eingespielt. Dafür steht ein SD-Kartenslot zur Verfügung, der auch zum Transfer von Presets, Wavetables etc. geeignet ist.
Handbuch
Als dieser Waldorf Quantum Test verfasst wurde, lag das Handbuch nur in einer englischen Fassung vor. Es ist leserlich gestaltet und verständlich geschrieben. Immer wieder gibt es Praxistipps, um Klang X, Feature Y oder Verhaltensweise Z schnell nachvollziehen zu können.
Tolle Tastatur
Standesgemäß bietet der Waldorf Quantum eine sehr gute Klaviatur mit opulentem Spielgefühl. Der Tastenwiderstand ist nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer – so ist flinkes Spielen möglich. Das Feeling ist natürlich nicht so Piano-artig wie bei der Hammermechanik des Yamaha Montage 8, aber für eine gewichtete Tastatur praktisch perfekt.
Die Pitch- und Mod-Wheels brillieren bei Widerstand und Federung, sitzen perfekt auf ihren Achsen und sind griffig.
Oszillatoren des Waldorf Quantum
Drei identisch ausgestattete Oszillatoren sind am Start. Wähle für sie jeweils eine von vier Syntheseformen:
- Wavetable-Synthese
- Subtraktive (virtuell-analoge) Synthese
- »Particle Generator« – Sampling und granulare Synthese
- »Resonator« – neuartige Syntheseform
Hübsch und übersichtlich: Je nach Syntheseform ändert sich die Farbe aller LEDs in der Oszillator-Sektion (türkis für Wavetables, grün für subtraktive Synthese etc.). Für Sounddesign in aller Ruhe und von Grund auf schaltest Du zwei der drei Oszillatoren einfach ab, indem Du den Button des jeweils aktiven Synthesemodus‘ drückst.
Lies auch: Was ist ein Oszillator?
Wavetable-Synthese
Die Wavetable-Synthese entspricht der des hauseigenen virtuellen Synthies »Nave«. Der Synthesizer greift hier quasi auf ganze Wellenformpakete zurück, um diese nach einem bestimmten Muster zu durchfahren und damit erste Klänge zu erzeugen.
Eine große Auswahl an Wavetables steht zur Verfügung, weitere lassen sich importieren oder aus eigenen Samples generieren. Startpunkt, Geschwindigkeit, Richtung und viele weitere Parameter für das »Durchfahren« der Wavetable sind editierbar. Viele davon lassen sich modulieren. Auch als Frickler vermisse ich nichts.
Du kannst ein Wort oder eine Phrase eintippen, die dann von einer Computerstimme gesprochen und in eine Wavetable umgewandelt wird.
Subtraktive (virtuell-analoge) Synthese
Hier sind die klassischen Wellenformen analoger Synths zugänglich:
- Sinus
- Sägezahn
- Dreieck
- Rechteck (Puls)
- Weißes Rauschen
- Rosa Rauschen
Der Warp-Parameter krempelt diese auf verschiedene Arten um, je nach Wellenform. Beispiel: Beim Dreieck wird stufenlos zwischen Sägezahn und Dreieck überblendet. Hervorragend für subtile Timbre-Änderungen, die im Sounddesign die Welt bedeuten können.
Zudem findest Du einen Unisono-Modus mit bis zu acht Stimmen (in 0,1-Schritten justierbar) und fein regulierbarem Detuning. Ultrafette Leads und Bässe à la Supersaw & Co.? Kein Problem.
Stark: Bis zu vier der Unisono-Stimmen sind separat in ±12 Halbtonschritten justierbar. Das ist vergleichbar mit einem zuschaltbaren Chord-Modus und ergibt quasi eine 4-fache Paraphonie mit festen Tonabständen.
Lies auch: Unterschied Polyphonie vs. Paraphonie
»Particle Generator« – granulare Synthese und mehr
Dieser Modus basiert auf dem Playback von mindestens einem Sample für alle Tasten oder einem Mutisample (mit verschiedenen Sounds für die Tasten):
- Unterstützte Dateitypen: WAV, AIFF, AIFC mit beliebigen Sample- und Bitraten
- Mögliche Quellen
- Flash-Speicher des Waldorf Quantum
- Mit dem Quantum gemachte Audioaufnahmen
- SD-Karte
- Auch »Streaming« über den Audio-Eingang möglich
Bei der Sample-Abspielart wählst Du die gewöhnliche (wie bei einem Sampler) oder jene für granulare Synthese. Zu Letzterem: Das Zusammenspiel der vielen aus dem Sample-Material gewonnenen Partikel erzeugt ungewöhnliche »Klangwolken«. Spannend, gerade für Filmmusik oder atmosphärische Spiele-Soundtracks.
4 GB interner Speicher für eigene Samples stehen zur Verfügung. Der direkte Kontrahent Dave Smith Instruments Sequential Circuits Prophet X – ebenfalls ein Synthesizer mit Sampler-Fähigkeiten – bietet 50 GB internen Speicher.
Neuartige Syntheseform »Resonator«
Am Anfang steht hier ein kurzes Rauschen oder ein bzw. mehrere Samples deiner Wahl. Dieses Signal wird durch mehrere Bandpass-Filter geschickt. Die resonierenden Filter erzeugen einen durchaus etwas FM-artigen Sound.
Die Flexibilität dieser Syntheseform hat mich umgehauen. Der quirlige, konsequent digital anmutende Klang ist mal was Neues. Danke, Waldorf!
Filter im Überfluss
Die Power – und der Preis – des Waldorf Quantum ist nicht zuletzt auf sein Filterarsenal zurückzuführen. An Bord sind zunächst zwei analoge resonante Tiefpassfilter pro Stimme – 2 mal 8 (Stimmen) ergeben stolze 16 Filter.
Es gibt diverse Modi für die gegenseitige Beeinflussung der beiden parallel arbeitenden Filter. Wähle zwischen Flankensteilheiten von 12 und 24 dB/Okt., bei Bedarf gesättigt für mehr analogen Schmutz.
Forme sie mit dedizierten ADSR-Hüllkurven. Deren Intensitäten (und der Einfluss der Velocity auf die Intensität) sind ebenfalls per Poti regelbar. Superzackiges Timing in feinen Abstufungen ist möglich. Auf dem Display verfolgst Du, an welcher Position der Hüllkurve der Sound aktuell ist.
Alles in allem macht es Spaß, mit diesen analogen Filtern zu spielen.
Digitale Filter
Zusätzlich lassen sich diverse digitale Filter im Signalfluss vor, nach oder parallel zu den analogen Filtern nutzen. Es gibt jeweils mehrere Hoch-, Tief- und Bandpass- sowie Kerbfilter (»Notch«).
Die Flexibilität ist gewaltig und der Sound ist tadellos – naturgemäß sauberer und ein wenig »nüchterner« als die analogen. Die Resonanzspitzen sind etwas harscher geraten.
Effekte
Fünf seriell verschaltete Effekt-Slots lassen sich belegen. Für die ersten drei gibt es je zwei dedizierte Potis (Effektintensität + ein sinnvoll gewählter Parameter). Die übrigen steuerst Du ausschließlich per Touchscreen, wo dann auch weitere Parameter für die ersten drei verfügbar sind.
Folgende Effekttypen stehen zur Verfügung:
- Phaser
- Chorus
- Flanger
- Delay
- Reverb
- Parametrischer 4-Band-EQ
- Drive
- Kompressor
Hier kann ich mich über weite Strecken gut austoben. So hat etwa der Phaser mehrere Stages, während das Delay mit High- und Low-Cut-Filtern aufwartet. Der Reverb-Effekt könnte indes mehr Optionen bieten und feiner klingen.
LFOs
Die sechs LFOs (drei davon mit Potis steuerbar) bieten anspruchsvollen Sounddesignern viel Spielraum. Zumal sich damit in der Modulationsmatrix bis zu 40 (!) Parameter gleichzeitig beeinflussen lassen – in unterschiedlicher Intensität/Polarität (±100 %).
Außerdem gibt es …
- Alle gängigen Wellenformen plus Sample & Hold
- Zwei Parameter zum Waveshaping in verschiedenen Arten
- Phasenregelung
- Delay-Regelung zum verzögerten Starten
- Attack & Delay für Ein- und Ausblendungen
- Modulation durch andere Parameter mit Intensitätsregelung
Wow!
Komplex Modulator – LFO der Superlative
Ein separater LFO, bei dem sich zwei einzeln formbare Wellenformen mischen lassen. Dazu kommen dieselben Optionen zur Kurvengestaltung wie bei den gewöhnlichen LFOs und ein Entropie-Regler. Letzterer führt Rauschen und damit zufällige Abweichungen ein. Sehr niedrige Werte sorgen für analog-typische Lebendigkeit, hohe im Idealfall für kreatives Chaos.
Hier können Presets gespeichert, geladen sowie von einer SD-Karte im- und exportiert werden. Alles in allem ein fantastisches Werkzeug, schon beim Einsatz auf nur einem Modulationsziel.
Arpeggiator & Step Sequencer
Der integrierte Arpeggiator ist bestens ausgestattet, inklusive Swing, Latch und Chord-Modus.
Zur Auflockerung der üblichen Laufrichtungen aus Up und Down gibt es 31 Patterns. Das sind Variationen, bei denen einzelne Arpeggio-Noten mal ausgelassen, mal verzögert und/oder akzentuiert werden. Mir gefällt diese Mischung aus den Workflows von Arpeggiator und Preset-basiertem Step Sequencer.
À propos: Alternativ zum Arp kannst Du einen dedizierten Sequencer nutzen. Auch hier sollten kaum Wünsche offenbleiben bei maximal 32 Steps und sieben Parameterspuren (Pitch, Gate, Velocity + 4 frei zuweisbare). Die Programmierung und Verkettung unterschiedlicher Patterns ist jedoch nicht möglich.
Mehr zum Thema: Was ist ein Arpeggiator?
Master-Signal & Ausgänge
Der Mix aus beiden Layern kann abschließend komprimiert werden, ein dedizierter Drehregler findet sich direkt neben dem Master-Regler. Der Master-Pegel wirkt sich auch auf den Kopfhörerausgang aus, wobei für diesen noch ein zusätzlicher Regler an der Rückseite prangt.
Unabhängig vom Master-Pegel und Kompressor ist das Signal für das Aux-Klinkenpaar. Damit lässt sich per Audio Interface eine Aufnahme mit garantiert vollem Pegel und ohne Kompression realisieren. Ob als alleiniges Signal oder als parallele Backup-Spur (im Kontrast zum Master-Output für Monitoring im Studio bzw. Bühnensound).
An allen Ausgängen ist der Output sauber und kräftig.
Audio-Input
Die über den Stereo-Line-Eingang eingespeisten Signale kannst Du …
- durch die Filter und Effekte jagen,
- als Grundlage für die Resonator-Syntheseform nutzen,
- mit dem internen Recorder aufnehmen.
Das ist eines Flaggschiffs würdig und öffnet den Waldorf Quantum für die Symbiose mit deinem Gerätepark. Der Recorder taugt übrigens auch zur Aufnahme des Outputs. Also von allem, was Du spielst (»What you hear is what you get«).
Bedienung
Der Waldorf Quantum lässt sich weitestgehend reibungslos bedienen. Es gibt eine Vielzahl dedizierter Potis für alle wichtigen Klangparameter – mit gutem Drehwiderstand und ringsum genug Platz. Außerdem überzeugen mich die graphische Oberfläche und die Menüstruktur des gut reagierenden Touchscreens.
Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich ein bestimmter Arbeitsschritt nennenswert komfortabler gestalten lässt. Einige Beobachtungen:
- Auf dem Display sind alle übergeordneten Kontrollbereiche (OSC 1, 2 und 3, Filter, LFOs etc.) mit einem Tastendruck zugänglich
- In der langen Preset-Liste macht sich die Scroll-Beschleunigung des Browser-Reglers bezahlt
- Bei vielen Parametern kannst Du angeben, ob die Poti-Auflösung normal, fein oder superfein sein soll
- Das Verhalten der Drehregler ist einstellbar, wenn dessen Parameterwert durch interne Vorgänge verstellt wurde – z.B. auf »Abholen«
- Du kannst wählen, ob nach dem Drehen an Parameter X das Display auf das dazu passende Menü wechseln soll oder eben nicht
Waldorf Quantum – Klang
Pad I
Pad II
Pad III
Sequence I
Sequence II
Lead I
Lead II
Lead III
Bass
Der Waldorf Quantum brilliert in der Wavetable-Synthese. Dafür ist der Hersteller seit der Übernahme von PPG die erste Adresse, was wohl noch lange so bleiben wird. Die Sounds sind ungeheuer vielfältig, charakterlich wandelbar von zart bis druckvoll und klar digital anmutend (nicht so »schmutzig« wie bei analoger Synthese). Sie eigenen sich für lebendige Sequenzen, »morphende« Pads und generell eher komplexe, langanhaltende Sounds.
Noch interessanter ist in meinen Ohren der »Resonator«. Die neuartige Syntheseform, bei der zahlreiche Bandpass-Filter die Hauptrolle spielen, sorgt für glockenähnliche, meist perkussive und »perlende« Sounds. Stotternde, Delay-artige Effekte lassen sich bereits mit den Kernparametern realisieren. Dazu kommt ein justierbarer Sinus-Tonanteil, um den Sound runder und bei tiefen Tönen basskräftiger zu machen. Waldorf hat ein spannendes Experimentierfeld eröffnet.
Der Particle-Oszillator erzeugt die für granulare Synthese typischen Texturen, die mit zu den spacigsten Sounds überhaupt zählen. Die Möglichkeiten gehen sehr weit, da jede beliebige Audiodatei als Grundlage zur Extraktion der Partikel genutzt werden kann. Imposant.
Zu guter Letzt die am wenigsten spektakuläre Synthesetechnik: Der Waldorf Quantum erzeugt auch einfachen Wellenformen analoger Synths. In diesem Fall mit digitalen Oszillatoren, wobei ich keine nennenswerten Einbußen in Sachen Wärme und Organik höre. Vielmehr begeistern die zahlreichen Möglichkeiten zur Umformung der Grundwellenformen Sägezahn, Puls & Co., die so nur schwer bis gar nicht mit rein analogen Synthesizern machbar wären.
Fazit zum Klang
Kurzum: Der Waldorf Quantum kann alles außer FM-Synthese – in sehr guter bis exzellenter Qualität. Für klassisch subtraktive Sounds gibt es rein analoge, kerniger klingende Synths, aber das große Feld der digitalen Synthese mit Wavetables, Granularem & Co. meistert unser Kandidat wie aktuell kein zweiter. Die toll bestückten Oszillatoren und die fantastischen Modulationsmöglichkeiten sind dabei die größten Trümpfe.
Einen bestimmten Charakter hat der Waldorf Quantum nicht, dafür ist er zu vielfältig in seinen Sounddesign-Optionen.
Betriebsstabilität
Ein einziges Mal stürzte unser Testgerät ab – danach nicht wieder über den ganzen Testzeitraum. Ganz unvermittelt gab es ein kurzes Knacken, der Sound wurde gekappt, der Bildschirm schwarz. Nach dem Aus- und Einschalten lief es wieder rund und der Fehler ließ sich nicht reproduzieren.
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Waldorf Quantum Test-Fazit
Der Waldorf Quantum ist das Prunkstück des Hauses. Serviert wird ein polyphoner Synthesizer, der anspruchsvollen Sounddesignern ein Leben lang Freude bereiten kann. Den Grundstein dafür legen die vier Syntheseformen (bei einer spielt auch Sampling eine tragende Rolle).
Jede Sektion von den Oszillatoren bis zu den Effekten ist außerordentlich flexibel. So lassen sich komplexe, qualitativ überzeugende Klänge jeder Art erzeugen: Bässe, Leads, Pads, unorthodoxe Klangtexturen und Drones, SFX, Perkussives und Drum Sounds etc.
Die Modulationsoptionen ragen hervor, u.a. mit sechs regulären und einem besonders ausgefeilten LFO sowie der Modulationsmatrix mit 40 Slots. In der Matrix fanden sich sämtliche Parameter als Modulationsziele, die mir beim Sounddesign bisher so in den Sinn gekommen sind. Und mehr.
Die zwei analogen Tiefpassfilter pro Stimme verleihen dem Waldorf Quantum eine willkommene Portion organischen Charakters. Etliche digitale Filter (vor, nach oder parallel zu den analogen) vervollständigen das Bild. Die Effekte sind nicht ganz so brillant wie die übrigen Komponenten, erfüllen aber allemal ihren Zweck.
Abseits des Klangs
Begeistert hat mich einerseits die schiere Masse der dedizierten Potis für alle wichtigen Parameter, andererseits deren logisch strukturiertes, geräumiges Layout. Dazu kommt ein guter Touchscreen mit je drei Endlos-Potis für kontextabhängige Parameter zu beiden Seiten.
Die Tastatur von Fatar verschafft ein tolles Spielgefühl. Hammermechanik wie beim Yamaha Montage ist noch eine Nasenlänge voraus, aber die wäre für mich nicht mehr als ein Sahnehäubchen. Wenn nicht sogar hinderlich für schnelles Spiel.
Die Verarbeitung ist makellos. Optisch punktet der Waldorf Quantum mit schönen Holzpaneelen und einem eleganten Aluminiumrahmen.
Alles eitel Sonnenschein beim Waldorf Quantum?
Schaut man nur auf den Preis, erscheint eine achtfache Polyphonie als gerade noch adäquat. In einigen Spielsituationen werden sich verwöhnte Synthesizer-Freunde mehr wünschen. Auch für mich wäre das gute Stück mit 12 oder 16 Stimmen noch deutlich attraktiver, aber bei den immensen Freiheiten im Sounddesign und dem wohltuend direkten Workflow würde ich ein Auge zudrücken.
Die samplebasierte Klangerzeugung ist eine gewichtige Erweiterung der angestammten Synthesizer-Kompetenzen. Ein Kontrahent mit diesem hybriden Ansatz ist der Dave Smith Instruments Sequential Prophet X, der mit 50 GB mehr als zehnmal so viel Speicherplatz für eigene Samples bietet – der Quantum hat 4 GB und letztlich einen stärkeren Synthesefokus.
Wer ein Instrument mit einem bestimmten charaktergebenden Sound sucht, findet tolle Modelle mit einer einzigen Syntheseform. Doch wer ein ganzes Klanguniversum erschaffen will und alle Vorzüge des Digitalen genießen möchte, muss einfach mit dem Waldorf Quantum liebäugeln.
So beschließe ich meinen Waldorf Quantum Test mit sehr guten viereinhalb von fünf Punkten.
Features Waldorf Quantum Review
- Hersteller: Waldorf
- Synthesizer mit hybrider Klangerzeugung (analog und digital)
- Polyphonie: 8 Stimmen
- Bitimbral – 2 unabhängige Sounds kombinierbar per Layer oder Split
- Tastatur: Fatar TP8 mit 61 Tasten inkl. Channel Aftertouch
- Digitale Oszillatoren für 4 Syntheseformen
- Wavetables
- 8 klassische Wellenformen für subtraktive Synthese
- Granulares Sampling
- Resonator: Exciter mit Multi-Sampling und Filterbank-Modellierung
- Duales analoges Tiefpassfilter
- Digitales Multimode-Filter
- Digitale Effekte
- Arpeggiator
- Alle wichtigen Parameter über dedizierte Bedienelemente steuerbar
- Touchscreen
- Ein- und Ausgänge
- Stereo-Input für Sampling (Wavetables oder granular) oder Audio einschleifen
- Stereo-Output-Paare für die beiden Layer
- Buchsen für Sustain- und Fuß-Controller, auch als CV-Eingang nutzbar
- MIDI In, Out & Thru (jeweils DIN, 5-polig)
- 2 x USB für MIDI
- SD-Kartenslot für Speicher, Export und Updates
- Internes Netzteil
- Maße: 1.006 x 401 x 131 mm
- Gewicht: 17,8 kg
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