Vox MV50 AC Test
Mikro-Gitarrenverstärker als Röhrentopteil

Vox MV50 AC
Der Vox MV50 AC ist ein sehr kleiner Amp mit neu- und röhrenartiger Technologie, die die Sound des legendären AC30 und seiner 12AX7-Röhre nachbilden möchte - erfahre hier im Review, was das Mini-Topteil kann ...

Michael Fendt Von Michael Fendt am 28. August 2017

Vox MV50 AC Test-Fazit

4.0

DELAMAR
SCORE

Kleines, leichtes Gitarrenverstärker-Topteil mit maximal 50 Watt und frischer Technologie.

Der Vox MV50 AC ist ein 50-Watt-Gitarrenverstärker mit einem Kanal. Basierend auf einer »Nutube«-Technologie, die eine 12AX7-Röhre ersetzen soll – und das gelingt über weite Strecken. Simpel aufgebaut, sehr klein und leicht klingt der Verstärker fast wie ein Vox AC30.

zum detaillierten Vox MV50 AC Testfazit

PRO

  • Extrem kompakt und leichtgewichtig
  • Sound ist sehr nahe an der Oldschool-Röhre
  • Simple und effektive Bedienung
  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

CONTRA

  • 50 Watt nur an 4 Ohm

Für wen?
Für Einsteiger, Fortgeschrittene und Profis, eher im Rockbereich.

Preis: 239,00 Euro
UVP: 239,00 Euro

Was ist es?

Beim Vox MV50 AC handelt es sich um ein winziges Gitarrenverstärker-Topteil auf analoger Basis. Sehr leicht und einfach aufgebaut ist es ein Modell aus einer Dreierserie – wie schon der Zusatz »AC« vermuten lässt, orientiert sich der Gitarrenverstärker am VOX AC 30, während die zwei Geschwister die Zusätze »Rock« und »Clean« im Namen tragen.

Mit den Abmessungen 135 x 100 x 75 mm und einem Gewicht von 540 g fällt mir in dieser Gewichtsklasse spontan keine ernsthafte Konkurrenz ein, höchstens die Tiny/Micro/Lunchbox-Serien von Orange. Aber ich bin mir sicher, dass andere Anbieter ihre Hausaufgaben und bald entsprechende Mini-Amps nachreichen werden.

Die Stromversorgung des Vox MV50 AC wird über ein externes DC19V-Netzteil erledigt. Ich bin ja kein Fan von externen Netzteilen, aber um dem Konzept treu zu bleiben, war das wohl nicht anders möglich. Mit 3,43 A im Stromverbrauch hält sich der Kleine eher zurück. Das Topteil kann an die extra dafür entwickelte Box gesteckt werden, lässt sich aber auch an jede andere handelsübliche Gitarrenbox anschließen. Hierbei sind natürlich Leistung und Eingangsimpedanz zu beachten, wobei der Vox MV50 AC die meisten real auftretenden Situationen abdeckt.

Vox MV50 AC: Features

  • Gitarrenverstärker (Topteil) mit einem Kanal
  • Leistung (RMS)
    • 50 Watt @ 4 Ω
    • 25 Watt @ 8 Ω
    • 12,5 Watt @ 16 Ω
  • Vorverstärker vom Typ »Nutube 6P1«
  • Hochohmiger Eingang für Gitarren
  • Line-Ausgang für Mischpulte, Audio Interfaces, Kopfhörer & Co.
  • Lautsprecherausgang mit Impedanzwahl (siehe Leistung oben)
  • Maße: 135 x 75 x 100 mm
  • Gewicht: ~0,5 kg
  • Netzteil mitgeliefert

Video Vergleich
🎬 VOX MV50 cs. AC30 – Nutube gegen Röhre

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen


ANZEIGE


Vox MV50 AC Test

Preamp, Poweramp und Anschluss

Der Vorverstärker erzeugt den Klang über die erwähnte »Nutube« vom Typ 6P1. Die Endstufe ist eine Class-D-Transistorvariante, abgestimmt auf das Gesamtkonzept. Es gibt einen Klinkeneingang für die Gitarre und zwei Ausgänge. Einen für den Speaker und einen Line-/Kopfhörerausgang.


PASSEND DAZU


Auf der Front findest Du eine analoge VU-Anzeige für den Pegel und drei Regler in Chickenhead-Form. Einen für Gain (Vorstufenverzerrung), einen Tonregler (Höhenblende) und ein Lautstärken-Potentiometer.

Vox MV50 AC Test
Beim Vox MV50 AC ist Minimalismus Trumpf – drei Regler genügen

Die Rückseite ist ähnlich reduziert. Bemerkenswert sind hier zunächst der Impedanzschalter und der mit »ECO« beschriftete Schalter. Wenn Letzterer aktiviert ist, schaltet das Gerät nach einer gewissen Zeit im Leerlauf (ohne nennenswertes Eingangssignal) automatisch aus.

Abgerundet wird die Einstellungsmöglichkeit durch einen EQ Schalter mit den Optionen »Flat« und »Deep«. Letzteres soll auf kleineren Boxen etwas mehr Bass generieren und Ersteres – neutraler Klang – wird für große Boxen empfohlen.

Das Gehäuse ist aus gekantetem Blech, was einen sehr robusten Eindruck vermittelt. So ist auch der Gesamteindruck des Topteils. Einzig die Potis wirken etwas fragil.

Die Rückseite des Vox MV50 AC
Die Rückseite des Vox MV50 AC beherbergt u.a. den Schalter für die EQ-Presets und den Kopfhörerausgang

Was ist Nutube?

Nutube ist eine analoge Technologie zur Emulation des klassischen Röhrensounds. Dynamik und Obertongehalt sollen einer 12AX7-Röhre entsprechen. Das Ganze verbraucht viel weniger Leistung und operiert lediglich mit einer Spannung von 5–80 Volt. Dazu kommt eine prognostizierte Lebensdauer von 30.000 Arbeitsstunden. Klingt vielversprechend.

Witzig: Es handelt sich um eine Adaption der Technologie »Vacuum Fluorescent Display« (VFD), mit der früher die Displays von Taschenrechnern hergestellt wurden. Wie gut die Transformation hin zur Audiotechnologie gelungen ist, erfährst Du weiter unten in diesem Review …

Für wen eignet sich der Vox MV50 AC?

Ich sehe hier tatsächlich einen sehr flexiblen Anwendungsbereich von Amateur bis Profi. Wenn auch sehr klein und unscheinbar, ist der Vox MV50 AC überall einsetzbar – daheim beim Üben mit Kopfhörer, beim Recording und natürlich im Live-Einsatz.

Die Technik wurde bewusst schlicht gehalten. Der Verstärker ist extrem klein und leicht (ergo: kinderleicht zu transportieren und in jedem Rig unterzubringen) sowie einfach zu bedienen. Somit ist auch kein Platz für Extras wie einen zweiten Kanal, einen Einschleifweg und dergleichen.

In der Praxis

Zugegeben, ich war eher skeptisch, was eine Taschenrechner-Röhre zu leisten imstande sei. Wenn man sein Leben lang 15–30 kg schwere Amps durch die Gegend geschleppt hat, lässt einen so ein Winzling nicht in Ehrfurcht erstarren.

Im Erstversuch spiele ich den Vox MV50 AC über eine 1x12er-Box mit einem Warehouse Speaker (100W), ähnlich einem Celestion Greenback an 16Ω. Erstaunlich, welchen Schalldruck das Teil erzeugt! Selbst die 12,5W sind sehr laut und ich bekomme das Gefühl, dass es auch auf der Bühne reichen könnte.

Der Tonregler funktioniert erstaunlich gut, ich habe auch keine Möglichkeit zur Feinjustierung vermisst.

Bisher passt alles zum Konzept: simpel und funktional. Auch die EQ-Einstellung »Deep« erfüllt ihren Zweck. Im Line-Out mit der DAW kann man schön Dampf geben und der Sound entfaltet sich noch mal dynamischer – wenn man die Augen schließt, ist der Vergleich mit einem »richtigen« Röhren-Amp nicht abwegig. Schon erstaunlich, wobei ich den Direktvergleich mit einem Vox AC30 scheuen würde. Hier fehlen mir doch noch ein paar Meter, um als erster ins Ziel zu kommen.

Für weniger als 250 Euro bekommst Du schon einiges geboten bei diesem Zwerg. Auch im Proberaum besteht er mit Bravour. Der Sound besticht durch ausreichend Dynamik und Durchsetzungskraft, wenn auch die Lautstärke bei 16Ω an ihre Grenzen kommt.

Klangbeispiele mit dem Vox MV50 AC

Beim Klangbeispiel »Rockriff Tone Var.« experimentierte ich etwas mit dem Tone-Regler. Das funktioniert erstaunlich gut, nur bei der Zugabe von zu viel Höhen klingt es etwas unnatürlich.

Bei »Dirty« spielt der Gain-Regler schon eine gewisse Rolle und dickt den Sound etwas an.

»Dirty Boost« ist ein Versuch, einen Boost vor den Verstärker zu schalten. Bei Sekunde 10 schalte ich rein, bei Sekunde 25 wieder raus. Den Grundsound freut’s! Auch im höher verzerrtem Bereich funktioniert der vorgeschaltete Boost, zu hören im Soundbeispiel »Gain«.

Clean | mikrofoniert (Sennheiser MD 421)

Variation on the Fly | mikrofoniert (Sennheiser MD 421)

Rockriff Tone Var. | Direktsignal

Dirty | Direktsignal

Dirty Boost | Direktsignal

Gain | Direktsignal

Klangbeispiele vom Hersteller

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Unterstütze unsere Arbeit mit einem Kauf bei Thomann*

* Affiliate Link: Du bezahlst den normalen Preis und wir erhalten eine Provision, wenn Du etwas kaufst. Danke!

Vox MV50 AC Test-Fazit

Das Topteil Vox MV50 AC besticht durch sein Leichtgewicht und die superkompakten Abmessungen. Wenige Gitarrenverstärker bieten bei der Größe so viel Sound – wir haben es hier mit einem erwachsenen Gitarrenverstärker zu tun.

Die analoge Nutube-Technologie verspricht nicht zu viel und geht tatsächlich in Richtung 12AX7, wenn auch mit kleinen Schwächen. Was aber zu vernachlässigen und in der Praxis kaum von Bedeutung ist. Der Sound des Vox MV50 AC ist nahe am Original. Für wirkliche Authentizität müsste es dann schon der echte, legendäre Vox AC30 sein.

Die Regler sind etwas wackelig, auch das Knacken beim Ausschalten ist ein kleiner Schönheitsfehler. Dass die Leistung von 50 Watt nur bei einer Box mit 4 Ohm zur Verfügung steht, ist für mich persönlich das eigentliche Manko. Immerhin hat Hersteller eine passend abgestimmte Box im Sortiment, gleichwohl ist diese mit ihrem schlanken Sound eher zum Üben geeignet.

Alles in allem mag ich die Idee und die Umsetzung der neuen Verstärker aus dem Hause Vox. Der Kandidat im Vox MV50 AC Test hat mich weitestgehend überzeugt, so dass ich mein Review mit guten vier von fünf Punkten abschließe.

Features Vox MV50 AC Review

  • Hersteller:   
  • Gitarrentopteil mit einem Kanal
  • Analoger Vorverstärker mit »Nutube« (Alternative zur Röhrentechnologie)
  • Class-D-Endstufe
  • Leistung (RMS)
    • 50 Watt @ 4 Ω
    • 25 Watt @ 8 Ω
    • 12,5 Watt @ 16 Ω
  • Regler: Gain, Tone, Volume
  • EQ-Schalter zur Abstimmung auf kleine oder große Boxen
  • Line-/Kopfhörerbuchse mit Cabinet-Simulation für Direktaufnahmen
  • Maße: 135 x 75 x 100 mm
  • Gewicht: ~0,5 kg
  • Netzteil extern, inklusive

PASSEND ZUM Vox MV50 AC Test


ANZEIGE

EMPFEHLUNGEN