Universal Audio Capitol Chambers Test
Reverb Plugin für legendären Hall
Von Michael Kilian am 23. August 2019
Universal Audio Capitol Chambers Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Das Reverb Audio Plugin Universal Audio Capitol Chambers besticht mit einfacher Bedienung und legendären Hallräumen á la Sinatra. Das Audio Plugin für die UAD-Plattform des Herstellers liefert die Nachbildung der Hallräume aus den Capitol Chambers. Technisch handelt es sich bei diesem Reverb-Plugin um einen Hybriden zwischen Faltungshall und algorithmischen Hall.
zum detaillierten Universal Audio Capitol Chambers Testfazit
PRO
- Transparenter Hall
- Klingt sehr edel
- Nachbildung legendärer Echokammern
- Einfache Bedienung
- Flache Lernkurve
CONTRA
- Keine gute Echtzeit-Response
Für wen?
Produzenten
Was ist es?
Das Reverb-Plugin ist hybrid aufgebaut und macht sich sowohl die Technologie eines Faltungshalls als auch eines algorithmischen Halls zunutze.
Universal Audio Capitol Chambers Features
- Plugin für die UAD-Plattform
- Emulation von vier Echokammern
- Emulation von vier Mikrofonen
- Zahlreiche Presets von renommierten Produzenten
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Universal Audio Capitol Chambers Test
Hintergrund zu den Capitol Chambers
Zu einer Zeit als Halleffekte noch in echten Räumen aufgenommen wurden, entwarf niemand geringeres als Les Paul (Erfinder der gleichnamigen Gitarre) die Echokammern unter den Capitol Studios in Los Angeles. In den unterirdisch angelegten Echokammern wurden Halleffekte für Ray Charles, Frank Sinatra oder Muse aufgenommen.
Die etwa Mitte der 1940er Jahre und zehn Meter unter dem Studio angelegten akustischen Echokammern waren und sind bis heute sehr beliebt für ihre Atmosphäre. Die Kammern selbst wurden aus Stahlbeton gebaut und verfügen über abgeschrägte Decken, um einen homogenen und natürlichen Raumklang zu erzeugen. Der Konstrukteur achtete zudem auf einen harmonischen und ausgewogenen Ausklang.
Wie funktioniert eine Echokammer?
In eine Echokammer werden Lautsprecher gestellt, die eine Aufnahme abspielen und damit den Raum anregen. Der entstehende Hall wird wiederum durch ein (oder mehrere) Mikrofone aufgezeichnet und später zur orignalen Aufnahme hinzugemischt.
Im Universal Audio Capitol Chambers Plugin hat der Hersteller auf die bereits im Ocean Way Studios Plugin verwendete Dynamic Room Modeling Technologie zurückgegriffen. Im Klartext bedeutet das ein hybrides Reverb-Plugin, das sich sowohl algorithmische Berechnung als auch einen Faltungshall zunutze macht.
Mithilfe von alten Technikdiagrammen wurden die Setups aus den 60er Jahren in vier der Echokammern nachgebildet. Hierzu wurden nicht nur die Positionen von Lautsprechern und Mikrofonen berücksichtigt, es wurden genau dieselben Modelle für die Nachbildung genutzt, um den originären Sound nachzubilden.
Die Räume im Universal Audio Capitol Chambers Test
Für das Capitol Chambers Plugin wurden die vier beliebtesten Echokammern nachgebildet, diese sind am oberen Rand des Plugins über deren Nummer 2, 4, 6 oder 7 anwählbar. Jede einzelne dieser Echokammern erzeugt einen eigenen Klangcharakter, der sich vor allen in den Nuancen sowie im genutzten Lautsprecher und Horn unterscheiden. Weitere Faktoren für den Klang der jeweiligen Echokammer sind die Positionierung von Lautsprecher und Mikrofonen.
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Je nach Raum unterscheiden sich die Nachhallzeiten. So bewegen sich diese bei den Originalen zwischen 5 und 9,5 Sekunden. Mithilfe von algorithmischen Berechnungen kann das Reverb-Plugin allerdings die Nachhallzeit auf bis zu eine Sekunde reduzieren.
Mikrofone und Lautsprecher
Während Lautsprechertyp und -position je Echokammer vom Plugin fest vorgegeben sind, kannst Du die genutzten Mikrofone sowie der Mikrofonposition selbst bestimmen. Bei den Mikrofonen stehen vier Modelle zur Verfügung:
- Altec 21D – Kleinmembrankondensator, Röhre, Kugel
- RCA 44 – Bändchenmikrofon, Acht
- Shure SM80 – Kleinmembrankondensator, Kugel
- Sony C37A – Mittelgroße Membran, Kondensator, Röhre, Niere
Das Altec-Modell liefert den originalen Sound, da es ursprünglich in der Installation verwendet wurde und durch die frequenzlimitierte Aufnahme sehr charakteristisch klingt. Das Shure SM80 ist in der aktuellen Konfiguration der Echokammern in Verwendung und findet sich auf modernen Platten wieder. Das RCA ist auch aus anderen Echokammern bekannt und das Sony-Modell sorgt einen feiner aufgelösten Sound.
Anpassung der Kalkulation in Echtzeit
Wenn Du die Position des Mikrofons in der Echokammer verändern möchtest, stehen dir zwei Optionen zur Verfügung. Du kannst einerseits den Regler unterhalb der Mikrofonsymbole nutzen, oder die Mikrofon selbst im virtuellen Raum mit der Maus umsetzen. In beiden Fällen benötigt das Plugin etwas Rechenzeit, bevor das finale Ergebnis zu hören ist.
Um den aktuellen Rechenprozess anzuzeigen, hat der Hersteller zwei visuelle Hinweise eingebaut. Zum einen öffnet sich die Tür zum virtuellen Raum, um anzuzeigen, dass ein Tontechniker den Raum betreten hat. Zum anderen blinkt die Antenne aus dem Capitol-Logo. Während dieser Zeit ist das Audiosignal nicht immer stabil, da sich intern eine Menge abspielt und der genutzte Buffer (und die Latenz) sich neu justieren müssen.
Sobald sich alles wieder eingependelt hat und der Hall wieder in voller Gänze zu hören ist, verschwinden die visuellen Indikatoren wieder. Betroffen von der Nachberechnung sind die Kontrollen für Auswahl der Echokammer, der Mikrofone, die Position dieser und das Decay.
Automation & Latenz des Plugins im Universal Audio Capitol Chambers Test
Durch die intensiven Nachberechnungen ist die Automation dieses Hall-Plugins nur eingeschränkt möglich. Der Hersteller empfiehlt keine kontinuierlichen Fahrten, sondern das Nutzen zweier Szenen oder Snapshots. Auch empfiehlt er die Automation an einer Stelle, an der kein Audio mit Hall versehen wird, da es zu Artefakten während der Automation kommen kann.
Das Universal Audio Capitol Chambers Plugin eignet sich im Übrigen auch nicht, um es in Echtzeit für eine Live-Performance zu nutzen. Beim Mixing stellt dies aber kein Problem dar, wie ich in meinen Tests feststellen konnte.
Bedienelemente & Klangregelung
Einige der Bedienelemente und Kontrollen sind den algorithmischen Berechnungen zu verdanken und der Klang entfernt sich bei Zuhilfenahme dieser naturgemäß vom Originalen. Zu diesen Bedienelementen gehören der Regler für das Predelay, der mehr Spielraum als die eigentliche Echokammer bietet. Auch kannst Du mit dem Regler Decay die natürliche Nachhallzeit auf bis zu eine Sekunde reduzieren, während die echten Echokammern eine Nachhallzeit von 5 bis 9,5 Sekunden bieten.
Für die Klangregelung stehen ein Hochpassfilter und ein dreibandiger Equalizer im Baxandall-Stil zur Verfügung. Der Filter bietet eine Flankensteilheit von 6 dB pro Oktave und kann von 80 Hz bis 750 Hz arbeiten. Die drei Bänder des Equalizers können ±10dB arbeiten. Die Mittenfrequenz dieser befindet sich bei 125 Hz, 500 Hz und 5 kHz.
Der Mix-Regler dient zum Einstellen der Ratio von trockenem und bearbeitetem Audiosignal, zum Beispiel wenn Du das Capitol Chambers Plugin als Insert-Effekt nutzen möchtest. Der Regler mit der Beschriftung „Width“ regelt die Breite des Hall-Signals. Voll aufgedreht, steht dir das volle Stereopanorama zur Verfügung, wie es in der Echokammer zu hören wäre. Ganz nach links kannst Du das Hallsignal in Mono hören.
Lies auch: UAD Lexicon 480L Test
Klang im Capitol Chambers Test
Die große Frage bei einem Hall-Plugin ist immer, wie dieser überhaupt klingt. Und die Antwort lautet: Sehr gut und edel. Zwar bin ich kein Fan von Faltungshall, aber ich erkenne, dass diese ihren berechtigen Platz in der Musikproduktion haben. An vielen Stellen kann dieses Plugin nicht mit der Dichte eines algorithmischen Halls mithalten, dafür kann es in Sachen Transparenz und Brillanz klar punkten.
Am Ende kommt es nur darauf an, wofür Du diesen Halleffekt verwenden wolltest und wieviel Platz überhaupt im Mix zur Verfügung steht. Es folgen einige Klangbeispiele. Ich empfehle weiterhin, das Video am Ende dieses Reviews in voller Länge anzusehen.
Stimme, Echokammer 7
Stimme, Echokammer 4
Stimme, Echokammer 6
Stimme, Echokammer 2
Piano, Echokammer 7
Piano, Echokammer 6
Drums, Echokammer 7
Drums, Echokammer 6
Drums, Echokammer 7
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Universal Audio Capitol Chambers Test-Fazit
Ich mag gute Halleffekte, denn sie sind selten. In diesem Fall haben wir es mit einem solchen zu tun, der aber nicht ganz ohne Pferdefuss daherkommt. Klanglich ist kaum etwas auszusetzen an diesem Hall-Plugin. Er klingt schön edel und brillant, und er bleibt zu jeder Zeit schön transparent.
Er wirkt sehr gut auf gerappte, vor allem aber auf gesungene Vocals, wenn es auf Natürlichkeit ankommt. Besonders gut hat er mir aber in Verbindung mit akustischen Instrumenten wie Klavier, Streichern oder Akustikgitarre gefallen. Hier kommen die Stärken eines Faltungshalls besonders gut zur Geltung. Für andere Spuren wie der Snare Drum werde ich weiter lieber auf einen algorithmischen Hall wie den UAD Lexicon 480L zurückgreifen, da dieser noch dichter auf mich wirkt.
Der Preis wird sicherlich den ein oder anderen schlucken oder gar zögern lassen. Andererseits braucht es nicht mehr als 1-2 richtig gute Halleffekte, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.
Auf meinem System mit aktuell 10 DSP-Kernen hat das Plugin satte 8% des Leistung in Anspruch genommen. Kein Wunder also, dass es beim Einstellen zu kleinen Verzögerungen in der Berechnung des Halls kommt. Die Latenz ist beim Abmischen von Songs nicht weiter auffällig, beim Aussuchen des richtigen Presets und der passenden Einstellungen sind die Verzögerungen allerdings schon lästig.
Alles in allem haben wir es hier mit einem sehr guten Hall-Effekt zu tun, der den Klang schön verzaubern kann. Daher vergebe ich eine sehr gute Wertung im Universal Audio Capitol Chambers Test.
Features Universal Audio Capitol Chambers Review
- Hersteller: Universal Audio
- Audio Plugin für die UAD-Plattform
- Reverb/Hall-Emulation
- Hybrid algorithmischer Hall/Faltungshall
- Vier Räume
- Vier Mikrofone
- Hochpassfilter
- Bandaxall Klangregelung
- Predelay
- Decay
- Width
- Mix
PASSEND ZUM Universal Audio Capitol Chambers Test
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