TC Electronic PolyTune 2 Testbericht
Polyphoner Tuner aufgefrischt
Von Henry Kresse
TC Electronic PolyTune 2 Test-Fazit
5
DELAMAR
SCORE
Stimmgerät mit polyphonem Tuning. Ein kompakter und vielseitiger Tuner, der mit einigen fortgeschrittenen Funktionen aufwartet.
PRO
- Polyphones Stimmen
- Strobe Tuner / Nadel
- Dropped-D-Modus
- Helligkeit der LEDs passt sich dem Umgebungslicht an
CONTRA
- –
Für wen?
Alle, die einen Tuner für das Pedalboard suchen, der auch anspruchsvollere Aufgaben bewältigt.
Was ist es?
Beim TC Electronic PolyTune 2 handelt es sich um einen chromatischen Tuner, mit dem Du auf Wunsch alle Saiten deiner Gitarre oder deines Basses gleichzeitig stimmen kannst. Im Strobe-Tuner-Modus erreicht die Stimmung eine Genauigkeit von ± 0,1 Cent, zudem gibt es einen Nadelmodus für das Stimmen einzelner Saiten. Auch Dropped D und Kapodasterstimmungen sind möglich. Neben der Speisung per Batterie ist auch eine Stromversorgung per separat erhältlichem Netzteil möglich. In diesem Fall können über den Stromausgang noch weitere Pedale versorgt werden.
Das Gerät ist zum empfohlenen Straßenpreis von 89,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel zu haben.
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TC Electronic PolyTune 2 Test
Erster Eindruck
Beim Auspacken staunte ich kurz, dass keine Gebrauchsanleitung zu finden ist. Diese gibt es im Netz auf der Support-Seite des Herstellers. Es ist sehr empfehlenswert, sich diese in Ruhe durchzulesen, um alle Funktionen zu durchschauen; manch einer hat ein gedrucktes Manual lieber, doch so musste wegen TC eben auch kein Baum gefällt werden – den Ökologiepunkt haben sie schon mal eingeheimst. Kleines Zitat aus der PDF-Datei: »Das Display zeigt ein kleines rotes Quadrat – was bedeutet das? Dies ist das Symbol der geheimen Bruderschaft der A-440-pokalypse, und sie ist ernsthaft verstimmt: Sie spielen nicht laut genug«.
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Die Hardware kommt in gewohnter Qualität: Ein bombensicheres Gehäuse aus Spritzgussaluminium schützt die Elektronik und die LEDs befinden sich hinter kratzfestem Glas. Der Fußschalter ist stabil. Die üblichen 6,3-mm-Klinkenbuchsen sind ebenfalls gut mit dem Gehäuse verschraubt und werden nicht nur von der Platine gehalten.
Auf der Vorderseite befinden sich zwei Taster, mit denen Du das Tuning manipulieren kannst. Und dann finden sich zwei Besonderheiten: zum einen der USB-Mini-B-Anschluss für Firmware Updates und daneben die beiden 9V-DC-Anschlüsse (In/Out).
Die große Schraube an der Unterseite lässt sich mit einem sehr dicken Plektrum oder einer Münze lösen. Sie fällt nicht heraus, wenn sie gelockert wurde – so wird sichergestellt, dass sie nicht verlorengeht. Das Innenleben ist durch eine Kunststoffabdeckung geschützt. Die elektronischen Bauteile sind sehr sorgfältig auf die Platinen aufgebracht und verlötet worden.
Ich persönlich mag ja keine Batterien, die lassen einen nämlich immer dann hängen, wenn man sie braucht. Manchmal geht es aber nicht ohne und so gibt es einen Steckplatz für einen 9V-Block, er ist gut zu erreichen. Nachvollziehbar: Im Falle einer Batteriespeisung wird der Stromausgang nicht beliefert, andere Bodentreter können also nur mithilfe eines separat erhältlichen Netzteils versorgt werden.
Die Bedienelemente
Was macht der Fußschalter auf einem Stimmgerät? Richtig, er schaltet den Ausgang des Stimmgerätes stumm, damit das Publikum, der Toningenieur oder die Bandkollegen nicht von den ca. 5-6 Sekunden des Stimmens genervt werden. Dabei verfügt auch dieses Pedal über eine True-Bypass-Schaltung. Ist das Gerät in Betrieb, wird der Ausgang stummgeschaltet, ansonsten geht der Sound 1:1 von einer Klinkenbuchse zur anderen.
Der »Ambilight Sensor« des Displays registriert das Umgebungslicht und regelt die Helligkeit der superstarken LEDs entsprechend. Damit ist die Anzeige auch in extremen Beleuchtungssituationen gut ablesbar.
Auf der Seite der Stromanschlüsse befinden sich noch zwei kleine Taster: »tuning« und »display«. Mit erstgenanntem wählst Du den Modus, in dem gestimmt werden soll und mit letzterem, welches Anzeigeverfahren bevorzugt wird – je nachdem, ob Gitarre oder Bass angesteckt sind.
Praxis im TC Electronic PloyTune 2 Testbericht
9-Volt-Block eingesetzt, Gitarre und Verstärker angesteckt und los geht’s. Ab Werk ist das Gerät auf das Standard-Tuning in E auf 440 Hz, Gitarre und polyphones Stimmen eingestellt. Ich habe meine Versuche mit einem Oszilloskop (ARM DSO203 Nano V2) verglichen, nennenswerte Abweichungen konnte ich nicht feststellen.
Das Stimmen der Gitarre ist supereinfach: Alle Saiten anschlagen, das Display beobachten und je nach Ausschlag oberhalb oder unterhalb der grünen Linie die Saiten von links (tiefe E-Saite) bis nach rechts (hohe E-Saite) stimmen. Je heller die grüne Linie wird, desto näher ist man an der optimalen Stimmung dran.
Solltest Du dir nicht sicher sein oder es etwas genauer haben wollen, schlägst Du eine einzelne Saite an und das Gerät springt automatisch in den Nadelmodus. Damit ist es dann wie bei jedem Zeigergerät möglich, jede Saite einzeln durchzustimmen – Ausschlag zu weit links bedeutet zu tief, Ausschlag zu weit rechts bedeutet zu hoch. Wenn sich die Nadel genau in der Mitte befindet und die Linie hellgrün leuchtet, ist die Zielstimmung erreicht.
Wenn es noch genauer sein soll, schaltest Du mithilfe der Display-Taste auf den Strobe Tuner um. Klassische Stimmgeräte dieses Typs funktionieren mit einer durchsichtigen rotierenden Scheibe, auf der ein spezifisches Muster aufgedruckt ist. Dann wird mit der Eingangsfrequenz (Gitarrennote) ein Lichtsignal getriggert, das auf die Scheibe gerichtet ist. Die Rotationsgeschwindigkeit der Scheibe entspricht der Zieltonhöhe. Wenn die Scheibe nun still zu stehen scheint, obwohl sie sich noch dreht (stroboskopischer Effekt) und Du das Muster sauber erkennst, hast Du die optimale Stimmung erreicht. Hier wird die Drehung über die LEDs simuliert und je weniger Bewegung zu erkennen ist, desto dichter bist Du an der Zielstimmung. Die Genauigkeit liegt bei ±0,1 Cent – optimal, um die Oktavreinheit eines Instrumentes zu justieren.
Jetzt zu den Stimmungen. Dropped D erreichst Du, indem Du den Fußschalter ca. zwei Sekunden lang drückst. Dann erscheint kurz »DROP d« im Display und die tiefe E-Saite wird zur tiefen D-Saite. Dieser Modus wird durch ein kleines Quadrat im unteren Bereich des Displays angezeigt. Die Einstellung bleibt dauerhaft gespeichert. Willst Du wieder zum normalen Tuning zurück, drückst Du den Fußschalter einfach noch einmal für zwei Sekunden herunter.
Über die Taste »tuning« lassen sich weitere Stimmungen wählen: Nach unten kommt man 5 Halbtöne tiefer bis zum B (Deutsches Notensystem: H). Für Kapodasterstimmungen, also nach oben, kommst Du bis zum 7. Bund ebenfalls bis zum B. Die Taste drückst Du so lange, bis Du die gewünschte Stimmung erreicht hast, woraufhin das Gerät die Auswahl mit zweimaligem Blinken quittiert und speichert.
Sollte man einmal in die Verlegenheit kommen, von den üblichen 440 Hz abweichen zu müssen (etwa beim Zusammenspiel mit Holzblasinstrumenten), bietet der PolyTune 2 die Möglichkeit, diese Referenzfrequenz anzupassen.
Über den USB-Anschluss wird es möglich sein, Updates einzuspielen, sobald diese erhältlich sind. Zum Zeitpunkt des Tests waren noch keine verfügbar, aber ich gehe davon aus, dass der Vorgang nicht sehr aufwendig sein wird.
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TC Electronic PolyTune 2 Test-Fazit
Es geht nicht um eine Revolution, sondern vielmehr darum, Gutes noch besser zu machen. Keine leichte Aufgabe, doch wie ich finde, hat der Hersteller dieses Kunststück hier bewerkstelligt. Beim TC Electronic PolyTune 2 handelt es sich um ein extrem vielseitiges Stimmgerät, das ab sofort auch auf meinem Floorboard zu finden sein wird. Es bietet einige Mess- und Anzeigeverfahren, die ich sogar bei den meisten Rack-Tunern vermisse. Kapodaster? Kein Problem.
Das polyphone Stimmen ist einfach der Hammer und wird an Geschwindigkeit nur noch vom Tronical Tune übertroffen. Das ist zwar ein unfairer Vergleich, aber auch der einzige, der mir halbwegs passend schien. Das Gerät ist klein genug, um aufs Floorboard zu passen und akkurat wie ein Tuner für’s Rack.
Wem ein Rack-Tuner zu gewaltig ist, kleine digitale Stimmgeräte und Smartphone Apps nicht geheuer sind oder wer etwas wirklich Straßentaugliches sucht, ist hier genau richtig. Und so vergebe ich gerne die Maximalwertung – fünf von fünf Punkten im TC Electronic PolyTune 2 Testbericht auf delamar.
Features TC Electronic PolyTune 2 Review
- Hersteller: TC Electronic
- Polyphoner chromatischer Tuner
- Strobe Tuning mit ± 0,1 Cent Genauigkeit
- Dropped D & Kapodaster
- Funktion für lautloses Stimmen
- Klettband zur Fixierung am Pedalboard
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