Tascam US-20×20 Testbericht
Umfassendes Interface mit 8 Mic Preamps & digitalen I/O
Von Felix Baarß
Tascam US-20x20 Test-Fazit
5
DELAMAR
SCORE
Umfassend ausgestattetes USB 3.0 Audio Interface mit 20 Kanälen. Ein günstiges und für seine Verhältnisse klanglich einwandfreies Interface für Desktop oder Rack. Hinein und hinaus führen je 20 Wege – auch digitale via S/PDIF & S/MUX. Sogar der eigenständige Betrieb als Preamp oder Digitalmixer ist drin.
PRO
- Rauscharme Preamps
- Überzeugende Wandler für die Preisklasse
- Starke Bestückung mit Ein- und Ausgängen aller Art
- Auch als Mikrofonvorverstärker/Digitalmixer nutzbar
- Mixer mit Channel Strip auf jedem jeden Eingang + Hall
- Rack-Einbaukit im Lieferumfang
- Feines Preis-Leistungs-Verhältnis
CONTRA
- Keine separaten Mischungen für Hauptausgänge und Kopfhörer
Für wen?
Junge Bands und Betreiber kleiner Studios, die ein umfassendes Interface suchen, aber kein großes Budget haben.
Was ist es?
Das Tascam US-20×20 (Codename »Celesonic«) ist das Spitzenmodell der aktuellen hauseigenen Interface-Serie. Für den (semi-)professionellen Einsatz gedacht, bringt es je 10 analoge und digitale Eingangskanäle auf einer Höheneinheit eines 19-Zoll-Racks unter (ein Rack-Einbaukit liegt bei), auch MIDI- und Wordclock-Anschlüsse sind an Bord – ein komplettes Band Recording ist machbar.
Die Anbindung an den Computer geschieht per USB 3.0 (abwärtskompatibel mit USB 2.0), wobei Recording und Playback mit bis zu 192 kHz möglich sind. Die Mixer-Software bietet Zugriff auf die DSP-Effekte (EQ, Kompression und Hall pro Kanal). Der eigenständige Betrieb (ohne Rechner) als Mikrofonvorverstärker und Mixer ist möglich.
Das Gerät ist zum Straßenpreis von 499,- Euro (inkl. MwSt.) im Fachhandel erhältlich.
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Tascam US-20×20 Test
Erster Eindruck
Genau wie bei den anderen Modellen der Serie (vergleiche US-2×2, US-4×4 und US-16×08) ist die Verarbeitung gut. So sitzen die Drehregler sehr fest, wenn auch sehr eng beieinander. Letzteres nehme ich aber liebend gerne in Kauf, denn so konnten sämtliche Gain- und Output-Regler an der Front versammelt werden. Fest mit dem Gehäuse verschraubte Klinkenbuchsen wären noch schön gewesen.
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Im Auslieferungszustand sind die feschen Seitenteile montiert – das Design gefällt mir sehr, zudem wird das Gerät leicht nach oben angewinkelt und kleine Gummifüße sorgen für einen rutschfesten und oberflächenschonenden Stand. Wie eingangs erwähnt, ist nach dem Abschrauben der Seitenteile und dem Anbringen der Rack-Winkel die Unterbringung im Rack möglich. Prima.
Tascam US-20×20 für Mikrofone
Maximal acht Mikrofone lassen sich über die vorne sitzenden Kombibuchsen einspeisen. Die Phantomspannung lässt sich in zwei Viererblöcken (Inputs 1-4 und 5-8) anlegen – in dieser Preisregion ist das üblich und verleiht immer noch genug Flexibilität für den munteren Mix verschiedener Mikrofontypen.
Bis zu 56 dB Gain stehen zur Verfügung. Das ist nicht sehr üppig, doch das dürfte eher selten auffallen, etwa bei der Nutzung von Bändchenmikrofonen mit niedrigem Output.
Das i-Tüpfelchen wären noch Pad-Schalter zur schnellen Vorabschwächung der Pegel gewesen, um mehr Reserven für extrem laute Schallquellen zu haben. Meiner Erfahrung nach sind die aber nicht so wichtig, denn viele Mikrofone bieten diese Vordämpfung selbst an.
Für E-Gitarre, E-Bass & Co.
Die ersten beiden Kombieingänge sind hochohmig und daher für E-Gitarre, E-Bass, ein Fender Rhodes u.dgl. geeignet. Die gute Erreichbarkeit über die Vorderseite ist ja gerade für den fliegenden Wechsel von Saiteninstrumenten praktisch.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass keine Extras wie Insert-Buchsen für externe Effekte oder Thru-Ausgänge zum Reamping an Bord sind. Selbst bei teureren Modellen ist das ziemlich selten der Fall, zumindest bei solchen im Format von einer Höheneinheit.
Insbesondere für Gitarristen ist die Latenz von Bedeutung, wenn sie sich beim Einspielen abhören und dabei womöglich gleich Effekt-Plugins nutzen wollen. Weiter unten haben wir wie immer ein eigenes Kapitel über die Signalverzögerung des Tascam US-20×20.
Für Keyboards, Synthesizer, Drum Machines & Co.
…diese Quellen senden ihre Signale mit Line-Pegel. Dafür stehen hier acht große Klinkeneingänge zur Verfügung. Sechs davon vorne als Teil eines Kombibuchsen und dementsprechend funktionieren die Gain-Regler auch zum Einpegeln der Klinkenwege, anders als noch beim US-16×08 mit seinen reinen XLR-Buchsen.
Die zwei hinteren Klinkeneingänge verfügen lediglich über einen Schalter zum Wechsel zwischen -10 dBV und +4 dBu – völlig ausreichend, denn in der Mixer-Software (siehe unten) kann fein abgestuft nachreguliert werden.
Prima: Alle Line-Wege sind symmetrisch und damit weniger anfällig für Störgeräusche.
Digitale Schnittstellen aller Couleur
Das Tascam US-20×20 eignet sich auch zum Anschluss von fortgeschrittenem Studio-Equipment mit Digitaloutput und/oder zur Aufzeichnung mit einem digitalen Recorder.
Mit wahlweise S/PDIF oder AES/EBU (nur Ausgang) über das koaxiale Buchsenpaar sowie optischem S/MUX und ADAT über die TOSLINK-Buchsen ist die Ausstattung recht ansehnlich.
Auch fünfpolige MIDI-Buchsen für IN und OUT sind an Bord. Das schmückt jedes größere Interface gut und gewährleistet, dass diverse klassische Klangerzeuger und Controller (insbesondere ältere Modelle) bei deinem Setup nicht außen vor bleiben.
Schließlich finden sich Wordclock-Buchsen, was bei diesem Preis nicht selbstverständlich ist. Damit operiert das US-20×20 im Gleichtakt mit anderem Equipment – ob als Taktgeber oder Befehlsempfänger, einstellbar über die Mixersoftware. Fein.
Anschluss an Lautsprecher/Kopfhörer & Monitoring
Hinten findest Du zehn symmetrische Line-Ausgänge. Die Outputs 1 & 2 – typischerweise werden hier ja die Studiomonitore angeschlossen – können über ein Poti vorne rechts stufenlos ausgesteuert werden.
Direkt neben diesem Drehregler sitzen zwei weitere…und jeweils darunter die dazugehörigen Kopfhörerbuchsen. Ich begrüße es, mehr als einen Kopfhörer anschließen zu können. Schade nur, dass es keine Möglichkeit gibt, diese mit jeweils unterschiedlichen Monitormischungen bzw. abweichend vom Mix für die Lautsprecherausgänge zu speisen. Nun gut, immerhin können damit beispielsweise Sänger und Toningenieur die Performance gleichzeitig mitverfolgen.
Bleibt noch zu sagen, dass diese beiden Outputs einen guten Sound liefern und sehr laut genug betrieben werden können (nötig für bestimmte Kopfhörer, generell die mit hoher Impedanz).
Standalone als Mikrofonvorverstärker & Mixer
Sehr schön: Das Tascam US-20×20 kann auch als eigenständiger Mikrofonvorverstärker verwendet werden. Dabei werden die Mikrofonsignale direkt an die Line-Outputs 1-8 geleitet (naturgemäß praktisch ohne Latenz) und die Gain-Regler funktionieren zur Steuerung des Ausgangspegels.
Für den Standalone-Modus kannst Du eine Stromsparfunktion zuschalten, sinnvollerweise direkt mit einem Schalter hinten am Gerät – nach einer halben Stunde, in der kein nennenswertes Signal (höher als -60 dBFS) erkannt wird, schaltet sich das Gerät ab.
Im Mixermodus können die Einstellungen der Mixer-Software geltend gemacht werden, inklusive der Effekte. Das sieht man nicht alle Tage und bereichert dieses Interface ungemein.
Mixer-Software
Die Mixer-Software mag auf den ersten Blick etwas überladen erscheinen, andererseits versammelt sie bis auf das Routing sämtliche Funktionen auf einem Paneel. Alles ist sofort bedienbar. Die Basics: Lautstärkefader, Panning und Polaritätsumkehr plus Solo und Mute. Für den sofortigen Durchblick lassen sich alle Kanäle beschriften – eben wie mit den kleinen Klebestreifen auf Mischpulten.
Zehn Speicherplätze für komplette Mixerkonfigurationen stehen zur Verfügung. Sie lassen sich aussagekräftig umbenennen sowie jederzeit speichern und laden. Sehr praktisch für den Studiobetrieb und seine wechselnden Szenarien.
Ich hätte mir noch gewünscht, dass die zwei Kanäle des Computer-Audiosignals in der Übersicht auftauchen. Leider finden sich hier nur die analogen und digitalen Eingänge.
Effekte am Tascam US-20×20
Für jeden Kanal (bzw. jedes Kanalpaar bei einer Verlinkung) gibt es einen eigenen Channel Strip mit parametrischem 4-Band-EQ (plus Tiefpassfilter) und Kompressor. Klanglich können sie nur schwer mit den besten virtuellen Effekten via VST & Co. mithalten, aber sie sind praktisch latenzfrei und damit vielleicht eine Alternative zu bewährten, aber latenzerhöhenden Plugins.
Zum Monitoring von Gesang, Gitarren und Co. kommt der Reverb sehr gelegen. Fünf Geschmacksrichtungen (Hall, Room, Love, Studio und Plate) stehen zur Verfügung, damit solltest Du immer etwas Passendes finden.
Routing
In einer separaten Ansicht der Mixer-Software kannst Du die Quellen aller rückseitigen Klinkenausgänge und Digitalausgänge separat bestimmen. Die möglichen Quellen umfassen a) 20 Mix-Busse aus der DAW, b) 4 Aux-Wege und c) den Stereo-Bus. Diese Vielfalt macht eine Patchbay überflüssig und empfängt Outboard-Equipment mit offenen Armen.
Mehr noch als beim US-16×08 habe ich mir hier aber die Möglichkeit gewünscht, Kopfhörerausgang 1, Kopfhörerausgang 2 und das Hauptausgangspaar (Klinken 1 & 2 hinten) mit unterschiedlichen Signalen zu beschicken. Schade, denn so wurde die Möglichkeit verpasst, Musiker 1, Musiker 2 und dem Toningenieur mit maßgeschneiderten Monitormischungen zu versorgen, was beim Band Recording ja keineswegs exotisch ist.
Latenz des Tascam US-20×20
Zur Latenzmessung im Roundtrip-Verfahren (zwei Line-Inputs mit zwei Line-Outputs verkabelt) verwendete ich mit dem delamar Audio Computer 2012 einen immer noch recht potenten Rechner. Die Software Oblique Audio RTL Utility ermittelte die kumulativen Werte, will heißen die Summen aus Ein- und Ausgangslatenz. Diese sind etwa für Gitarristen relevant, die ihrem Sound direkt per Kopfhörer lauschen und dabei eine Gitarrensoftware für Verzerrung & Co. nutzen.
Zuerst mit 44,1 kHz. Bei 64 Samples als niedrigste Puffereinstellung im Treiber wurde ein Wert von durchschnittlich 8,2 ms ermittelt. Ein einfaches DAW-Projekt konnte ich damit ohne Aussetzer oder Störgeräusche betrieben. Für rechenintensivere Projekte bieten sich 128 Samples an, wobei rund 13,6 ms zu Buche standen. Dies sind Werte, mit denen sich viele Nutzer wohl fühlen werden – vorausgesetzt, dass keine Plugins auf dem Monitor-Weg genutzt werden, die die Latenz potentiell noch weiter in die Höhe treiben.
Bei 96 kHz fiel die Latenz naturgemäß geringer aus, doch durch die höhere Sample-Rate kommt der Treiber schon eher ins Schwitzen. Hier waren es bei 64 Samples rund 7,1 ms und bei 128 Samples ermittelte das RTL Utility circa 9,9 ms.
Summa summarum geht die Performance für ein derart gut bestücktes Gerät zu diesem Preis mehr als in Ordnung. Der eine oder andere wird eine Verzögerung spüren, aber vielleicht kann der Hersteller noch mehr herausquetschen – zum Test lag uns schließlich erst die Treiberversion 1.00 vor.
Klangqualität im Tascam US-20×20 Testbericht
Das Eigenrauschen der Preamps ist niedrig für ein Gerät in dieser Preisregion. Sie transportieren ein weitestgehend neutrales Signal ohne frequenzspezifische Überbetonungen. Auch in den übrigen Klangaspekten wissen sie zu überzeugen.
Was die Wandler betrifft, ist für das Homerecording und Projektstudios alles in Butter. Die Transparenz ist zu loben – mehr Details und klarer separierte Klangereignisse im Raumbild sind fast ausschließlich erst mit viel teureren Interfaces zu entdecken.
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Tascam US-20×20 Test-Fazit
Mit dem Tascam US-20×20 bekommen Bands und kleine Studios ein Interface, das mit allen Wassern gewaschen ist. An der Qualität der Mikrofonvorverstärker und Wandler ist in der Preisklasse nichts auszusetzen. Aufnehmen und Abhören ist durchaus in guter Qualität möglich.
Was hier in einer Höheneinheit versammelt wurde, ist wirklich stark (à propos: die Utensilien zur Rack-Montage liegen bei). Unser Infokasten zeigt die Bestückung – die Palette ist mit a) analogen Schnittstellen, b) digitalen I/Os sowie c) MIDI und Wordclock erstaunlich breitgefächert. Das Ganze wird noch durch die Optionen zum eigenständigen Betrieb als Preamp oder Digitalmixer gekrönt.
Auch softwareseitig werden Punkte eingeheimst. So gibt es einen gut ausgestatteten Mixer mit eigenem Channel Strip für jeden Kanal sowie einen flexiblen Halleffekt zum Monitoring bei der Aufnahme.
Nur die Tatsache, dass sich die Haupt- sowie beide Kopfhörerausgänge eine Monitormischung teilen müssen, trübt das Gesamtbild ein wenig. Nichtsdestotrotz: Der Proband im Tascam US-20×20 Testbericht erhält die Maximalwertung, die im Lichte des exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnisses mehr als gerechtfertigt ist.
Features Tascam US-20x20 Review
- Hersteller: Tascam
- USB 3.0 Audio Interface
- Insgesamt je 20 Ein- und Ausgänge
- Treiber für Windows & Mac OS
- Klassenkonformer Betrieb mit iOS-Geräten möglich
- Wandlung mit maximal 24 Bit & 192 kHz
- Analoge Eingänge:
- 2x Mic/Hi-Z (XLR/6,3 mm, symm./unsymm.)
- 6x Mic/Line (XLR/6,3 mm, symm.)
- 2x Line (6,3 mm, symm.)
- Phantomspeisung (+48 Volt) schaltbar auf den Inputs 1-4 & 5-8
- Analoge Ausgänge: 10x 6,3 mm, symm.
- Kopfhörerausgang: 2x 6,3 mm Stereo, regelbar
- Digitale I/O:
- S/PDIF oder AES/EBU (koaxial)
- optisch, S/MUX (TOSLINK)
- MIDI I/O (DIN, 5-polig)
- Wordclock I/O (BNC)
- Mixer-Software:
- 4-Band-EQ + Kompressor auf jedem Kanal
- Hall auf dem Ausspielweg 1
- Als eigenständiger Mikrofonvorverstärker oder Digitalmixer nutzbar
- Maße inkl. Seitenteile: 445 x 59 x 222 mm
- Gewicht: 2,8 kg
- Rack-Einbaukit und Netzteil im Lieferumfang
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