Tascam US-16×08 Testbericht
Das Brot-und-Butter-Interface für Bands
Von Felix Baarß
Tascam US-16x08 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Geradliniges USB Audio Interface für 16 Kanäle gleichzeitig.
Ein sehr preiswertes, für seine Verhältnisse klanglich tadelloses Interface für die Aufnahme auf 16 Kanälen. Zudem bietet die Mixer-Software EQs & Kompressoren und es ist sowohl der Einsatz auf dem Desktop als auch im Rack möglich.
PRO
- 16 Kanäle gleichzeitig aufnehmen
- Rauscharme Mikrofonvorverstärker
- Gute Wandler für die Preisklasse
- Einfache Mixer-Software mit Channel Strip pro Input
- Eigenständig als achtfacher Mikrofonvorverstärker nutzbar
- Montagewinkel, Schrauben und Inbus zum Rack-Einbau
- Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
CONTRA
- Keine separaten Mischungen für Kopfhörer und Hauptausgänge
Für wen?
Alle, die eine Band/größere Musiker-Ensembles aufnehmen wollen, auf digitale I/Os verzichten können und kein großes Budget haben.
Was ist es?
Das Tascam US-16×08 ist ein Audio Interface zur Aufnahme kleiner Bands – allgemein gesagt zum Recording von bis zu acht Mikrofonen, 6-8 Line-Quellen und ein bis zwei hochohmigen Signalen (v.a. E-Gitarre/E-Bass). Über USB 2.0 wird es mit dem Windows-PC, Mac oder iOS-Gerät verbunden und die Wandlung geschieht mit maximal 24 Bit & 96 kHz.
Hinaus geht es auf acht Klinkenbuchsen, zwei davon sind für Studiomonitore vorgesehen und entsprechend per Poti an der Vorderseite regelbar. Dazu kommt ein regelbarer Kopfhörerausgang.
Seitenteile für die Verwendung auf dem Studiotisch sind ab Werk befestigt, doch werden auch Montagewinkel, Schrauben und Inbusschlüssel zum Einbau in ein 19-Zoll-Rack mitgeliefert.
Das Interface ist zum Straßenpreis von 284,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel erhältlich.
PASSEND DAZU
- JBL M-Patch 2 Testbericht: Monitor-Controller für Fortgeschrittene
- Tascam iXZ Testbericht: Für (fast) alle Smartphones & Tablets
- Nowsonic Switcher Testbericht: Passiver Monitor-Controller
- Zomo HD-2500 Test: DJ Heaphones unter der Lupe
- IMG Stage Line SOUND-65/SW Testbericht: Studiomonitore mit 6,3“-Woofer
ANZEIGE
Tascam US-16×08 Test
Erster Eindruck vom Tascam US-16×08
Wie schon bei seinen kleinen Geschwistern US-2×2 und US-4×4 ist die Verarbeitung weitgehend tadellos. Beispielsweise sitzen die Gain-Regler wirklich bombenfest (gleichwohl ziemlich eng beieinander). Lediglich mit dem Gehäuse verschraubte Klinkenbuchsen hätte ich mir noch gewünscht. Das Netzkabel ist mit rund 1,5 m gerade lang genug für die Nutzung auf dem Desktop, beim Rackeinbau reicht das dicke.
Der Einbau in ein 19-Zoll-Rack ist dank beiliegender Montagewinkel, Schrauben und Inbusschlüssel möglich. Im Lieferzustand sind jedoch die Seitenteile montiert, die zunächst für eine rutschfeste Aufstellung auf dem Schreib- oder Studiotisch sorgen. Zudem sind sie ergonomisch sinnvoll, da sie das Gerät ganz leicht nach oben anwinkeln und damit die Bedienelemente etwas einfacher greifbar machen.
Handbuch und Installation
Im gedruckten mehrsprachigen Handbuch findet sich auch ein deutscher Abschnitt. Zusätzlich steht eine inhaltlich quasi identische, aber leicht abweichend formulierte PDF-Anleitung auf Deutsch zum Download bereit. Doppelt hält wohl besser.
Der Windows-Treiber war schnell installiert, ohne dass ein Neustart des Betriebssystems erforderlich wurde.
Für Mikrofone
Bis zu acht Mikrofone gleichzeitig kannst Du über die frontseitigen XLR-Buchsen einspeisen. Die Phantomspeisung für Kondensatormikros lässt sich in zwei Viererblöcken (1-4 und 5-8) zuschalten – das ist zumindest in den gemäßigten Preisregionen so üblich und sollte ausreichend Flexibilität beim Mischbetrieb verschiedener Mikrofontypen gewährleisten.
Beim Gain hast Du einen Spielraum von immerhin 56 dB. Das ist noch nicht übermäßig viel, dürfte aber nur selten zur Geltung kommen – etwa wenn Bändchenmikrofone mit schwachem Output eingespeist werden wollen.
Pad-Schalter zur schnellen Vordämpfung der Mikrofoneingänge (für sehr laute Schallquellen) stehen leider nicht zur Verfügung, auch nicht virtuell in der Mixer-Software. Ich persönlich empfinde diese nicht als essentiell, erwähnenswert ist deren Fehlen aber doch.
Für E-Gitarre, E-Bass & Co.
Ebenfalls vorne zu finden und damit auch im Rack-Betrieb stets bestens erreichbar: zwei Klinkenbuchsen, die separat in den hochohmigen Betrieb (»Hi-Z«) versetzt werden können. So taugen sie für die Aufnahme von E-Gitarren und -Bässe, aber beispielsweise auch für ein Fender Rhodes.
Extras wie Insert-Buchsen zum Einschleifen externer Effektgeräte oder Thru-Outputs (praktisch beim Reamping) sind nicht vorhanden. Das ist bei einem geradlinigen und erschwinglichen Interface wie diesem nur zu verständlich, selbst teurere Geräte bieten das eher selten an.
Gerade für Gitarristen ist die Latenz eines Interfaces wichtig, wenn sie sich beim Einspielen selbst abhören wollen – weiter unten findest Du ein gesondertes Kapitel mit allen Details zur Signalverzögerung beim Tascam US-16×08.
Für Keyboards, Synthesizer, Drum Machines & Co.
Zum Einspeisen von Klangquellen mit Line-Pegel – wie den oben genannten – dienen insgesamt acht große Klinkenbuchsen. Zwei davon vorne (die im vorigen Kapitel erwähnten, bei Bedarf auf Hi-Z schaltbaren) und sechs davon an der Rückseite.
Die beiden frontseitigen Inputs sind mit Gain-Regler stufenlos verstellbar, während für die hinteren sechs lediglich drei Schalter (je einer pro Input-Paar) zum Wechsel zwischen -10 dBV und +4 dBu zur Verfügung stehen. In der Mixer-Software (siehe unten) kann der Pegel des bereits digitalisierten Signals mit einem virtuellen Kanalfader nachreguliert werden.
Löblich: Alle Line-Signale werden symmetrisch übertragen, sind also weniger anfällig für Störgeräusche.
Anschluss an Lautsprecher/Kopfhörer & Monitoring
Hinten gibt es acht Line-Ausgänge in Form von großen Klinkenbuchsen. Auch diese können symmetrierte Signale übertragen. Die Outputs 1 & 2 lassen sich über einen Regler vorne rechts stufenlos aussteuern – der Anschluss der Studiomonitore liegt hier freilich nah.
Vorne steht noch ein regelbarer Kopfhörerausgang zur Verfügung. Er liefert einen vernünftigen Sound und eine sehr hohe maximale Ausgangsleistung, so dass ausnahmslos alle Modelle kräftig genug versorgt werden dürften.
Standalone als Mikrofonvorverstärker
Toll: Wenn keine USB-Datenverbindung mit einem Computer besteht, arbeitet das Tascam US-16×08 als eigenständiger Mikrofonvorverstärker. Auf Neudeutsch: »Standalone«. Dann werden die Signale der acht Mikrofoneingänge direkt an die acht Line-Ausgänge geleitet, wobei wie gehabt noch jeder Kanal mit seinem dedizierten Gain-Regler verstärkt werden kann. Eine sehr schönes Feature, das ich bei einem so günstigen und derart geradlinigen Interface nun wirklich nicht erwartet habe.
In diesem Modus steht bei Bedarf übrigens eine Stromsparfunktion zur Verfügung, aktivierbar über einen Schalter an der Rückseite – wenn eine halbe Stunde lang kein Eingangssignal über -60 dBFS erkannt wurde, schaltet sich das Gerät ab. Fein.
MIDI
Ja, es gibt auch fünfpolige MIDI-Buchsen für IN und OUT. Das steht jedem größeren Audio Interface gut zu Gesicht und stellt sicher, dass viele klassische Controller und Klangerzeuger (gerade ältere Modelle) genutzt werden können.
Mixer-Software
Die Mixer-Software ist recht einfach gehalten, wartet aber mit ein paar Überraschungen auf. So steht für jeden Kanal – oder jedes Kanalpaar bei einer Verlinkung – ein einfacher Channel Strip aus parametrischem 4-Band-Equalizer (plus Tiefpassfilter) und Kompressor zur Verfügung. Grundsätzlich sehr willkommen, aber wer schon ausgefeilte Plugins für diese Effekttypen besitzt, ist damit besser beraten. Oder Du nutzt deine analogen Effektgeräte vor der Wandlung.
Natürlich gibt es noch die Basics: Lautstärkefader, Panning und Polaritätsumkehr (»Phase«) sowie Mute und Solo. Sehr schön ist zudem, dass sich alle Kanäle beschriften lassen – so, wie es früher nur bei Mischpulten oder Konsolen in Tonstudios mit Klebestreifen und Stift (»scribble strips«) möglich war.
Routing
Im Reiter »Output Settings« können die acht Klinkenausgänge jeweils mit einem der zehn digitalen Busse aus DAW & Co. gespeist werden. Gewünscht hätte ich mir allerdings noch die Möglichkeit, den Kopfhörerausgang mit einem anderen Signal speisen zu können als die Hauptausgänge 1 & 2. Das einer der erstaunlich rar gesäten Kritikpunkte beim Tascam US-16×08.
Bleibt nur noch zu erwähnen, dass es zehn Speicherplätze (»SceneMemory«) für komplette Mixerkonfigurationen gibt, die sich über das Menü des Mixerfensters beliebig umbenennen, speichern und laden lassen. Gut für den Betrieb im Tonstudio, wenn sehr schnell zwischen unterschiedlichen Szenarien umgeschaltet werden soll.
Klangqualität des Tascam US-16×08
Das Grundrauschen der Mikrofonvorverstärker ist sehr niedrig für ein Gerät dieser Preisklasse. Deren Klangfarbe erscheint weitestgehend neutral und in den übrigen Klangaspekten konnten sie ebenfalls überzeugen.
Die Wandlung ist mindestens für das Homerecording ohne jegliche Einschränkung tauglich. Die Transparenz ist erstaunlich gut für den Preis – wer noch mehr Detailtreue und ein klarer separierte Einzelschallereignisse sucht, findet sie erst bei viel, viel teureren Interfaces.
Ergo: alles bestens im Rahmen der Verhältnisse.
Latenz
Die Latenzmessung erfolgte auf einem nach wie vor recht leistungsstarken Rechner, dem delamar Audio Computer 2012. Dabei nutzte ich die kostenlose Software Oblique Audio RTL Utility im Roundtrip-Verfahren (zwei Inputs mit zwei Outputs verkabelt). Die folgenden Angaben sind kumulativ, die Ein- und Ausgangslatenz wurden also addiert. Auf eine kumulative Latenz stößt etwa ein Gitarrist , der seinen eingespielten Klängen direkt per Kopfhörer lauscht und dabei eine Gitarrensoftware für den Sound nutzt.
Zunächst zum Betrieb mit 44,1 kHz. Die niedrigste Puffereinstellung im Treiber des Interfaces – 64 Samples – ergab einen Wert von durchschnittlich 8,5 ms. Ein relativ prozessorschonendes DAW-Projekt konnte damit ohne jegliche Störgeräusche oder Aussetzer betrieben werden. Bei anspruchsvolleren Projekten nutzte ich 128 Samples, wobei durchschnittlich 14 ms zu Buche standen. Das sind gute Werte, mit denen sich die meisten Nutzer sehr wohl fühlen werden.
Nun zur Performance mit 96 kHz. Hier ist die Latenz naturgemäß geringer, aber allein durch die höhere Sample-Rate verlangen die Projekte dem Rechner mehr ab. So waren es bei 64 Samples rund 6,3 ms und bei 128 Samples spuckte das RTL Utility einen Mittelwert von 10,2 ms aus.
Alles in allem sind das noch keine überragenden Werte, aber in Bezug auf den Preis, der für dieses Interface gefordert wird, gehen sie mehr als in Ordnung. Hier und da werden einige feinfühlige Rhythmiker also eine gewisse Verzögerung spüren, doch insgesamt ist die Performance gut. Zudem ist der Treiber erst bei Version 1.01 angelangt – vielleicht kann der Hersteller die Latenz noch um ein paar Millisekunden abspecken.
Unterstütze unsere Arbeit mit einem Kauf bei Thomann*
* Affiliate Link: Du bezahlst den normalen Preis und wir erhalten eine Provision, wenn Du etwas kaufst. Danke!
Tascam US-16×08 Test-Fazit
Sehr erfrischend, so ein konsequent für analoge Audiosignale konzipiertes Interface. Und das Tascam US-16×08 weiß gleich 16 (!) davon gleichzeitig aufzunehmen. Dies gelingt durch die heute eher ungewöhnliche Entscheidung, keine Kombibuchsen, sondern getrennte XLR- und Klinkeneingänge zu verbauen.
Die Preamps überzeugen, da kaum Rauschen, stattdessen aber ein sauberer, weitestgehend neutraler Klang zutage tritt. Auch die Wandler geben sich keine Blöße, auch wenn sie freilich nicht ganz so transparent tönen wie die von deutlich teureren Interfaces oder gar dedizierten Wandlern. Ergo: (Mindestens) für Homerecording, Demoproduktionen und semiprofessionelles Arbeiten ist alles bestens.
Die Mixer-Software ist klar strukturiert, bietet alles Nötige und darüber hinaus für jeden Kanal einen Channel Strip mit 4-Band-EQ und schlichtem Kompressor. Das ist nicht selbstverständlich bei dem Preis.
Zwei Sekundärtugenden sind unbedingt erwähnenswert: Einerseits mach das Gerät sowohl auf dem Desktop als auch im Rack eine gute Figur, andererseits lässt es sich auch im eigenständigen Betrieb als achtfacher Preamp nutzen. Ebenfalls überraschend in dieser Preisregion.
Nur eine Tatsache führte mit Ach und Krach zur geringfügigen Abwertung: Von einem für das Band Recording tauglichen Interface erwarte ich die Option, dem Kopfhörer einen anderen Monitoring-Mix als den Lautsprechern zuführen zu können. Das ist hier leider nicht gegeben, vielleicht kommt das in einem der nächsten Updates für den Treiber.
Doch das ist letztlich nur eine kleine Scharte im tollen Gesamteindruck, den der Proband hinterlässt. zeichnet. So beschließe ich meinen Tascam US-16×08 Testbericht auf delamar mit sehr guten viereinhalb von fünf Punkten und bescheinige mit Freuden ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Features Tascam US-16x08 Review
- Hersteller: Tascam
- USB 2.0 Audio Interface
- Treiber für Windows & Mac OS
- Klassenkonformer Betrieb mit iOS-Geräten möglich
- Wandlung mit maximal 24 Bit & 96 kHz
- Eingänge: 8x Mic (XLR), 6x Line (6,3 mm), 2x Line/Hi-Z (6,3 mm)
- Phantomspeisung (+48 Volt) schaltbar auf den Inputs 1-4 & 5-8
- Ausgänge: 8x 6,3 mm
- Kopfhörerausgang: 1x 6,3 mm Stereo
- MIDI I/O (DIN, 5-polig)
- Mixer-Software mit DSP-Effekten
- Als eigenständiger Mikrofonvorverstärker nutzbar
- Rack-Einbaukit und Netzteil im Lieferumfang
PASSEND ZUM Tascam US-16x08 Test
- Tascam US-1x2HR Test
- Tascam US-2x2HR Test
- Tascam Mixcast 4 Test
- Tascam MiNiSTUDIO Creator US-42B Test
- Tascam US-4x4HR Test