Steinberg UR824 Testbericht
DSP Multichannel Audio Interface
Von Oliver Olbrich
Steinberg UR824 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Audio-Interface mit DSP und guten Effekten. Hochwertig verarbeitetes Audio-Interface mit DSP, guten Effekten und gutem Klangbild.
PRO
- Sehr guter Klang für die Preisklasse
- Mischen mit Effekten über DSP möglich
- Intuitives schnelles Arbeiten mit vier Mixen
- Hochwertige Verarbeitung
CONTRA
- Beschränkung der Mixes in Cubase auf Control-Room
Für wen?
Fortgeschrittene User, die mit Cubase arbeiten und viele Ein- und Ausgängen suchen
Was ist es?
Das Steinberg UR824 ist ein Audio-Interface mit einer Höheneinheit, das für den Einbau in ein 19-Zoll-Rack konzipiert wurde und von Yamaha in Zusammenarbeit mit Steinberg entwickelt bzw. produziert wird. Das wird an vielen Stellen deutlich, nicht zuletzt am Aufdruck auf dem Gerät selbst.
Neben seinen Ein- und Ausgängen bietet das Interface an, über den DSP-Mixer und die DSP-Effekte fast gänzlich latenzfrei zu arbeiten. Bis zu vier unabhängige Mixe sind dabei möglich und können an verschiedene Musiker bzw. Monitorausgänge gesendet werden. Die Aufzeichnung im Rechner erfolgt davon unabhängig, wodurch die Problematik mit der Latenz entschärft wird.
Phantomspeisung, Hi-Z-Anschlüsse sowie ADAT-Ein- und Ausgänge erweitern die Möglichkeiten des Steinberg UR824.
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Steinberg UR824 Test
Einleitung
PASSEND DAZU
- Steinberg UR22mkII: Audio Interface aufpoliert
- Steinberg UR12: Portables Audio Interface für Einsteiger
- Steinberg UR22: Portables USB Audio Interface
- Steinberg Nuage: Mischkonsole für Nuendo
- Steinberg MR816: Firewire Interface
Gerade bei Audio Interfaces macht sich die Konzernzusammenhängigkeit von Steinberg und Yamaha gut bemerkbar und sorgt für große Erwartungen.
Das hier getestete 19-Zoll Interface kommt optisch sehr schlicht und gleichzeitig elegant daher. Hauptsächlich in Schwarz und Silber gehalten und mit einfachem und klarem Design wirkt die Oberfläche sehr aufgeräumt. Im Lieferumfang ist ein Einführungsbüchlein, ein Lizenzzettel für die Effekt-Plugins, zwei CDs mit Cubase AI 6 und Treibern für das Steinberg UR824, der Netzadapter, ein Abschirmungsmagnet und ein USB-Kabel enthalten.
Erster Eindruck
Der linke Teil der Frontblende hat eine silberne Hintergrundfarbe und beherbergt Drehregler und Knöpfe für die Eingänge. Die ersten beiden sind mit einer Kombibuchse (6,3 mm Klinke und XLR) von Neutrik von vorne montiert. Diese beiden Eingänge können für den Anschluss von Mikrofon-, Line-Pegel oder als Hi-Z Eingang für deine E-Gitarre genutzt werden. Paarweise kann für alle acht Analogeingänge auch eine Phantomspeisung hinzu geschaltet werden. Für jeden Kanal ist zudem ein Knopf für das -20 dB PAD zur Absenkung des Signals, ein Pegel-Regler und ebenso eine LED für die Anzeige eines anliegenden Signals und einem Peak vorhanden.
Rechts auf der Vorderseite befinden sich zwei Kopfhörer-Anschlüsse mit jeweils einem Drehregler zum Einstellen der Lautstärke. Über eine LED-Anzeige daneben kann abgelesen werden, wie das Audio Interface synchronisiert wird. Zur Option stehen hier Wordclock, ADAT A und B sowie ein interner Taktgeber zur Verfügung. Außerdem lässt sich an dieser Stelle recht schnell ablesen, mit welcher Samplingrate gerade gearbeitet wird – dies geht von 44,1 bis 96 kHz. Ein großer Regler ermöglicht, den Ausgangspegel einzustellen.
Auf der Rückseite finden sich die restlichen sechs Kombibuchsen (6,3 mm Klinke und XLR), acht symmetrische Line-Ausgänge, jeweils zwei ADAT Ein- und Ausgänge, zwei BNC-Buchsen für die Wordclock (sowie JetPLL Unterstützung für extrem niedrigen Jitter), der USB-Anschluss und zu guter Letzt auch der Stromanschluss.
In Sachen Verarbeitung ist zu erwähnen, dass alle Anschlüsse verschraubt sind und fest am Gehäuse sitzen. Es findet sich noch eine Masseschraube und eine Zugentlastung für das Stromkabel.
Die Installation erfolgte problemlos. Über die mitgelieferte CD werden die notwendigen Treiber installiert. Wie üblich solltest Du das Gerät erst nach der Installation der Treiber über das USB-Kabel anschließen. Windows erkennt das Gerät und weist ihm die passenden Treiber zu. Danach kann der Mixer geöffnet werden.
Mixer, Channel Strip & Effekte
Optisch ist der Mixer namens dspMixFx recht einfach gehalten. Keine aufwändigen Schnörkel lenken den Blick vom Wesentlichen ab. Auch wenn ich die Oberfläche optisch für etwas altbacken halte, finde ich mich schnell zurecht.
Neben Highpass-Filter und Phasenumkehrung gibt es für jeden Kanal einen aktivierbaren Channel Strip mit Kompressor und Equalizer von Yamaha. Dieser kann für jeden Kanal gesondert eingestellt werden und reicht in den meisten Fällen völlig aus. Neben festen Presets können umfangreiche Einstellungen vorgenommen und abgespeichert werden.
Höhepunkt bildet für mich der Sweet Spot Morphing Regler. Mit diesem kann zwischen verschiedenen Einstellungen gemorpht werden. Dabei verändern sich alle Einstellungen des Kompressors und des Equalizers stimmig und wie aufeinander abgewogen. Selbst als Laie sollte man es anhand der Presets und der Morphing-Funktion unkompliziert und schnell zu brauchbaren Ergebnissen schaffen.
Vorsichtig solltest Du trotzdem sein, vor allem, wenn die DAW mit den durch die Effekte gefilterten Signalen gespeist wird. Dann nämlich werden die Effekte genauso aufgenommen und später hast Du keine Möglichkeit, das Ganze nachträglich zu ändern. Bist Du dir noch nicht sicher oder willst dir alle Optionen offen halten, kann der Channel Strip bei der Aufnahme in der DAW auch ausgeschaltet bleiben. Persönlich gefällt mir der Channel Strip sehr gut und bei Aufnahmen von z.B. Vocals wäre er bei mir auch immer an.
Der REV-X ist ein Halleffekt, der ebenso bei einer Aufnahme zur Verfügung steht. Er kann zwar nur ein einziges Preset bearbeiten, aber als Send-Effekt auf alle Kanäle nach Belieben verteilt werden. Der Klang des REV-X ist okay und in Sachen Einstellungen bleiben kaum Wünsche offen.
Dass der Hersteller diese Effekte als VST-Plugins zum Steinberg UR824 mit dazu packt, finde ich besonders lobenswert. Die Effekte können so auch nachträglich noch in der DAW als Inserts oder Sendeffekte in die Songs mit eingearbeitet werden. Auf Grund der gegebenen Qualität wird das auch sicher der eine oder andere machen wollen.
In der Praxis
Was mir in der Mixersoftware gefällt, ist die unkomplizierte Art, verschiedene Mixes zu erstellen. Über vier Reiter auf der rechten Seite der grafischen Benutzeroberfläche kann zwischen den unterschiedlichen Mischungen ausgewählt werden. Alle dann getätigten Einstellungen beziehen sich automatisch auf den aktuell ausgewählten Mix. Änderungen sind so im Handumdrehen erledigt. Genauso unkompliziert können die Mischungen auf den Kopfhörern verteilt werden. Im jeweiligen Mix aktiviere ich einfach unten rechts den Kopfhörer-Button -schneller geht es kaum.
Etwas schade finde ich, dass das Mixer-Fenster nicht in der Größe variabel ist. Zwar würde ich die ganzen ADAT-Kanäle ohnehin nicht brauchen, doch wenn Du sie nutzen möchtest, musst Du immer über einen Balken nach links und rechts scrollen. Auch die zweite Seite der Mixer-Software mit dem Level-Meter hätte man sich dann vielleicht schenken können.
Bei den Optionen kann der Hochpassfilter auf 40, 60, 80, 100 oder 120 Hz eingestellt und die ADAT-Anschlüsse auf einen S/PDIF-Anschluss umgestellt werden. Außerdem kann hier das Output-Routing gewählt werden, d.h. welchen Mix Du auf welchem Ausgang hören möchtest.
In Sachen Latenz brachten unsere Messungen ganze 17 Millisekunden bei einer Samplerate von 44,1 kHz und einer Buffer Size von 128 Samples. Das ist leider kein Spitzenwert, sollte für normales Arbeiten notfalls aber ausreichend sein, da der DSP ja latenzfrei bei der Aufnahme genutzt werden kann. Die Angaben beziehen sich auf die aktuellsten Treiber von der Herstellerwebseite und unseren delamar Audio Computer 2012 mit einem Intel i7 3690X bei 3,3 GHz.
Integration in Cubase
Abschließend möchte ich erwähnen, dass die Einbindung in Cubase sehr gut gelungen ist. Pro Kanal lassen sich alle Einstellungen gleich in der Benutzeroberfläche der DAW-Software erledigen, was ein echtes Kaufargument für Nutzer dieser Musiksoftware sein könnte. Die Mixer-Software wird folgerichtig auch beim Start von Cubase deaktiviert.
Wer die unterschiedlichen Mixing-Optionen des Steinberg UR824 nutzen möchte, kann das im so genannten Control-Room machen.
Klang
Dass von Steinberg und Yamaha hochwertige Teile verbaut wurden, spürt und sieht man an vielen Ecken des Geräts. Die Regler fühlen sich wertig an, Kombi-Buchsen von Neutrik, Verschraubungen der Anschlüsse. Ebenso wurde intern auf Qualität geachtet. Der THD+N Wert (Total Harmonic Distortion plus Noise), der vereinfacht gesagt eine Aussage über die Störgeräusche macht, ist mit 0,0014% für die Mic/Line Eingänge und 0,0009% für die Line Ausgänge sehr gut.
Auch im Hörtest im Tonstudio gefällt mir das Steinberg UR824 sehr gut in Sachen Impulstreue und Transparenz der Referenztracks. So kommen knackige Bässe sehr direkt rüber. Die Raumauflösung profitiert ebenfalls von der Impulstreue und wirkt sehr authentisch. Ein linearer Frequenzgang sorgt für problemloses Abmischen deiner Tracks.
Minimale Schwächen konnte ich nur bei der Brillanz im Klang ausmachen. Diese werden durch die Stärken gerade was Linearität und Impulstreue angeht aber mühelos ausgeglichen.
Mit diesen Eigenschaften kann das UR824 auch klanglich überzeugen. Es gehört in seiner Preisklasse sicher zu den Spitzenprodukten und sollte bei einer Kaufentscheidung berücksichtigt werden.
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Steinberg UR824 Test-Fazit
Das Steinberg UR824 hat mir sehr gut gefallen. Die Verarbeitung lässt keinen Platz für Kritik. Die Buchsen, Regler und Knöpfe sind gut in das Gerät integriert und verschraubt. Auch optisch wirkt das externe Audio Interface aufgeräumt und durchdacht.
Dies gilt auch für die Software, speziell den dspMixFx – auch wenn er grafisch etwas eingestaubt wirkt. Das Arbeiten mit den verschiedenen Mixes geht sehr intuitiv von der Hand und die Software kann aus dem Stand ohne Lektüre des Handbuchs bedient werden. Der DSP macht in Zusammenarbeit mit Channel Strip und Rev-X ein sehr gutes Bild und die Effekte können durchaus auch in Produktionen eingesetzt werden. Sie lassen sich hervorragend bedienen und sind so auch für Einsteiger ohne großen Aufwand gewinnbringend nutzbar.
Die Einbindung in Cubase ist gelungen, die Steuerung von Parametern liegt dort jeweils auf dem entsprechenden Kanal. Leider können in der mitgelieferten Version von Cubase AI 6 die Vorteile der verschiedenen Mixes nicht genutzt werden, da der Control-Room erst in größeren Versionen dieser Musiksoftware enthalten ist.
Abmischen solltest Du mit dieser Hardware eigentlich gut können, da sie einen vergleichsweise linearen Frequenzgang hat. Die Impulstreue ist ebenso wie die Räumlichkeit sehr gut. Für das gelungene Produkt vergebe ich gerne 4,5 von 5 Punkten im Steinberg UR824 Testbericht.
Features Steinberg UR824 Review
- Hersteller: Steinberg
- Audio Interface
- USB 2.0
- 8 analoge Eingange
- 8 analoge Ausgänge
- 2 Paar optische ADAT I/Os
- 2 Kopfhörerbuchsen
- DSP-Mischer und -Effekte
- Treiber für Windows & Mac OS X
PASSEND ZUM Steinberg UR824 Test
- Steinberg UR242 Test
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