Steinberg Cubase Artist 9.5 Test
DAW für Bands, Projektstudios & Co. aktualisiert

Steinberg Cubase Artist 9.5
Butter bei die Fische: Steinberg Cubase Artist 9.5 ist zwar die »kleinere« Version der DAW, aber mehr als gut genug für alle, die eine Musiksoftware mit Profi-Appeal in zahlreichen Aspekten suchen. Eine Einschätzung ...

Felix Baarß Von Felix Baarß am 11. Dezember 2017

Steinberg Cubase Artist 9.5 Test-Fazit

4.5

DELAMAR
SCORE

Etablierte DAW-Software, die auch in ihrer reduzierten Fassung sehr gut ausgestattet ist. Mit Steinberg Cubase Artist 9.5 gibt es eine DAW-Software, die für die meisten Aufgaben in der Musikproduktion gewappnet ist. Bis auf den erweiterten Notensatz, das bequeme Erstellen individueller Kopfhörermischungen für die Künstler und einige weitere weit fortgeschrittene Features ist alles an Bord. Die Neuerungen und der Upgrade-Preis sind einem 0,5er-Versionssprung noch angemessen und die Software läuft stabil. Nur ein Ein-Fenster-System wäre noch schön …

zum detaillierten Steinberg Cubase Artist 9.5 Testfazit

PRO

  • Mehr denn je eine ausgereifte DAW-Software
  • Geeignet für sehr viele (semi-)professionelle Szenarien
  • Neue Mixing Engine mit 64 Bit
  • Endlich mehr als 8 Insert-Slots pro Spur
  • Endlich geschwungene Automationskurven (Bézier)
  • Metronom/Click Track so ausgefeilt wie sonst nirgends
  • Stabiler Betrieb in unserer Testversion

CONTRA

  • Immer noch keine Ein-Fenster-Oberfläche

Für wen?
Bands, Profimusiker und Engineers in Projektstudios, die eine recht umfangreiche DAW suchen und nicht mehr als 64 Audiospuren brauchen.

Preis: 329,00 Euro
UVP: 329,00 Euro

Was ist es?

Steinberg Cubase Artist 9.5 ist eine DAW-Software (Digital Audio Workstation). Also ein Musikprogramm für Komposition, Songwriting, Producing und Mastering, wobei Klänge aufgenommen, abgemischt, arrangiert und gemastert werden. MIDI-Ein- und Ausgabe an entsprechende Geräte wird unterstützt. Virtuelle Instrumente und Effekte (Audio Plugins) lassen sich einbinden – diverse Plugins werden auch gleich mitgeliefert.

Die Artist-Version weist in gewissen Aspekten einen reduzierten Funktionsumfang gegenüber der Pro-Version auf. Einige der wichtigsten Einschränkungen – und Vorteile gegenüber der 100-Euro-Version »Elements« – findest Du gleich hier unten tabellarisch zusammengefasst.

Dieses Review Test dreht sich nicht um sämtliche Möglichkeiten der Software, sondern hauptsächlich um die Erfahrung, die wir mit den Neuerungen in Version 9.5 machen konnten. Außerdem bewerten wir die Tauglichkeit der Software an sich für verschiedene Nutzertypen.

Vergleich: Steinberg Cubase Artist 9.5 und seine Geschwister

ProArtistElements
Eignung (laut Hersteller)Profiproduzenten, Toningenieure, KomponistenProfimusiker, Projektstudios, BandsHomerecording, Bands, Sänger/Songwriter, kreative Musiker
Ein- und Ausgänge (via Audio Interface)2563224
Spuren für Audio / MIDIUnbegrenzt64 / 12848 / 64
InstrumentenspurenUnbegrenzt3224
Notensatz & DruckErweitertEinfachEinfach
Assistent für AkkordfolgenErweitertErweitertEinfach
Comping
Sidechaining
Monophone Intonationskorrektur & MIDI zu Audio
Virtuelle Effekte90+70+40+
Virtuelle Instrumente / Sounds8 / 3.000+8 / 2.600+3 / ?

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Steinberg Cubase Artist 9.5 Test

Was kann Steinberg Cubase Artist 9.5 und was nicht?

Gar keine Frage: Umfangreiche Produktionen auf Profiniveau sind auch mit Steinberg Cubase Artist 9.5 möglich. Zunächst, weil alle grundlegenden Tools zur Audio- und MIDI-Bearbeitung integriert sind. Diese sind längst ausgereift und zählen zum Besten, was im Reich der DAWs zu haben ist.


PASSEND DAZU


Der Mischbereich »MixConsole« ist fast 1:1 in Relation zur Pro-Version übertragen worden. Alle wichtigen Features und die klassischen Kanalzugeffekte (EQ, Kompressor, Gate etc.) sind am Start. Es fehlt lediglich die Historie, mit der Du sämtliche Änderungen am Projekt seit dem Öffnen dieses in einer Liste betrachten und gezielt rückgängig machen bzw. wiederherstellen könntest.

Spuren & Inputs/Outputs

Steinberg Cubase Artist 9.5 bietet 64 Audio- und 128 MIDI-Spuren. Ferner stehen maximal 32 Ein- und Ausgänge per Audio Interface bereit. Das reicht für 99,9% der Szenarien in der Musikproduktion. Viel eher hätte mich da noch die Einschränkung von maximal acht Insert-Plugins pro Mixerspur gestört, aber die ist ja nun auf 16 erhöht worden.

Jede Menge Instrumente & Effekte

Mit HALion Sonic SE steht ein Sample-Player und Synthesizer mit außerordentlich vielen Klängen aus allen Sparten bereit – jetzt auch mit dem Wavetable-Synthesizer FLUX. Dazu kommen sieben weitere virtuelle Instrumente, darunter der Drum Sampler Groove Agent SE für Beats à la Maschine und MPC. Aus all diesen Klängen (wie in der Tabelle oben erwähnt: 2.600 Stück) kannst Du damit gut und gerne komplette Stücke produzieren.

Nun, das gelingt spätestens, wenn Du dich aus den 70 mitgelieferten Effekten zum Abmischen bedienst. Das sind übrigens bemerkenswerte 17 Effekte mehr als noch bei Version 8. Die Qualität geht absolut in Ordnung, auch wenn Spezialisten von Drittherstellern immer die Nase mindestens leicht vorn haben werden. Aber für eine Erweiterung ist die von Steinberg ins Leben gerufene VST-Schnittstelle schließlich da.

Echte Einschränkungen nur bei Fortgeschrittenem

Einige ausgefeilte Techniken fehlen, so etwa die VCA-Fader. Für komplexeres Mischen und Automatisieren deiner Spuren bist Du also nicht so gut gerüstet.

Die Notensatzkomponente ist im Vergleich zur Pro-Version vereinfacht. Wer als Komponist, Songwriter oder Musiklehrer auf fortgeschrittenem Niveau auf die Erstellung von komplexen Partituren baut, sollte lieber nicht darauf bauen, dass das mit Steinberg Cubase Artist 9.5 zu 100% klappt.

Individuelle Kopfhörermischungen für Musiker und Sänger gibt es ausschließlich in Pro. Damit werden Recording-Sessions mit anspruchsvollen Musikern und Sängern schwieriger. Auch die Unterstützung von Surround 5.1 ist nicht an Bord, was etwa für angehende Komponisten von Filmmusik wichtig sein dürfte. » Alles Weitere bei Steinberg

Neuerungen in Steinberg Cubase Artist 9.5

64-Bit Mixing-Engine

Die Mixing-Engine könnte man als das »Uhrwerk« der Software bezeichnen. Nach dessen Auflösung (oder um in der Metapher zu bleiben: in dessen Takt) werden alle Audioströme durch Effekte & Co. bearbeitet und gemischt. Die Engine ist jetzt wesentlich exakter, da nicht mehr mit 32-Bit-, sondern mit 64-Bit-Fließkomma-Berechnung gearbeitet wird. Daraus ergeben sich potentiell subtile Verbesserungen in der Klangqualität und Authentizität von emulierten Effekten/Instrumenten sowie der Spurensummierung.

In meinen Tests mit gutem Audio Interface, guten Studiomonitoren und einem DAW-Testprojekt auf audiophilem Niveau schlug sich das in keinem nennenswerten qualitativen Zuwachs nieder. Auch vermute ich, dass Plugins, die ihrerseits nur mit 32-Bit-Fließkommaberechnung arbeiten, quasi einen »Flaschenhals« bilden und die 64-Bit-Engine von Cubase auch nichts ausrichten kann. Genauere Erkenntnisse liefern wir gegebenenfalls nach.

Mehr Inserts + flexibler Pre/Post-Fader

Jetzt sind pro Mixerkanal doppelt so viele Insert-Effekte möglich – exakt 16 Slots stehen zur Verfügung. Bei sehr komplexen Setups ist das prima – wenn etwa zusätzlich zu bereits vielschichtigen Effektverschaltungen noch die Bearbeitung mit zwei, drei in Reihe geschalteten Kompressoren fällig wird … und weiterhin noch schnelle A/B-Vergleiche zwischen unterschiedlichen Plugins einer Kategorie.

Mehr Inserts in Steinberg Cubase Artist 9.5 ... und Slider für Pre-Fader & Post-Fader
Die grün gepunkteten Linien sind frei verschiebbare Grenze zwischen Pre- und Post-Fader-Effekten … fein!

Sehr praktisch finde ich, dass es jetzt eine frei verschiebbare grüne Linie zwischen Pre- und Post-Fader-Effekten pro Kanal gibt. Bestimme ganz einfach, wo die Grenze liegt zwischen den Effekten, die a) das Signal mit dem Pegel vor oder b) nach dem Fader abgreifen. So lassen sich »pegelagnostische« Effekte und solche, bei denen der Eingangspegel wichtig ist (v.a. Dynamikeffekte), mischen. Wunderbar!

Automationskurven

Verläufe zwischen zwei Knotenpunkte einer Automationsspur können jetzt auch so richtig schön rundgelutscht sein. Nach dem Prinzip der Bézier-Kurven wählst Du Verläufe gänzlich stufenlos von direkt und flach bis beliebig kurvig (mit Scheitelpunkt nach Gusto irgendwo zwischen den Knoten). Das sorgt nicht selten für mehr Pepp, Natürlichkeit und dramturgisch spannendere Übergänge.

Bézier-Automationskurven in Steinberg Cubase Artist 9.5
Rundgelutschte Automationskurven: Endlich möglich mit Steinberg Cubase Artist 9.5

Das lässt sich so einfach und intuitiv bedienen, wie Du es vielleicht von Bildbearbeitungsprogrammen (oder anderen DAWs) kennst.

Metronom deluxe

Schön, dass auch an den absoluten DAW-Basics gefeilt wurde, die seit den Anfangstagen dieser Produktgattung bestehen: Das Metronom ist stark erweitert worden.

Das Metronom begutachtet im Cubase 9.5 Pro Review
Steinberg Cubase Artist 9.5 & Geschwister haben das beste Metronom aller DAWs

Zunächst folgt der Click jetzt automatisch Änderungen der von dir eingestellten Taktrate. Viel interessanter: Du kannst eigene Click-Patterns erstellen und verwalten, inklusive freier Benennung der Patterns etc. Hierfür wählst Du für jeden Click aus einem von Akzentstärken (bzw. fünf, den stummen Schlag einberechnet).

Zudem lassen sich eigene Sounds laden (auch unterschiedliche je nach Akzentstärke). Oder Du nutzt die vorinstallierten Klänge – mir gefällt die kleine Drum Machine am besten. 😊 Alles in allem sind so die exotischsten Rhythmen möglich – perfekt auf deine Musik zugeschnitten. Derart ausgefeilt gibt’s das in keiner anderen DAW.

FLUX – Wavetable Synthesizer

Der Sample Player HALion Sonic SE – abgespeckter Sampler und Plattform für virtuelle Instrumente – bekommst Zuwachs in Form von FLUX. Hier kommt Wavetable-Synthese zum Einsatz, auf der Grundlage von 70 Wellenformen. Die 100 Presets (Bässe, Leads, Pads etc.) dienen vornehmlich zur Vertonung elektronischer Musik. Good stuff, ohne der absolute Bringer zu sein. Eindrücke:

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von w.soundcloud.com zu laden.

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Sonstiges im Video

Natürlich gab es hier und da weitere kleine Optimierungen, um Steinberg Cubase Artist 9.5 mehr Feinschliff zu verpassen. Sie sind mal mehr, mal weniger bemerkenswert, aber gerade die Details können im Alltag eines Produzenten den Ausschlag geben. Daher wollen wir dir das folgende offizielle Video von Steinberg nicht vorenthalten. In englischer Sprache wird gut umrissen, was dich erwartet:

YouTube

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Weitere (kommende) Neuerungen kurz angerissen

  • Softube Console 1 wird unterstützt [coming soon]
  • Neue Interfaces für Vintage & Tube Compressor sowie Magneto III

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Steinberg Cubase Artist 9.5 Test-Fazit

Steinberg Cubase Artist 9.5 ist eine sehr gut ausgestattete DAW-Software. Sie braucht sich auch vor den Vollversionen anderer DAWs nicht verstecken, was die Anzahl der verarbeitbaren Kanäle und Spuren, die virtuellen Instrumenten und Effekten an Bord sowie einige fortgeschrittene Features betrifft. Ergo: Die Zielgruppe – klar umrissen mit Bands, Produzenten in Projektstudios und Profimusikern – wird wie versprochen hervorragend bedient.

Wer vor allem als Komponist von Filmmusik und Produzent bzw. Recording/Mixing Engineer in größeren Tonstudios arbeiten will, braucht wohl die Pro-Version. Es gibt eine ganze Reihe von Profi-Features, die der Artist-Edition abgehen. Mehr dazu findest Du ganz ausführlich im ersten Teil dieses Reviews.

Die Neuerungen in Version 9.5 sind einem 0,5er-Versionssprung angemessen. Die 64-Bit-Mixing-Engine sorgt für noch höhere Präzision, das flexible Metronom sucht seinesgleichen, die Automationskurven verdienen nun endlich ihren Namen und der Wavetable-Synth füllt eine der letzten Lücken im Aufgebot dieser vielfältigen DAW. Meine Testversion lief stabil. Für all das geht der Upgrade-Preis von 49,99 Euro (Version 9) oder 129,- Euro (Version 8.5) noch in Ordnung, auch wenn ich den Vollpreis für Neukunden als deutlich attraktiver einschätze.

Persönliche Anmerkung: Mein Fall ist Cubase trotz allem nicht. Ich brauche keine Instrumente und Effekte, müsste hier aber trotzdem dafür zahlen. Auch die Oberfläche, die immer noch nicht im Ein-Fenster-Modus angekommen ist, hindert mich immer wieder am erquicklichen Arbeiten.

Generell wirkt Cubase auf mich etwas überfrachtet – mein Favorit Reaper ist im Kern ähnlich stark ausgestattet, kommt ohne »Ballast« daher. Zudem gibt es sehr häufig kostenlose Updates. Und der Preis ist für die Voll-Lizenz mit 225,- US$ niedriger.

Wenn ich mich von meinen persönlichen Anforderungen löse, kann ich zum Abschluss im Steinberg Cubase Artist 9.5 Test eine sehr gute Wertung geben. Viereinhalb von fünf Punkten für eine weitestgehend komplette, ausgereifte DAW, die auch in dieser abgespeckten Version verdammt viel zu bieten hat und bei mir bis jetzt rund läuft.

Features Steinberg Cubase Artist 9.5 Review

  • Hersteller:   
  • DAW Software für Windows & Mac OS
  • Virtuelle Instrumente, Effekte und Samples mitgeliefert
  • Maximal 64 Audiospuren & 128 MIDI-Spuren
  • Nur für Plugins mit 64 Bit
  • USB-Dongle vom Typ eLicenser nötig

PASSEND ZUM Steinberg Cubase Artist 9.5 Test


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