Soundcraft Signature 22 MTK Testbericht
Mischpult mit Multitrack Recording
Von Felix Baarß am 13. Oktober 2016
Soundcraft Signature 22 MTK Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Mischpult mit 22 Kanälen und USB Multitrack Recording. Ganz klar, das große Plus dieses Mixers ist die qualitativ gute Aufnahme aller 22 Spuren separat in deiner DAW. Auch sonst hat das erfreulich günstige Gerät viel zu bieten – solide Verarbeitung und die ausgefeilten EQs zum Beispiel. Wenn jetzt noch Kompressor-Potis auf den Kanalzügen sitzen würden ...
PRO
- Recording von 22 separaten Kanälen per USB
- Niedrige Latenz → Abhören der von der DAW zurückgeschickten Signale ohne Verzögerung
- Angemessene Qualität der Vorverstärker und Wandler
- Solide Verarbeitung und Haptik
- 4-Band-EQs mit 2 durchstimmbaren Mittenbändern auf 16 Kanälen
- 5 Aux-Wege pro Kanal & 4 Subgruppen
- Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
CONTRA
- Keine Kompressor-Regler (nur zuschaltbare Limiter)
- Umständlich platzierte Buchse für das Netzkabel
Für wen?
Semiprofessionelle Musiker und Tontechniker, die große Bands bei Auftritten oder im Proberaum abmischen und mehrspurig aufzeichnen wollen.
Was ist es?
Das Soundcraft Signature 22 MTK ist ein analoges Mischpult mit 22 Eingängen – mischbar auf 14 Mono- und vier Stereo-Kanalzügen. So können schon relativ große Bands und Ensembles abgenommen und gemischt werden. Die Kanalzüge sind jeweils mit einem Equalizer (meist mit 4 Bändern und durchstimmbaren Mitten), 5 Aux-Send-Reglern, zwei Effekt-Return-Reglern und mehr ausgestattet.
Die Besonderheit des Soundcraft Signature 22 MTK ist das leistungsfähige USB Audio Interface für Aufnahmen mit max. 24 Bit & 48 kHz – hier können alle 22 Kanäle separat in der DAW aufgenommen und von dort wieder an das Pult zurückgeschickt werden. Die meisten anderen Mischpulte mit integriertem Audio Interface können nur den Stereo-Mix digital ausgeben.
Das Gerät ist zum Straßenpreis von 859,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Musikalienfachhandel erhältlich. Für 170 Euro weniger kannst Du das Soundcraft Signature 22 erwerben – dieses kann allerdings nur zwei Kanäle digital aufnehmen.
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Soundcraft Signature 22 MTK Test
Verarbeitung
Verarbeitung und Haptik können weitestgehend überzeugen. Die Potis wackeln nicht und haben einen angenehmen Widerstand, zudem rasten sie in ihren Nullstellungen ein. Die Fader sind leichtgängig, aber etwas wackelig.
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Alle Steckverbindungen machen einen vernünftigen Eindruck, alles ist gut verschraubt bzw. in das Gehäuse eingelassen.
Haptik des Soundcraft Signature 22 MTK
Das Pult ist übersichtlich und farblich sinnvoll gestaltet. Die Potis sind für meine Finger gut greifbar, ich stoße nicht an benachbarte Regler an.
Die Beschriftung ist ziemlich klein, bei wenig Licht könnte das zum Problem werden. Doch hier könntest Du eine Schwanenhalslampe in den dedizierten USB-Port stecken. Dieser ist auch zum Laden von Smartphone-Akkus geeignet.
Gain & Klangfärbung
Die Mikrofonvorverstärker machen ihre Sache gut, wobei sich bei +50 bis +55 dB Gain eine gewisse Klangfärbung einstellt. Nach meinem Hörempfinden wird der Sound dann etwas mittenlastig und undefinierter. Ein Rauschen vernehme ich erst, wenn ich sie fast komplett bis zu ihrem Maximum von +60 dB aufdrehe – genügend Verstärkung also für alle Mikrofone.
Was die Kopfhörerverstärkung angeht, tritt nach etwa einem Drittel des Regelwegs ein vernehmbares Rauschen zutage.
Equalizer
Zu den hervorragenden Qualitäten des Soundcraft Signature 22 MTK gehören zweifellos die Equalizer. Sie stammen aus der hauseigenen Sapphyre-Konsole.
In ihrer vollen Bestückung auf den Kanälen 1-16 findest Du vier Bänder, wobei Du die Zentralfrequenzen der beiden Mittenbänder verstellen kannst. So ist eine außerordentlich flexible Klangformung möglich.
Außerdem ist bemerkenswert, dass Anhebungen breitbandig geschehen, Absenkungen aber schmalbandig (fast schon »chirurgisch«). Das ist genau das, was man beim Mixing in aller Regel benötigt. Sehr schön.
Kompressor / Limiter
Anstelle eines 1-Poti-Kompressors bieten die ersten acht Kanalzüge einen zuschaltbaren Limiter. Und dieser hat es in sich. Er ist kein reiner Brickwall-Limiter, stattdessen beginnt er schon ein paar Dezibel unter dem vorgesehenen Maximalpegel mit der Kompression. Dabei startet die Ratio bei etwa 4:1, steigt mit steigendem Pegel leicht an und endet schließlich beim harten Limiting. Das ist ein guter, praxistauglicher Kompromiss.
Natürlich: Mit einem eigenen Kompressor hätten die Optionen der Klanggestaltung und akustischen Problemlösung gut erweitert werden können. Das kenne und schätze ich zumindest von anderen, recht einfachen Mischpulten. Hier hätte ich lieber auf eines der EQ-Mittenbänder verzichtet. Angesichts von Preis, Spurenanzahl und dem fein funktionierenden USB Multitracking (siehe unten) ist das definitv verschmerzbar, auch weil der Limiter recht clever agiert.
Die Effekte
Verschiedene Reverbs und Delays sowie Modulationseffekte aus dem Hause Lexicon sind an Bord. Insgesamt sind es 22 Algorithmen und pro Effekt kannst Du zwei Parameter einstellen. Beim Hall wären das zum Beispiel die »Lebendigkeit« (Modulation der Hallfahne) und die Abklingzeit (Decay).
Es können jeweils zwei Effekte festgelegt werden, die sich dann über die FX-Return-Potis den einzelnen Spuren beimischen lassen. Separate FX-Return-Fader (sozusagen »Master-FX-Return«) lassen sich auf die beiden Stereo-Subgruppen routen.
Die Effekte eignen sich gut für schnelle Eingriffe bei Bandproben und für das Monitoring-Signal. Für die Gestaltung des Bandsounds sind sie für kleinere Auftritte locker geeignet. Auch für den Proberaum sind sie prima.
USB Multitrack Recording mit dem Soundcraft Signature 22 MTK
Das für Windows geeignete Treiberpaket (WDM & ASIO) ließ sich einfach installieren und funktionierte sofort problemlos. Das Aufnahmeformat (44,1/48 kHz & 16/24 Bit) und die Puffergröße (buffer size) lassen sich wählen.
Das Mischpult kann alle 22 »trockenen« Spuren (nach dem Gain, aber vor EQ & Effekten) abgreifen und zur DAW schicken. Und nach der digitalen Bearbeitung mit Plugins & Co. kannst Du sie wieder an dieselben Kanäle des Pults senden – einstellbar via Knopfdruck für jeden einzelnen Kanal.
Bonus: Der finale Stereo-Mix aus allen Spuren mit sämtlicher EQ-, Effekt- und Gruppenbearbeitung lässt sich schließlich über die USB-Kanäle 23/24 in der DAW aufzeichnen.
Latenz
Zunächst ist beim Windows-Treiber zu beachten, dass Du neben der Puffergröße den direkt benachbarten Parameter einstellst. Mit diesem änderte sich alles. Bei »minimale Latenz« (nicht voreingestellt), dem kleinsten Pufferwert (64 Samples) und 44,1 kHz konnten wir ohne jegliche Störgeräusche und Aussetzer 22 Spuren aus dem Pult, durch die DAW und wieder ins Pult schicken. Selbst mit unserem in CPU-Belangen mager ausgestatteten Testrechner.
Hierbei stand eine äußerst respektable kumulierte Latenz von 6,2 Millisekunden zu Buche. Bei sehr anspruchsvollen 22-Spur-Projekten wirst Du vielleicht auf 128 Samples wechseln müssen. Dabei waren es in unserem Test auch nur kumulierte 9 ms. Klasse.
In der Praxis kann man also ohne Probleme ein paar Plugins in der DAW nutzen, um sich diesen Sound wieder ausgeben zu lassen und am Pult abzumischen. Gesetzt den Fall, dass diese Plugins nicht ihrerseits eine starke Latenz hinzuaddieren … aber die meisten sind heute extrem flink.
Netzbuchse
Ungewöhnlich: Die Buchse für das intern verbaute Netzteil, befindet sich in einem Hohlraum an der Unterseite des Soundcraft Signature 22 MTK. Außerdem sucht man einen Ein-/Ausschalter vergeblich.
So muss man entweder jedes Mal das Pult anheben oder unter den Tisch kriechen, um das Gerät auszuschalten. Nur eine Verteilerdose mit Schalter schafft Abhilfe.
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Soundcraft Signature 22 MTK Test-Fazit
Das Soundcraft Signature 22 MTK ist solide verarbeitet und hat fast alles, was man zum Band Recording und für Live-Mischungen brauchen könnte. Nicht zuletzt die flexiblen EQs aus der hauseigenen Sapphyre-Konsole gefallen mir – hier sind gleich zwei Mittenbänder durchstimmbar und das unterschiedliche Verhalten der Filter bei Boosts/Cuts ist musikalisch sinnvoll. Ferner lassen fünf Aux-Wege und vier Subgruppen viel Spielraum für (Monitor-)Mischungen sowie externes Processing.
Der Aufpreis von ca. 240 Euro im Vergleich zum normalen 22er-Modell wird durch das Feature schlechthin gerechtfertigt: 22-kanaliges Multitrack Recording per USB! Endlich gibt es mal wieder ein Mischpult, das das kann – und hier handelt es sich um ein bezahlbares Modell in Anbetracht der hohen Kanalzahl mit vielen Features.
Die digitale Mehrspuraufnahme einwandfrei und in guter Qualität. Zum Abhören der per DAW bearbeiteten Signale ist die Latenz auch locker niedrig genug, sofern man unter Windows die Standard-Treibereinstellungen auf »minimale Latenz« stellt. Ferner davon stehen interne Effekte zur Verfügung – Du könntest also beispielsweise schon beim Direct Monitoring einen Hall auf das Kopfhörersignal legen (analog durchschleifen ohne Latenz).
Schade, dass es nur zuschaltbare Limiter, aber keine Drehregler zur Kompression nach Gusto gibt. Auf meinem Weg zu einem vernünftigen Bandsound hätte ich lieber auf eines der durchstimmbaren EQ-Mittenbänder verzichten können. Außerdem ist die Platzierung der Kaltgerätebuchse sehr unorthodox und in Ermangelung eines An/Aus-Schalters manchmal unpraktisch.
Dennoch erntet der Kandidat im Soundcraft Signature 22 MTK Testbericht eine sehr gute Wertung: Viereinhalb von fünf Punkten halte ich gerechtfertigt. Es ist nur zu begrüßen, dass der Markt nun endlich mal wieder um ein ausgewachsenes Mischpult mit digitaler Mehrspuraufnahme bereichert wurde – wenn dir die Contra-Punkte nichts ausmachen, bekommst Du einen derzeit konkurrenzlos günstigen Vertreter dieser Kategorie mit komfortablen 22 Spuren.
Features Soundcraft Signature 22 MTK Review
- Hersteller: Soundcraft
- Mischpult mit 22 Eingängen
- 14 Mono-Kanäle
- 10 x Mic / Line
- 4 x Mic / Line / Hi-Z
- 4 Stereo-Kanäle (Line)
- 2 x Mic / Stereo-Line
- 1 x Stereo-Line
- 1 x Stereo-Line (Cinch) / USB
- Equalizer:
- Kanäle 1-16: 4 Bänder, 2 x durchstimmbare Mitten
- Kanäle 17 & 18: 3 Bänder, durchstimmbare Mitten
- Limiter von dbx auf Kanälen 1-8
- 2 Effektbusse mit je 22 Algorithmen von Lexicon
- 5 Aux-Sends (Pre / Post) pro Kanal, 2 davon alternativ für die FX Returns
- 4 Subgruppen
- Fader: 100 mm
- Multitrack Recording & Playback: 22 / 24 Kanäle via USB 2.0 (Windows & Mac OS X)
- Maße: 660 x 490 x 109 mm
- Gewicht: ~11,4 kg
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