Softube TSAR-1 Testbericht
Reverb mal einfach
Von Felix Baarß
Softube TSAR-1 Test-Fazit
4
DELAMAR
SCORE
Schlichter, wohlklingender Hall. Dieser Reverb klingt glaubhaft und lebendig, wobei nur wenige Parameter verfügbar sind.
PRO
- Natürlicher Klang, glaubhafter Raumeindruck
- Einfache Bedienung
- Zufallsmodulierte Hallfahnen möglich
CONTRA
- Stellenweise zu unflexibel
Für wen?
Musiker und Produzenten, die auf einfache Bedienung setzen
Was ist es?
Beim Softube TSAR-1 – eine Abkürzung für »True Stereo Algorithmic Reverb Model 1« – handelt es sich um einen virtuellen algorithmischen Halleffekt für Windows und Mac OS X, der die Schnittstellen VST, VST3, AU, AAX und RTAS bedient. Für VST, VST3 und AU stehen Varianten für den Einsatz in 64-Bit-Hosts zur Verfügung. Zum Betrieb des Plugins ist ein Dongle vom Typ iLok nötig.
Am Anfang der Entwicklung sah der Hersteller die größte Herausforderung darin, trotz der Möglichkeit, die unterschiedlichsten Halleffekte zu erzeugen, ein einfach zu bedienendes Plugin auf die Beine zu stellen. So wurde darauf verzichtet, Einsteiger und Fortgeschrittene mit zig Parametern zu überfordern, so dass sie nur noch die Presets verwenden.
Nach der Fertigstellung des TSAR-1 beschloss Softube, noch einen Schritt weiter zu gehen und mit TSAR-1R eine reduzierte Variante mit gerade einmal drei Parametern zu entwickeln, unter deren Haube jedoch derselbe Algorithmus werkelt. TSAR-1R ist separat oder im Bundle mit TSAR-1 erhältlich.
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Softube TSAR-1 Test
Installation
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Zunächst muss das Komplettpaket mit allen Plugins aus dem Hause Softube heruntergeladen werden. Je nach Plattform und Bit-Zahl schlugen die Downloads zum Zeitpunkt meines Tests mit 228 bis 276 MB zu Buche. Dementsprechend dauerte es auch ein Weilchen, bis dies erledigt war. Hier hätte ich gerne die Möglichkeit gehabt, lediglich den TSAR-1 herunterzuladen.
Nach der Installation meldet sich die Verwaltungssoftware Softube Plugins Control und bittet mich, diejenigen Plugins zu bestimmen, welche in meiner DAW auftauchen und nutzbar sein sollen. Und nach der Aktivierung der Lizenz auf meinem iLok konnte es losgehen.
Erster Eindruck
Softube weist darauf hin, dass es sich beim TSAR-1 nicht etwa um eine Emulation handelt. Allerdings sind äußerliche Ähnlichkeiten mit einem Lexicon-Hallgerät, das ebenfalls über die Funktion des zufallsmodulierten Klangs eines Hallraums verfügt, unverkennbar.
Wie schon erwähnt, sind die Kontrollmöglichkeiten recht übersichtlich: Es gibt Regler für das Pre-Delay, die Dauer der Hallfahne, die Halldichte und die Klangfärbung sowie einen Tiefpassfilter. Im oberen Bereich die Kontrollen für die frühen Reflexionen sowie den Mix aus diesen und dem Hallanteil, die Diffusion und die Raummodulation sowie die Regler für Dry/Wet und die Ausgangslautstärke. In der Mitte werden die Parameter und deren Werte in Textform aufgelistet. Alles auf einen Blick.
Der Kontrast ist gut gewählt, auch gibt es genug Luft zwischen den Bedienelementen. Auf den heute üblichen hohen Bildschirmauflösungen ist die graphische Oberfläche des Plugins groß genug und bleibt deutlich lesbar, lediglich die dunkelgelb auf schwarz angezeigten Parameterauflistung in der Mitte hätte etwas deutlicher gestaltet werden können.
Bedienung
Ein Aspekt der Bedienung ist anfangs verwirrend, aber nützlich, sobald ich es begriffen hatte, wie der Hase läuft: Per Linksklick auf die genannten Textanzeigen kannst Du für bequeme A/B-Vergleiche einzelner klanglicher Aspekte schnell zwischen der aktuell gewählten und der zuvor eingestellten Einstellung eines Parameters hin- und herschalten.
Für die Arbeit in der Musikproduktion ist es sehr sinnvoll, dass die Schieberegler für Pre-Delay, Ausklangzeit und Tiefpassfilter logarithmisch skaliert sind. Am Beispiel des Pre-Delay: Dem kritischen, oft genutzten Bereich zwischen 0 und 50 Millisekunden wird der größte Platz – die Hälfte des Regelwegs – eingeräumt, während der Bereich von 100 bis 1000 Millisekunden dann nur noch etwa ein Viertel einnimmt.
Der Time-Parameter in TSAR-1 bezeichnet die Dauer, in der der Pegel der Hallfahne um 60 dB sinkt (»RT60«) und nicht die Zeit bis zum vollständigen Verklingen. Zudem gibt es leider keine Möglichkeit, per Tastatur numerische Werte einzugeben. Allerdings ist das nur dann relevant, wenn Du den Klang zweier Hall-Plugins miteinander vergleichen willst. Schließlich geht es stets darum, den Sound nach Gehör, nicht nach Zahlenwerten einzustellen, um den jeweils passenden Effekt für die unterschiedlichsten Mixing-Situationen aufzuspüren. Das gelingt mit dem Softube TSAR-1 tatsächlich sehr gut und mit wenigen Handgriffen.
Klangregelung
Der linke und der rechte Kanal des Eingangssignals werden nicht einfach mit Scheuklappen durch die Engine geschubst, vielmehr wirken sie sich jeweils auf beide Kanäle des Stereoausgangs aus – ähnlich wie bei einem Delay mit Cross-Feed-Funktion. Das ist dem natürlich anmutenden Raumbild des TSAR-1 zuträglich.
Die Presets vermitteln den klanglichen Spielraum des TSAR-1. Hier ist zu beobachten, was schon im Handbuch empfohlen wird und ich nach meinen Tests bestätigen kann: Wenn Du große Hallräume wie Kathedralen und Fabrikhallen nachempfinden willst, bietet es sich an, die Hallfahne weniger dicht zu gestalten und den Density-Regler zurückzufahren, während der Eindruck kleiner Räume wesentlich besser mit hohen Dichten herüberkommt. Letzteres bietet sich bei Drums – hier sind Klangbeispiele, zunächst die unbearbeitete Sequenz, dann der TSAR-1 in Aktion:
Der Tone-Regler ist mit Beschriftungen »Dark«, »Neutral« und »Bright« ist kein schnöder EQ. Vielmehr kannst Du damit bestimmen, welche Frequenzbereiche die längste Ausklangzeit aufweisen sollen. Die folgende Abbildung aus dem PDF-Handbuch verdeutlicht das:
Das richtige Verhältnis aus Diffusion, Tone, Dichte und Tiefpassfilter ermöglicht es, den Sound so anzupassen, dass er im Mix nicht alles überdeckt bzw. durchsetzungsstark genug ist, ohne dass ich den Wet-Anteil zu hoch schrauben musste. Fein.
Im Großen und Ganzen gefällt mir der Sound des TSAR-1 sehr gut. Die Hallfahnen haben Charakter, klingen dank der sehr subtil applizierten, aber spürbaren Zufallsmodulation lebendig und natürlich. Aussagekräftig benannte Voreinstellungen zur Verwendung auf verschiedenen Instrumenten sowie Nachbildungen verschiedener Hallplatten und Räume sind an Bord. Die meisten Presets sind fein und ohne große Anpassungen nutzbar, lediglich die »Gated Reverbs« sind gut gemeint, aber nicht wirklich überzeugend.
Was mir ab und an gefehlt hat, ist ein Hochpassfilter. Bassschlieren sind manchmal sehr hartnäckig, wenn man nicht auf den Tone-Regler ausweichen möchte, der wie beschrieben kein klassischer EQ ist. Sicher, das lässt sich leicht mit einem vorgeschalteten Equalizer regeln, aber dieser eine Regler mehr hätte der programmatischen Schlichtheit des TSAR-1 keinen Abbruch getan. Freilich gibt es noch viele weitere Dinge, die das Plugin bereichern könnten (etwa genauer einstellbare Erstreflexionen oder ein klassischer EQ), doch wäre irgendwann der Punkt erreicht, an dem man den Pfad der einfachen Bedienbarkeit verlassen hätte.
À propos einfach: Obendrein findet sich im Bundle bzw. separat erhältlich eine reduzierte Version namens TSAR-1R. Sie bietet tatsächlich nur Regler für Pre-Delay (maximal 200 ms), Time (Erklärung folgt), Klangfarbe, Dry/Wet und Ausgangslautstärke. Der Time-Parameter verstellt nicht nur die Ausklangzeit der Hallfahne, sondern gleichzeitig auch ein internes Pre-Delay, die frühen Reflexionen, die Diffusion und die Dichte. Das Zusammenspiel dieser Aspekte wurde so aufeinander abgestimmt, dass Du den Klang stufenlos vom Raumeindruck eines Tonstudios bis hin zu den Weiten einer großen Halle verstellen kannst.
Klar, der Algorithmus und damit das klangliche Vermögen dieser Version ist mit dem TSAR-1 identisch, doch für meine Belange ist das etwas zu stark vereinfacht – eine wirklich passende Anwendung konnte ich beim Abmischen nicht finden.
Schade: Wenn Du Regler für die Halldichte während des laufenden Betriebs verschiebst bzw. per DAW automatisierst, wird die Wiedergabe des Hallanteils unterbrochen und startet erst wieder eine knappe Sekunde nachdem der Regler wieder zur Ruhe gekommen ist. Kein schwerwiegender Lapsus, aber erwähnenswert.
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Softube TSAR-1 Test-Fazit
Den Entwicklern des Softube TSAR-1 ist es gelungen, einen Halleffekt mit überzeugendem und natürlich anmutendem Sound auf die Beine zu stellen. Es lassen sich sowohl schnell ausklingende, kleine Räume wie die Kabinen, die zur Aufnahme von Drums genutzt werden und große, weiträumige Hallen glaubhaft nachempfinden. Dabei ist die Bedienung in der Tat so einfach, wie versprochen wurde.
Kleine und größere Anpassungen des Klangs, die dazu beitragen, die betroffenen Spuren besser in den Mix zu integrieren, gelingen schnell und bequem. Besonders schön finde ich dabei den Schieberegler für die frequenzabhängige Ausklangdauer der Hallfahne. Die meisten Presets sind brauchbar, sie taugen als gute Startpunkte für die verschiedensten Anforderungen.
Allerdings fiel mir bald auf, dass es da und dort recht starr zugeht und die Einstellungen nicht so flexibel sind, wie ich sie mir für meine Zwecke gewünscht hätte. So gibt es nur drei feste Einstellungen für die Erstreflexionen und für die Diffusion. Zudem vermisse ich einen Hochpassfilter schmerzlich. Die Plugin-Variante TSAR-1R ist noch stärker vereinfacht und für meinen Geschmack eher nett gemeint als nützlich, vielleicht ist aber gerade diese für Einsteiger relevant.
Letztendlich vergebe ich dem Plugin in meinem Softube TSAR-1 Testbericht vier von fünf Punkten. Von der Warte der Klangqualität aus gesehen ist der Preis ohne Zweifel angemessen, vom recht spärlichen Funktionsumfang her weniger.
Features Softube TSAR-1 Review
- Hersteller: Softube
- Algorithmischer Reverb
- Plugin für Windows & Mac OS X
- iLok benötigt
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