Softube Amp Room Bundle Testbericht
br>Virtuelle Gitarren- und Bassverstärker mit Charakter
Von Henry Kresse
Softube Amp Room Test-Fazit
5
DELAMAR
SCORE
Rig plus Mikrofone und Raum, virtuell für Gitarristen an der DAW. Authentische Sounds für Gitarren- und Bassaufnahmen mit flexibler Mikrofonpositionierung und vielen Amp-Klassikern. Gut bedienbar, ressourcenschonend und klangtechnisch ganz vorne mit dabei.
PRO
- Authentisch klingende Nachbildungen von Amps, Boxen und Räumen
- Soundtechnisch auf sehr hohem Niveau
- Hübsche Optik und gute Bedienung
- Resourcenschonend
CONTRA
- Vox-Amps klingen etwas dumpf
Für wen?
Einsteiger bis Profis auf der Suche nach einem relative einfachen, aber authentisch klingenden und flexibel mikrofonierbaren Paket aus virtuellen Amps und Boxen.
Was ist es?
Das Softube Amp Room Bundle besteht aus drei Komponenten. Zunächst der Vintage Amp Room mit klassischen Röhren-Amps: ein Marshall à la Jimi Hendrix, ein Fender Bassman und ein VOX AC30. Dann wird im Metal Amp Room noch die härtere Gangart bedient, also alles, was von Ektomorf bis Heaven Shall Burn geht. Zu guter Letzt mein absoluter Favorit: der nachgebildete Ampeg SVT Classic im Bass Amp Room mit passendem 8x10er-Kühlschrank darunter plus diverser Goodies.
Der Sound wird mittels virtueller Entsprechungen von Gitarrenbox (bzw. dem im jeweiligen Combo-Amp integrierten Lautsprecher), Mikrofon(en) und Raum gemacht. Im Gegensatz zu AmpliTube und Guitar Rig gibt es keine Extras wie Rack-Effekte, Pedale oder die Auswahl diverser Lautsprecher und Boxen.
Die Plugins lassen sich in allen DAWs (Windows & Mac OS) über die Schnittstellen VST, AU, RTAS oder AXX nutzen. Kaufst Du die Box-Version kaufen, bekommst Du den Aktivierungscode für dieses Produkt in einer DVD-Hülle.
Die Software ist für 329,- US$ über die Website des Herstellers Softube erhältlich. Dort stehen auch Demoversionen zum Testen bereit.
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Softube Amp Room Test
Erster Schritte mit dem Softube Amp Room Bundle
Kürzlich erschien eine aktuelle Plugin-Version zur Kompatibilität mit Mac OS 10.11 (»El Capitan«). Gut so, denn ältere Versionen hatten bei manchen Usern Apples aktuellem Betriebssystem Probleme. Die nötige Registrierung anhand des USB-Kopierschutzsteckers (»Dongle«) vom Typ iLok2 ging bei mir schnell und einfach vonstatten.
Um deiner Gitarre nun gebührend Gehör zu verschaffen, verstärkst Du den Eingang an deinem Audio Interface so weit, dass das Signal auch bei sehr harten Anschlägen nicht übersteuert. Viele DAWs bieten auch die Möglichkeit, den Softube Amp Room schon beim Recording zu nutzen. Das bedeutet, dass Du das vom Plugin bereits verstärkte, verzerrte, effektbeladene Signal aufnimmst. Bei dieser Variante entscheidest Du dich im Voraus, wie deine Gitarre oder dein Bass klingen soll.
Um nur das reine Gitarrensignal aufzunehmen, verwendest Du den Softube Amp Room als gewöhnlichen Insert-Effekt. Dann bist Du soundtechnisch flexibler. Beides gleichzeitig geht auch: Jamme mit dem Amp-Sound und behalte trotzdem immer das cleane Signal zur »Nachvertonung« auf – Stichwort Reamping.
Ich habe ca. 15 Instanzen der Software verwendet und stellte erstaunt fest, dass sie sparsam mit meinen verfügbaren Systemressourcen umgehen. Das ist eine Stärke gegenüber von einigen Mitbewerbern, wie ich nun aus einiger Erfahrung sagen darf.
Mikrofon und Raum
Der Raum ist im Sound nicht variabel und es steht nur dieser eine zur Verfügung – das Original befindet sich im Soulmine Studio im schwedischen Linköping. Das macht man also, wenn es ein halbes Jahr dunkel ist: Man entwickelt Super-Plugins für Super-Gitarrensound. (Anm. d. Red.: Der Polarkreis ist dann doch noch ein Stück nördlicher, aber gut. :D). Ich empfinde diesen Raum als sehr wohlklingend und frei von akustischen Problemen wie Raummoden und (musikalisch unpassenden) frühen Reflexionen.
Das Mikrofon wartet darauf, von dir Lieblingsposition geschoben und passend angewinkelt zu werden. Dicht dran, weiter weg, direkt auf die Kalotte oder Off-Axis – wie im Studio und zusätzlich entfällt die Rennerei von wiederholten Klangtests und Probeaufnahmen.
Test-Setup
Als Testgitarren habe ich eine Telecaster von Squire und die Paula-Kopie Spear RD250 benutzt.
Die Aufnahme erfolgte mit dem Audio Interface Focusrite Scarlett 18i20 mithilfe der DAW-Software Studio One 3.2. Die Presets für die verschiedenen Stile habe ich jeweils nur leicht angepasst. Auf dem Master-Kanal Masterfader nutzte ich das Plugin Slate Digital FG-X, um die Spuren gleichlaut zu bekommen.
Vintage Amp Room – Marshall Half Stack
Die Marshall-Version klingt sehr authentisch und verhält sich wie ein voll aufgerissener Verstärker aus diesem Hause. Ich liebe diese Amps, die sind genau mein Sound. Also würde ich keine klanglichen Kompromisse machen – gut, dass ich das hier nicht muss! Einen Tick besser ist nur die UAD-befeuerten Marshall-Emulationen von Universal Audio.
Für das Modeling hielt ein Marshall JCM800 2203 her. Ein 100-Watt-Topteil mit einer 1960A-4×12“-Box darunter – nichts schlägt diese Kombi! Leider konnte ich nicht in Erfahrung bringen, welche Speaker in der Box verbaut sind.
Die Fender- und Vox-Amps stehen denen kaum nach. Letztere finde ich persönlich nicht ganz so toll, vielleicht liegt das aber nur daran, dass ich kein Vox-Fan bin. Man kann damit arbeiten, keine Frage. Für sie standen ein 1966 Fender Twin Reverb 2×12“ und ein Vox AC30/6 mit Celestion-Bluesdriver Pate.
Die Mikrofone kann man nicht ändern, aber was spricht schon gegen ein SM57? Die Sounds im Nahbereich sind sehr authentisch. Sie weisen genau die Stärken und Schwächen auf, die ich vom entsprechenden Setup erwarten würde.
Kopiert man die Spur und schiebt die Mikrofone weiter in den Raum, hat man einen schönen Ambience-Sound. Hier ist dann wie im Studio Handarbeit angesagt, um die Mikros richtig zu positionieren. Bei diesen Simulationen ist solides Studiowissen gefragt. Alles was auf dem Band, pardon, in der DAW landet, muss dann genauso nachgearbeitet werden, wie der mikrofonierte Sound aus der Gitarrenbox.
Die Marshalls klingen etwas harsch bei etwa 2,5 kHz, was auch mein echter Marshall macht. Nichtsdestotrotz kann man auch als Anfänger lernen und bekommt realistisch klingende Ergebnisse in kurzer Zeit zustande.
Klangbeispiele aus dem Vintage Amp Room
Clean
Fender Clean
JMC Fast Clean
Vox Clean
Bass Amp Room – Ampeg total
Die Nachbildung des Ampeg SVT hat mich total geflasht – wenn man die Augen zumacht, Monitorboxen aufreißt und losrockt, klingt es sie wie der echte Amp. Zur Auswahl stehen mehrere Boxen und Mikrofone. Vom cleanen Subbass über funky Crunch bis hin zu übler Distortion ist alles machbar und klanglich auf hohem Niveau. Auch hier erwarten dich authentische Sounds mit viel Dynamik.
Ich bin kein Vollzeitbassist und hab nur einige Aushilfsgigs als Bassist gespielt, und da lief mir eben auch die »Kühlschrankversion« des SVT über den Weg. Ich hätte keine Lust, das Ding mit zu einem Gig zu nehmen – einen Laptop mit Audio Interface und dem Bass Amp Room hingegen schon.
Metal Amp Room – Hart, härter, Softube
Zum Schluss noch die Metal-Fraktion. Die Namen der Presets sind Programm: Ektomorf macht Ektomorf und Heaven Shall Burn lässt den Himmel brennen. Auch hier gibt es die Möglichkeit, die Mikrofone zu positionieren.
Allerdings haben diese Amps wesentlich mehr Gain. Leider habe ich nicht wirklich finden können, welche Amps genau dafür verantwortlich sind, aber ich schätze da hat Engl Pate gestanden, vermutlich ein Powerball mit 4×12“-Box, in der wiederum Lautsprecher von Electro-Voice stecken.
Die Presets gibt es auch in einigen Stereoversionen – ein Amp rechts und ein Amp links plus Ambience-Mikros. Um das Feature zu nutzen, musst du in deiner DAW eine Stereospur aufmachen.
Damit es nicht ganz zu so stark rauscht, gibt es ein gut einstellbares Noise Gate. Es lässt sich von »subtil« bis »schneidet alles unter Threshold ab« einstellen. Bei den High-Gain-Orgien der Presets kann man sich Ersteres aber ruhig sparen.
Zusätzlich kannst Du Raummikrofone positionieren und diese auf einer weiteren Spur separat aufnehmen. Sehr gut gemacht.
Die modernen Amps gefallen mir auch sehr gut. Ich war in jungen Jahren mit einer Doom-Metal-Band unterwegs und diese Plugins hätten unsere damalige Aufnahme gerettet.
Klangbeispiele aus dem Softube Amp Room Bundle (Metal Room)
Beispiel aus dem Metal Amp Room
Ekto
Ambience
HSB Style
Solo
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Softube Amp Room Test-Fazit
Im Mix setzen sich die die Gitarren sehr gut durch, ohne künstlich zu klingen. Das ist mein größter Kritikpunkt an Guitar Rig, Eleven Rack und alten AmpliTube-Versionen. Diese Amps hier klingen durchweg sehr dynamisch und lebendig. Klare Ansage – wer authentisch klingende Amps sucht, kommt an diesem Bundle nicht vorbei.
Oder zumindest an einem bis zwei der Komponenten, denn drei Amp Rooms gibt es auch einzeln und dementsprechend günstiger zu kaufen. Das bügelt meinen Kontrapunkt schon fast wieder aus, gleichwohl habe ich hier eben das gesamte Bundle getestet.
Die Positionierung der Mikrofone per Maus finde ich besonders gut. Ebenso die die Möglichkeit, in allen Amp Rooms auch Raummikrofone auszurichten und als Extraspur aufzunehmen zu können. Ich bin ja Purist vorm Herrn, aber mit dem Amp Room konnte ich mich sehr gut anfreunden. Das Handling in der DAW ist problemlos.
Wer nicht die ewige Liste an Extrafeatures der Mitbewerber benötigt, sondern einfach nur hervorragend klingende virtuelle Amps und Boxen mit flexibler Mikrofonpositionierung, ist hier richtig. In Abwesenheit von echten Minuspunkten beschließe ich meinen Softube Amp Room Bundle Testbericht mit der Maximalwertung von fünf von fünf Punkten.
Features Softube Amp Room Review
- Hersteller: Softube
- Klassische Gitarren- und Bassverstärker emuliert
- Alle Bedienelemente der Originale regelbar
- Freie Mikrofonpositionierung per Maus (auch Raummikrofone)
- Voll automatisierbare Parameter
- Fotorealistisches Interface
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