Sennheiser MK 4 Testbericht
Das Mikro für alle Fälle?
Von Felix Baarß
Sennheiser MK 4 Test-Fazit
4
DELAMAR
SCORE
Gutes Mikrofon für Vocals und Instrumente mit einer hörbaren Präsenzanhebung. Ein gut klingendes Mikrofon, das vor allem für Vocals die notwenige Präsenzanhebung gleich mitbringt.
PRO
- Gute Verarbeitung
- Geringes Eigenrauschen
- Schickes Design
CONTRA
- Hörbare Überbetonung zwischen 5 und 7 kHz
Für wen?
Einsteiger und Fortgeschrittene in Sachen Recording
Was ist es?
Das Sennheiser MK 4 ist ein Kondensatormikrofon, das sich für den Einsatz in Projektstudios, bescheideneren Homerecording-Umgebungen und auf der Bühne eignen soll. Laut Hersteller kannst Du es zum Recording von Stimme/Gesang, akustischen Gitarren, Gitarrenverstärkern, Flügeln, Streichinstrumenten, Blasinstrumenten sowie Schlagzeugen und Percussion nutzen. In diesem Testbericht werden wir überprüfen, wie das MK 4 tatsächlich klingt.
In der elastisch gelagerten Echtkondensatorkapsel steckt eine 1-Zoll-Großmembran mit 24-karätiger Goldbeschichtung und einer fest eingestellten Nierencharakteristik. Das Mikrofon ist vom Gesangsmikrofon e965 abgeleitet und wurde für eine Studioanwendung optimiert. Es lässt sich über einen XLR-Anschluss an einen Mikrofonvorverstärker (»Preamp«) mit 48 ± 4 Volt anschließen. Dieses Mikrofon wird im Übrigen in Deutschland hergestellt.
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Sennheiser MK 4 Test
Lieferumfang
In der Packung sind neben dem Sennheiser MK 4 eine Mikrofonklammer, ein gepolsterter Stoffbeutel und die Bedienungsanleitung enthalten. Als optionales Zubehör gibt es einen Schaumstoffwindschutz, ein Poppschutz und eine Schwinghalterung (»Mikrofonspinne«). Der Ring dieser gut verarbeiteten (und entsprechend kostenintensiven) Spinne ist zu einem Viertel offen – so ist eine noch nähere Positionierung zur Schallquelle möglich und der Stimme steht auf dem Weg zur Kapsel nichts im Weg.
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Schade, dass keine Transportkiste mitgeliefert wird – der Beutel dient zum Fernhalten des Staubs, doch keinesfalls als Schutz vor rabiater Behandlung oder den Ungewissheiten des Transports über weite Strecken und holpriges Gelände.
Verarbeitung
Es ist sofort ersichtlich, dass das MK 4 erstklassig verarbeitet ist. Das Metallgehäuse in Nickeloptik macht einen guten Eindruck; nur der untere Bereich, der in das Schraubgewinde mit dem XLR-Anschluss mündet, ist aus Kunststoff. Bei den Übergängen vom Mikrofonkörper zum Drahtgitter, das die Kapsel abdeckt, gibt es keine Zwischenräume oder wackelige Stellen, ebenso wenig wie sonst irgendwo am MK4.
Die mit einem Doppelgewinde ausgestattete Mikrofonhalterung besteht aus Kunststoff, was nicht zwangsläufig heißt, sie wäre nicht stabil – dennoch würde eine metallene Halterung bei mir wesentlich mehr Vertrauen erwecken.
Aufgrund des Gewichts von immerhin 485 Gramm empfehle ich nachdrücklich, ein stabiles Mikrofonstativ zu nutzen, wobei eventuell auch ein Gegengewicht nötig wird.
Im Übrigen sieht dieses Mikrofon sehr schick und modern aus. Es scheint überhaupt ein neuer Trend in unserer Branche zu sein, dass das Musik Equipment nun auch für das Auge was zu bieten hat. Im Falle des MK 4 ist die Optik jedenfalls gelungen.
Ausstattung
Beim MK 4 hat sich der Hersteller auf das besonnen, was wirklich wichtig für ein Mikrofon ist. Anders gesprochen: Es wurde in Hinsicht auf den Preis auf einiges verzichtet, das den Preis in die Höhe getrieben hätte. Dementsprechend lassen sich weder ein Hochpassfilter, noch eine Dämpfung (»Pad«) zuschalten. Und wie bereits erwähnt, ist die Richtcharakteristik der Niere fest eingestellt. Das bedeutet, dass Du nicht unmittelbar Einfluss auf den Klangcharakter und die Aufnahmelautstärke nehmen kannst, was aber in der Praxis für viele Anwender auch gar nicht notwendig wird.
An irgendeiner Stelle müssen eben Kompromisse gemacht werden, wenn es sich nicht gerade um die Besten der besten Luxus-Gadgets handelt. Doch bedeutet diese Konzentration auf das Wesentliche andererseits, dass Sennheiser mehr Ressourcen in den guten Klang stecken konnte?
Klang
Die interne elastische Lagerung der Mikrofonkapsel sorgt für eine relative Unempfindlichkeit gegenüber Tritt- und Körperschall – diese Schallereignisse abseits der auf Klangquelle werden links liegengelassen.
Das MK 4 gefällt mit niedrigem Eigenrauschen, die Bässe werden gut aufgenommen. Vocals sind gut verständlich und detailreich, doch die Eigenheiten des Frequenzgangs bringen etwas zu viel Schärfe in die Aufnahmen für meinen Geschmack. Das macht sich etwa auch bei Abnahmen von Gitarrenverstärkern bemerkbar und kann zu einer gewissen Überbetonung führen. Es ist nämlich so, dass Frequenzen zwischen 5 und 7 kHz sehr deutlich angehoben aufgenommen werden, was wohl auf eine bewusste Entscheidung des Herstellers zurückzuführen ist. Vielleicht kommt das auch von der Nähe zum e965, das ja für die Bühne gedacht ist und bei dem eine starke Präsenz der Stimme wünschenswert ist.
Nichtsdestotrotz: Mit diesem Frequenzgang stechen viele Musikinstrumente und Vocals deutlich aus dem Mix hervor. Das geht auf Kosten der Neutralität, der ansonsten weitgehend lineare Frequenzgang bekommt einen großen Buckel.
Leichte und moderate Positionsänderungen der Sängerin oder des Sängers bei der Aufnahme verändern den Klang und die Lautstärke nur sehr geringfügig. Gemäßigtes Mittwippen und Kopfnicken stellt also kein Problem dar, was in vielen Situationen – gerade im Bereich Homerecording – sehr nützlich sein dürfte.
Die Ausgangsspannung des MK 4 genügt, um auch mit geringfügiger Verstärkung seitens des Preamps auszukommen. Leise Klänge werden gut erfasst. Andererseits ist der vom Hersteller angegebene Grenzschalldruckpegel von 140 Dezibel hoch genug, um auch Aufnahmen von Schlagzeugen machen zu können.
Im Vergleich
Sehr spannend dürfte für viele Leser auch die Frage nach der Vergleichbarkeit mit anderen Mikrofonen aus dem Preissegment sein. In der Redaktion selbst sind das AKG C3000B sowie das Rode NT2A bekannt. Das erstgenannte hatten wir allerdings nicht mehr hier, konnten aber zumindest das Rode im direkten Vergleich hören.
Der Klang eines Mikrofons ist natürlich vor allem auch eine Geschmacksfrage. Für meinen Geschmack ist die Präsenzanhebung beim Sennheiser MK4 zu deutlich, zu markant. Das fällt im Vergleich mit besseren und teureren Modellen sofort auf. Andererseits kann es gerade diese Anhebung sein, die für einen potenziellen Käufer interessant wird.
In Sachen Details und Transienten steht das MK 4 aber einem NT2-A in nichts nach und am Ende kommt es ja auch auf die Stimme oder die Schallquelle für sich genommen an. Das C3000B kann diesem Mikrofon nicht das Wasser reichen – zumindest aus meiner Erinnerung heraus. Den direkten Vergleich haben wir nicht mehr angehen können, da dieses schon länger nicht mehr im Haus ist.
Sennheiser MK 4:
Rode NT2-A:
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Sennheiser MK 4 Test-Fazit
Mit dem Sennheiser MK 4 schickt der Hersteller ein gut klingendes Mikrofon für den Einsteigermarkt ins Rennen. Mit einer hörbaren Anhebung der Präsenz kommt ein sofortiger „Wow“-Effekt beim Hörer, an dem sich der ein oder andere schnell satt hören könnte. Ich selbst präferiere eher einen weniger auffälligen Klang in der Aufnahme, den ich dafür nachträglich noch gut mit einem Equalizer bearbeiten kann.
Diese Nachbearbeitungen für mehr Präsenz in einer Stimme sind zwar mit dem Sennheiser MK 4 nicht notwendig, dafür bist Du auch etwas weniger flexibel, falls der Klang nicht auf Anhieb im Mix sitzt. Falls doch mal eine Equalizer-Anpassung wichtig wird, dann ist bei diesem Mikrofon ratsam mit Absenkungen zu arbeiten. Die Verwendung eines De-Essers war bei den meisten von uns gemachten Aufnahmen wichtig, aber das ist ja nicht gerade selten.
Alles in Allem ist das hier gebotene Mikrofon ein gutes Angebot für alle, die Vocals und das ein oder andere Instrument aufnehmen wollen. Preis-/Leistung stimmen jedenfalls.
Features Sennheiser MK 4 Review
- Hersteller: Sennheiser
- Kondensatormikrofon mit Großmembran
- Für Studio, Bühne und Homerecording
- Nierencharakteristik
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