sE Electronics X1 Testbericht
Kondensatormikrofon mit Großmembran für Einsteiger

sE Electronics X1 Kondensatormikrofon
Schickes Design beim sE Electronics X1 Testbericht

Carlos San Segundo Von Carlos San Segundo

sE Electronics X1 Test-Fazit

4.5

DELAMAR
SCORE

Vocal Mikrofon für Einsteiger.

Preiswertes Kondensatormikrofon mit 1-Zoll-Großmembran für die Aufnahme von Vocals oder akustischer Gitarre.

zum detaillierten sE Electronics X1 Testfazit

PRO

  • Gutes Preis/Leistungs-Verhältnis
  • Gute Verarbeitung
  • -10 dB Dämpfung
  • Low-Cut-Filter

CONTRA

  • Generische Anleitung in englischer Sprache
  • Mikrofonspinne muss hinzu gekauft werden

Für wen?
Einsteiger ins Homerecording, die ein preiswertes Vocal-Mikrofon suchen.

Preis: 159,00 Euro
UVP: 189,00 Euro

Was ist es?

Beim sE Electronics X1 handelt es sich um ein Kondensatormikrofon, das mit einer 1 Zoll großen, handgemachten Membran ausgestattet wurde. Das Mikrofon wird in der hauseigenen Fabrik in Shanghai (China) gebaut und kann dementsprechend kostengünstig angeboten werden.

Der Hersteller empfiehlt dieses Modell vor allem für Vocal Recording im Tonstudio sowie für Aufnahmen akustischer Gitarren. Weiterhin wird vom chinesischen Hersteller betont, dass es alle anderen Mikrofone seiner Preisklasse übertreffen könne. Na, dann wollen wir mal hören.


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sE Electronics X1 Test

Erster Eindruck/Lieferumfang

Das Großmembranmikrofon kommt in einem bedruckten Karton, auf dem das Herstellerakronym und der Mikrofonname sehr nah aneinander gerückt wurden: „sE X1“ (das Leerzeichen bitte wegdenken). Sicherlich kein Zufall, dass hier „sexy“ gelesen werden kann, denn das passt zu den Versprechen von der Herstellerwebseite.


PASSEND DAZU


Beim Auspacken kommt dann ein etwa 400 Gramm schweres Mikrofon zum Vorschein. Das gummierte Finish verleiht dem Mikrofon eine matte Oberfläche, deren Optik ich in dieser Preisklasse nicht erwartet hätte. Anhand des Designs würden wohl die wenigsten den tatsächlichen Preis erraten.

sE Electronics X1 Kondensatormikrofon
Schickes Design beim sE Electronics X1 Testbericht

Im Lieferumfang befinden sich das sE Electronics X1 selbst, eine passende Mikrofonklemme mit Adapter von 5/8-Zoll auf 3/8-Zoll für das Mikrofonstativ sowie ein vierseitiges Manual. Wer eine Mikrofonspinne (Shockmount) für den Betrieb im eigenen Tonstudio möchte, kann zur „Shock 44“ greifen; diese ist für etwa 40,- Euro zusätzlich im Fachhandel zu erwerben.

Die Bedienungsanleitung ist militärisch knapp auf vier Seiten gekürzt und steht nur in englischer Sprache zur Verfügung. Etwas mehr hätte ich mir von ihrem Inhalt erwartet, denn dieser ist generisch gehalten, so dass das geknickte Blatt wahrscheinlich den meisten Modellen des Herstellers beiliegt. Schade.

 

Verarbeitung

Das Einfügen des Mikrofons in die mitgelieferte Klemme erweist sich als etwas friemelig. Dafür sitzt das Mikrofon nach getaner Arbeit bombig drin und kann gefahrlos auch kopfüber aufgehängt werden. Das ist, nachdem ich die Schraube an der Mikrofonklemme etwas kräftiger nachgezogen habe, damit sie unter dem Gewicht des 400 Gramm schweren Mikrofons nicht nachgibt.

Die Verarbeitung des Gehäuses ist relativ gut gelungen, denn an diesem ist wenig auszusetzen. Die beiden vorderseitig angebrachten Schalter sind leider nicht ganz so gut wie das Gehäuse gelungen. Beim ersten Betätigen dachte ich, es handele sich um 3-Wege-Schalter, weil sie in drei Positionen einzurasten scheinen. In Wirklichkeit sind aber nur zwei Positionen möglich, am mittleren Rasterpunkt geschieht das eigentliche Umschalten.

 

Ausstattung

Für ein Mikrofon dieser Preisklasse bietet das sE Electronics X1 mit einer Dämpfung (Pad) von -10 dB sowie einem Trittschallfilter ein gutes Paket. Die meisten Mitbewerber verzichten aufgrund der dadurch steigenden Herstellungskosten auf diese Features. Allein das AKG Perception 220 bietet in ähnlicher Preisklasse diese beiden Merkmale sowie eine Mikrofonspinne. Allerdings kann ich nichts zum Klang sagen, da wir dieses noch nicht zum Testen in der Redaktion hatten.

Über den Trittschallfilter war leider nicht viel auf der Herstellerwebseite vermerkt. Er scheint mir relativ hoch einzugreifen, aber nicht so stark wie bei einigen anderen Modellen.

Das Fehlen einer Mikrofonspinne im Lieferumfang ist schmerzlich für den Käufer. Denn gerade bei Aufnahmen von Vocals kommt es häufig zu einer Trittschallübertragung durch tanzende Vokalisten. Um den Kauf einer solchen werden wohl die wenigsten mittelfristig kommen.

 

Klang

Klanglich kann das Mikrofon jedenfalls punkten. Es scheint mir ruhig genug, um auch leise Passagen im Tonstudio problemlos und weitestgehend rauschfrei aufzunehmen. Wie viele Mikrofone im Low-Budget-Bereich kommt es mit einer merklichen Anhebung der Höhen, die im ersten Moment bei vielen Vokalisten zu einem augenblicklichen „Wow“ führt.

Während eine solche Anhebung gut ist, damit sich ein Vocal im Mix durchsetzen kann, präferiere ich das lieber zu einem späteren Zeitpunkt mit einem guten Equalizer manuell nachzuholen. Zugegeben, wer wirklich einen lineareren Frequenzgang bei seinem Mikrofon wünscht, muss schon deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Die Aufnahmen, die ich mit diesem Kondensatormikrofon gemacht habe, klingen etwas spitzer als ich es für notwendig befunden hätte. Grund hierfür ist die weiter oben benannte Anhebung ab etwa 6 kHz. Freundlicherweise hat der Hersteller aber den Bereich der Präsenz zwischen 3-5 kHz nicht überbetont, was mich da wieder versöhnlich stimmt.

Bei meiner Stimme ist auch zu hören, wie die Sibilanten stärker herauskommen als erforderlich und die Verwendung eines De-Esser-Plugins in der Nachbearbeitung daher notwendig wird. Der Klang des Mikrofons kann insgesamt – und immer mit dem geringen Einsteigerpreis im Hinterkopf – als gut eingestuft werden.

Im direkten Vergleich mit einem Rode NT2-A, das im Fachhandel derzeit mit Spinne, Ploppschutz, Kabel und Softbag etwa 120,- Euro mehr kostet, scheint mir das sE Electronics X1 recht gut mithalten zu können. Das X1 klingt dabei etwas weniger ausgewogen und mumpfiger, bietet aber dennoch eine recht gute Auflösung.

Lies auch: Zischlaute entfernen Tutorial

Klangbeispiele

Ich habe das se Electronics X1 direkt neben einem 100,- Euro teureren Rode NT2A aufgestellt und die Aufnahmen verglichen. Die Ergebnisse sind in Anbetracht des Preises sicherlich verblüffend gut.

X1:

NT2A:

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sE Electronics X1 Test-Fazit

Im Preisbereich bis 200,- Euro gibt es nur wenige Kondensatormikrofone, die mit -10 dB Pad Dämpfung sowie einem eingebauten Low-Cut-Filter daherkommen. Der Klang ist – für den geforderten Preis – gut und kann vor allem dadurch punkten, dass er im Gegensatz zu anderen Mikrofonen im Segment nicht zu schrill daherkommt.

Die vergleichsweise starke Anhebung der Höhen ab 6 kHz verleiht dem Klang etwas mehr Luftigkeit, was der Durchsetzungskraft im Mix entgegenkommt. Gleichzeitig wirkt das sE Electronics X1 Kondensatormikrofon aber etwas dünner als ich mir gewünscht hätte. Die Auflösung des Mikrofons ist als gut einzuschätzen, kann aber natürlich nicht mit der von High-End-Mikrofonen mithalten.

Für Einsteiger und den Low-Budget-Bereich im Homerecording bietet sich das Mikrofon ohne Zweifel an – auch wenn der Hersteller ärgerlicherweise verpasst hat, eine passende Mikrofonspinne hinzuzulegen. Stattdessen muss der geneigte Käufer für vierzig Euro zusätzlich eine solche im Fachhandel erwerben. Wer viele weibliche Sänger aufnimmt, sollte diesen Großmembraner (genau wie alle anderen auch) vorher im Fachhandel antesten, um sicherzustellen, dass die Anhebung nicht kontraproduktiv wirkt.

Alles in allem gibt es von mir vier von fünf Punkten im sE Electronics X1 Testbericht.

Features sE Electronics X1 Review

  • Hersteller: sE Electronics
  • Kondensatormikrofon
  • 1" Großmembran
  • Richtcharakteristik: Niere
  • 125 dB SPL max. Schalldruckpegel
  • -10 dB Pad
  • Low-Cut Filter

PASSEND ZUM sE Electronics X1 Test


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