Roland HP601 Test
Optisch klassisch, mit der Ausstattung überraschend
Von Carsten Helfrich am 21. Mai 2018
Roland HP601 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Als Einstieg in die Premiumklasse wartet das Roland HP601 mit einigen Extras auf. Das hier getestete Digitalpiano markiert den Einstieg in die Premiumklasse der Digitalpianos des Herstellers und kann mit guter Ausstattung und hochwertiger Tastatur überzeugen. Zu den weiteren Features gehören Bluetooth Audio sowie MIDI und eine App. Allein das Lautsprechersystem kann nicht überzeugen.
PRO
- Sehr gute Tastatur
- Gute Sounds
- Bluetooth Audio und Midi
- Piano Partner App
CONTRA
- Mäßiges Lautsprechersystem
Für wen?
Einsteiger, Hobbyspieler, für den Musikunterricht geeignet
Was ist es?
Das Roland HP601 ist ein Homepiano – also ein Digitalpiano für den Einsatz im Wohnbereich. Es besitzt eine 88er Tastatur mit Hammermechanik und Druckpunktsimulation, sowie die von Roland entwickelte SuperNatural Tonerzeugung. Diese soll den Klavierklang nach Angaben des Herstellers besonders natürlich abbilden.
Das E-Piano steht in drei Farbvarianten zur Verfügung:
- Rosewood (wie hier zu sehen),
- Schwarz, matt und
- Weiß, matt.
Überblick Roland HP601 Features
- 88 Tasten mit Holzoptik
- 228 Stimmen Polyphonie
- 300 Klänge plus GM Bank
- Bluetooth Audio + MIDI
- Stereo-Lautsprechersystem mit 2×14 Watt
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Roland HP601 Test
Erster Eindruck
Erwartungsgemäß robust und unspektakulär präsentiert sich das Roland HP601 im klassischen Look eines Homepianos. Die Gehäuseform ist zumindest „untenrum“ an die eines akustischen Klavieres angelehnt.
Aufgrund der niedrigen Bauhöhe von etwa 100cm (ohne Notenpult gemessen) und einer Breite von weniger als 140cm ist das Gerät als kompakt zu bezeichnen. Es sollte in jede Wohnung passen.
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Abdeckung
Die Tastatur wird von einer stabilen, versenkbaren Abdeckung geschützt. Es gibt außerdem eine Arretierung, bei der die Klappe die Bedienelemente abdeckt. Das ist besonders für Anwender gedacht, die einfach nur Klavier spielen und den ganzen „Elektronikkram“ nicht sehen möchten.
Anordnung der Bedienelemente
Auch ansonsten ist alles da, wo es hingehört. Zentral gibt es ein gut ablesbares LC Display, das die wichtigsten Einstellungen permanent anzeigt. Rechts und links davon sind klar gegliedert die Bedienelemente angeordnet.
Wichtige Funktionen wie Klangauswahl, Metronom, Lautstärke, Songplayer, Transponierung, etc. sind einzelnen Tastern zugeordnet und somit sofort abrufbar.
Tastatur
Roland ist – anders als Yamaha und Kawai – nicht mit dem akustischen Klavierbau groß geworden. Die Tastaturen sind also seit jeher für elektronische Instrumente konzipiert und entwickelt worden. Noch vor wenigen Jahren verzichtete Roland komplett auf den Werkstoff Holz. Doch mit Markteinführung der HP600er Reihe hat sich das geändert.
Seitdem sind alle hochwertigen Digitalpianos mit der PHA-50 Tastatur ausgestattet. Die Zahl 50 steht dabei für „Halb und halb“, also 50:50, zurückzuführen auf die Tatsache, dass Holz UND Kunststoff in der Tastatur verbaut sind.
Das Verhältnis ist jedoch keinesfalls 50:50, denn nur die Seiten der weißen Tasten sind mit einem Holzstreifen versehen. Das hat vor allem optische Gründe, trägt aber auch zu einer anderen Textur und Haptik der Taste bei.
Spielgefühl der Tastatur beim Roland HP601
Doch jetzt zum Wichtigsten: wie spielt sich die PHA-50 Tastatur im HP601? Ausgezeichnet! Die Balance ist gut, die Repetition vorbildlich. Eine gute Balance bedeutet, dass Du – egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener – sowohl im vorderen, als auch im hinteren Bereich der Taste ein gleichmäßiges Spielgefühl hast. Somit lässt sich die Dynamik (also die Lautstärke) gut kontrollieren.
Die Repetition ist wichtig, damit sich schnelle Passagen und Tonwiederholungen souverän meistern lassen. Das ist besonders für geübte Klavierspieler von Vorteil.
Die vorhandene Druckpunktsimulation und die angenehme Beschichtung der Tastenoberflächen mit einem griffigeren Belag (Ivory Feel) runden den guten Eindruck ab. Noch dazu ist die PHA-50 Tastatur sehr leise, macht also wenig Geräusche, was besonders beim Spielen mit Kopfhörer eine Rolle spielt. Hier ist alles sehr gut gelöst.
Klang
Im Roland HP601 kommt die SuperNatural Tonerzeugung zum Einsatz. Damit unterscheidet sich das 601er allerdings von den anderen Vertretern der 600er Serie, die bereits mit der nächsten Generation – der Piano Modeling Technologie – aufwarten.
Die eingespeicherten Klaviersounds sind allesamt gut gelungen und überzeugen durch einen ausgeglichenen Klang über den kompletten Tonumfang.
Es stehen vier Flügelsounds mit unterschiedlichen Timbres (Concert, Mellow, Bright, Romantic) zur Verfügung, wobei die Unterschiede recht marginal sind. D.h. hier kommen keine unterschiedlichen Samples zum Einsatz, sondern es handelt sich um klanglich anders abgestimmte Varianten desselben Basisklangs.
Klangbeispiele Roland HP601
Concert Grand
Der Upright Klaviersound stellt eine gute Alternative zu den Flügelklängen dar und ist ebenfalls von hoher Qualität. Besonders Jazzfans kommen hier auf ihre Kosten.
Upright Piano
Sehr schön auch die weiteren klassischen Klänge im HP601. Hier kommen hochwertig gesampelte Instrumente zum Einsatz, die auch einer professionellen Anwendung, z.B. bei Konzerten oder Chor- oder Orchesterbegleitung, genügen.
Pipe Organ – Orgelpositiv
Harpsichord – Cembalo
Weitere Sounds
Darüber hinaus befinden sich über 300 zusätzliche Instrumenten- und Synthesizer Sounds in der Klangbibliothek des Roland HP601. In allen Bereichen, ob Streicher, Bläser, Orgeln oder Gitarren & Bässe kannst Du dich in angemessener bis guter Qualität austoben.
Pianodesigner
Der Pianodesigner ist das Bearbeitungstool für die SuperNatural Klavierklänge in den HP Pianos. Hier kannst du viele Bestandteile des Klaviersounds nach deinen Vorlieben einstellen.
Das geht soweit, dass sogar einzelne Töne intoniert (weicher oder härter klingend) und gestimmt werden können. Ich weiß zwar nicht, wer das jemals nutzen wird, aber es geht.
Wer also individuelle Klangvorstellungen hat, findet in diesem Digitalpiano das Tool, um diese umzusetzen.
Lautsprechersystem
Das Roland HP601 verfügt über ein Stereo-Lautsprechersystem mit 2×14 Watt Leistung. Das erscheint wenig, in der Praxis wird es den meisten genügen. Es ist nicht für Beschallungsaufgaben jenseits des heimischen Wohnzimmers gedacht.
Der Klang des Systems geht in Ordnung – nicht mehr, nicht weniger. Die beiden nach unten abstrahlenden Lautsprecher lassen etwas den Glanz in den Höhen vermissen. Der Bassbereich wird zum Klavierspielen gut genug wiedergegeben, zum Musikhören via Bluetooth (Audiostreaming) dürfte es jedoch etwas mehr sein.
Hier wäre ein 2-Wege System mit tiefer abgestimmten Hauptlautsprechern und zusätzlichen Hochtönern von Vorteil gewesen.
Line-Ausgänge zur Verstärkung über externe Boxen oder die HIFI-Anlage gibt es beim HP601 leider ebenfalls nicht. Es ist tatsächlich nur für das Wohnzimmer gedacht. Zur Not kann aber der Kopfhörerausgang genutzt werden, dann bleiben die Boxen des HP601 allerdings stumm.
Bedienung
Auf dem Bedienfeld des Geräts befinden sich zahlreiche Taster. Was auf den ersten Blick unübersichtlich erscheinen mag, erweist sich in der Praxis als sinnvoll. Nahezu alle Funktionen des alltäglichen Gebrauchs lassen sich direkt mit einem Druck aktivieren oder deaktivieren.
Viele Hersteller streben danach, ein Digitalpiano mit möglichst wenigen Bedienelementen auszustatten, um nicht vom Klavierspielen abzulenken. Roland hingegen möchte den vollen Funktionsumfang einfach zugänglich machen. Wer das nicht möchte und die Extras nicht braucht, kann einfach den Tastaturdeckel in die vordere Arretierung schieben und verdeckt somit das Bedienfeld.
Taster
Alle Taster (bis auf die Tasten mit +/- Belegung) sind mit Leuchtdioden ausgestattet, so hast Du immer im Blick, welche Funktion gerade aktiv ist oder bearbeitet wird. Das Display ist gut ablesbar und genügend groß, um alle Parameter zu erkennen.
Die Menüführung ist leider nicht selbsterklärend. Nach etwas Eingewöhnung aber zumindest schlüssig, sodass man nach einiger Zeit die Bedienungsanleitung zur Seite gelegt werden kann.
Zusatzausstattung – die üblichen Verdächtigen
Moderne E-Pianos bieten heutzutage den üblichen Funktionsumfang: Metronom, Recorder, Songplayer, Übungsstücke, Split- und Layerfunktion. In der Mittelklasse gibt es kaum ein Hersteller, der diese Extras nicht bietet.
Diese sind bewährt und sinnvoll, möchte man sich kreativ mit Musik beschäftigen oder Lernfunktionen nutzen. Auch das HP601 von Roland stellt all diese Funktionen bereit. Einzig und alleine bei den Anschlussmöglichkeiten wurde etwas gespart.
So finden sich auf der linken Unterseite neben den beiden Kopfhörerbuchsen lediglich eine Miniklinenbuchse zum Anschluss eines externen Players, sowie die beiden USB-Terminals in der Mitte unter dem Instrument.
Bluetooth Audio & MIDI
Das Roland HP601 wartet mit zwei Bluetooth-Verbindungsmöglichkeiten auf. Neben Bluetooth Audio zum direkten Übertragen von Musik über die Lautsprecher des Pianos (um dazu zu spielen), gibt es eine Bluetooth MIDI Verbindung.
Damit kann dieses Homepiano als Steuerzentrale für Musikanwendungen an Smartphone oder Tablet genutzt werden.
Piano Partner 2 App
Die App funktioniert für fast alle Roland Instrumente mit Bluetooth MIDI und erweitert deren Funktionalität. Sie stellt Lernprogramme, Notation der eingespeicherten Stücke, aber auch Kreativtools, wie z.B. eine komplette Begleitautomatik bereit. Letztgenannte bleibt jedoch den Besitzern von Apple iOS-Geräten vorbehalten.
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Roland HP601 Test-Fazit
Das Roland HP601 überzeugt durch ein stimmiges Gesamtpaket und leistet sich nur wenige Schwächen. Es eignet sich zum klassischen Klavierspiel ebenso wie für das Üben zuhause oder multimediales Lernen – Letzteres zumindest, wenn der geneigte Käufer Smartphone oder Tablet besitzt.
Die gute Tastatur gibt ambitionierten Klavierspielern genügend Ausdrucksmöglichkeiten und taugt zum Erlernen des richtigen Anschlags. Eine umfassende, qualitativ hochwertige Klangauswahl sorgt für vielseitige Einsatzmöglichkeiten in unterschiedlichen Musikstilen. Zudem lässt sich der Klavierklang nach individuellen Vorlieben und persönlichem Geschmack anpassen.
Ein großes Dankeschön an session Frankfurt, wo ich das Instrument ausführlich testen durfte.
Die etwas sparsame Ausführung des Lautsprechersystems und das Fehlen eines Line-Ausgangs zum Anschluss externer Verstärkung trüben das Bild ein wenig. Daher schrammt das hier gesteste Digitalpiano an einer perfekten Wertung vorbei. Wer gerne einen üppigeren Klang und eine attraktivere Optik möchte, findet bei den Roland LX-Modellen sicher eine passende – wenn auch kostspielige – Alternative.
Gemessen am Preispunkt ist das E-Piano eine Empfehlung für alle, die neben dem Klavierspielen über den Tellerrand blicken möchten. Es gibt von mir eine sehr gute Wertung im Roland HP601 Test.
Features Roland HP601 Review
- Hersteller: Roland
- 88 Tasten mit Holzoptik
- Über 300 verschiedene Klänge plus GM Bank
- 288-fache Polyphonie
- Piano-Designer zur Klangbearbeitung
- Audio-Recorder via USB-Memory
- Bluetooth Audio + MIDI
- Begleit- und Lernfunktionen via Piano Parter 2-App
- Über 350 Piano-Songs und Übungsstücke
- Stereo-Lautsprechersystem mit 2x14 Watt
- Abmessungen: 1379 x 1014 x 430 mm (B x H x T)
- Gewicht: 50 kg
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