RME Fireface 800 Testbericht
Bewährtes Audio Interfaces für Profis
Von Fabian Eckert
RME Fireface 800 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Anschlussfreudiges Audio Interface. Dieses umfangreich ausgestattete FireWire 800 Interface erlaubt sehr flexibles Monitoring und Mixing mit sehr stabilen Treibern.
PRO
- Gute Wandler und Vorverstärker
- Hohe Verarbeitungsqualität
- Ausgesprochen stabile Treiber
- Hochflexibles Routing und Monitoring
CONTRA
- D/A-Wandler mittlerweile technisch überholt
Für wen?
Anspruchsvolle Produzenten großer Bands
Was ist es?
Das RME Fireface 800 ist ein Audio Interface zum Einbau in ein 19-Zoll-Rack, das über breitgefächerte Anschlussoptionen für ADAT, S/PDIF, MIDI I/O, Mikrofone, Line-Geräte sowie eine E-Gitarre oder einen E-Bass verfügt. Mit diesem Audio Interface, das über FireWire 400 oder 800 kommuniziert, sind bei 44,1 oder 48 kHz jeweils 28 Kanäle zur Aufnahme und Wiedergabe möglich. Die Sampling-Rate der Wandler reicht hinauf bis 24-bit/192 kHz.
Die Mixer-Software TotalMix, deren zugrundeliegende DSP-Technologie aus der Hammerfell-Serie stammt, zeigt alle Eingänge, Playback-Kanäle und physikalischen Outputs auf einen Blick an und ermöglicht das freie Routing aller Kanäle, wobei sich bis zu 14 unabhängige Stereo-Submixe erstellen lassen.
Dieser Test soll eine Einordnung liefern, wie sich das Fireface 800 stolze acht Jahre nach seiner Markteinführung im Vergleich zu aktuellen Audio Interfaces schlägt.
ANZEIGE
RME Fireface 800 Test
Eingänge
PASSEND DAZU
- PreSonus Quantum: Thunderbolt Interface mit CV/Gate Outputs
- RME Fireface UFX II: Verfeinertes USB Audio Interface für Profis
- RME Babyface Pro: Audio Interface
- RME Fireface 802 Video: FireWire & USB Audio Interface
- Tascam US-1641 USB Audio Interface
- 8 x Line (Stereoklinke 6,3 mm, servosymmetrisch)
- 4 x Mikrofon (XLR, servosymmetrisch)
- 1 x Instrument (Monoklinke 6,3 mm, unsymmetrisch)
- 2 x ADAT optisch / SPDIF optisch & SPDIF koaxial (kompatibel mit AES/EBU)
- MIDI (5-Pol DIN)
- WordClock
Ausgänge
- 8 x Line (Stereoklinke 6,3 mm, servosymmetrisch, DC-gekoppelter Signalpfad)
- 1 x Line (Stereoklinke 6,3 mm, unsymmetrisch)
- 2 x ADAT optisch / SPDIF optisch & SPDIF koaxial (kompatibel mit AES/EBU)
- MIDI (5-Pol DIN)
- WordClock
Verarbeitung
Das Metallgehäuse zum Rack-Einbau ist gut konstruiert und zusammengesetzt. Anders als die XLR-Anschlüsse von Neutrik sind die Klinkenbuchsen jedoch leider nicht fest mit dem Gehäuse verschraubt.
Die Potikappen sitzen fest auf den Drehgebern und der Rotationswiderstand ist gut austariert.
Der An-/Ausschalter ist stabil und die zwei »Henkel« taugen dazu, das Gerät einfacher aus dem Rack ziehen zu können; als netter Nebeneffekt verhindern sie einen Kontakt mit dem Fußboden oder der Tischplatte, wenn Du das Interface einmal mit dem Frontpaneel nach unten aufrecht stellen solltest.
Insgesamt bleibt ein guter Eindruck von diesem Gerät. Allerdings wird das Gerät im Betrieb ziemlich heiß.
Vorderseite
Ganz links befindet sich der hochohmige Instrumenteneingang für E-Gitarren und E-Bässe nebst Drehregler für die Eingangsverstärkung. Dieser Eingang hat’s in sich: Ein Soft-Limiter mit weichem Übergang der Transferkurve und gezielter Obertonanreicherung ist für die Komprimierung des Eingangssignals zuständig. Auch Verzerrungen mit röhrenartigem Klang sind möglich. Eine Lautsprecheremulation lässt sich zuschalten.
Daneben folgen vier identisch ausgestattete Input-Sektionen, die jeweils über einen im analogen Schaltungsteil diskret aufgebauten Klinkeneingang für symmetrische Line-Signale, einen verriegelbaren symmetrischen XLR-Anschluss für Mikrofone (ebenfalls diskret verschaltet, Class-A-Technik, zuschaltbare Phantomspeisung von 48 Volt), einen Gain-Regler (+10 bis +60 dB) und drei LEDs zur Anzeige von Phantomspeisung, Clipping und Signalzufuhr verfügt. Hier lässt sich eine per Software schaltbare Anpassung des Referenzpegels (-10 dBV, +4 dBu, HiGain) realisieren.
Halbrechts hätten wir noch eine kleine Ansammlung von LEDs zur Visualisierung diverser Zustände. Für den Input sowie den Output werden jeweils Hi Gain, die Verstärkung um +4 dBu sowie die Absenkung um -10 dBV angezeigt. Des Weiteren: Word Clock, Time-Code-Modul (optional erhältlich), S/PDIF, MIDI I/I, MIDI I/O, ADAT 1 & 2 sowie eine Anzeige für die funktionierende Anbindung mit dem Treiber.
Am rechten Rand findet sich der regelbare Kopfhörerausgang. Prima: Der Verstärker liefert auch hochohmigen Kopfhörern ausreichend Saft.
Rückseite
Auf der Rückseite links findest Du die Buchse für den Netzstecker, gleich daneben die zwei fünfpoligen MIDI-Buchsen (In und Out), anschließend einen Eingang für FireWire 400 (6-Pin) sowie zwei FireWire-800-Ports (9-Pin). Es folgen Bajonettanschlüsse für den Eingang und Ausgang der Word Clock.
Nun sind die Audioschnittstellen an der Reihe. Zwei optische ADAT-Ein- und Ausgangspaare ermöglichen den Anschluss und das Einschleifen externer Effektgeräte, Konnektivität für Mischpulte oder den Anschluss externer Wandler. Mit zusätzlichen Wandler des Typs ADI-8 DS bzw. Mikrofonvorverstärkern vom Typ OctaMic D stünden also insgesamt 26 analoge Eingänge und Ausgänge zur Verfügung, bei 96 kHz immerhin noch 18 an der Zahl.
Der koaxiale, vollständig mit AES/Ebu kompatible SPDIF I/O lässt sich ebenfalls mit bis zu 192 kHz nutzen – bei maximaler Sample-Frequenz stehen zehn analoge In- und Outputs plus zwei digitale I/Os zur Verfügung. Nicht zu vergessen: Jeweils acht Klinkeneingänge und -ausgänge, ohne die wäre kein Audio Interface komplett.
Software
Bis auf die Pegel der Mikrofonvorstufen und des Kopfhörerausgangs steuert die Software des Fireface 800 sämtliche Geräteeinstellungen.
Im DSP-Mixer TotalMix findet sich ein Matrix-Mixer, mit dem Du alle Ein- und Ausgänge frei miteinander verschalten und mischen kannst. So kannst Du beinahe latenzfreie Monitor-Mixe für eine komplette Band mit individuellen Mischungen für jeden Musiker umsetzen. Bis zu 14 vollständig unabhängige Stereo-Submixe lassen sich erstellen. Zudem stehen Features wie Talkback, Mono-Schalter für die Hautpausgänge und mehr zur Verfügung. Dabei kannst Du acht Presets speichern, um oft genutzte Setups schnell abrufen zu können.
Die Bedienelemente sind sehr klein, selbst auf großen Bildschirmen könnte die Erkennbarkeit bei entsprechend hohen Auflösungen leiden. Andererseits hast Du damit stets alles auf einen Blick.
In der Praxis
Die kumulierte Latenz (Summe aus Eingangs- und Ausgangslatenz) liegt auf unserem Testrechner (Intel Core2 Quad Q6600 mit 2,4 GHz pro Kern) ohne Prozessorbelastung laut unserer Messsoftware bei 17 Millisekunden, ganz selten gab es einen kurzen Ausschlag bis zu 22 Millisekunden hinauf. Beim sehr CPU-hungrigen Praxistest mit PreSonus Studio One 2 und einer Signalqualität von 44,1 kHz und 32 Bit waren Werte von rund 3,9 ms Input- und 5 ms Output-Latenz möglich, ohne dass es zu Fehlern kam.
Die Stabilität der Treiber ist bei RME stets vorbildlich gewesen. Ich hatte in den etlichen Jahren, die ich das Fireface 800 schon mein eigen nenne, diesbezüglich praktisch nie Probleme.
Bei unseren Messwerten schneidet die Fireface 800 fast durchweg makellos ab, der Rauschabstand und Linearität des Frequenzgangs sind vorbildlich.
Die Preamps sind prima, auch der D/A-Wandler ist zu loben, allerdings sind im Vergleich zur brandneuen Fireface UCX Unterschiede zu hören, die nicht wegzudiskutieren sind – die UCX klingt einfach noch ein Stück feiner aufgelöst und impulstreuer.
Gleichzeitig stelle ich fest, dass der Kaufpreis des Fireface 800 auch heute noch gerechtfertigt ist, wenn man die Klangqualität zugrunde legt – es wurde deutlich, dass weitaus jüngere Interfaces wie das Avid Mbox Pro oder das MOTU Audio Express, bei der man durchaus eine vergleichbare Wandlerqualität vermuten darf, nicht gegen die Fireface 800 anstinkt.
Unterstütze unsere Arbeit mit einem Kauf bei Thomann*
* Affiliate Link: Du bezahlst den normalen Preis und wir erhalten eine Provision, wenn Du etwas kaufst. Danke!
RME Fireface 800 Test-Fazit
Auch nach circa acht Jahren ist das RME Fireface 800 noch ein sehr gutes Audio Interface, das den Ansprüchen von Profis gerecht wird. Die schiere Zahl und Vielfalt der Anschlüsse dürfte für fast alle Produktionen ausreichen und die Ein- und Ausgänge für die WordClock sorgen für das passende Timing. Die Verarbeitungsqualität ist größtenteils hoch, allerdings wird das Gerät im Betrieb recht heiß.
Die Mixer-Software TotalMix ist ein Musterbeispiel in Sachen Flexibilität bei Routing und Monitoring. Gerade die Anzeige der in einem Submix belegten Kanäle ist sehr nützlich. Um ein geflügeltes englisches Wort zu verwenden: Die Treiber sind »rock solid« – stabil und zuverlässig wie kaum ein Angebot eines anderes Herstellers.
Bei der Qualität der Wandler und Vorverstärker gibt es praktisch nichts auszusetzen, allerdings hat RME mit der Fireface UCX jetzt ein noch klangstärkeres Pferd im Stall – in unserem Hörtest stellte sich deutlich heraus, dass die Fireface 800 nicht mehr ganz mithalten kann, was die Separation der Instrumente im Klangbild und die Impulstreue angeht. Dennoch, rein von der Wandlerqualität betrachtet ist der Kaufpreis angemessen, denn so junge und drahtige Herausforderer wie die Avid Mbox Pro reichen nicht an die Qualität der Fireface 800 heran.
Ein nicht zu unterschätzender Aspekt: Wenn Du das Gerät nach einigen Jahren wieder verkaufen willst, wirst Du sicher noch ein ordentliches Sümmchen dafür bekommen.
Alles in allem gibt es in unserem RME Fireface 800 Testbericht für dieses Gerät, das kaum in die Jahre gekommen ist, viereinhalb von fünf Punkten.
Features RME Fireface 800 Review
- Hersteller: RME
- FireWire Audio Interface
- 24-bit/192 kHz
- Bis zu 28 Eingänge / 28 Ausgänge
- ADAT, S/PDIF
- MIDI I/O
- WordClock I/O
PASSEND ZUM RME Fireface 800 Test
- RME Fireface UFX III Test
- RME Fireface UCX Test
- Tascam US-1x2HR Test
- Universal Audio Apollo Twin X USB Test
- Focusrite Scarlett Solo 4th Gen Test