RHA T20 Testbericht
In-Ear-Kopfhörer der Oberklasse
Von Felix Baarß
RHA T20 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
In-Ear-Hörer mit Extrafiltern für personalisierten Sound. Bis auf das nicht abnehmbare Kabel hat das schottische Unternehmen mit diesem In-Ear-Kopfhörer einen absoluten Volltreffer gelandet.
PRO
- Weitgehend ausgewogene Klangfarbe mit dem Standardfilter
- Dezenter Boost in Bass oder Höhen per Extrafilter
- Äußerst transparentes Raumbild mit klar separierten Einzelklängen
- Klar konturierte Dynamik
- Sehr hoher Output, auch an schwachen Zuspielern
- 10 Ohrstöpselpaare, Kabelclip und Etui mitgeliefert
- Sehr gute Verarbeitung
CONTRA
- Kabel nicht abnehmbar
Für wen?
Mobile Musikhörer mit gestiegenen Ansprüchen, die auf eine Kabelfernbedienung für das Smartphone verzichten können.
Was ist es?
Der RHA T20 ist ein In-Ear-Kopfhörer für hohe Ansprüche. Eine Spezialität des Herstellers – wie schon im RHA T10i Testbericht zu lesen – sind die drei kleinen Tuning-Filterpaare, die Du auf die Ohrhöhrer schrauben kannst. Dadurch lassen sich abweichend vom vergleichsweise neutralen »Reference«-Filterpaar die Bässe oder die Höhen leicht verstärken.
Zehn Ohrstöpselpaare in etlichen Größen und Formen werden mitgeliefert. Auch ein Kabelclip und ein Etui gehören zum Lieferumfang.
Diese In-Ears kannst Du voraussichtlich ab Ende Juli 2015 zum Straßenpreis von 229,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel erwerben.
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RHA T20 Test
Lieferumfang
Ein äußerst stattliches, wenngleich in dieser Preisklasse zu erwartendes Zubehörpaket findet sich im Lieferumfang. Eine Schablone beherbergt neun Ohrstöpsel-Paare, darunter auch mit Doppelflansch und aus Schaumstoff. Ein weiteres Paar steckt bereits an den Ohrhörern.
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Die große Besonderheit: Drei Filterpaare (»Tuning-Filter«), die sich auf den Ohrhörer schrauben lassen, sorgen für a) einen vergleichsweise neutralen, b) einen bassbetonten oder c) einen höhenbetonten Sound. Im Kapitel zur Klangfarbe weiter unten werde ich genauer darauf eingehen.
Schließlich gibt es neben einem kleinen Clip zum sauberen Kabelverlegen noch ein schickes Etui in den Maßen eines Portemonnaies. Dort passen der RHA T20 und sämtliches Zubehör hinein.
Verarbeitung und Design des RHA T20
Alle Komponenten sind akkurat gefertigt und sehr gut zusammengesetzt – angefangen beim Korpus aus Edelstahl im leicht gebürsteten Look bis hin zum Stecker.
Das Kabel ist mehr als ausreichend dick ummantelt, während sich der Stutzen am Übergang zum Stecker als zwei Zentimeter lange Metallspirale mit gut bemessener Elastik und recht großem Knickradius entpuppt. Kurz: Alles bestens.
In dieser Preisklasse kommt bei mir langsam der Wunsch nach einem abnehmbaren Kabel auf. Selbstverständlich ist das aber keineswegs. Zudem, so meine Prognose, musst Du hier bei halbwegs schonender Behandlung keinen Kabelbruch fürchten.
Das Design entspringt für meinen Geschmack einer gesunden Mischung aus Extravaganz und vornehmer Zurückhaltung – Du magst das freilich anders sehen, schau dir einfach die in diesem Test eingefügten Produktbilder an.
Ohrstöpsel und Bügel
Dank der sehr zahlreichen Ohrstöpsel werden alle Hörer die richtigen Passstücke für das Optimum in puncto Komfort, Klang und Abschirmung finden. Für meine etwas engen Gehörgänge sind die ab Werk installierten Stöpsel schon sehr gut geeignet. Das zweite Zusatzpaar, das ich probierte (genauso klein, aber etwas anders geformt), stellte sich schließlich als perfekt heraus.
Der Tausch der Ohrstöpsel gestaltet sich ziemlich knifflig – das ist schlicht ein Zeichen dafür, dass sie sich sehr fest an die Edelstahlkonstruktion schmiegen, genau so muss es sein.
Die Bügel tragen laut Herstellers dazu bei, dass Kabelgeräusche abgeschwächt werden. In der Tat glänzen diese fast vollständig durch ihre Abwesenheit. Es handelt sich um »Over-Ear«-Bügel, die kurz nach vorn, dann nach oben und letztlich hinten um dein Ohr geschlungen werden, was naturgemäß für einen besseren Halt sorgt als nach unten hängende Kabel.
Die Bügel des RHA T20 sind leicht an deine Ohrform anpassbar, wie ein sehr »weicher« Draht. Sie sehen sehr elegant aus – ganz anders als die klobigen starren Bügel mit Kabelrinne, die mich stets an altertümliche Hörgeräte erinnern.
Zu meiner freudigen Überraschung rutschen diese Bügel bei moderater Bewegung (Gehen, leichtes Joggen) bei weitem nicht so oft von meinen Ohren wie jene des T10i. Endgültig fest sitzt das Ganze bei festgezurrtem Y-Teiler direkt unter dem Kinn. Damit ist die größte Schwachstelle des kleinen Bruders ausgemerzt, klasse!
Achtung, laut!
Der RHA T20 hat einen unglaublich hohen Output. Mit einer solchen Intensität hatte ich es bisher noch nicht zu tun, ob bei In-Ears oder großformatigen Kopfhörern. Dreh die Lautstärke deines Zuspielers vorsichtshalber stark herunter, bevor Du das erste Mal lauschst.
Bei den meisten Ausgabegeräten ist das ganz vortrefflich, da sie kaum verstärkt werden müssen und damit weniger Rauschen in das Signal kommt. Zudem kannst Du mit dem RHA T20 auch Geräte, die eigentlich sehr schwach auf der Brust sind, quasi in Konzertlautstärke abhören. Dass dann erst bei extremen Pegeln Verzerrungen nennenswert zutage treten, ist eine weitere gute Nachricht.
Klangfarbe im RHA T20 Testbericht
Mit den vorinstallierten neutralen Tuning-Filtern (»Reference«) ist der Bass mehr als ausreichend präsent. Zumindest für alle, die einen ausgewogenen Sound schätzen. Ich erlag nie dem Verlangen nach mehr – falls das für dich nicht gilt, liefert der Bass-Tuning-Filter liefert satte Wucht, ohne zu dröhnen oder verzerren. Der Boost wirkt hier meist natürlicher als mit EQs, da nicht elektronisch am Signal herumgedoktert wird.
Bis etwa 1,5 kHz verläuft der Frequenzgang sehr ruhig, größere Ausreißer nach oben oder unten gibt es nicht. Auch dadurch kommt der »Körper« von Instrumenten und Stimmen gut zur Geltung. Die hohen Bässe drängeln sich auch nicht vor die tiefen Mitten, was schon mal ein Puzzleteil für die vielzitierte klangliche Transparenz ist.
Die Höhen sind bereits mit dem Reference-Filter deutlich präsent und reichen bis in die feinsten Spitzen. Anders als noch beim T10 ist keine drastische Senke zwischen 5 und 10 kHz zu verzeichnen. Zwar gibt es einige Unregelmäßigkeiten am oberen Ende des Spektrums, aber insgesamt zeichnen die Höhen ein stimmiges Bild. Mit subtiler Tendenz zu einem »hellen« Klang, der rauchige Stimmen gut als solche hervorkehrt. Sibilanten (Zischlaute in Sprachaufnahmen), Crash-Becken & Co. erscheinen dabei aber nie schärfer, als sie sollen – sehr angenehm.
Der RHA T20 klingt also weitgehend neutral, aber dennoch spaßig. Spolier: Das wird noch gekrönt durch die folgenden Befunde…
Auflösung
Soviel zum Timbre, doch wie sieht es mit den feinstofflichen Qualitäten des RHA T20 aus? Kurz: sehr gut. Zunächst liegt die Impulstreue auf einem guten Niveau, was sich gerade bei kurzen, trockenen Bassanschlägen bemerkbar macht. Da gibt es kein ungebührliches Verschwimmen im Ausklang von Kick-Drums und dergleichen.
Die Räumlichkeit und die Plastizität des Sounds haben es mir besonders angetan. Auf der förmlich greifbaren Bühne erklingen die einzelnen Klänge ausgesprochen klar voneinander getrennt. Wieder ein gewaltiges Plus auf dem Transparenzkonto, da sich alle musikalischen Elemente bestens orten lassen und sie eben nicht zu einem einzigen Klangbrei verrührt werden. Gerade auch in dieser Disziplin schneidet der RHA T20 spürbar besser ab als der T10 bzw. T10i.
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RHA T20 Test-Fazit
Der RHA T20 zählt definitiv zu meinen Klanglieblingen, was In-Ears betrifft. Der ausgewogene Frequenzgang sagt mir zu und wer einen dezenten Boost in Bässen oder Höhen sucht, wechselt einfach den schraubbaren Filter.
Mindestens genauso wichtig wie die gut ausbalancierte Klangfarbe ist das tolle Raumbild, das hier gezeichnet wird. Auf der breiten, tiefen Bühne sind einzelne Klänge so klar voneinander getrennt wahrnehmbar, wie ich es bisher eher von Kopfhörern in Normalgröße und offener Bauweise kannte. Dazu kommt die starke Dynamik mit knackigen Bässen und fein gezeichneten Transienten.
In den weiteren Disziplinen leistet das Gerät ebenfalls Beachtliches. So ist die Ausgangsleistung wirklich außergewöhnlich hoch, so dass an ausnahmslos allen Geräten ein ohrenbetäubender Musikgenuss möglich ist. Weiterhin ist das Zubehörpaket mit zehn (!) Ohrstöpselpaaren aller Art, Etui und Kabelclip sehr ansehnlich. Nicht zu vergessen: Die Verarbeitungsqualität überzeugt ausnahmslos.
Ich hätte da nur anderthalb Wünsche. Einerseits wäre es schön, wenn das Kabel nicht fest installiert wäre – das darf man in dieser Preisregion bereits erwarten, wie zahlreiche derart ausgestattete In-Ears in teils erheblich günstigeren Klassen belegen. Und der halbe Wunsch: Wie wäre es mit einer abgespeckten Fassung ohne die Bass- und Höhenfilter, dafür aber für ein paar kleine Scheine weniger?
So verfehlt der Prüfling nur denkbar knapp unsere Höchstwertung und landet im RHA T20 Testbericht bei starken viereinhalb von fünf Punkten. Wenn dich der einzige handfeste Contra-Punkt bezüglich der Verkabelung aber nicht stört, kannst Du gut und gerne aufrunden. Ein Test des Geräts sei dir hiermit nachdrücklich ans Herz gelegt.
Features RHA T20 Review
- Hersteller: RHA
- In-Ear-Kopfhörer
- Übertragungsbereich: 16 – 40.000 Hz
- Impedanz: 16 Ω
- Kabel: 1,35 m, glatt, fest installiert
- Stecker: 3,5 mm, nicht gewinkelt
- 10 Paar Ohrstöpsel diverser Form
- 3 Paar Tuning-Filter (Bass, neutral, Höhen)
- Transporttasche mit Reißverschluss
- Clip zum Befestigen des Kabels an Kleidung
- Gewicht: 39 g
PASSEND ZUM RHA T20 Test