PRS S2 Standard 22 Testbericht
Vielseitige Gitarre für Normalsterbliche
Von Philipp Mahler
PRS S2 Standard 22 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Vollmahagoni E-Gitarre mit eingeleimtem Hals, zwei splitbaren Humbuckern und einem Vintage-Vibrato. Trotz schlichter Optik handelt es sich bei dieser Gitarre zweifellos um eine echte PRS aus Stevensville/USA.
PRO
- Verarbeitung
- Klang
- Bespielbarkeit
- Echtes PRS Feeling
CONTRA
- Labile Fixierung der Pickups auf dem Schlagbrett
Für wen?
Flexible Allround-Gitarre für Fortgeschrittene und Profis, die ihren Fokus weniger auf pompöse Optik, sondern mehr auf einen fetten Ton legen und dabei noch richtig Geld sparen wollen.
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PRS S2 Standard 22 Test
Hintergrund
PRS ist schon lange für exklusive Instrumente mit ausgezeichneter Verarbeitung, Flexibilität und fabelhaftem Klangverhalten bekannt. Untrennbar mit der Geschichte der E-Gitarre verbunden und maßgeblich für die Entwicklung und Verfeinerung des wohl einflussreichsten Instruments des letzten Jahrhunderts zuständig, lässt sich ohne Bedenken sagen, dass die Gitarrenbauer aus Stevensville/USA ihr Handwerk auf allerhöchstem Niveau ausüben.
Für genau dieses Stevensville steht das „S“ in der Modellbezeichnung der PRS S2 Standard 22, die mit einem äußerst humanen Preis von rund 1.500 Euro eine brillante und trotzdem erschwingliche Gitarre zu sein verspricht – insbesondere wenn man an die weitaus kostspieligeren Baureihen der amerikanischen Manufaktur denkt.
Eine echte USA-PRS zum Schnäppchenpreis? Schauen wir mal, an welchen Stellen gespart wurde und ob PRS seinen hohen Qualitätsstandards trotzdem gerecht werden kann.
Optik der PRS S2 Standard 22
Unser Testmodell erscheint eingepackt im originalen PRS-Gigbag, welcher gepolstert und mit einem soliden Reißverschluss einen durchaus guten Schutz bietet. Aus diesem befreit, erstrahlt die „Vintage Cherry“ Lackierung in ihrer absolut makellosen Verarbeitung. Weitere fünf Farben stehen zudem bei der Bestellung zur Auswahl.
Ein Merkmal dieser Modellreihe, welches sofort ins Auge springt, ist das sehr große Schlagbrett. Es nimmt gut die Hälfte der Decke ein. Über den Saiten angefangen, schlängelt es sich zwischen den Pickups hindurch und unter den Bedienelementen vorbei, bis es hinter dem Vibratoblock einen kleinen Ausreißer nach oben macht. Ein interessantes Designelement, welches wohl durch leichte Extravaganz dem sonst sehr schlicht gehaltenen Äußeren ein wenig mehr Leben einhauchen soll.
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Holz & Hals
Alle hölzernen Bauteile, das Palisander-Griffbrett mal ausgenommen, wurden aus Mahagoni gefertigt und bis auf den letzten Schliff absolut präzise verarbeitet.
Dies zeigt sich nicht zuletzt auch am eingeleimten und lackierten Hals mit seinen 22 sauber abgerichteten Bundstäbchen. Er wurde mit der PRS-typischen 635 mm Mensur versehen und dürfte somit sowohl den eingefleischten Fender- als auch Gibsonliebhaber zufriedenstellen dürfte.
Standardmäßig erscheint das S2-Modell mit simplen Punkten als Bundmarkierungen und gegen einen Aufpreis von rund 150,- Euro werden auch die bekannten Vogel-Inlays eingearbeitet, was den PRS-Fans unter uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte.
Hardware
Die vernickelte Hardware des verbauten S2-Vibratos wurde eigens für die S2-Reihe konzipiert, ausschließlich aus werkseigenen Komponenten hergestellt und hinterlässt einen durchaus langlebigen und robusten Eindruck. Dank des Stecksystems des Vibratohebels wird ein mühseliges Schrauben überflüssig, denn ein Mal in der dafür vorgesehenen Öffnung eingeführt, sitzt dieser an der gewünschten Stelle und überzeugt mit einer wunderbaren Leichtgängigkeit.
Auch der Dreiwege-Schalter zur Auswahl des vorderen, hinteren sowie der Parallelschaltung beider Humbucker, die sich hinter einer mit Chrom überzogenen Abdeckung verstecken, wackelt selbst bei etwas kräftigerem Rütteln nicht.
Durch das Herausziehen des Tone-Poti, an dem offensichtlich ein wenig, aber nicht allzu viel gespart wurde, können beide Pickups gesplittet werden. Sie arbeiten dadurch als Singlecoils.
Dieses Push-Pull-System bereichert die Soundvielfalt gewaltig. Außerdem ermöglicht es diese Vorrichtung, sich mit nur einer einzigen Gitarre zwischen vielen verschiedenen musikalischen Stilrichtungen hin und her zu bewegen. Sehr schöne Geschichte.
Mechaniken & Kopfplatte
Bei den Mechaniken wurden, wie bei PRS beinahe schon selbstverständlich, Locking-Tuner verwendet. Diese machen das Aufziehen der Saiten zu einem Kinderspiel. Zwischen diesen ist natürlich die edle Unterschrift von Paul Reed Smith zu erkennen (Firmengründer, Namensgeber und ursprüngliches Genie der ersten Stunde).
Interessanterweise findet sich auf dem Trussrod-Cover an der Kopfplatte des „Standard“-Modells die Aufschrift „Custom“. Vermutlich waren die dazugehörigen Abdeckungen nicht mehr verfügbar, aber es ist doch auch irgendwie unterhaltsam, die Bandkollegen mit einer „Originalen Custom PRS“ zu überraschen.
Tonabnehmer
Ebenso wurden eigens entwickelte Tonabnehmer mit der Modellbezeichnung PRS S2 #7 im Pickguard eingeschraubt. Drückt man nur leicht mit dem Finger gegen einen der zwei Humbucker, muss man sich schon kontrollieren, um sie nicht aus Versehen herauszubrechen.
Nur leicht mit zwei kleinen Schrauben an dem Pickguard befestigt (und scheinbar ohne jegliche Fixierung von innen), wackeln diese wie lockere Milchzähne. Bei allem Verständnis für die schwierige Aufgabe, an vielen, möglichst unwichtigen Stellen zu sparen und trotzdem ein qualitativ hochwertiges Instrument zum kleinen Preis auf den Markt zu bringen – was können schon vier Federn kosten, die von der Unterseite gegen die Pickups drücken, um ihnen Stabilität zu verleihen?
Riskant kann dadurch auch das Benutzen von High-Gain-Sounds sein, da die Tonabnehmer in Schwingung versetzt werden, und somit um einiges anfälliger für Selbstresonanz und das unliebsame Feedback sein können. Nun ja, Verarbeitung hin oder her, nun geht es darum, ob diese klanglich halten was sie versprechen.
Sound der PRS S2 Standard 22
Bereits trocken angespielt lässt sich sofort erahnen, was der Test am Verstärker nur bestätigen kann. Hier sind wirklich die Gleichen, unter besten Umweltbedingungen, langjährig gelagerten Hölzer im Einsatz, wie bei den ungleich teureren PRS Modellen. Denn es schwingt nur so fröhlich vor sich hin.
Das Werk verlässt eine fabelhaft eingestellte Gitarre, die jegliches weitere Feintuning zu Hause vollkommen überflüssig macht. Cleanes Picking ist eine wahre Freude für das Gitarristenohr. Und auch mit einiger Verzerrung liefern die Pickups der PRS S2 Standard 22 einen definierten, klaren und durchsetzungsfähigen Klang, den der Blues-Rock Fan lieben und schätzen wird.
Für jeden, bei dem der Name „Carlos Santana“ ein Glöckchen läuten lässt, ist hier die passende Gefährtin gefunden. Auch die etwas härtere Schiene, mit Verweis auf klassischen Metal und Hard-Rock, ist für die dynamischen S2 #7 Pickups durchaus befahrbar.
Moderner Hi-Fi-Sound ist der guten Dame, die sich bautechnisch eher an der Puristen-Fraktion orientiert, dann doch etwas zu viel des Guten. Ein einfaches „Rig“ mit Finger, Gitarre, Kabel und Amp ist an dieser Stelle wohl das favorisierte Einsatzgebiet.
Obertöne
Durch eine ziemlich dunkle, hölzerne Färbung, die bei stehenden Tönen sehr schnell in ein obertonreiches Spektrum umschwingt, finden garantiert auch die „Cats des Jazz“ ihre Freude an diesem Instrument.
Der bereits erwähnte Coil-Split macht die Auswahl an möglichen Klängen um einiges reicher. Obwohl sich Singlecoils dann doch etwas anders anhören und anfühlen, bewegt man sich mit der PRS S2 Standard 22 dabei deutlich mehr in Richtung glockenklarem Fender-Sound. Vielleicht mit etwas erdigerem Grundcharakter.
Aus der Spielpraxis
Leider sind die Positionierung des Tone-Poti sowie des Dreiwege-Schalters etwas unglücklich nach hinten verlegt. Das macht die schnelle Auswahl der Tonabnehmer unter Einsatz des kleinen Fingers umständlicher, als es sein müsste.
Das Vibrato erlaubt wie bei PRS üblich butterweiches Arbeiten. Dank der Locking-Mechaniken wirkt sich auch etwas beherzteres Zulangen unwesentlich auf die Stimmstabilität aus, die jedoch nicht ganz an die höher im Regal platzierten Modelle heranreicht.
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PRS S2 Standard 22 Test-Fazit
Kurz und knapp lässt sich für dieses Review zusammenfassen, dass alle Bauteile aus Holz absolut mit den Tonhölzern exklusiver Kreationen aus dem Hause Paul Reed Smith mithalten. Gespart wurde eindeutig und vornehmlich an der Optik, die ganz schlicht daherkommt. Sie hat nicht viel mit den aufwendigen und prachtvollen teureren Geschwistern zu tun.
Die Mechaniken sind vielleicht nicht erstklassig, aber in den meisten Fällen absolut ausreichend und halten das Instrument selbst bei kräftigem Zupacken mit dem wunderbar leichtgängigen Vintage-Vibrato jederzeit in Stimmung.
Die Pickups hätten zwar um einiges stabiler im Pickguard eingebaut werden können, erledigen ihren Job jedoch ansonsten hervorragend.
Alles in allem empfiehlt sich diese Gitarre besonders gut für Fortgeschrittene und Profis und wird in diesem Bereich bestimmt gut angenommen werden – trotz der geballten Konkurrenz von Größen wie Fender oder Gibson beispielsweise, deren USA-Instrumente sich in diesem Preissegment ebenfalls variantenreich tummeln.
Wer aber auf den vielseitigen Sound, die Bespielbarkeit und nicht zuletzt auch auf die Haptik und Optik von PRS-Gitarren steht, wird sich darüber sicher keine Gedanken machen und das „F“ und das „G“ zugunsten der drei Buchstaben aus Stevensville im Ständer lassen.
Final gibt es 4,5 von 5 möglichen Punkten im PRS S2 Standard 22 Testbericht auf delamar.
Features PRS S2 Standard 22 Review
- Hersteller:
- Korpus aus Mahagoni
- Hals aus Mahagoni
- Griffbrett aus Palisander
- Mensur: 635 mm
- 22 Bünde
- 2x PRS S2 #7 Humbucker
- 1x Tonregler mit Push/Pull-Funktion
- 1x Volumenregler
- 3-Wege Blade Schalter
- PRS S2 Tremolo
- PRS S2 Locking Mechaniken
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