Propellerhead Record Test
Eine DAW für Musiker
Von Jens Geilich
Propellerhead Record Test-Fazit
3.5
DELAMAR
SCORE
Eine DAW für Musiker. Das Programm richtet sich an Musiker, die ihre Ideen mit ein paar wenigen Klicks unkompliziert aufnehmen wollen. Mit einer Mixer, einer Rackansicht und einem Sequenzer ist Propellerhead Record gut ausgestattet. Der Hersteller wirbt zwar mit CPU-schonenden Arbeiten, dafür werden keine Plugins von Drittanbietern unterstützt.
PRO
- günstiger Preis (anno 05/2011: 249,00 Euro für das Stand-Alone; 399,00 Euro im Bundle mit Reason 5)
- CPU-schonendes Arbeiten
- mitgeliefertes Line 6 Ampmodeling
- tolle Mixerkonsole
CONTRA
- keine VST-, AU-, RTAS-Pluginanbindung
- wenige mitgelieferte Instrumente und Effekte in der Stand-Alone Version
- MIDI-Bearbeitung etwas fisselig
Für wen?
(Hobby-)Musiker, die einfach und umkompliziert ihre Musik aufnehmen möchten.
Was ist es?
Als ambitionierter Hobbymusiker und Gitarrist wünsche ich in meinem kleinen Homestudio mit einer Band-In-The-Box-Lösung eine unkomplizierte Möglichkeit zu haben, meine Ideen schnell und ohne viel Drumherum auf die Platte zu kriegen. Viele der Dinge, die mir die altbekannten DAWs (Digital Audio Workstation) mitliefern, brauche ich zum Aufnehmen meiner Songideen, Licks und Riffs eigentlich gar nicht.
Und genau hier kommen die Schweden von Propellerhead mit Record ins Spiel: Eine DAW-Software, die aus Sicht eines Musikers aus und nicht aus der des Tontechnikers bzw. des Produzenten entwickelt wurde. Diese Ankündigung hat mich dann auch neugierig gemacht und dazu bewogen, der Sache auf den Grund zu gehen.
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Propellerhead Record Test
Propellerhead Record Testbericht
Installation
Zunächst zu den technischen Mindestanforderungen von Propellerhead Record im Überblick:
- für WinXP (SP 3) / WinVista / Win7 mit den Mindestanforderungen Intel P4 / AMD Athlon XP mit 2GHz oder besser, 1 GB RAM oder mehr, 3 GB freier Festplattenspeicher, Monitor mit mindestens 1024×768 Auflösung, Audio Interface mit ASIO Treibern, mindestens einem freien USB-Port für den Ignition Key, Internetzugang zur Produktregistration;
- Mac OS X 10.4 oder höher mit den Mindestanforderungen Intel Mac, 1 GB RAM oder mehr, 3 GB freien Festplattenspeicher Monitor mit mindestens 1024×768 Auflösung, CoreAudio kompatibles Audio Interface oder built-in Audio Hardware, mindestens einem freien USB-Port für den Ignition Key, Internetzugang zur Produktregistration
Propellerhead Record wird in der aktuellen Version 1.5 in zwei Varianten angeboten: Einmal quasi als Stand-Alone und dann im Bundle mit Reason. Mir lag zum Testen die Stand-Alone Version ohne Reason vor. Getestet habe ich auf meinem MacBook (2 GHz Intel Core Duo, 4 GB RAM) im aktuellesten OS X 10.6. Gewand. Als Audio Interface diente mir mein Line6 POD Studio KB 37, was mir zusammen mit Propellerhead Record sogar noch besondere Vorteile verschaffte (deshalb hier besonders erwähnt; doch dazu später mehr).
PASSEND DAZU
- ESI U22 XT cosMik: Recording Set für Einsteiger
- Monitor Controller
- Sinn7 Status 24|96: Audio Interface & Monitor Controller
- M-Audio Fast Track Ultra
- Tascam US-1641 USB Audio Interface
Die Installation der Software erfolgte unproblematisch und einfach. Die Programm-DVD einfach ins Laufwerk geschoben und los ging es. Registrieren lässt sich Propellerhead Record mit dem mitgelieferten USB-Dongle, dem so genannten Ignition Key – über eine kurze Internetverbindung zum Server des Herstellers. Dabei handelt es sich im Übrigen nicht um ein iLok, sondern um eine eigene Technologie von Propellerhead. All dies ging fix und war absolut easy to handle.
Überblick zu Propellerhead Record
In Propellerhead Record arbeitet man in drei Ansichten an seinen Projekten: die Mixeransicht, die Rackansicht und die Sequenzeransicht. Zwischen diesen Hauptansichten wechselt man bequem und schnell via Funktionstasten (F5, F6 und F7).
Mixer
Die Mixeransicht offenbart eine erste, beachtenswerte Besonderheit dieses Musikprogramms: Hier wurde eine der populärsten Mixerkonsolen virtuell nachgebaut, nämlich die SSL SuperAnalogue XL 9000 K.
Optisch eine Augenweide. Gleichwohl auf den ersten Blick etwas fisselig in der Bedienung, da ein kompletter Kanalzug einschließlich einem vollparametrischen EQ und einer Dynamicsektion mit Kompressor/Limiter und Gate pro Channelstrip (!) nicht in ein Fenster passt.
Channelstrip
Aber hier haben sich die Schweden eine wirklich pfiffige Lösung einfallen lassen, indem man am rechten Rand im Mixerfenster durch die Hauptsektionen des kompletten Channelstrip scrollen kann (hier die Sektion ganz rechts abgebildet).
Mit ein wenig Einarbeitungszeit findet man sich sehr schnell zurecht und hat die nötigen Handgriffe parat, um den Workflow entsprechend angenehm zu halten. Was allerdings etwas problematisch bleibt, ist die Bedienung der Drehregler mit der Maus. Aber diesem Problem muss man sich ja generell stellen, wenn man mit einem Rechner aufnimmt und auf einen entsprechenden Controller verzichtet.
Klingen tut der Mixer natürlich auch, und das tut er wirklich gut, jedenfalls im Vergleich mit Logic und Reaper (andere Referenzen habe ich nicht). Ob das Original soundtechnisch gut umgesetzt worden ist, kann ich allerdings nicht beurteilen; hier fehlt mir schlicht die Vergleichsmöglichkeit.
Rackansicht
Die Rackansicht stellt in Propellerhead Record im Vergleich mit anderen DAWs eine weitere Besonderheit dar. Wie man es von Reason aus dem Hause von Propellerhead gewohnt ist, stellt man sich die Instrumente und Effekte in den einzelnen Spuren in einer Rack-Ansicht zusammen. Für den ungeübten Nutzer, der keine Reason Erfahrung mitbringt und von einer anderen DAW umsteigt, ist dies zunächst einmal gewöhnungsbedürftig. Doch letztendlich hat man sich relativ schnell eingearbeitet und man kommt schnell zu den gewünschten Einstellungen.
Für Gitarristen halten die Schweden in der Rackansicht ein besonderes Schmankerl bereit, nämlich die Integration eines Line 6 Ampmodelers. Drei Amps für die Gitarre (Fender Blackface, Marshall Plexi 100 und MesaBoogie Rectifier) inklusive passender Cabinets und zwei Amps für den Bass (Ampeg B-15, Ampeg SVT) auch inklusive passender Cabinets stehen für die Saitenfraktion zur Verfügung. Dazu kommt noch ein Volume- und ein WahWah-Pedal.
Leider stehen einem die bekannten Stompboxen und Effektpedal nicht ab Werk zur Verfügung, es sei denn man ist stolzer Besitzer eines Line 6 Audio Interfaces und hat darüber die Line 6 POD-Farm auf dem Rechner. Dann lässt sich die komplette Palette an Stompboxen und Effektpedalen spielend leicht in Propellerhead Record integrieren. Dies geschieht dann auch mit der entsprechenden Flexibilität und Varietät der Line 6 POD Farm. Da ich RECORD über mein Line 6 Audio Interface, nämlich den POD KB 37 betrieben habe, standen mir diese Funktionen meiner POD Farm direkt zur Verfügung – sehr fein.
Hier geht es weiter mit dem Propellerhead Record Testbericht
Effekte & Instrumente in Propellerhead Record (Testbericht)
Ansonsten bleibt die Anzahl von Instrumenten und Effekten in Propellerhead Record recht spärlich. Auf Seiten der Instrumente steht lediglich ein Sampler zur Verfügung. Bei den Effekten kommt das Programm mit Reverb, Delay, Chrorus/Flanger, Compressor, Equalizer, Stereo Imager, Maximizer und einem Verzerrer/Saturator daher. Für das Nötigste okay.
Besitzer des Programms Reason werden hier mit viel mehr Stoff versorgt, denn die dort verfügbaren Instrumente und Effekte sind komplett im Rack von Propellerhead Record einbindbar. Das gilt ab der Version 5 von Reason. Diese Pracht konnte ich mir allerdings nur mittels Videos und Screencast auf der Herstellerseite anschauen, da mir zum Testen leider nicht das Bundle zusammen zur Verfügung stand.
Aber genau das bringt auch das eigentliche Manko bei Propellerhead Record zum Vorschein: Abgesehen von der Zusammenarbeit mit Line 6 bietet der Hersteller nämlich keine An- und Einbindung von Instrumenten und Plugins jeglicher Drittanbieter. Also ausdrücklich: Keine VST-, AU- oder RTAS- Unterstützung! Das ist sehr, sehr, ja es ist mehr als schade!
Zwar wirbt der Hersteller mit den Vorteilen dieser autarken Lösung, nämlich kein Stress mit Drittanbietern, indem man sie erst gar nicht erst reinlässt und – das kommt dem Programm wirklich zu Gute – eine wirklich beachtenswerte Performance, soll heißen: CPU-schonendes Arbeiten. Aber trotzdem bleibt die fehlende Pluginan- bzw. einbindung ein Makel, der den Schweden den ein oder anderen Ein- wie Umsteiger kosten wird.
Es bleibt zwar die Möglichkeit einer Rewire-Synchronisierung mit beispielsweise Logic, Pro Tools und Co. – aber dies stellt aus meiner Sicht keine echte Alternative dar. Der Grund liegt auf der Hand: Habe ich bereits eine DAW-Software, in der ich externe Plugins laden kann – warum sollte ich dann noch Record zusätzlich nutzen? Rewire mag in Zusammenarbeit mit Reason vielleicht durchaus Sinn ergeben, aber von DAW zu DAW für mich zumindest nicht.
Der Sequenzer
Das Sequenzerfenster kommt sehr aufgeräumt daher und bietet dem Kenner der Materie – im Vergleich zu anderer DAW-Software – keine großen Überraschungen; weder im positiven, noch im negativen Sinn.
Das Sequenzerfenster beinhaltet zwei unterschiedliche Modes: den Arrangemode und den Editmode. Die Audiobearbeitung bietet alles, was das Herz begehrt, einschließlich einer Transientenbearbeitung, einer Multiple-Takes-Funktion, Tempoautomationen sowie Timestretching-Funktionen.
Kurz: eigentlich beinhaltet Propellerhead Record hier all das, was heutzutage in den DAWs State-Of-The-Art ist. Vergleichbares gilt hier für die Bearbeitung von MIDI-Spuren. Letztere finde ich im Vergleich zu Logic und Reaper (meine beiden Referenz-DAWs zum Vergleich) jedoch ein wenig fisselig. Man muss schon ein äußerst geübter Virtuose mit der Maus sein, um hier einen flüssigen Workflow hinzubekommen.
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Propellerhead Record Test-Fazit
Die Zusammenfassung zeigt ja eigentlich schon, wohin mein Fazit gehen wird. Propellerhead Record ist für Besitzer und bestehende Nutzer von Reason eine wirklich lohnenswerte Ergänzung. Hier bekommen die Nutzer den vielfach vermissten Audiosequenzer und das zu einem Preis, der sich sehen lässt. Für diese Nutzer würde ich eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen.
Für Neueinsteiger ergibt diese DAW-Software meines Erachtens erst im Bundle mit Reason Sinn. Hierbei gibt es zwei Dinge zu bedenken, erstens: Es steht keine Plugin-Drittanbieteranbindung zur Verfügung. Zweitens: Zusammen im Bundle kommt dieses Musikprogramm schon zu einem Preis, der schon in der Nähe grosser Mitbewerber liegt, die ebenfalls eine Menge für das Geld bieten. Insofern kommen wir wieder zu einer Frage des Workflows und des Geschmacks. Hier sollte jeder selbst entscheiden, ob Propellerhead Record seine DAW sein soll.
Für Umsteiger wird, meiner Ansicht nach, Propellerhead Record in der aktuellen Version keine Alternative darstellen. Mal sehen, ob sich da in zukünftigen Versionen vielleicht doch noch eine Tür für Drittanbieter von Plugins auftut.
Features Propellerhead Record Review
- Hersteller: Propellerhead
- Unkomplizierte Digital Audio Workstation
- CPU-schonendes Arbeiten
- Instrumente & Effekte
- Standalone oder im Bundle mit Reason
- Line 6 Ampmodeling inklusive
- Mindestanforderungen: WinXP (SP 3) / WinVista / Win7, Mac OS X 10.4 oder höher
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