PreSonus StudioLive RM16AI Testbericht
Digitaler Rack-Mischer für drahtloses Live Mixing
Von Felix Baarß
PreSonus StudioLive RM16AI Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Digitaler Rack-Mixer mit Mixing per WLAN. Ein sehr gelungener Mixer mit allen Vorteilen der Digital- und Funktechnik – mit Mehrkanal-Interface und feiner Mixer-Software für PCs, Tablets und Smartphones.
PRO
- Kabellose Freiheit für Soundchecks und individuelle Monitor-Mixe
- Umfangreiche, übersichtliche Mixer-Software mit guten Effekten
- Digitale Vorteile: Szenen, Kanal-Presets, Preamps mit Recall etc.
- Audio Interface mit je 16 Ein- und Ausgangskanälen
- Tadellose Klangqualität der Vorverstärker und Wandler
- Gut verarbeitet mit verriegelbaren XLR-Inputs
- Gespiegelte Mix-Outputs via D-Sub an der Rückseite
CONTRA
- Derzeit nur eine Erweiterungskarte mit FireWire erhältlich
Für wen?
Größere Bands und Ausstatter von Veranstaltungen, die eine kompakte, aber umfassende Lösung zum Live-Mixing suchen.
Was ist es?
Der PreSonus StudioLive RM16AI ist ein digitales Mischpult im 19″-Format, das Du größtenteils über eine Software (»UC Surface«) für Windows, Mac OS oder iOS steuerst. Die Multitouch-Bedienung geschieht per iPad bzw. Windows-8-Rechern mit Touchscreen, doch auf Laptops oder stationären Rechnern ist auch eine ganz normale Bedienung per Maus möglich.
Mindestens eine Ethernet-Verbindung zu deinem Netzwerk-Router ist nötig (Kabel liegt bei), an welchen auch der stationäre Windows-PC oder Mac für die erwähnte Mixer-Software gesteckt wird. Der Funk vom und zum iPad läuft via WLAN, der nötige USB-WLAN-Adapter findet in einer USB-Buchse am PreSonus StudioLive RM16AI Platz und wird ebenfalls mitgeliefert. Die attraktivsten Vorteile von funkgesteuerten Digitalmixern im Allgemeinen findest Du gleich im nächsten Kapitel zusammengefasst.
In diesem Modell stecken 16 XLR-Eingänge mit Mikrofonvorverstärkern und acht XLR-Ausgänge (plus zwei für den Stereo-Hauptmix) für ebenso viele frei belegbare Mix-Busse. Die Anzahl der In- und Outputs ist neben dem Preis das Einzige, was das Modell von seinem großen Bruder RM32AI unterscheidet. Gleichzeitig zu den analogen Inputs stehen dank integriertem FireWire-Audio-Interface je 16 digitale Ein- und Ausgangskanäle zur Verfügung.
Für jeden Kanal gibt es EQ, Kompressor und Gate. Der Master-Bus und acht der 16 Submixe lassen sich weiterhin mit einem graphischen 32-Band-Equalizer bearbeiten. Je zwei Delay- und Reverb-Sends (Parameter separat konfigurierbar) sind nutzbar.
PASSEND DAZU
- Soundcraft Ui24R in der Praxis: Features, Vorzüge & Specs im Video
- Allen & Heath Qu-SB: Mischer mit Tablet-Steuerung
- PreSonus StudioLive CS18AI
- Channel Strip
- Fernbedienung via iPad für PreSonus StudioLive DigitalMixer
Der Rack-Mixer ist zum Preis von 974,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel erhältlich.
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PreSonus StudioLive RM16AI Test
Was bietet Dir ein funkgesteuerter Digitalmixer?
Das Argument für kabellos steuerbare Mixern schlechthin: Als FOH-Mischer kannst Du dich im Publikumsbereich oder auf der Bühne frei bewegen, überall die Raumakustik oder das Monitoring über die Wedges checken und dann ggf. sofort per Mobilgerät mit wenigen Gesten anpassen. Vorteil Numero Zwei: Musiker können per Tablet oder Smartphone ihre eigenen Monitormischungen erstellen.
Da es sich um einen digitalen Mixer handelt, können wesentlich mehr Effekte untergebracht und dabei noch Herstellungskosten gespart werden. So besitzt jeder Kanal einen EQ, ein Gate und einen Kompressor. Zwar findet sich ersterer auch auf praktisch allen gewöhnlichen Mischpulten, doch um die Dynamikeffekte in petto zu haben, bräuchtest Du schon weiteres Equipment oder ein entsprechend teures Modell. Hier findest Du alles in einem Gerät vereint und musst somit weniger zum Gig schleppen.
Last, but not least das vielleicht wichtigste Merkmal: Das mehrkanalige Recording deiner Gigs ist möglich – mit je 16 In- und Outputs über die FireWire-Schnittstelle der hier verbauten Erweiterungskarte.
PreSonus StudioLive RM16AI: Video
Erster Eindruck
Der PreSonus StudioLive RM16AI ist sehr gut verarbeitet – durch das robuste Gehäuse ragen die verriegelbaren XLR-Eingänge und der vorbildlich festsitzende Drehregler für den Kopfhörerausgang. Drei Höheneinheiten werden belegt, während die Einbautiefe mit knapp 27 cm angesichts des Funktionsumfangs recht moderat ausfällt…und gleichzeitig nicht zu gering, so dass die rückseitigen Anschlüsse nach dem Rack-Einbau stets gut zu erreichen sein dürften.
Nach erfolgreicher Verbindung zwischen Hardware und Mixer-Software erfolgte prompt das Firmware-Update, was schnell abgeschlossen war – vorbildhaft für so manch andere Geräte, bei denen das manuell gemacht werden muss.
Anmerkungen zu Anschlüssen und Peripherie
Die Signale für die acht Mix-Ausgänge kannst Du nicht nur vorne per XLR abgreifen, sondern auch hinten über den D-Sub-Anschluss. Das ist insofern praktisch, als beispielsweise die ebenfalls im Rack steckenden Empfänger für kabellose In-Ear-Monitoring-Systeme elegant verbunden werden können.
Ein weiterer Vorteil gegenüber den derzeitigen Mitbewerbern von anderen Herstellern (siehe unten) ist zudem der dedizierte XLR-Ausgang an der Front zum Abhören in Mono (Prüfen der Monokompatibilität). Und der koaxiale S/PDIF-Ausgang hinten, um einen externen D/A-Wandler zu nutzen.
Der PreSonus StudioLive RM16AI wird sich bald mit dem PreSonus CS18AI, einem dedizierten Controller in der Gestalt eines Mischpults mit Motorfadern ansteuern lassen – für alle, die nicht oder nicht allein mit der Touch-Steuerung operieren wollen. Vom Preis-Leistungs-Verhältnis her ist das erst dann interessant, wenn man regelmäßig sowohl das eine (kompaktes Bühnensetup mit den oben im zweiten Kapitel geschilderten Vorteilen) als auch das andere (volle haptische Kontrolle klassischer Bedienelemente) braucht.
Ansonsten kauft man sich eben gleich ein entsprechend ausgestattetes Mischpult – wie eines der hauseigenen StudioLive-Serie.
Die Software des PreSonus StudioLive RM16AI
Fast alles dreht sich um die Software UC Surface, bei Bedarf ergänzt durch die iOS-App QMix-AI für Monitormischungen. Übrigens können mehrere Geräte gleichzeitig genutzt werden, beispielsweise ein Windows-8-Touchscreen für den FOH-Mischer, iPhones für die Musiker und ihre Monitormixe sowie ein iPad zum mobilen Soundcheck im Publikumsbereich.
In UC Surface lässt sich der Zugang zum PreSonus StudioLive RM16AI mit Passwörtern einschränken, zudem kann die Bearbeitungsmöglichkeit beschränkt werden – z.B. auf einen einzelnen AUX-Kanal, so dass Musiker immer nur den ihnen zugewiesenen Monitormix in der erwähnten App QMix-AI gestalten können.
Mein Augenmerk liegt im Folgenden auf UC Surface. Die graphische Benutzeroberfläche entpuppt sich sofort als klug designt und übersichtlich. Was auch gleich auffällt, ist die kleine Meter Bridge unten, die dich alle Kanäle überwachen lässt und gleichzeitig als horizontaler Scroll-Balken fungiert. Alles Weitere im nächsten Kapitel…
Mischen mit UC Surface
Für alle Kanäle kannst Du die Speisung separat wählen – analog via XLR oder digital per FireWire. Letzteres ist ja schon seit einiger Zeit mit den StudioLive-Mischpulten des Herstellers möglich und hier zum Einspielen von Spuren aus der DAW praktisch. Und sei es »nur« zum Soundcheck oder für Pausenmusik. In jedem Fall stehen die FireWire-Input-Signale noch einmal in Form der Mixerspuren 17 bis 32 zur Verfügung.
Die kleinen Icons (allerlei Symbole für Instrumenten- und Signaltypen) erleichtern die Orientierung bei komplexen Mischungen – ein schöner Bonus zu den frei benennbaren Kanalnamen. In dieses praxisorientierte Schema passen auch die zahlreichen Kanal-Presets. Das sind Effektkombinationen für alle typischen Instrumente bzw. Signalkategorien, die zumindest als geeignete Startpunkte zur weiteren Bearbeitung dienen. Natürlich lassen sich eigene Presets anlegen. Spätestens jetzt wird klar, wie gewaltig die Vorteile der Digitaltechnik sind.
EQ, Gate und Kompressor funktionieren in allen Szenarien wie geschmiert. Sie klingen stets musikalisch sinnvoll, sofern nicht gerade die Extremeinstellungen der Parameter gewählt werden. Schnelle A/B-Vergleiche zwischen zwei Konfigurationen aus diesen Kanalzugeffekten sind möglich. Dann gibt es noch vier Effekt-Sends (zweimal Delay, zweimal Reverb) – der Hall klingt in meinen Ohren richtig fein, ganz anders als bei so manchem Mischpult.
Alle weiteren Arbeitsschritte gehen gut von der Hand, ob die Erstellung von Submixen, das Hantieren mit den vier FX-Bussen, die Szenenverwaltung, das Konfigurieren der Channel-Strip-Effekte oder Sonstiges.
Ab und an wünschte ich mir die Möglichkeit, bestimmte Bereiche permanent ausblenden zu können, um die Übersicht noch zu optimieren und versehentliches Danebentippen auf Touchscreens auszuschließen. Wenn dann noch eine deutsche Version des Programms veröffentlicht wird, wäre man für meine Begriffe schon nah am Optimum.
Klangqualität
Die Klangqualität des PreSonus StudioLive RM16AI ist absolut tadellos für Bühnenmischungen und deren Digitalwandlung zur Aufnahme in der DAW. Transparent und ausgewogen, ohne die leichte Färbung mancher analoger Mischpulte, dennoch keineswegs übermäßig »crisp« oder harsch. Naturgemäß ist die Qualität der A/D- und D/A-Wandlung nicht ganz auf dem Niveau von dedizierten Audio-Interfaces in ungefähr dieser Preisregion. Doch das wird zumindest auf der PA-Anlage keinen hörbaren Unterschied bewirken.
Mitbewerber im PreSonus StudioLive RM16AI Testbericht
Zu den Mitbewerbern würde ich den Soundcraft Ui16 [Testbericht] und den Behringer X Air XR18 zählen, auch wenn beide in vielen Aspekten viel schlanker ausgestattet sind.
So ist Ersteres mit »nur« zwöf Preamps für kleinere Bands ausgelegt und bietet mit vier Aux-Ausgängen lediglich halb so viele frei belegbare Audiowege nach draußen.
Zudem ist das Audio Interface nicht mehrkanalig, sondern nur für Stereo-In- und -Output ausgelegt. Auch dadurch kommt der deutlich geringere Preis zustande.
Das Behringer-Gerät bietet wiederum 16 Mic-Preamps und immerhin noch sechs Aux-Outputs, wobei es kompakter gestaltet ist. Es ist nicht fürs Rack, sondern als tragbares Gerät konzipiert.
Zur Qualität beider Geräte und deren Software kann ich nichts sagen, da sie uns hier noch nicht zum Test vorlagen. Für den Kandidaten von PreSonus kann ich hingegen bereits meine volle Empfehlung aussprechen. Allerdings lassen sich durch die FireWire-Schnittstelle in der derzeit einzig erhältlichen Erweiterungskarte weniger Rechner einbinden – mir persönlich fehlt allein die USB-Buchse, um restlos überzeugt zu sein und ich bin gespannt, welche alternativen Steckkarten der Hersteller noch liefern wird.
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PreSonus StudioLive RM16AI Test-Fazit
Der PreSonus StudioLive RM16AI ist ein stark bestückter Vertreter einer jungen Gattung – die digitalen Rack-Mixer mit kabellos funktionierender Mixer-Software für diverse Geräte bieten im Live-Betrieb etliche Vorteile. Die Funktechnik lässt dem FOH-Mischer maximale Bewegungsfreiheit beim Soundcheck, während die Musiker per Smartphone ihre individuellen Monitormischungen erstellen können.
Die für Windows, Mac OS und iOS erhältliche Mixer-Software UC Surface ist hervorragend gelungen. Einerseits ist sie sehr übersichtlich und Touch-freundlich gestaltet, andererseits bietet sie praktisch alles, was man von einem fortgeschrittenen Live-Mischpult erwarten darf. Inklusive feiner Effekte, insbesondere der Hall hat es mit angetan.
Du kannst Szenen erstellen, zahlreiche Presets für die Kanalzugeffekte nutzen, gespeicherte Einstellungen der Preamps per Recall aufrufen und mehr – nur ein paar Beispiele für die Vorteile des Digitalen.
In der derzeit erhältlichen und standardmäßig verbauten Erweiterungskarte ist ein FireWire Audio Interface mit je 16 Ein- und Ausgangskanälen verbaut. So ist die Aufnahme sämtlicher angeschlossener Klangquellen auf separaten Kanälen möglich, während umgekehrt 16 Spuren aus der DAW in den Mix einfließen können.
Klanglich gibt sich der Proband tadellos. So sind die Preamps und Wandler ohne jegliche Abstriche für feinen Bühnensound bzw. Recording in hoher Qualität geeignet.
Zu guter Letzt seien auf der Sonnenseite noch die gute Verarbeitung und die verriegelbaren XLR-Buchsen erwähnt. Zudem stellen die gespiegelten Mix-Ausgänge via D-Sub beim Bühnenaufbau im Rack einen feinen Bonus dar.
Das Einzige, was mich zögern lässt, ist die Verwendung der FireWire-Schnittstelle. Für mehr Kompatibilität mit zeitgenössischen Laptops wünsche ich mir noch eine alternative Erweiterungskarte mit USB-Port – mal sehen, was der Hersteller in den kommenden Monaten da in petto hat.
Für die gebotene Ausstattung und Performance ist der Preis weit mehr als angemessen. So stehen im PreSonus StudioLive RM16AI Testbericht exzellente fünf von fünf Punkten zu Buche – für modernes, praxisgerechtes Live-Mixing führt ab jetzt kaum ein Weg an einer solchen Lösung vorbei.
Features PreSonus StudioLive RM16AI Review
- Hersteller: PreSonus
- Digitaler Mixer für den Live-Betrieb
- Per Funk ansteuerbar via Multitouch-Software für Windows, Mac OS & iOS
- Eingänge:
- 16 x Mic (XLR)
- 2 x Line (Cinch)
- Ausgänge:
- Main (2 x XLR)
- Mono (XLR)
- 8 x Aux (XLR + D-Sub)
- Kopfhörer (6,3 mm)
- S/PDIF (koaxial)
- MIDI I/O (DIN 5-Pol)
- Lieferumfang:
- FireWire-Kabel
- Ethernet-Kabel
- Kaltgerätekabel
- USB-WLAN-Adapter
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