PreSonus AudioBox 44VSL Testbericht
USB Audio Interface mit 4×4 In/Out
Von Felix Baarß
PreSonus AudioBox 44VSL Test-Fazit
4
DELAMAR
SCORE
Gutes Audio Interface mit je vier Ein- und Ausgängen. Dieses USB Audio Interface bietet gute Wandler, erstklassige Potis und fast latenzfreie Effekte.
PRO
- Ausgezeichnete Drehregler
- Gute Wandler
- Gute Mixer-Software
- Noise Gate, Kompressor und EQ auf jedem Kanal
- Komfortables Firmware-Update
CONTRA
- Keine digitalen Ein-/Ausgänge
- Kein Netzschalter
- XLR-Eingänge nicht verriegelbar
Für wen?
Produzenten von kleinen und mittleren Bands
Was ist es?
Beim PreSonus AudioBox 44VSL handelt es sich um ein Audio Interface zum Anschluss an den Computer per USB. Die verbauten Wandler arbeiten mit maximal 24-bit/96 kHz. Zur Verfügung stehen zwei kombinierte Eingänge für Mikrofone (auch Kondensatormikros) und Line-Quellen sowie zwei weitere für Mikrofone und hochohmige Instrumente wie E-Gitarre oder E-Bass.
Die Mixersoftware „Virtual StudioLive“ (VSL) bietet diverse Effekte auf jedem Kanal – Hochpassfilter, Noise Gate, Kompressor und Equalizer; zwei Effektbusse liefern zusätzlich Reverb und Delay. Im Lieferumfang ist die DAW-Software PreSonus Studio One Artist enthalten.
Die AudioBox gibt es in drei Ausführungen: Neben dem hier getesteten 44VSL, das sich zum Abmischen und Aufnehmen kleinerer Projekte eignet, gibt es auch das kleinere 22VSL (zwei Eingänge, zwei Ausgänge) für Sänger/Songwriter, Podcasts und dergleichen sowie das 1818VSL mit 18 Ein- und 18- Ausgängen für große Projekte.
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PreSonus AudioBox 44VSL Test
Eingänge
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- Tascam US-1641 USB Audio Interface
- 2 x Mikrofon/Instrument (XLR symmetrisch / 6,3 mm Klinke unsymmetrisch)
- 2 x Mikrofon/Line (XLR symmetrisch / 6,3 mm Klinke unsymmetrisch)
- MIDI (5-Pin DIN)
Ausgänge
- 6 x Line (6,3 mm Klinke symmetrisch)
- Kopfhörer (6,3 mm Klinke)
- MIDI (5-Pin DIN)
Erster Eindruck
Das Metallgehäuse des AudioBox 44VSL macht einen guten Eindruck. Es besteht zwar nicht größtenteils aus einem Stück, wie etwa die Avid Mbox Pro, aber alle Komponenten sind sauber aneinandergeschraubt, es gibt keine Lücken oder klappernden Einzelteile. Die XLR-Anschlüsse sind nicht fest mit dem Gehäuse verbunden, sondern mit einer Kunststoffplatte verklebt, die sich direkt hinter der Gehäusefront befindet. Keine optimale Lösung, aber immerhin.
Die Drehregler sind allererste Sahne – ebenfalls aus Metall, unerschütterlich fest im Gehäuse sitzend, geriffelt für eine griffige Bedienung, mit angenehmem Drehwiderstand und gerasterten Einstellpositionen. Ich habe selten so gute Potis in dieser Preisklasse unter meinen Fingern gehabt. Vier aufklebbare Gummifüßchen sind mit dabei, damit der Stand auf deinem Schreibtisch noch sicherer wird, als er durch das Gewicht von 1,2 kg ohnehin schon ist.
Der Packung liegt erfreulicherweise ein USB-Kabel bei. Die gedruckte Kurzanleitung informiert über die wichtigsten Dinge und dürfte den meisten eine Hilfe bei den ersten Schritten mit dem 44VSL sein. Außerdem gibt es von der PreSonus-Crew noch ein Rezept für lecker Jambalaya. ;)
Vorderseite
Vorne links bis zur Mitte sind die vier kombinierten XLR-/Klinkeneingänge untergebracht. Die ersten zwei sind für Mikrofone bzw. hochohmige Instrumente. Somit kannst Du immerhin zwei E-(Bass-)Gitarren gleichzeitig anschließen. Die Eingänge 3 und 4 schlucken Mikrofone bzw. Line-Quellen wie Synthesizer und Digitalpianos. Die Line-Eingänge sind symmetrisch, die Instrumenteneingänge natürlich unsymmetrisch ausgelegt.
Gleich neben diesen Eingängen befindet sich ein blau aufleuchtender Schalter, mit dem Du für alle Mikrofoneingänge zusammen die für Kondensatormikrofone notwendige Phantomspeisung aktivieren kannst. Das geht in Ordnung – separate Schalter für jeden einzelnen Mikrofon-Input sind in dieser Preisklasse nicht üblich.
Auf der rechten Seite findest Du die sieben Drehregler, deren Verarbeitungsqualität und Bedienkomfort ich bereits sehr gelobt habe. Die untere Reihe stellt vier Drehregler für die Eingangsverstärkung der vier kombinierten Eingänge. Dabei reicht die Spanne der Verstärkung für Mikrofone von -15 bis +65 dB, für hochohmige Instrumente von -30 bis +50 dB und für Line von -20 bis +20 dB. Neben allen Drehreglern findet sich eine kleine LED, die aufleuchtet, wenn ein übersteuertes Signal (über 0 dBFS) anliegt.
Die obere Reihe besteht aus drei Reglern. Mit dem Mixer-Regler kannst Du die Mischung aus den analogen Inputs und den vom Computer kommenden Audiosignalen bestimmen; in der 12-Uhr-Position sind beide Signale theoretisch gleich laut. Daneben folgt der Main-Regler für den Ausgangspegel der Main-Out-Buchsen. Schließlich gibt es noch den Phones-Regler, mit dem Du die Lautstärke des rückseitig angebrachten Kopfhörerausgangs bestimmen kannst. À propos: Der Kopfhörerausgang ist schön laut– so kannst Du auch Kopfhörer mit hohen Impedanzen verwenden, ohne dass Du die Ohren spitzen musst.
Rückseite
Nun zur Rückseite, erneut von links nach rechts betrachtet. Zunächst ist hier der Netzteilanschluss für die Stromverbindung des Presonus 44VSL. Schade, dass es keinen An/Aus-Schalter gibt. Weiter geht’s mit dem USB-2.0-Port (ein USB-Kabel wird mitgeliefert) und den zwei Buchsen für MIDI In und MIDI Out.
In der Mitte ist eine ziemlich verlassen wirkende Freifläche, die mich daran erinnert, dass der Hersteller dem Gerät durchaus noch eine S/PDIF-Verbindung hätte spendieren können.
Im rechten Bereich sind schließlich die Klinkenbuchsen zu finden: zwei für den Hauptausgang (linker und rechter Kanal), vier Line-Ausgänge und ein Kopfhörerausgang. Alle Line-Ausgänge sind symmetrisch ausgelegt. That’s all, folks – nicht wirklich viel in Anbetracht des geräumig gestalteten Gehäuses.
Treiber & Mixersoftware
Das Audio Interface installierte sich auf meinem Testrechner mit Windows 7 (64 Bit) zunächst einmal automatisch; Windows Vista und XP werden ebenfalls unterstützt, bei Mac OS X brauchst Du mindestens Version 10.6 (Snow Leopard). Erwähnenswert: Auch für die Mac-OS-Treiber steht eine 64-Bit-Version zur Verfügung.
Wie üblich halte ich mich nicht mit der beiliegenden CD auf, welche die Treiber, ein PDF-Handbuch und die Mixersoftware Virtual Studio Live (VSL) enthält. Stattdessen sauge ich schnell die neueste VSL-Version von der Website des Herstellers und los geht’s. Die Bedienungsanleitung in PDF-Form enthält übrigens zahlreiche reich bebilderte Tutorials über Mikrofonierung, Dynamikbearbeitung, Equalizer, Reverb, Delay sowie Monitor- und Effektmischungen – allerdings nur in englischer Sprache. Sehr schade.
Vor dem ersten Start von Virtual Studio Live erschien ein kleines Fenster mit der Information, dass die Steuerung des 44VSL auf die Mixersoftware umgeleitet werden kann, wenn der Drehregler von »Mixer« auf »VSL« gestellt wird.
Als das erledigt war, begrüßte mich die Software gleich mit der Meldung, dass die Firmware des Geräts veraltet sei. Vorbildlich: Gleich unter dieser Warnmeldung prangt ein Knopf »Upgrade«, der die Firmware automatisch herunterlädt und installiert. Nach einigen Sekunden ist alles auf dem neuesten Stand und die Mixer-Software öffnet sich endgültig.
Pegelanzeigen, Lautstärkeregler, Mute- und Solo-Schalter, Panning, Phasenumkehrung, Kanalverlinkung…bis hierher nichts Ungewöhnliches, doch das klingt schon interessanter: Auf jedem Kanal stehen drei der wichtigsten Effekte für klangliche Aufräumarbeiten zur Verfügung: Noise Gate, Kompressor und 3-Band-Equalizer. Sie sind auch in den für professionelle Live-Anwendungen konzipierten Mischpulten vom Typ PreSonus StudioLive 16.0.2 zu finden.
Die Latenz ist dabei so gering, dass Du ohne Schwierigkeiten aufnehmen und abhören kannst, später mehr. Das ist wichtig, denn Musiker tun sich natürlich leichter, wenn das mit Effekten versehene Abhörsignal in ihrem Kopfhörer ohne nennenswerte Verzögerung (Latenz) ankommt.
Sehr fein: In der großen Übersicht aller Kanäle verschaffen dir die kleinformatigen Anzeigen der Transferkurven für die genannten Effekte einen schnellen Überblick. Zwei Effektbusse stellen neben Noise Gate, Kompressor und EQ zusätzlich Reverb und Delay bereit.
In der Praxis
Bei sehr einfachen Projekten mit 44,1 kHz ließ sich die Puffergröße der AudioBox 44VSL locker auf 64 Samples senken, was einer Latenz von knapp 2,9 Millisekunden entspricht. Wenn Du bei 44,1 kHz bleibst, bist Du auch bei komplexeren Songs mit einer Puffergroße von 128 störungsfrei unterwegs – mit 5,7 Millisekunden lässt sich noch gut arbeiten. Während des gesamten Tests liefen die ASIO-Treiber des 44VSL stabil und die Hardware zeigte sich zuverlässig.
Die D/A-Wandler des 44VSL sind gut, für ihre Preisklasse würde ich sie durchaus als sehr gut bezeichnen. Im Unterschied zu höherwertigen Audio Interfaces wie dem RME Fireface 800 waren leichte Schwächen bei der Impulstreue auszumachen – kurze Bassanschläge, Kickdrums, Hihats und sonstige Stakkatos werden etwas »verschmiert« und sind nicht so scharf umrissen. Das führt auch dazu, dass die Einzelinstrumente im Vergleich nicht ganz so gut voneinander getrennt wiedergegeben werden.
Wohlgemerkt sprechen wir hier von feinen Nuancen, das PreSonus 44VSL leistet ohne Zweifel gute Dienste. Unsere Messwerte zeigen einen sehr niedrigen Klirrfaktor (0,0006 %) und einen praktisch nicht vorhandenen Übersprechungseffekt zwischen den Klinkenausgängen. Das Grundrauschen zeigt mit -94.3 dB ebenfalls einen sehr guten Wert. Insgesamt gesehen liegen die D/A-Wandler der 44VSL etwa auf dem Niveau des MOTU Audio Express.
Klangbeispiele
Der XMAX Vorverstärker
Vergleichsaufnahme FF800
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PreSonus AudioBox 44VSL Test-Fazit
Mit dem PreSonus AudioBox 44VSL bekommst Du ein gutes Audio Interface für kleinere und mäßig komplexe Aufnahme-Sessions. Der Hersteller bietet übrigens auch Varianten mit 2×2 und 18×18 Ein-/Ausgängen an. Der 44VSL schneidet in unserem Klangtest gut ab. Bis auf leichte Schwächen bei der Impulstreue zeigen die Wandler eine gute Performance. Auch die Latenz lässt sich sehr niedrig halten.
Die XLR-Eingänge sind nicht verriegelbar und lediglich mit einer innen liegenden Kunststoffplatte verklebt, anstatt fest mit dem Gehäuse verbunden zu sein. Abgesehen davon ist die Verarbeitungsqualität sehr hoch. Vor allem die großartig verarbeiteten und bedienbaren Drehregler haben mir gefallen – schwer auszudenken, wie diese überhaupt noch verbessert werden könnten. Dass die Buchse für den Kopfhörer auf der Rückseite liegt, war für mich kein Problem, das muss aber jeder selbst wissen.
Die Arbeit mit der Mixer-Software Virtual Studio Live und den aus dem Live-Mischpult StudioLive 16.0.2 entlehnten Effekten geht reibungslos über die Bühne – gut, dass die Latenz dabei so niedrig ist, dass das Monitoring per Kopfhörer ohne Probleme funktioniert.
Schade hingegen, dass keine Anschlussmöglichkeiten für S/PDIF vorhanden sind. So hätte das AudioBox 44VSL noch deutlich aufgewertet werden können – allerdings kann man digitale I/O angesichts des Preises nicht verlangen. Obendrein gibt es noch die DAW PreSonus Studio One Artist dazu.
Unter dem Strich gibt es von uns vier von fünf Punkten mit Sternchen – well done, PreSonus.
Features PreSonus AudioBox 44VSL Review
- Hersteller: PreSonus
- USB Audio Interface
- 24-bit/96 kHz
- 4 Eingänge, 4 Ausgänge
- MIDI I/O
- Studio One Artist enthalten
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