Pioneer PLX-1000 Testbericht
DJ Turntable par excellence
Von Joerg Nawra
Pioneer PLX-1000 Test-Fazit
5.0
DELAMAR
SCORE
Professioneller DJ Turntable. Pioneer füllen endlich die Versorgungslücke, die seit Einstellung der Produktion der Standard-Turntables vom Typ Technics SL-1210 im Club- und DJ-Bereich klafft. Ein großer Wurf.
PRO
- Hochwertiger Eindruck und solide Verarbeitung
- Unaufdringliches Design im gewohnten Look & Feel
- Hohes Gewicht und gut gedämpfte Standfüße
- 9 mm Dämmungsmaterial im Inneren
- Starker Antrieb
- Abnehmbare Anschlusskabel
- Vergoldete Cich-Buchsen
- Anschlüsse eingelassen & Versenkter Ein/Aus-Schalter
- Erweiterter Pitch
- Passabler Preis
CONTRA
- Fragwürdiger ±50% Pitch
Für wen?
Einsteiger bis professionelle DJs, Club-Ausstatter und Veranstalter
Was ist es?
Der Pioneer PLX-1000 ist ein direktangetriebener DJ-Turntable mit einem Pitch-Bereich von wahlweise ±8%, ±16% oder ±50%, ansonsten finden sich die üblichen Taster für 33⅓ oder 45 Umdrehungen pro Minute. Ein S-förmiger Tonarm kommt zum Einsatz. Das klassische Design legt dem Betrachter den Vergleich zum Standard-Club-Turntable Technics SL-1210MK2 nahe, dessen schweres Erbe Pioneer mit dem neuen Plattenspieler offensichtlich anzutreten versucht.
Der Plattenspieler ist zum Straßenpreis von 624,- Euro (inkl. MwSt. & Versandkosten) im Fachhandel zu haben.
Pioneer PLX-1000 – Video
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Pioneer PLX-1000 Test
Von Angesicht zu Angesicht
Auf der diesjährigen Musikmesse in Frankfurt war der Pioneer PLX-1000 so etwas wie die heimliche Sensation der Halle 5.1. Unscheinbar und unberührbar rotierte der Prototyp des neuen DJ-Turntables in einem Glaskasten und mutierte innerhalb kurzer Zeit zum heißen Spekulationsobjekt. Richtig aufschlussreiche Infos wollte man auch am Stand von Pioneer nicht rausrücken und so blieb Interessierten DJs nur eines übrig: Abwarten und Teetrinken. Jetzt haben wir schließlich ein Exemplar ergattert und auf den Prüfstand gehoben.
Schon der erste Eindruck macht klar, dass Pioneer nicht vorhaben, die “Wheels Of Steel“ mit dem Pioneer PLX-1000 neu zu erfinden, sondern in die großen Fußstapfen des etablierten Club-Standards zu treten. Keine leichte Aufgabe, schließlich drehen die 1210er seit über dreißig Jahren mehr oder minder zuverlässig ihre Runden in den Clubs dieser Welt. Was läge näher, als ihn einem direkten Vergleich mit dem Veteranen von Technics zu unterziehen. Natürlich gab es, bevor die Produktion komplett eingestellt wurde, noch mehrere Nachfolgemodelle des Ur-1210ers. Aber da das Modell von 1979 gemeinhin als Referenz-Turntable genannt wird, ist es nur logisch, es als Vergleichsobjekt heranzuziehen.
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Form follows function
Experimente in Sachen Form, ausgefallener Positionierung der Bedienelemente oder obskurer Features haben sich Pioneer bei der Entwicklung des Pioneer PLX-1000 schlauerweise gespart – schließlich sind DJs ein tendenziell konservatives Völkchen. Zudem waren zum Teil recht progressive Ansätze anderer Hersteller schon in der Vergangenheit von nicht gerade langanhaltendem Erfolg gekrönt.
Neben der typischen Form wirken auch die Abmessungen sowie die Tonarme und Plattenteller beider Turntables auf den ersten Blick weitestgehend identisch. Alles befindet sich dort, wo man es erwartet, und fühlt sich auch so an.
Das matt-schwarze Finish kommt zeitgemäß unaufdringlich daher und wird lediglich durch silbergraue Elemente wie den An/Aus-Schalter und den Tonarm etwas in Szene gesetzt. Manchmal ist weniger eben mehr. Beim Einschalten überrascht der Plattenspieler dann aber doch noch: Sämtliche Schalter und Knöpfe erstrahlen in einem kühlen Blau, was wiederum ziemlich schick aussieht.
Voll gepanzert in den Club
Wirklich auffällig ist das merklich höhere Gewicht des Pioneers. Mit seinen 13 kg ist er rund 2 kg schwerer als der Technics. Ein Umstand, der im Clubeinsatz so manches durch Erschütterungen verursachtes Nadelspringen verhindern dürfte. Die in der Höhe verstellbaren Füße des Pioneer PLX-1000 sind etwas höher, haben einen größeren Durchmesser und eine merklich bessere Dämpfung als die des 1210ers. Eine 9 mm dicke Schicht Dämmmaterial im Inneren rundet die Sache ab. Vermutlich läuft dieser Plattenspieler auch bei einem Erdbeben der Stärke 9 noch unbeeindruckt weiter.
Technics und die Achillesferse
Der 1210er hat zwei eklatante Schwachstellen: Zum einen wäre da der im Bereich von ±2% sehr ungenaue Pitch, welcher mit dem 0%-Raster zusammenhängt (dieser Punkt wurde allerdings 1997 mit Einführung des Technics SL-1200M3D korrigiert). Zum anderen sind da die im Inneren des Plattenspielers verlöteten Anschlusskabel. Wer schon mal das Vergnügen hatte, die Cinch-Kabel seiner 1210er selbst auswechseln zu dürfen, weiß, was ich meine.
Pioneer haben – wie nicht anders zu erwarten – keinen dieser Kardinalfehler übernommen. Die Cinch-Kabel lassen sich dank vergoldeter Buchsen problemlos austauschen. Die Kabel für die Stromversorgung und Erdung sind ebenfalls abnehmbar. Alle Buchsen sind rückseitig, leicht eingelassen angebracht. Die Idee ist zwar nicht ganz neu, schützt aber effektiv vor Beschädigungen. Der Pitch wiederum lässt sich mittels Pitch-Reset elegant per Knopfdruck auf null stellen, ohne einzurasten.
Unter der Haube des Pioneer PLX-1000
Der Pioneer PLX-1000 entspricht von seiner Motorisierung her voll und ganz den Ansprüchen an einen zeitgemäßen DJ-Plattenspieler. Mit einem Drehmoment von 4,5 kg/cm ist er innerhalb von 0,3 Sekunden von 0 auf 33 1/3 Umdrehungen. Der 1210er hinkt mit 1,5 kg/cm und 0,7 Sekunden etwas hinterher, was – so ehrlich muss man sein – beim Mixen allerdings nicht wirklich ins Gewicht fällt. Das obere Drittel des Gehäuses ist aus druckgegossenem Zink gefertigt, die unteren zwei Drittel bestehen aus 8 mm starkem Resin.
Im Mix
Jetzt wird’s richtig spannend. Was passiert eigentlich, wenn man mit einem Pioneer PLX-1000 und einem Technics SL-1210MK2 mixt? Sind die Gleichlaufschwankungen des Pioneers merklich geringer? Ist er vielleicht sogar ein wenig lauter und druckvoller? Oder klingt der Technics am Ende doch besser? Der 1210er stammt ja schließlich aus den Siebzigern und ist somit ein echtes Vintage-Gerät. Die Antwort auf alle drei Fragen lautet: Nein. Beide Turntables schwanken in ähnlich unmerklichem Maße. Die Lautstärkenunterschiede sind, sofern überhaupt vorhanden, mess- aber nicht hörbar.
Klanglich verhält es sich genauso. Beim fröhlichen Testmixen im Studio war nach zehn Minuten so gut wie kein Unterschied mehr zu spüren. Vielleicht ist der Pitch-Fader ein wenig smoother als der des Technics und der Start/Stopp-Knopf ist, wie üblich bei Pioneer, rund statt eckig. Aber wer benutzt den schon ständig? Mit verbundenen Augen hätte ich vermutlich kläglich versagt und mich dabei ziemlich wohl gefühlt.
Nichts zu meckern im Pioneer PLX-1000 Testbericht?
Bei so viel Stimmigkeit sind Kritikpunkte mit er Lupe zu suchen. Man könnte natürlich darüber enttäuscht sein, dass der Pioneer PLX-1000 kein total revolutionäres Produkt ist, das den Turntable-Markt von Grund auf umkrempelt. Aber das wäre falsch, denn das ist schlichtweg nicht die Intention hinter dem Plattenspieler. Vielmehr schließen Pioneer die Lücke, die Technics im Jahr 2010 mit dem Abschalten der Fließbänder ihrer 1210er-Produktionshalle hinterließen. Die meisten DJs brauchen ohnehin keinen Plattenspieler mit integriertem Multi-Effekt, MIDI-Controller, Rückwärtsgang, Milchaufschäumer und Jacuzzi. Sofern sie noch Vinyl spielen, brauchen sie ein zuverlässiges Arbeitsgerät, das sich anfühlt, als käme man nachhause. Und genau das haben Pioneer mit dem PLX-1000 geschafft.
Natürlich gibt es immer auch ein Aber. In diesem Fall allerdings nur ein ganz, ganz kleines. Über einen Pitch-Bereich von ±16% kann man ja reden. Wer in die Verlegenheit kommt, Tracks mit größeren Geschwindigkeitsunterschieden mixen zu müssen, wird sich für diese Option bedanken. Aber wer bitte braucht einen Pitch von ±50%? Abgesehen davon, dass ein sauberes Pitchen in diesem weiten Bereich mit einem regulären Pitch-Fader wohl kaum möglich ist, klingt das Resultat vermutlich wie der Soundtrack der Chipmunks (+50%) oder Saw Teil 13 (-50%). Na klar – man muss den Monsterpitch natürlich nicht benutzen. Aber je mehr Features es gibt, desto mehr kann halt auch mal kaputt gehen. Doch das ist natürlich Gejammer auf hohem Niveau. Denn alles in allem ist mit dem Pioneer PLX-1000 der Traum von einem besseren Technics wahrgeworden.
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Pioneer PLX-1000 Test-Fazit
Der Pioneer PLX-1000 darf sich verdientermaßen als verbesserter Nachfolger des Technics SL-1210MK2 bezeichnen. Der Hersteller hat es geschafft, die Schwächen des Standard-DJ-Turntables zu korrigieren und dessen Haptik nahezu naturgetreu nachzuempfinden. Auch Verbesserungen der Nachfolgemodelle wurden, ebenso wie nützliche Ansätze anderer Hersteller, übernommen.
Angefangen vom Pitch-Reset über den versenkten An/Aus-Schalter bis hin zu den geschützt positionierten Buchsen. Pioneer haben das Ziel, einen neuen alten Standard zu schaffen, auf den sich alle DJs einigen können, perfekt realisiert. Mit Ausnahme Pitch-Reglers haben die Entwickler dem narzisstischen Drang, einen komplett neuen Turntable auf den Markt zu bringen, nicht nachgegeben. Und in genau diesem bodenständigen Traditionsbewusstsein liegt die Stärke des Pioneer PLX-1000.
Bleibt noch die Signalwirkung zu erwähnen, die dieser Turntable für die gesamte Clubkultur haben könnte. Wenn einer der wichtigsten Hersteller von DJ-Equipment einen neuen Plattenspieler auf den Markt bringt, dürfte klar sein, dass Vinyl nicht tot, sondern quicklebendig ist. Und dass es wohl auch in zehn Jahren noch funktionierende Turntables in den Clubs geben wird. Und mal ganz unter uns: An Plattenspielern rumdrehende DJs sind doch auch ganz objektiv sexyer als solche, die für ihre Performance ein Planschbecken auf der Bühne benötigen und Torten ins Publikum schmeißen, oder?
Am Ende kann das nur eines bedeuten: Die maximale Punktzahl, nämlich satte fünf von fünf Punkten im Pioneer PLX-1000 Testbericht auf delamar. Ein hervorragender Turntable, der unzählige Indizien dafür liefert, dass er in die großen Fußstapfen des Vorbilds treten wird.
Features Pioneer PLX-1000 Review
- Hersteller: Pioneer
- Direktangetriebener DJ-Turntable
- Pitch: ±8%, ±16% oder ±50%
- Geschwindigkeiten: 33⅓ oder 45 RPM
- Drehmoment: 4,5 kg/cm oder mehr
- Von 0 auf 33⅓ Umdrehungen in 0,3 s
- Schockabsorbierende und höhenverstellbare Füße
- Vibrationsdämmung im Inneren
- Gehäuse aus Zinkdruckguss & Resin
- Höhenverstellbarer, S-förmiger Tonarm mit Anti-Skating
- Vergoldete Cinch-Buchsen
- Anschlussbuchsen eingelassen
- Maße: 453 x 353 x 159 mm
- Gewicht: 13 kg
- Inkl. Slipmat, Gummimatte und Abdeckhaube
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