Peavey Vypyr 30 Testbericht
E-Gitarrencombo mit Modelling
Von Carlos San Segundo
Peavey Vypyr 30 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Vielseitiger Modelling-Verstärker für E-Gitarre. Mit dieser Combo für E-Gitarre steht dir ein vielseitiges Klangspektrum zur Verfügung.
PRO
- Vielseitiger Amp mit vielen Effekten
- Guter Klang der Modellierungen
- Keine Latenz
- Delay und Hall immer da
CONTRA
- Drehregler sehen nicht hochwertig aus
- Master-Volumen hat einen plötzlichen Anstieg
- Looper nur über Fußpedal
Für wen?
Einsteiger und Gitarristen, die einen sehr vielseitigen Amp für zuhause suchen
Was ist es?
Beim hier getesteten Peavey Vypyr 30 handelt es sich um eine Gitarrencombo mit 30 Watt für die E-Gitarre, also einen Gitarrenverstärker mit eigener Box. Verbaut wurde ein 1×12“ großer Lautsprecher des Herstellers Blue Marvel, der maßgeblich für die Größe der Hardware verantwortlich ist.
Eine Besonderheit dieser Combo ist, dass es sich hier um eine hybride Modelling-Lösung handelt. Der Hersteller verwendet die hauseigene TransTube-Technologie für die Modellierung der zwölf Verstärkertypen. Diese ist analog aufgebaut und arbeitet daher latenzfrei.
Für das Modelling der vor- und nachgeschalteten Effekte hingegen wird ein digitaler Signalprozessor (DSP) genutzt.
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Peavey Vypyr 30 Test
Erster Eindruck
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Im Vorfeld hatte ich mir den Gitarrenverstärker Peavey Vypyr 30 dann doch etwas kleiner vorgestellt, als er sich nun in der Realität entpuppt. Die dennoch handlichen Abmessungen und sein Gewicht von nicht ganz 15 Kilogramm qualifizieren ihn aber als einen portablen Session-Verstärker, der sowohl im Schlafzimmer als auch bei der Bandprobe (oder bei einem kleinen Gig) eine gute Figur abgibt.
Ein Blick auf die Rückseite ermöglicht die Sicht auf den 12 Zoll großen Lautsprecher von Blue Marvel, der solide mit dem offenen Gehäuse verschraubt ist und dessen generelles Voicing über alle Presets hinweg beim Booten des Amps eingestellt werden kann. Das Gehäuse besteht aus MDF und ist mit einem strukturierten Kunstleder überzogen, das soweit auch ganz gut aussieht. Die schwarzen Gehäuseecken wurden aus Metall gefertigt und am Holz angeschraubt.
Auf der Vorderseite befindet sich der Eingang für die E-Gitarre, der mit der Kunststoffplatte mit den Bedienelementen verschraubt ist. Die Drehregler sind ebenfalls aus Kunststoff gefertigt und chromfarben gehalten. Sie sind wesentlich robuster, als auf den ersten Blick zu vermuten gewesen wäre. Unterhalb des Bedienfelds des Peavey Vypyr 30 findet sich ein weiteres Kunststoffteil, das die Drehregler schützt und das aufgeschraubte Herstellerlogo beherbergt. Es soll wahrscheinlich mit den beiden Zacken an die Zähne einer Viper erinnern, es könnte sich hier aber auch um den in den Comics immer geheim gehaltenen Gitarrenverstärker von Batman handeln.
Erwähnenswert finde ich den solide verschraubten Tragegriff, der sich gummiartig anfühlt und das Tragen wesentlich komfortabler gestaltet als bei manch teurerem Verstärker.
Beim ersten Anschalten habe ich meine Gitarre noch nicht eingestöpselt, so dass die LEDs auf dem Bedienelement wie wild zucken und in diversen Mustern aufblinken. Sobald die Gitarre eingesteckt wird, hört dieser Demomodus glücklicherweise auf. Spätestens beim Gig könnte sich diese Form der Profilneurose als recht nervig erweisen, daher ist es wohl besser, das Kabel immer eingesteckt zu lassen.
Bedienelemente & Anschlüsse beim Peavey Vypyr 30
Du findest acht Drehregler auf der Vorderseite, von denen sieben als Endlosdrehregler ausgelegt sind. Die ersten drei sind gerastert und dienen von links nach rechts dazu, die der analogen Amp-Simulation vorgeschalteten Stompboxes, den Amp selbst sowie die nachgeschalteten Effekte einzustellen. Es folgen fünf weitere Potis, die für die Klangregelung sowie Pre- bzw. Post-Gain zuständig sind.
Danach folgen zwei Buchsen im 3,5-mm-Klinkenformat, die für Aux-In (etwa MP3-Player zum Üben) bzw. den Kopfhörer (oder ein Recording) gedacht sind. Bei Anschluss eines Kopfhörers schaltet sich der Verstärker stumm, so dass Du auch nachts noch das Gitarre spielen üben kannst.
Der letzte Poti ist für das Mastervolumen zuständig und in seiner analogen Ausführung nicht mit den Presets speicherbar. Das ist eine gute Entscheidung, denn so kannst Du die Gesamtlautstärke immer unabhängig vom Preset über diesen einen Knopf regulieren. In der Praxis stellt sich leider heraus, dass der Regelweg etwas inkonsistent ist. Am Anfang ändert sich trotz Drehung kaum etwas in der Lautstärke, dann plötzlich wird es mit einem Schlag deutlich lauter – und 80% des Regelwegs liegen dann noch immer vor dir. Leider nichts für das Schlafzimmer um drei Uhr morgens.
Auf der Rückseite findest Du neben dem Anschluss für den Strom noch eine Standard-MIDI-Buchse, an der die Fußpedale »Sanpera« des Herstellers angeschlossen werden können. Ich hatte leider keines greifbar und habe es daher nicht ausprobieren können.
In der Praxis
Das Einschalten geschieht mit einem kaum wahrnehmbaren Knackser und sofern eine E-Gitarre eingesteckt ist, zeigen die grünen und roten LED-Kränze rund um die ersten sieben Regler an, welche Einstellungen gerade aktiv sind. Die Einarbeitung ist schnell geschehen, da die Bedienung sich sehr einfach gestaltet.
Die Presets werden in drei Bänken zu je vier Sounds angesprochen und über die kleinen Taster unterhalb der Potis bedient. Das ist aufgrund der Größe und Positionierung zugegebenermaßen noch nicht das, was man im Allgemeinen als komfortabel bezeichnen möchte. Andererseits werden die Presets ohnehin nicht beim Spielen in der Probe mit der Hand gewechselt. Welches Preset gerade verwendet wird, erkennst Du an einer roten LED, die Bank wird mit einer grünen LED angezeigt.
Insgesamt findest Du zwölf unterschiedliche Verstärkermodellierungen. Jeder Amp ist gleich zweifach vorhanden, je nach Modell clean/verzerrt oder Crunch/High-Gain. Zwischen den beiden Kanälen wird mit einem Druck auf den Drehregler für die Verstärkerauswahl gewechselt. Bei den Amps findest Du die üblichen Verdächtigen von Fender über Vox bis Marshall und Mesa/Boogie oder Diezel. Und wer auf den Sound der Peavey-Verstärker steht, bekommt beim Vypyr auch gleich vier unterschiedliche Modelle mit dem Classic 50, Triple XXX, JSX und 6505 (ehemals 5150).
Der Poti links daneben dient zur Auswahl der Stompboxes, die im virtuellen Klangweg des Peavey Vypyr 30 vor der Amp-Simulation liegen. Auch hier kommt alles, was von einem modellierten Gitarrenverstärker zu erwarten gewesen wäre. Tubescreamer, AutoWah, Flanger, Octaver und sogar ein spaßiger Ringmodulator.
In den nachgeschalteten Effekten, die bei einem nicht-modellierten Amp über den Effekt-Loop eingespeist würden, finden sich ein zusätzlicher Octaver, Phaser, Rotary Speaker, Reverse Play, Pitch Shifter, Chorus, Flanger, Filter, Slap Back Delay, Tremolo und ein Looper, der leider erst über ein Sanpera-Fußpedal genutzt werden kann. Hier möchte ich noch anmerken, dass der Pitch Shifter eine Latenz im Spiel mitbringt, die sich hemmend auf den Spielspaß auswirkt. Das ist aber auch der einzige Effekt, bei dem eine Latenz zu spüren war.
Lobend muss ich unbedingt noch erwähnen, dass sowohl Delay als auch Hall jederzeit genutzt werden können. Diese beiden Effekte sind zusätzlich zu virtuellen Bodentretern oder nachgeschalteten Effekten zu nutzen. Und auch der eingebaute Tuner, der sich durch den Druck auf den Poti zur Amp-Auswahl aktivieren lässt, arbeitet zuverlässig und macht das Stimmen der Gitarre zu einer einfachen Aufgabe, was ebenfalls lobend erwähnt werden muss.
Peavey Vypyr 30 Klang
Beim Klang bietet dieser Gitarrenverstärker ein breites Spektrum von Clean bis High Gain. Die meisten Klänge dürfen getrost als gelungen bezeichnet werden, auch die Modellierungen der hauseigenen Gitarrenverstärker scheint dem Hersteller am Herzen gelegen zu haben. Gerade im High-Gain-Bereich sind die Sounds sehr gut gelungen und brauchbar. Insgesamt ist der Klang stark vom verwendeten Lautsprecher geprägt, was die Sounds näher beieinander klingen lässt als sie vielleicht hätten sein müssen.
Die Regler für Pre- und Post-Gain bieten in Kombination mit den 24 unterschiedlichen Amp-Modellierungen eine Unmenge an Klangfarben und Nuancen, wobei die Regler selbst weniger Einfluss auf den Klang nehmen als bei einem guten Röhrenverstärker.
Die Schwäche (wenn man das so ausdrücken möchte) des Peavey Vypyr 30 liegt im Bereich Crunch, wo der Klang einfach nicht ganz so lebhaft daherkommt, wie ich es mir gewünscht hätte. Das liegt teilweise auch daran, dass pro Amp-Modellierung nur zwei Kanäle möglich sind und einige Sounds nicht so recht in den Crunch reichen. Aber auch hier muss gesagt werden, dass es bei dem geforderten Preis dennoch nichts zu meckern gibt.
Bei den Effekten ist der TubeScreamer durchaus glaubhaft und auch der Phaser hat mir im Spiel sehr gut gefallen. Durch die Bank weg sind alle Modellierungen – gleich ob Amp oder Effekt – gut gelungen und der Käufer kriegt hier für sein Geld eine Menge geboten. Selbst der Hall gefällt mir besser als in vielen anderen Geräten dieser Preisklasse.
Das Teil ist sowohl für zuhause als auch den Bandproberaum oder den Gig absolut tauglich und erhält von mir deswegen einen Daumen nach oben.
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Peavey Vypyr 30 Test-Fazit
Dieser Gitarrenverstärker mit integrierter Amp-Modellierung ist ein echter Tausendsassa und erhält von meiner Seite aus eine klare Kaufempfehlung bei einem aktuell geforderten Straßenpreis von 169,- Euro. Mit 30 Watt Leistung ist er so laut, dass er durchaus in der Lage ist, bei einer Bandprobe oder einem kleinen Gig ohne zusätzliche Abnahme mitzuhalten. Er ist mit seinem Gewicht von unter 15 Kilogramm und den kleinen Abmessungen sehr portabel und bietet sich auch dadurch als Session-Verstärker an.
Klanglich ist der Peavey Vypyr 30 nicht nur vielseitig, er klingt für ein Amp-Modelling sogar richtig gut. Zwar kann er nicht die Dynamik oder Offenheit eines guten Röhrenverstärkers erreichen, aber dafür musst Du auch keine Niere verkaufen, um ihn dir leisten zu können. Gerade für Einsteiger oder alle, die zuhause üben möchten (oder müssen), bietet dieser Gitarrenverstärker mit 24 Amp-Modellierungen und 22 Effekten ein wahnwitziges Repertoire, das im Zweifelsfall sogar in guter Klangqualität über den Kopfhörerausgang genutzt werden kann. Als Einsteiger kannst Du dir zudem ein Bild der verschiedenen Effekte und Sounds auf den Markt bilden, ohne sie vorher kaufen zu müssen. Wobei hier fairerweise auch erwähnt werden muss, dass das Angebot am Anfang auch erschlagend wirken könnte.
Gerne hätte ich dieser E-Gitarrencombo in der Wertung die volle Punktzahl gegeben, aber es gibt dann doch einige kleinere Punkte, die mich davon abhalten, allen voran der Poti für das Mastervolumen, dessen Regelweg etwas eigensinnig wirkt. Auch der gehobene Preis der Sanpera-Fußpedale, über die erst mehr als zwölf Presets gespeichert werden können, ist ein kleiner Dämpfer – zumal erst mit diesen der integrierte Looper genutzt werden kann.
So gibt es am Ende im Peavey Vypyr 30 Testbericht sehr gute viereinhalb von fünf Punkten. Im Übrigen gibt es noch weitere Gitarrenverstärker aus dieser Serie, von denen zwei sogar mit einer Röhrenendstufe ausgestattet wurden. Einfach im Laden selbst checken!
Features Peavey Vypyr 30 Review
- Hersteller: Peavey
- E-Gitarrencombo mit 12“ Speaker
- 30 Watt
- 12 Amp-Modellierungen (jeweils mit clean und verzerrt)
- 22 Effekte
- MIDI-Eingang
- Tap Tempo
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