Orange TH30C Testbericht
Amp für die harte Gangart
Von Philipp Mahler
Orange TH30C Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Der Orange TH30C erscheint als Idealbesetzung für den kompromisslosen Metal-Gitarristen. Fans von gemäßigteren Overdrive-Sounds werden hier weniger gut bedient.
Vollröhren-Gitarrencombo mit 30 Watt Ausgangsleistung, zwei Kanälen, einem röhrengepufferten Effektweg, einem 12“ Celestion Vintage 30 Speaker und der Möglichkeit, die Leistungsabgabe durch Abschalten von zwei Endstufenröhren zu drosseln.
PRO
- Verarbeitung
- Eingebauter Effektweg
- Vielseitige High-Gain-Sounds
- Druckvoller und dynamischer Clean-Sound
- Fußschalteranschluss
CONTRA
- Overdrive-Sound nicht für alle Stile geeignet
- Kein Hall
Für wen?
Für alle die, die primär auf einen druckvollen und schnörkellosen Metal-Sound wert legen und dafür nicht lange schrauben wollen.
Was ist es?
Beim Orange TH30C handelt es sich um einen echten Röhrenamp in Form eines Combos mit zwei Kanälen. Er kommt mit 30 Watt Leistung und lässt sich auf 15 bzw. 7 Watt herunter regeln. Befeuert wird dieser Amp mit vier EL84 Röhren in der Endstufe und vier ECC83 Röhren in der Vorstufe (Preamp).
Der 12“ große Celestion Vintage 30 Speaker kommt in einer Ausführung mit 16 Ohm. Externe Speaker können 2x 8 Ohm bzw. 1x 16 Ohm angeschlossen werden.
Die beiden Kanäle können mit einem Foot Controller ferngeschaltet werden, insgesamt wiegt der Combo 26 kg.
Der aktuelle Straßenpreis liegt bei 899 Euro.
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Orange TH30C Test
Hintergrund zum Orange TH30C
Nachdem es in den späten achtziger Jahren still um den Hersteller Orange Amps wurde, hat sich die englische Traditionsfirma heute zu einem der größten Anbieter für Instrumentalverstärker erfolgreich etabliert. Der Markt ist ohne Zweifel der Hard ´n´ Heavy Sektor, in dem der Hersteller schon seit Längerem ein paar ganz heiße Eisen im Feuer hat.
Das unverwechselbare Markenzeichen, die orangefarbene Hülle besitzt dabei in aller Regel fast jeder Amp. Doch es gibt auch Ausnahmen, wie der TH30 Black beweist. Hat die Orange nun ihren Saft verloren?
Oder soll die schwarze Umhüllung ohne Umschweife direkt auf die böse Seele des kleinen Combos hinweisen?
Aufbau
Dass es sich bei dem Orange TH30C um einen reinrassigen Röhren-Combo handelt, merkt man spätestens beim Anheben des Gehäuses. Stolze 26 kg wiegt der Verstärker, was neben der Röhrenschaltung auch auf die Verwendung von extrem kräftigen Holzplatten zurückzuführen ist. Jawohl, auf diesem Verstärker ließe sich problemlos auch ein Panzer parken.
Aber im Ernst: Die äußerst robuste Konstruktion verschafft dem Orange TH30C einen nicht zu unterschätzenden Vorteil im rauen Betrieb zwischen Wohnzimmer, Proberaum und der Bühne. Alle Kanten des 55 x 52 x 28 cm messenden Gehäuses wurden zudem mit Eckschonern aus Kunststoff ausgestattet. Dabei schützt das beigefarbene Korbgeflecht samt Orange-Schriftzug auf der Vorderseite den verbauten 12“ Celestion Vintage 30 Lautsprecher bestmöglich.
Das Chassis ruht auf vier massiven Gummifüßen, die eine absolute Rutschfestigkeit garantieren. Bevor wir uns aber mit der Vorderseite und der eigentlichen Bedienung des Verstärkers befassen, schnell noch einen Blick darauf, was der Orange TH30C auf seiner Rückseite an Anschlüssen und Möglichkeiten für dich bereithält.
Blick auf die Rückseite
Freudige Kunde zuerst, denn der kleine Orange verfügt über einen Effektweg – und dieser wird sogar röhrengepuffert betrieben. Eine praktische Sache und zudem auch nur fair, denn der Amp selbst verfügt sonst über keinerlei Effekte. Schade eigentlich, denn ein Federhall, oder zumindest ein einfacher DSP-Reverb, würden einigen Sounds des TH30C bestimmt gut zu Gesichte stehen. Ein solcher ist bei vielen Konkurrenzprodukten zu finden, wenn man sich mal den Markt der Röhrencombos bis zur 1.000-Euro-Schallgrenze betrachtet.
Weiterhin sorgt ein Schalter aus Metall für die Abschaltung von zwei der vier EL84 Röhren für die Endstufe, die dem Combo das Leben einhauchen. Somit kann man die Endstufe auch bei gemäßigteren Lautstärken zum „harmonischen Clipping“ animieren, ohne dabei mit einem Klingeln in den Ohren den Rest des Tages zu verbringen. Für die Vorstufe wurden vier Röhren des Typs ECC83 verwendet. Die zwangsläufig entstehende Warmluft wird über ein perforiertes Metallgitter unterhalb des Verstärkereinschubs abgeleitet.
Anschlüsse für weitere Lautsprecher gibt es hier auf der Rückseite auch noch zu entdecken: Namentlich zwei für die Aufnahme von 8 Ohm-Boxen und einer für das Andocken an eine Box mit 16 Ohm Widerstand. Ab Werk ist der 16 Ohm Anschluss allerdings vom internen Speaker belegt.
Und da der Orange TH30C ein zweikanaliger Röhren-Amp ist, kann man hier auch einen Fußschalter zum Kanalwechsel anschließen. Das muss kein spezieller sein, ein Modell mit Mono-Klinkenbuchse aus dem Zubehör reicht vollkommen aus.
Regler an der Vorderseite
Das Frontpanel des Orange TH30C wurde versenkt im Gehäuse untergebracht. Das schützt die Potis und Schalter bei einem Sturz des Verstärkers nach vorne, wie er unweigerlich im Eifer des Gefechts durchaus mal passieren kann.
Zwei Kanäle besitzt der Amp, die mit jeweils drei Potis gesteuert werden. Macht zusammen also sechs Regler und hält die Bedienoberfläche recht übersichtlich. Der Clean-Channel besitzt einen Volume-Regler und eine Zweiband-Klangregelung mit Bässen und Höhen, der Overdrive-Kanal muss hingegen mit einem Shape-Regler, als Ersatz für einen vollwertigen EQ, auskommen.
Gain und Volume sind die beiden übrigen Regler in der verzerrten Abteilung des Amps.
Leistungsreduzierung für weniger Lautstärke
Das Umlegen eines Schalters auf der Rückseite halbiert die Anzahl der genutzten Endstufenröhren. Auf der Vorderseite befindet sich ein weiterer Metallschalter zur Halbierung des Leistung, dies geschieht über eine geringere Stromversorgung der Röhren.
Im Klartext bedeutet dies, dass vier verschiedene Modi zur Verfügung stehen, wie man dem folgender Auflistung entnehmen kann:
- Output Switch HALF & 2 Endstufenröhren = 7 Watt Leistung
- Output Switch HALF & 4 Endstufenröhren = 15 Watt Leistung
- Output Switch FULL & 2 Endstufenröhren = 15 Watt Leistung
- Output Switch FULL & 4 Endstufenröhren = 30 Watt Leistung
Klar ist auch, dass sich durch die verschiedenen Modi nicht nur bloß die Ausgangslautstärke ändert. Auch die Charakteristik der verschiedenen Stufen zeigt sich in einem variablen Klangbild.
Standby & weitere Elemente
Neben diesem Job übernimmt der Half/Full Schalter auch die Funktion eines Standby-Schalters. Er arbeitet sozusagen gleich auf drei Ebenen. Neben der Eingangsbuchse für die Gitarre gilt es nur noch den Power-Schalter zu erwähnen, der, wie die übrigen Metallschalter auch, einen sehr soliden Eindruck hinterlässt.
Und last, but not least natürlich auch die Betriebsanzeige, die in ihrem kräftigen Orange schon von Weitem für einen hohen Wiedererkennungswert sorgt – wenn es denn der Verstärker aufgrund seines schwarzen Tolex-Überzugs nicht ganz so gut kann, wie es die orangefarbenen Kollegen mit ihrer grellen Optik vermögen.
Ein Wort zur Verarbeitung
Klasse Verarbeitung kann ich nur sagen. Trotz der häufig verschrienen Produktion in China überzeugt der Orange TH30C mit einem fast schon übertrieben robusten Äußeren, was der Standfestigkeit aber nur zugutekommen kann.
Mal hören, wie es klingt, wenn man eine Orange auspresst!
High-Gain im Dirty-Channel
Den Amps von Orange sagt man ja im Allgemeinen einen ganz speziellen Klang nach. Und da macht auch der hier getestete Orange TH30C keine Ausnahme: Der Fokus liegt eindeutig im High-Gain-Bereich. Das machen schon die ersten Töne des Dirty-Channels sofort und unmissverständlich klar.
Die Gainreserven sind beachtlich und reichen vom crunchigen AC/DC-Rhythm-Sound bis hin zum Death-Metal-Brett. Hier wird eine ausgesprochen breite Palette an dynamisch spielbaren Zerrsounds geboten, die auch in puncto Schalldruck für ein gutes Durchsetzungsvermögen innerhalb des Bandgefüges sorgen.
Das Shape-Poti als zentrale Steuereinheit sorgt beim Durchfahren im Uhrzeigersinn für das Boosten oder Zurücknehmen verschiedenster Frequenzen im Gesamtsound des Amps. Metal-Fans werden hier fast bei jedem Millimeter Regelweg fündig. Freunde von klanglich ausgewogenen Overdrive-Sounds werden mit dem Angebot allerdings nicht viel anfangen können – zu speziell ist einfach der Grundsound des Orange TH30C.
Der verzerrte Orange TH30C
Overdrive-Sounds
Manchmal findet sich beim Drehen des Shape-Reglers (in Zusammenhang mit dem Drive) ein gemäßigterer Overdrive-Sound, dem vielleicht nur noch etwas Höhen fehlen oder bei dem die Bässe etwas zu prägnant rüber kommen. Ein Nachregeln mit einem Treble-Poti oder das Absenken der Bässe ist leider nicht möglich, somit ist man auf die Vorgaben aus dem Hause Orange angewiesen.
Dem einen gefällt´s, dem anderen nicht.
Sowohl Fans von von High-Gain als auch Overdrive dürfte das vernehmbare Kratzen des Gain-Potis unseres Testmodells auffallen – ein Indiz dafür, dass dieses Bauteil wohl früher oder später vermutlich die Segel streichen dürfte. Wahrscheinlich nur der Fall bei dem uns für diesen Review vorliegenden Modell.
Clean-Channel des Orange TH30C
Ein dickes Lob geht an den Clean-Channel, der nicht nur einen sehr ausgewogenen und „vintagelastigen“ Grundsound bietet, sondern sich auch dank des „echten“ EQs für viele Stilistiken empfiehlt. Trotz der relativ geringen Leistungsabgabe des Orange TH30C von lediglich 30 Watt ist der Headroom, also die Sauberkeit des Signals bis erste harmonische Verzerrungen auftreten, erstaunlich groß.
Dabei besitzt der Kanal eine noch deutlicher ausgeprägte Dynamik als der Dirty-Channel und macht klar, wie unfassbar laut doch ein 30-Watt-Röhrenverstärker sein kann. Abhilfe schafft da nur die Drosselung durch Abschalten der zwei EL84-Röhren in der Endstufe.
Der cleane Orange TH30C
Selbst bei halber Leistung von 15 Watt ist der kleine Orange immer noch tierisch laut. Selbst der leistungsschwächste Modus mit 7 Watt übersteigt das Wohlfühlgefühl in Bezug auf eine angenehme Zimmerlautstärke noch gewaltig.
Schade nur, dass man diesen Sound serienmäßig nicht mit etwas Hall verfeinern kann, dazu muss man eben den Einschleifweg (und Drittanbieter) bemühen.
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Orange TH30C Test-Fazit
Schon ein sehr spezieller Gitarrenverstärker, den Orange mit dem TH30C präsentiert. Über die Verarbeitung und die verwendeten Bauteile des Verstärkers dürfte es keine zwei Meinungen geben. Trotz chinesischer Fertigung ist die gebotene Qualität sehr hoch (sieht man einmal von dem kratzenden Gain-Poti des Dirty-Channels unseres Testgeräts ab).
Die Meinungen der Gitarristen dürften aber spätestens dann auseinandergehen, wenn man auf den gebotenen Sound zu sprechen kommt. Der Clean-Channel dürfte praktisch Jeden glücklich machen, hier bietet der Amp einen großen Headroom und eine gelungene Sauberkeit.
Schwieriger wird es bei der Einschätzung des Grundsound im Dirty-Channel. Dieser ist schon sehr deutlich von Metal- bzw High-Gain-Sounds geprägt, deren Facetten mit dem Shape-Poti noch geschärft werden können. Fans härterer Gangarten werden ob des Sounds, der Einfachheit der Bedienung und des schnellen Ergebnisses ein dickes Grinsen im Gesicht haben. Für Freunde von bluesigen Crunch-Sounds oder ausgewogeneren Overdrive-Sounds werden sich besser einem anderen Verstärker zuwenden.
Alles in allem ist dieser Combo gut gelungen und erhält als Experte für High-Gain-Sounds eine sehr gute Wertung. In Anbetracht des fehlenden Halls und der Overdrive-Sounds sowie des gehobenen Preises gibt es allerdings eine gute Wertung mit vier von fünf möglichen Punkten im Orange TH30C Testbericht.
Features Orange TH30C Review
- Hersteller: Orange
- Gitarrencombo mit 30 Watt Leistung
- Leistung umschaltbar auf 15 oder 7 Watt
- Zwei Kanäle (Clean/Dirty)
- Lautsprecher: 1x 12“ Celestion Vintage 30
- Vorstufenröhren: 4x ECC83
- Endstufenröhren: 4x EL84
- Fußschalteranschluss
- Effektweg
- 3 Lautsprecherausgänge (2x 8 Ω, 1x 16 Ω)
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