Numark 4TRAK Testbericht
Luxuriöser DJ-Controller für Traktor
Von Jan Hackmann
Numark 4TRAK Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Profigerät fast ohne Kompromisse. Dieser robuste DJ-Controller ermöglicht die totale Kontrolle von Traktor.
PRO
- Sehr gut verarbeitet
- Meist angenehme Haptik und Bedienung
- Verblüffend viele nützliche Funktionen, die über den Standard hinausgehen
- Coole angewinkelte Effektkonsole
- Sehr guter Klang des Audio Interface
CONTRA
- Installierte Effektkonsole erschwert Zugang zur Rückseite
- Fehlende Kanalpegelanzeigen stehen Standalone-Nutzung entgegen
Für wen?
Anspruchsvolle Fortgeschrittene und Profi-DJs.
Was ist es?
Der Numark 4TRAK ist ein DJ-Controller für Profis, der die Kontrolle über vier Decks bietet und speziell für Native Instruments Traktor konzipiert wurde. Das Gerät wird mit einer zusätzlichen, aufsteckbaren Leiste geliefert, mit der Du die zwei Effektbatterien sowie die Filter in Traktor steuern kannst. Dem Anwendungsszenario und dem Preis entsprechend finden sich hier weiterhin Kontrollen für fünf Cue-Punkte und eine allumfassende Loop-Steuerung.
Dank des integrierten Audio Interfaces (24 Bit/44,1 kHz) kannst Du wahlweise vier Line-Geräte oder je zwei Mikrofone und Plattenspieler anschließen. Ausgangsseitig stehen Hauptausgänge via Cinch und XLR sowie ein Booth-Ausgang über Cinch zur Verfügung. Das Gerät lässt sich auch eigenständig, also als Mixer ohne Audio PC nutzen.
Die DJ-Software Traktor Numark 4TRAK Edition 2 wird mitgeliefert und die gesamte Bedienung ist auf die Steuerung des beliebten Programmes der Berliner Software-Schmiede ausgerichtet.
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Numark 4TRAK Test
Erster Eindruck
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Verarbeitungstechnisch lässt Numark nichts anbrennen, das Metallgehäuse macht einen sehr vertrauenswürdigen Eindruck. Auf die Potis, Fader, Knöpfe, Jog-Wheels und Anschlüsse gehe ich später noch gesondert ein. Die Optik ist vornehmlich zurückhaltend und zweckgemäß, mit dem gebürsteten Aluminiumsilber auch durchaus edel auf eine schlichte Art und Weise. Wie es der Standard gebietet, sind an der Unterseite vier Gummifüße befestigt worden, um das Gerät vor allem auf glatten Oberflächen standfester zu machen, was aufgrund des angenehm hohen Gewichts von 7,17 Kilogramm gar nicht unbedingt nötig gewesen wäre.
Die Treiberinstallation verursachte keine Probleme, der Download steht für Windows in zwei Versionen (32 und 64 Bit) sowie für Mac OS X zur Verfügung. Wer sich nicht sicher ist oder auf Probleme stößt, kann in die etwas kleingedruckte, aber ausreichend informative und verständliche Schnellstartanleitung schauen, die mehrsprachig vorliegt, auch auf Deutsch.
Der Sound kommt kristallklar, dynamisch und mit einer sehr hohen Ausgangsleistung über die XLR-Ausgänge heraus. Hier ist zu spüren, welchen Unterschied gute Wandler machen können.
Bedienelemente
Die Drehregler für die wichtigsten Parameter – EQ, Gain, Filter und Effekte (zu den beiden Letztgenannten siehe unten) – sind gerade groß genug, gummiert und leicht geriffelt, daher ausreichend griffig. Sie weisen einen ordentlichen Drehwiderstand und ein butterweiches Handling auf. Dabei wackeln die Kappen nur leicht, was sich beim Schrauben nicht negativ bemerkbar macht. Der weiße Kennstrich zur Anzeige der Stellung ist deutlich erkennbar.
Es gibt noch einen frei belegbaren Poti mit gerasterten Einstellpositionen und Druckknopffunktion sowie – hört, hört – einen selten gesehenen für die Tonhöhe, beide endlos laufend. Der eine oder andere mag die Funktion der Kill-Switches vermissen, also das Feature, mit dem sich die EQ-Bändern per Knopfdruck augenblicklich auf ihren tiefsten Punkt absenken lassen. Allerdings lässt sich das mit einem kleinen Trick beheben – siehe »Effekte« weiter unten.
Die Kappen der Fader sitzen gut, der austauschbare Crossfader läuft sehr flink, die Kanal-Fader allerdings auch. Ich hätte sie mir etwas fester gewünscht. Der Crossfader hat einen relativ kurzen Laufweg (4,3 cm) – so wird das Cutten und Scratchen deutlich vereinfacht, andererseits erfordern langsame Überblendungen viel Fingerspitzengefühl. Es gibt zwei grundsätzliche Crossfader-Kurven (normal und für das Scratchen), zwischen denen Du mit einem Drehregler stufenlos umschalten kannst.
Die Pitch-Fader rasten nicht ein, stattdessen leuchtet eine LED auf, wenn sie in der Mittelstellung sind. Sie sind wunderbar schwergängig und mit einem großzügigen Laufweg von 10 Zentimetern ausgestattet. Für Hartgesottene, die mal ganz ohne Sync angleichen wollen, kommt das wie gerufen.
Ein echtes Schmankerl stellen die berührungsempfindlichen Kontrollstreifen dar, mit denen Du in Windeseile an eine bestimmte Stelle im Track springen kannst. Darüber prangt eine LED-Laufleiste, die sich immer mehr füllt, je weiter der Track fortgeschritten ist. Zur Bedienung musst Du gleichzeitig die Shift-Taste gedrückt halten – so hat ein versehentliches Berühren keine Konsequenzen, welche in diesem Fall ja fatal sein könnten. Feine Sache.
Der große Browser-Drehregler und die in insgesamt drei Farben hintergrundbeleuchteten Druckknöpfe geben keinen Anlass zur Kritik, alles lässt sich gut und mit klarer Rückmeldung bedienen. Die Farbcodierung der LED-Beleuchtung zieht sich von den Deck-Wahlschaltern über die Kanal-Fader bis hin zu den illuminierten Ringen der Jog-Wheels und fördert so die Übersicht.
Die Effektkontrollleiste kann in einem etwas flacher als 45 Grad messenden Winkel an die Basiseinheit des 4TRAK geschraubt werden, die Bedienung gelingt sehr gut dank der leichten Schrägstellung.
Zwischen allen Bedienelementen ist genug Platz gelassen worden, so dass das versehentliche Auslösen einer Funktion oder das unabsichtliche Verstellen eines Parameters nur sehr selten vorkommen dürfte. Der Shift-Knopf zum Aktivieren der alternativen Tastenbelegungen ist jeweils unten links und somit an der Peripherie platziert – gut so. Am häufigsten wird er wohl dazu verwendet werden, Cue-Punkte zu löschen, also ist es auch sinnvoll, dass er gleich neben den Knöpfen für diese zu finden ist.
Anschluss externer Geräte
Gemäß den vier regelbaren Kanälen kannst Du an der Rückseite vier Zuspieler gleichzeitig an den 4TRAK anschließen, wobei hier auch die Mikrofone dazuzuzählen sind. Im Einzelnen: Kanal A & Kanal B bieten Line bzw. Phono, während Kanal C & Kanal D für Line bzw. Mikrofon (große Klinke für dynamische Mikrofone) geeignet sind. An der Vorderkante des 4TRAK finden sich dann die Schalter, mit denen Du für jeden Kanal einzeln bestimmen kannst, ob der Input von deinem Audio PC oder einem Zuspieler kommen soll. Der Mikrofoneingang stellte sich als kräftig genug heraus.
Fein: Zusätzlich zum normalen Ausgang und zum Booth-Ausgang (beide via Cinch) gibt es einen symmetrischen XLR-Output. So wird man professionellen Ansprüchen gerecht. Master- und Booth-Ausgang lassen sich getrennt regeln, was nicht so selbstverständlich ist, wie man denken könnte, wenn ich mich an andere DJ-Controller erinnere.
Vorne gibt es dann gleich zwei gleichzeitig funktionierende, aber mit einem gemeinsamen Lautstärkeregler steuerbare Kopfhörerbuchsen, einmal in großer und einmal in kleiner Klinke. Löblich: Die große erscheint sehr stabil, da sie mit einer Manschette an das Gehäuse geschraubt wurde. Die Maximallautstärke ist extrem kräftig, Du kannst also auch Kopfhörer mit sehr hoher Impedanz ohne die geringsten Probleme nutzen. Selten gesehen: Die optionale Split-Cue-Funktion versetzt den Regler für die Kopfhörermischung in einen alternativen Modus, bei dem Du das Cue-Signal in die linke und das Master-Signal in die rechte Ohrmuschel speisen kannst, um diese dann stufenlos überblenden zu können. Durch diese Trennung im Panorama fiel mir das Mixen noch etwas leichter.
Sehr schade ist, dass es keine Pegelanzeigen für die einzelnen Kanäle gibt, lediglich für das Signal des Master-Ausgangs gibt es zwei LED-Leisten. So ist im Standalone-Mixer-Modus keine vernünftige Aussteuerung der analogen Zuspieler möglich.
Jog-Wheels
Um alles gut im Griff zu haben, vielleicht sogar agil scratchen zu können, empfehlen sich brauchbare Jog-Wheels. Der Numark 4TRAK kann damit dienen, denn der mitgelieferte Treiber lässt sich laut der Messung in Traktor mit einer kumulierten Latenz von 12,3 Millisekunden fahren, die subjektive Reaktionsschnelligkeit ist jedenfalls zu loben. Die Teller sind mit einem Durchmesser von 15 Zentimetern wunderbar groß. Der Widerstand bzw. die Abbremsgeschwindigkeit der Jog-Wheels fällt durchschnittlich aus.
Wie üblich reagiert die Oberfläche, die im Übrigen ruhig etwas griffiger hätte ausfallen dürfen, berührungsempfindlich, so dass Du gleichzeitig scratchen/spulen und mit den abgeschrägten Kanten Pitch-Bending betreiben kannst. Für Letzteres stehen auch beim 4TRAK zwei kleine Plus- und Minus-Tasten als Alternative bereit.
Effekte, Loops & Cue-Punkte
In Sachen Effekten kann der Numark 4TRAK viele Punkte einheimsen. Die oben schon kurz erwähnte Effektkontrollleiste – pardon, die »4TRAK FX KOMMAND CONSOLE« – stellt für beide Effekteinheiten in Traktor jeweils vier Drehregler in angenehm großen Seitenabständen bereit. Dazu kommen vier Regler zur Kontrolle der Filter in Traktor, was mir sehr gut in den Kram passt, denn ich arbeite generell lieber mit Filtern als mit den klassischen drei EQ-Bändern. Unter jedem Poti sitzt ein kleiner, hintergrundbeleuchteter Druckknopf, der den jeweiligen Filter bzw. Effekt oder deaktiviert. Schlicht und gut. Weiterhin kannst Du hier den Einzel- oder den Gruppenmodus für die Effekte wählen und durch die Effekttypen in den drei Slots blättern. Fein, da fehlt nichts.
Die Loop-Sektion ist wohl mit ziemlicher Sicherheit die umfangreichste aller DJ-Controller. In, Out, Knöpfe zum Verschieben des Loop-Bereichs und drei Auto-Loop-Taster für die verschiedensten Längen (mit Shift-Knopf noch mehr) nebst Buttons zur Halbierung und Verdopplung gibt es hier. Per Beat Jump kannst Du einen Takt vor oder zurück springen. Nice.
Stolze fünf Cue-Punkte kannst Du setzen. Schließlich stehen noch zwei im Standard-Mapping nicht mit einer Funktion verknüpfte Bedienelemente zur Verfügung – ein kleiner, smoother Fader (ca. 3 cm) und ein Endlos-Poti mit gerasterten Einstellpositionen. Wer sich jetzt noch beschwert, dem ist wohl nicht zu helfen.
Integration in Traktor
Die mitgelieferte Traktor DJ-Software Traktor Numark 4TRAK Edition 2 ist erfreulich gut ausgestattet – hier wird deutlich mehr geboten als in der sonst üblichen LE-Version. Klar, die Effektsammlung ist nicht so umfangreich wie in der Vollversion, doch mit Delay, Reverb, Filter, Beatmasher, Gater und Flanger solltest Du schon Einiges anstellen können. Wie zu erwarten war, ist die Einbindung der Hardware-Bedienelemente vollständig; nach der erfolgreichen Konfiguration, für die ein instruierender Zettel in der Packung liegt, ist alles exakt zugewiesen und einsatzbereit.
Wenn Du die Sample-Decks in Traktor nutzen möchtest, kannst Du dir ein entsprechendes Mapping von der Website des Herstellers herunterladen.
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Numark 4TRAK Test-Fazit
Am Numark 4TRAK gibt es eine ganze Menge zu loben, allem voran die hervorragende Verarbeitung. Das Gerät kommt massiv, stabil, rutschfest und mit weitestgehend fest sitzenden sowie haptisch gelungenen Bedienelementen daher. Das Layout wirkt trotz der Vielzahl der Funktionen nicht verwirrend und die Farbcodierung der Hintergrundbeleuchtung bzw. des LED-Rings in den Jog-Wheels hilft bei der Orientierung, auch ist genügend Platz zwischen allen Kontrollen. Ach ja, das Audio Interface liefert einen ausgezeichneten Sound.
Kontrollstreifen zum schnellen Springen an eine bestimmte Stelle, Funktionen wie Fader Start und Split Cue, die dedizierten Filterkontrollen, der Tonhöhenregler, hastenichtgesehen… erstaunlich, wie viele nützliche, teils einzigartige Funktionen der Hersteller in das Gerät packen konnte. Zum ersten Mal habe ich das sichere Gefühl, Traktor total im Griff zu haben, ohne dass ich die Maus oder das Trackpad benutzen muss. Ganz zu schweigen vom kreativen Potential, das die zahlreichen Möglichkeiten eröffnen.
Die angewinkelte Effektleiste ist ein sehr willkommener Bonus und ermöglicht eine komfortable Bedienung der Effekte und Filter. Allerdings erschwert sie auch den Zugang zu den hinteren Anschlüssen, sobald sie installiert ist. Ein noch gewichtigerer Aspekt, der den Numark 4TRAK die Maximalpunktzahl knapp verfehlen lässt, ist das Fehlen von einzelnen Pre-Fader-Pegelanzeigen für die Signale, die an den vier Kanälen anliegen. So wird die erleidet die Tauglichkeit als Standalone-Mixer einen ordentlichen Dämpfer.
Alles in allem lautet das finale Urteil im Numark 4TRAK Testbericht so: Hier erwartet dich ein äußerst gut ausgestatteter, robuster und gut bedienbarer DJ Controller, der wegen kleinerer Macken und der eingeschränkten Eigenständigkeit nicht exzellent, mit viereinhalb von fünf Punkten aber doch sehr gut abschneidet.
Features Numark 4TRAK Review
- Hersteller: Numark
- DJ-Controller
- 4 Decks
- Kontrollen für Effekte, Loops & Cue
- Berührungssensitive Jog-Wheels
- Stufenlos einstellbare Crossfader-Kurve (zwei Formen)
- Aufsteckbare, angewinkelte Effektleiste
- Eingänge: 2x Line/Phono, 2x Line/Mic
- Ausgänge: 1x XLR, 2x Cinch, 2x Kopfhörer
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