Nord Grand Test
Stagepiano mit ansprechender Tastatur
Von Markus Galla am 20. November 2020
Nord Grand Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Das Nord Grand ist trotz geringer Unterschiede mehr als ein Upgrade des Nord Piano 4. Anspruchsvolle Pianisten und Liebhaber des Nord Sounds finden im Nord Grand den richtigen Partner.
PRO
- Design
- erstklassige Tastatur
- Layout des Bedienfelds
- verdoppelter Sample Speicher für Piano Samples (2 GB)
- Dreifach-Pedal im Lieferumfang enthalten
- toller Sound
CONTRA
- Sample Speicher für Sample Synth
- Polyphonie des Sample Synths
Für wen?
Professionelle Musiker
Was ist es?
Das Nord Grand ist die Premium Version und läuft parallel zum aktuellen Nord Piano 4. Es verspricht eine erstklassige Tastatur mit dem Spielgefühl eines echten Flügels. All das wird verpackt in einem eleganten roten Holzgehäuse und gepaart mit der typischen Bedienoberfläche mit dem „analogen“ Feeling: Alle Features im direkten Zugriff mit Reglern und Schaltern.
Nord Grand Features
- 88-Tasten Kawai Hammer Action mit Triple-Sensor pro Taste und Ivory Touch
- 2 GB Speicher für die Nord Piano Library, 512 MB Speicher für die Nord Sample Library 3.0
- 120-stimmige Polyphony (Piano)
- Layer und Split mit Crossfades
- Hochwertige Effekte
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Nord Grand Test
Nord Grand – Schmeichelei für das Auge
Stagepianos und Synths von Nord zeichnen sich durch eine hohe Verarbeitungsqualität und viel Metall statt billigem Plastik aus. Trotzdem bleibt in der Regel das Gewicht gering und ein leichter Transport gegeben. Auch das Nord Grand ist diesbezüglich keine Ausnahme. Mit knapp 20 Kilogramm ist es nur circa 1.5 Kilogramm schwerer als das Nord Piano 4, sieht aber wesentlich schöner aus. Die tolle Optik ist der Holzverkleidung des ansonsten typischen Metallgehäuses zu verdanken, die dem Instrument seinen Flair verleiht.
Das Gehäuse erinnert mehr an das eines Fender Rhodes oder einer alten Transistor Combo-Orgel als ein Stagepiano, was nur zeigt, welches Bild über Jahre hinweg unsere Vorstellung von einem Stagepiano geprägt hat. Immerhin bleibt so noch Platz für einen Controller im „computerifizierten“ Bühnen-Setup. Durch das angeschrägte Bedienfeld sind alle Bedienelemente stets im Blick und im Sofortzugriff. Offenbar hatte man bei Nord die Befürchtung, dass im Eifer des Gefechts der Pianist bei nahe gelegenen Bedienelementen versehentlich diese verstellen könnte. Man hat dem Nord Grand nämlich einen Panel Lock-Taster beschert, der das verhindern soll, indem das Bedienfeld einfach gesperrt wird.
Passend zum Gehäuse gibt es den optionalen Nord Piano Monitor, ein aus zwei roten aktiven Zweiwege-Lautsprechern bestehendes Set, das direkt an das Nord Grand angeschlossen und befestigt werden kann.
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Das Bedienfeld ist für Nord-Kenner keine große Überraschung. „Alles wie immer“, könnte man sagen.
Bedienfeld des Nord Grand
Nord unterteilen seit jeher das Bedienfeld ihrer Instrumente in Sektionen, die im Prinzip für sich allein funktionieren und sofort verständlich sind. Das Nord Grand bietet drei dedizierte Sektionen plus eine Programm-Sektion in der Mitte und eine Master-Sektion auf der linken Seite, die jedoch nur den Panel Lock-Schalter und den Main Volume-Regler umfasst. Die übrigen Sektionen sind:
Piano
Die Piano-Sektion umfasst die Samples und Modelle der akustischen (Flügel, Upright), elektromechanischen (Rhodes, Wurlitzer) und digitalen Pianos (FM) samt der dazugehörigen Parameter wie Advanced String Resonanz (Saitenresonanz), Pedal Noise (Pedalgeräusche), Soft Release (längere Ausklingzeit), Keyboard Touch (drei Dynamikstufen) und Timbre (fünf verschiedene Piano Filter). Außerdem lässt sich die Lautstärke der Sektion per Regler einstellen, die Oktavlage verstellen und bestimmen, welcher der Pedal-Controller (zum Beispiel Haltepedal, Volume-Pedal) auf die Sektion wirken soll.
Sample Synth
Hier hat sich im Vergleich zu den anderen Nord Instrumenten nicht viel verändert: Sample Select (mit Kategorie und Listenfunktion), Attack-Regler, Kombi-Regler für Decay/Relase und Sustain, Dynamics (Filter, Amp), sowie der Level-Regler für die Sektion und ebenfalls Schalter für die Oktavlage und das Zuweisen von Controllern.
Effects
Die Effects-Sektion ist noch einmal in sechs verschiedene Bereiche unterteilt:
- Effects 1 (Panorama 1/2, Tremolo 1/2, Wah, Ringmodulation)
- Effects 2 (Flanger, Chorus 1/2, Phaser 1/2, Vibrato)
- Equalizer (3-Band EQ mit semi-parametrischen Mitten)
- Delay (Dry/Wet-Regler, Tempo-Tap, drei Feedback-Stufen)
- Amp/Comp (fünf Modelle: Twin, Jazz Chorus, Small, Distortion, Compression, Drive/Comp-Regler)
- Reverb (drei Algorithmen plus Bright: Hall, Stage, Room, Dry/Wet-Regler)
Jede dieser Sektionen verfügt über einen eigenen Schalter, mit dem sich die Effekte einzeln entweder dem Piano oder Sample Player oder beiden zuweisen lassen.
Program-Sektion
Auch die Program-Sektion bietet alten Nord-Hasen keine große Überraschung. Im Prinzip entspricht sie dem, was wir auch vom Nord Electro 5 und später kennen: OLED Display, roter Store/Store As-Taster, Regler für Prog/Menü/List, fünf frei belegbare Program Buttons mit den Sub-Funktionen für System, Sound, MIDI, Organize und Panic, Live Mode-Button und Shift/Exit Button zum Aufrufen der Sub-Belegungen der Taster. Des Weiteren gibt es noch einen Button für Transpose/Mono und den Keyboard Split.
Wie sonst auch zeigt das Display das gerade gewählte Patch an sowie Informationen zu den in der Piano und Sample Synth Sektion gewählten Samples. Außerdem laufen hier alle Fäden zusammen, die generelle Einstellungen des Instruments betreffen: Konfiguration der Audioausgänge (Stereo, Mono), MIDI, Split, Master Transpose und vieles mehr. Genaue Infos hält die gut gemachte Bedienungsanleitung bereit, die man kostenlos von der nordkeyboards.com Website herunterladen kann.
Warum das Nord Grand?
Ein Kritikpunkt am Nord Piano war bisher die verwendete Tastatur. Während die einen Bühnen-Keyboarder sich mit der Tastatur der Nord Pianos gut anfreunden können, lehnen andere diese als zu leichtgängig ab.
Nun hat sich Kawai mit seinen Tastaturen in MP7 SE und MP11 SE einen sehr guten Namen unter Pianisten gemacht, die die hohe Ähnlichkeit zu einer Flügeltastatur zu schätzen wissen. Im Kawai MP7 SE kommt eine Responsive Hammer 3 Tastatur, im MP11 SE eine Grand Feel Tastatur zum Einsatz. Sie unterscheiden sich in erster Linie dadurch, dass die Grand Feel Tastatur mit Holztasten arbeitet, während bei der RH3-Tastatur Kunststoff eingesetzt wird. Das erklärt auch das hohe Gewicht des Kawai MP11 SE. Satte 34 Kilogramm sind zu bewegen im Vergleich zu 22.5 Kilogramm beim Kawai MP7 SE.
Clavia hat das Feedback ernstgenommen und setzt nun eine der RH3 ähnlichen Tastatur wie im Kawai MP7 SE ein. Verzichtet wurde lediglich auf die graduelle Gewichtung, sprich die stärkere Gewichtung der tiefen Tasten im Vergleich zu den Tasten der höheren Lagen. Geblieben sind die drei Sensoren für eine akkurate Umsetzung der pianistischen Spielweise von ppp bis fff.
Doch auch das Nord Piano 4 verfügt über eine gute und gewichtete Triple Sensor Tastatur, allerdings aus eigenem Hause und ohne Ivory Touch Feeling. Bezüglich der Tastatur hat man nun also die freie Auswahl. Wie sieht es mit den restlichen Features aus?
Schaut man sich die Modell-Vergleichstabelle des Herstellers an, sieht man, dass es eigentlich nur zwei wesentliche Unterschiede gibt: Die Tastatur und der im Vergleich zum Nord Piano 4 verdoppelte Speicherplatz für die Nord Piano Library (2 GB beim Nord Grand statt 1 GB beim Nord Piano 4).
Nun muss jeder für sich selbst entscheiden, ob der Preisunterschied von rund 825 Euro (errechnet anhand der Straßenpreise) gerechtfertigt ist. Wer viel auf der Bühne unterwegs ist und ein gut zu transportierendes und erstklassig verarbeitetes Stagepiano braucht, wird dem Nord Piano 4 glücklich. Ob das zusätzliche Gigabyte an Speicherplatz für Piano Samples unbedingt notwendig ist, kann man pauschal nicht beantworten. Ich konnte bei meinem Nord Electro 5 bisher noch jedes Piano Sample, das ich live benötige, unterbringen.
Anders sieht es hingegen beim Speicherplatz für den Sample Synth aus. Hier bietet das Nord Grand gegenüber dem Nord Piano 4 keinen Vorsprung. Es bleibt bei 512 Megabyte und ebenso 46 Stimmen Polyphonie. Mir persönlich wäre es lieber gewesen, Clavia hätte hier ein Upgrade auf mindestens 1 Gigabyte vorgenommen, statt den Piano Speicher zu verdoppeln.
Bleibt am Ende das Design: Das Nord Grand wirkt natürlich erheblich schicker als das Nord Piano und ist deshalb auch zuhause im Wohnzimmer ein echter Blickfang. Dem Jazz Pianisten wird die „wärmere“ Optik des Nord Grand ebenfalls mehr gefallen als das etwas unterkühlte und schlichte Design des Nord Piano 4. Auch die Retro-Ecke aus Nord C4D Orgel und Nord Grand macht auf der Bühne was her.
Praxis und Klang
Da sich im Prinzip nichts verändert hat, weder an der Bedienung noch am Klang, verweise ich auf den umfangreichen Test des Nord Piano 4. Einige Klangbeispiele folgen gleich auch hier im Test.
Was sich verändert hat, ist die Ansprache der Tastatur. Es fällt viel leichter, die komplette Dynamik des Instruments und der guten Piano Samples der Nord Library auszureizen.
Die Tasten repetieren ordentlich und das Spielgefühl ist dem an einem Flügel recht ähnlich. Natürlich gibt es auch hier wie immer noch Luft nach oben und ich bilde mir ein, dass die Tastatur des Kawai MP11 SE noch exakter und authentischer ist als die von Kawai für das Nord Grand produzierte Tastatur.
Immerhin besitzt das MP11 SE echte Holztasten wie ein Klavier oder Flügel. Doch bewegen wir uns hier in einem Bereich, der tatsächlich so subjektiv ist, dass die Ergebnisse nicht messbar sind. Clavia hat mit dem Nord Grand in jedem Fall hinsichtlich der Bespielbarkeit und Optik einen großen Schritt nach vorne gemacht.
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Nord Grand Test-Fazit
Das Nord Grand ist in jeder Hinsicht „Grand“, was man ruhig als groß oder auch großartig übersetzen darf: Optik, Tastatur und das Spielgefühl, wenn man an dem Instrument sitzt, sind einzigartig und ein großer Schritt nach vorne für Nord. Auch wenn die Unterschiede zum Nord Piano 4 nur marginal sind, bedeutet gerade für gut ausgebildete Pianisten die Tastatur „Sein“ oder „Nicht-Sein“. Statt nun einfach das Nord Piano 4 in einer Variante mit anderer Tastatur anzubieten (siehe Nord Electro Modellserie), hat man sich für einen Rundumschlag entschieden und mit dem Nord Grand ein neues Modell kreiert, das sich einfach anders anfühlt. Aus diesem Grund empfehle ich dringend den Selbsttest und Vergleich im Musikgeschäft des Vertrauens.
Features Nord Grand Review
- Hersteller: Nord Keyboards
- Kawai RH3-Tastatur mit Dreifachsensor und Ivory Touch
- 2 GB Speicher für Nord Piano Library, 512 MB für Nord Sample Library
- 120-stimmige Polyphonie für die Piano Section und 46-stimmige Polyphonie für die Synth Section
- wählbare Dynamik-Kurven für die Anpassung an das individuelle Spielverhalten
- helles OLED-Display
- Seamless Transitions für unterbrechungsfreies Umschalten zwischen Klängen
- Layer- und Split-Funktionalität
- Split Point Crossfades für Übergänge zwischen den Split-Zonen
- Creative Piano Filter für die Piano-Sektion
- dynamische Pedal Geräusche mit dem Nord Triple Pedal
- umfangreiche Stereo-Effektsektion mit individuellen Effekt-Blöcken
- Zwei asymmetrische Audio-Ausgänge: 6.35 mm Klinke
- Monitor-Eingang: 3.5 mm Klinke
- Kopfhörerausgang: 6.35 mm Klinke
- Ein Piano Pedaleingang: 6.35 mm Klinke, 1 Volume Pedaleingang: 6.35 mm TRS Klinke (Continuous Controller)
- MIDI In / Out, USB-B Port zur Verbindung mit dem Computer und dem Nord Sound Manager.
- Abmessungen: 1286 x 168 x 387 mm
- Abmessungen Pedal: 264 x 224 x 70 mm
- Gewicht: 20.9 kg
- Gewicht Pedal: 2 kg
- inkl. Nord Triple Pedal, Benutzerhandbuch und Netzkabel
PASSEND ZUM Nord Grand Test
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- Clavia Nord Stage 4 88 Test
- Clavia Nord Piano 5 Test
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