NI Traktor Kontrol S4 Testbericht
DJing am Computer
Von Jurij Pfeiffer
NI Traktor Kontrol S4 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Ausgereifte DJ-Software in Kombination mit einem dezidierten DJ-Controller.
Mit diesem DJ-Controller und der dazugehörigen DJ-Software werden die Wünsche ambitionierter und professioneller DJs erfüllt.
PRO
- Hochwertig verarbeiter Controller
- Plug & Play ohne aufwändige Voreinstellungen
- Durchdachtes Mapping
- Eine der ausgereiftesten DJ Softwares am Markt im Lieferumfang
CONTRA
- Sehr hoher Preis
- Personalisiertes Mapping nur schwer möglich
- Transport nur in extra angefertigten Taschen möglich
Für wen?
Ambitionierte und professionelle DJs
Was ist es?
Der Traktor Kontrol S4 des deutschen Herstellers Native Instruments ist ein DJ-Controller mit eingebautem Audio Interface, der vom Hersteller optimal auf die hauseigene DJ-Software Traktor Pro 2 abgestimmt sein soll. Mit diesem Gerät soll zudem auch eine intuitive Steuerung möglich werden, so dass eine Bedienung der Software mit der Maus unnötig wird.
In diesem Artikel und Test wollen wir der Sache auf den Grund gehen und schauen, wie gut der DJ-Controller tatsächlich ist.
ANZEIGE
NI Traktor Kontrol S4 Test
Erster Eindruck
Es ist Freitag, kurz nach sieben Uhr abends, als ich das Büro der Agentur verlasse. Ein wenig aufgeregt bin ich schon, denn der Traktor Kontrol S4 wurde mir für diese Woche angekündigt. Der Blick in den heimischen Briefkasten sagt mir, dass ein Paket für mich eingetroffen ist. Schnell noch zum Buchladen gegenüber, um in letzter Sekunde vor Ladenschluss das Paket zu ergattern.
PASSEND DAZU
- Traktor Kontrol S8: DJ Controller mit zwei Displays & ohne Jog-Wheels
- NI Traktor Kontrol Z2 Testbericht: DJ-Mixer mit Audio & MIDI Interface
- Resident DJ Kontrol 3 Testbericht: Kompakter DJ Controller
- NI Traktor Kontrol F1 Testbericht: Die Zukunft des DJings?
- Reloop Jockey 3 ME Testbericht: DJ Controller für zwei Decks
Schon beim Ansehen des Kartons fällt auf, dass es sich um ein großformatiges Gerät handelt. Das war mir im Club bei befreundeten DJs bereits aufgefallen. Bei Tageslicht wirken die Abmessungen von 50 x 32 x 7cm noch deutlich massiver. Da überwiegend Kunststoff verwendet wird, bringt der S4 aber nur schlanke 3,2 kg auf die Waage. Keine Sorge, der DJ-Controller hat eine sehr wertige Haptik. Wer die Maschine des Herstellers bereits in Händen hatte, kann sich an deren Verarbeitung gut orientieren. Der DJ-Controller ist stabil gebaut und sollte im Cluballtag bestehen können.
Kombiniert wird die gute Verarbeitung mit den bereits bekannten Features. Wunderbar schöne und nicht klappernde Drehregler, vier Line-Fader, eine großzügige Effekt- und Sampleeinheit (für jedes Deck eine) und die zwei obligatorischen Jog-Wheels.
Wunderbar hat mir ebenfalls die Trennung der Mixing-Sektion und der Decks gefallen. Der Materialmix aus Metall an den Seiten und Plexiglas in der Mitte bringt neben der optischen auch eine geradezu spürbare Trennung der Sektionen mit sich.
Anschluss & Installation
Angeschlossen wird der S4 über USB. Ein zusätzliches Netzteil verhilft dem DJ-Controller zu einem noch stärkeren Leuchtfeuerwerk mit zahlreichen LEDs. Hat man das Netzteil nicht zur Hand, werden die LEDs gedimmt, was der Funktion aber keinen Abbruch tut. Beim nächtlichen Einsatz sollte das Netzteil aber immer in der Plattentasche mit an Bord sein.
Die Installation der DJ-Software stellte sich als etwas zeitaufwändiger heraus als erwartet. Zuerst fand die beigelegte Software Traktor PRO S4 den Weg auf den Mac, um als nächstes eine Mail mit einem kostenlosen Update zu Traktor Pro 2 zu erhalten. Nach dessen Installation und Aktivierung erfolgten dann noch weitere Updates. Momentan bewegen wir uns bei Version v2.11 (ich gehe davon aus, dass dieser Update-Prozess an unserem Bemusterungsgerät liegt. Bei regulären Bestellungen wird der S4 direkt mit Traktor Pro 2 ausgeliefert).
Der Native Instruments Traktor Kontrol S4 bietet zahlreiche Anschlussmöglichkeiten. Externe Geräte können über Line oder Phono angeschlossen werden, wobei hier alles über die Software gesteuert werden muss – bis auf die Eingangslautstärke an der Rückseite des Geräts. Sonst sind die üblichen Anschlüsse wie MIDI In & Out, sowie ein Mikrofoneingang für Alleinunterhalter-Einlagen vorhanden.
Erster Start & Traktor PRO 2
Nach dem ersten Start von Traktor ist es zuerst erforderlich, die Decks zu kalibrieren. Dank guter Führung der Software eine leichte Aufgabe. Mit dem neusten Update sollte dieser Schritt allerdings auch schon der Vergangenheit angehören, da die Kalibrierung automatisch erfolgt.
Die Neuerungen bei Traktor Pro 2 werden vielleicht bekannt sein, die Wichtigsten hier in der Übersicht:
Parallele Installation
Traktor Pro 1 und Traktor Pro 2 können parallel installiert werden und verwenden die gleiche Library. Deine bereits gesetzten Cue-Punkte bleiben erhalten und werden auch in die neue Version übernommen.
Neue GUI
Die neue Oberfläche von Traktor kommt dunkler und eleganter daher.
Neue Deck Layouts
Mit den zwei neuen Layouts “Essential” und “Micro” bietet die Software nun weitere Möglichkeiten, den Bildschirm dem eigenen Geschmack anzupassen.
Multi-Colored-Waveforms
Traktor bietet mit dem Versionsupdate vier neue Darstellungsmöglichkeiten der Wellenformen: X-ray, Infrarot, Ultraviolet und Spectrum.
Zoomable Waveforms
Mit der überarbeiteten Zoomfunktion der Wellenformen können Cue-Punkte noch exakter gesetzt werden.
Gridlinien
Auch hier stehen neue und weiterführende Einstellungsoptionen zur Verfügung.
Vier Sample-Decks
Auf allen vier Decks können Samples und Loops abgespielt werden.
Vier neue Effekte
Tape Delay, Ramp Delay, Bouncer und Auto Bouncer.
Hands-On
Genug über Software und Hardware gesprochen – kommen wir zum Testen. Wer hin und wieder schon mit Traktor gearbeitet hat, sollte keinerlei Schwierigkeiten haben, die ersten Tracks zu mixen. Intuitiv erschließt sich die Bedienung des Controllers, der vorab perfekt auf die Software ausgerichtet ist. Hier liegt auch der große Vorteil gegenüber der Konkurrenz: Ein langwieriges Mapping entfällt. Die Voreinstellungen sind gut durchdacht und ermöglichen die einfache Bedienung. Gepaart mit einer fortschrittlichen DJ-Software steht dir hier ein nahezu perfektes Setup zur Verfügung.
Handhabung/Funktionen im Detail
Ein Druck auf die Browse-Funktion wechselt die Ansicht zur besseren Übersicht der Musikbibliothek direkt ins gleichnamige Layout. In dieser Übersicht wird der Controller so gemappt (Funktionen auf die Tasten gelegt), dass Tracks und Samples schnell und einfach in die einzelnen Decks geladen werden können. Die Ansicht wird abgerundet durch direkt wählbare Vorhörmöglichkeiten (Drücken des Browse-Reglers lädt einzelne Tracks direkt in den Preview Player) und schnelles Switchen der favorisierten Playlists (Shift + Drehung des Browse-Reglers).
Ein wiederholtes Drücken des Browse-Knopfes bringt uns direkt zurück in die Mixing-Ansicht. Deck A und Deck B sind standardmäßig als so genanntes „Trackdeck“ belegt, während Decks C und D als „Sampledecks“ eingestellt sind. Beim Laden der Tracks analysiert die Software zunächst die Datei und zeigt dann unter anderem Wellendarstellung sowie Songtempo an.
Dank der eingebauten Sync-Funktion gehen die Mixe leicht von der Hand. Alle, die noch mit Plattenspielern angefangen haben und der klassischen Mixtechnik mächtig sind, sollten ruhig die Jog-Wheels ausprobieren. Feinfühlig und reaktionsfreudig! Einzig die mangelnde Größe und die statische Auslegung der Wheels trübt das Gesamtbild ein wenig.
Die Equalizer sind auch für Grobmotoriker tauglich und bieten genug Abstand zueinander, um ordentlich hinter dem DJ-Pult abzurocken. Hier wackelt nichts und die Latenzzeiten der eingebauten Soundkarte lassen keine Wünsche offen. Der eingebaute Filter klingt sensationell. Die Qualität der Traktor-Effekte ist wahrscheinlich bekannt und findet hier deshalb keine weitere Erwähnung.
Wie nicht anders zu erwarten, findet sich die Effekteinheit der Software 1:1 auf dem Controller wieder. Per Standard können den zwei unterschiedlichen Effekteinheiten auf dem Controller – insgesamt vier sind möglich – drei unterschiedliche Effekte zugewiesen werden. Im Group Modus werden diese seriell hintereinander geschaltet, während im Single-Modus die drei Drehknöpfe des DJ-Controllers unterschiedliche Parameter der Effekte steuern. Per Knopfdruck können eigene Einstellungen schnell gespeichert werden.
Wir markieren wichtige Punkte in den Tracks mit so genannten Cue-Punkten, die kinderleicht über den Controller gesetzt werden können. Durch Drücken eines (nicht leuchtenden) Hot-Cue-Buttons setzt die Software automatisch einen Cue-Punkt. Als Standard rastet dieser automatisch zum Beat ein, auch wenn wir mal nicht genau den Beat treffen (Snap-to-Beat). Durch die bereits erwähnte Zoom-Funktion der Wellendarstellung und einer deaktivierten Snap-to-Beat-Funktion lassen sich die Cue-Punkte noch genauer als je zuvor setzen. Wenn Du deinen Cue-Punkt am Anfang eines Gesangparts setzen möchtest, sollte der Snap-Modus deaktiviert werden.
Loop-Einheit & Samplefunktion
Die Steuerung der Loop- und Sampleeinheit von Traktor gehört zu den zentralen Funktionen beim Native Instruments Traktor Kontrol S4. Das war früher nur mit zusätzlichen Geräten möglich.
Die Loopeinheit befindet sich direkt unter dem Jog-Wheel. Loops können mit vorgegebener Länge oder manuell gesetzt werden. Ein Druck des Move- oder Size-Reglers aktiviert einen Loop mit zuvor eingestellter Länge (über die Drehung des Size-Reglers). Durch Drehung des Move-Reglers lässt sich der Loop beliebig verschieben und an die gewünschte Stelle setzen. Wiederholtes Drücken deaktiviert den Loop wieder.
Manuell können Loops über die In- & Out-Buttons markiert werden. Diese befinden sich örtlich zwischen den beiden Move/Size-Reglern. Ist ein Loop aktiviert, lädt der Druck eines Sample Buttons diesen – samt Effekten – direkt in einen offenen Sampleslot.
Die Sampledecks eigenen sich darüber hinaus hervorragend, um One-Shot-Samples oder geloopte Samples in dein Set zu integrieren oder um Loops für Echtzeit-Remixe einzufangen. Samples können direkt aus der Library geladen oder aus dem Track extrahiert werden.
In der Library findest Du bereits vorgefertigte Samples und One-Shots, die auch schon bei Maschine mit dabei waren. An diese kommst Du durch den Browse-Button. Ein gleichzeitiges Drücken von Shift ermöglicht es uns, die Playlists unter den Favoriten zu durchsuchen und eine Sample-Playlist auszuwählen. Der Druck eines blinkenden Sample-Buttons lädt das Sample in einen freien Slot. Die gespeicherten Samples können im One-Shot- oder im Loop-Modus abgefeuert werden. Wählst Du Deck C/D, kannst Du wir darüber hinaus gewünschte Effekte etc. auf die Samples legen.
Samples lassen sich über die SNAP-Funktion „just in time“ abfeuern. Auch hier sollte die zentrale Sektion mit dem QUANT-Knopf nicht vernachlässigt werden. Wenn Du z.B. mit deinem Sample Stutter-Effekte machen möchtest, einfach mal den QUANT-Modus deaktivieren (QUANT leuchtet dann nicht mehr). Beim Mixen zweier Tracks hilft hingegen diese Funktion ungemein.
Effekte & Filter
Effekte sind schon immer ein Steckenpferd der DJ-Software Traktor Pro gewesen. Dank des Native Instruments Traktor Kontrol S4 macht es aber noch mehr Spaß, den eigenen Mix mit Effekten aufzuwerten. Hierzu befinden sich zwei Effektsektionen auf dem Controller.
Die beiden Effektbänke lassen sich jeweils einzelnen Decks zuweisen und können im Group-, wie auch im Single-Modus betrieben werden. Im Group-Modus lassen sich drei unterschiedliche Effekte parallel steuern, während im Single-Modus können einzelne Effekte variiert werden. Ein Druck auf die Shift-Taste + FX On lädt die drei Standardeffekte in die jeweilige Effekteinheit.
Ein Dry/Wet-Regler bestimmt das Verhältnis zwischen dem trockenen, unbearbeiteten Signal und dem durch den Effekt bearbeiteten Signal. So steuerst Du, wie viel Sound durch den Effekt gejagt wird. Mit Shift + Mode speicherst Du deine Effektparameter – diese werden beim nächsten Laden dem Effekt wieder automatisch zugewiesen.
Wer gerne am Mikrofon aktiv ist, hat auch hier alle Freiheiten und kann über den integrierten Loop-Recorder neues Material in Echtzeit aufnehmen. Hier lassen sich alle Funktionen des Samplers und der Effekteinheit voll ausnutzen.
Unterhalb des Equalizers befindet sich der Filterdrehregler, mit dem das interne Dualmode-Filter gesteuert wird. Mittelstellung aus, im Uhrzeigersinn wird das Hochpass-Filter, gegen den Uhrzeigersinn das Tiefpass-Filter aktiviert. Ganz nach links oder rechts gedreht agiert dieser nahezu als Höhenband- und Tiefenband-Auslöscher.
Weitere Filtertypen sind über die Einstellungen erreichbar.
Deck-Layout
Des einen Freud, des anderen Leid – das vorgefertigte Deck-Layout. Der vorbelegte DJ Controller ist eine gewaltige Zeitersparnis, er kommt mit einem wirklich ausgeklügelten Mapping daher. Wer sich aber tiefergehend mit der Belegung beschäftigen will, stößt schnell an seine Grenzen. Willst Du über die Traktor-Eigenschaften das Mapping ändern, findest Du folgendes Bild:
Es gibt keine Möglichkeit, dies direkt und von Hand innerhalb der Software zu erledigen. Was sich der Hersteller dabei gedacht hat, weiß ich nicht. Der Native Instruments Traktor Pro S4 ist allerdings ein Werkzeug, bei dem es sich lohnt, tiefer in die Bedienung einzusteigen.
Wer sich solch ein Gerät für knapp 900 Euronen zulegt, will vielleicht nicht nur zwei Tracks zusammenmixen, sondern sich die Option für kreative Live-Remixe offen halten. So würde es sich beispielsweise anbieten, über das Jog-Wheel mehrere Effektparameter simultan zu variieren. Das lässt sich definitiv nur über das Mapping erledigen. In meiner Testphase habe ich bereits die ersten Versuche gestartet, das Gerät zu überlisten und eigene Belegungen darüber zu lagern. Ganz durchgestiegen bin ich bisher noch nicht, ich werde nachfragen und in naher Zukunft gibt es dann mehr hierzu.
Unterstütze unsere Arbeit mit einem Kauf bei Thomann*
* Affiliate Link: Du bezahlst den normalen Preis und wir erhalten eine Provision, wenn Du etwas kaufst. Danke!
NI Traktor Kontrol S4 Test-Fazit
Wer den Artikel aufmerksam gelesen hat, weiß: Ich bin vom Native Instruments Traktor Pro S4 DJ-Controller begeistert. Die perfekt abgestimmte Kombination aus Hardware und Software schlägt, meiner Ansicht nach, jede andere derzeit am Markt erhältliche Konstellation.
Die Anzahl der Möglichkeiten und Funktionen sind so zahlreich, dass auch der erfahrenste DJ einen Blick ins dicke Handbuch werfen sollte. Es gibt eine Menge nachzulesen und erst ein längeres Arbeiten mit dem Gerät führt dazu, alle versteckten Funktionen zu verstehen und anwenden zu können. Einzig und alleine die etwas eingeschränkte Mapping-Funktion zur Belegung des DJ-Controllers sowie die etwas wackeligen (aber versenkbaren) Cue-Regler an der Front des Gerätes trüben den Gesamteindruck leicht.
Das Gerät ist ganz klar für den ambitionierten DJ gedacht. Wer nur hin und wieder auf einer Party im Freundeskreis zwei Tracks ineinander mischen möchte, wird hier voraussichtlich überfordert sein. Du solltest überhaupt gewillt sein, dich intensiv mit diesem DJ-Equipment auseinander zu setzen, um auch nur annähernd alle Funktionen ausreizen zu können.
Für Hobby-DJs reicht der kleine Bruder „Control S2“ vollkommen aus. Bei diesem musst Du nicht gar so tief in die Tasche greifen und bekommst trotzdem ein Gerät, das dem S4 sehr nah kommt (und auch verblüffend ähnlich sieht).
Wer in den Traktor Kontrol S4 investiert, macht keinen Fehler und wird seinen alten Turntables von da an keine Träne mehr nachweinen. ;)
Features NI Traktor Kontrol S4 Review
- Hersteller: Native Instruments
- 4-Deck-Controller
- 4-Kanal-Mixer
- 2 analoge Eingänge
- 24-bit/96 kHz Audio Interface
PASSEND ZUM NI Traktor Kontrol S4 Test
- NI Traktor Kontrol S2 Test
- NI Traktor Kontrol F1 Testb
- Denon DJ SC Live 2 Test
- Rane Four Test
- Numark Mixstream Pro GO Test