Native Instruments Maschine MK2 Testbericht
Was bringt das Upgrade?
Von Felix Baarß
Native Instruments Maschine MK2 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Beatmaschine aufgemotzt. Die Neuerungen sind nicht von Pappe, Hard- und Software wurden merklich verbessert.
PRO
- Hardware jetzt auf sehr hohem Niveau
- Gute Haptik der Potis und Buttons, Pads deutlich feinfühliger
- Kinderkrankheiten wie fehlendes Sample-Vorhören wurden ausgemerzt
- Gute, sinnvoll gewählte neue Effekte
- Fescher Ständer und viele Farboptionen
CONTRA
- (Noch) keine Latenzkompensation & Mehrkernunterstützung
- Anleitung nur auf Englisch und Japanisch
Für wen?
Musiker und Produzenten, die Beats am Audio PC erstellen wollen.
Was ist es?
Bei der Hardware der Native Instruments Maschine MK2 wurde einmal kräftig durchgefegt – Pads, Buttons, und Displays wurden ausgetauscht. Die Pads können nun mehrfarbig hintergrundbeleuchtet werden. Zudem wurde die Mastersektion für Tempo, Swing und Lautstärke entschlackt, indem es nur noch einen großen Drehregler mit Rasterung gibt. Das gratis erhältliche Update auf die Maschine Software 1.8 integriert die Farbzuweisung der Pads, zusätzliche Effekte, Time-Stretching und mehr.
Dazu erhältst Du eine Lizenz für Massive, einen der bewährten virtuellen Synthesizer des Berliner Unternehmens. Zudem liegt der Packung ein Gutschein über 25,- Euro für den Kauf von Maschine-Erweiterungen oder Komplete-Instrumenten und -Effekten bei.
Mittlerweile sind ein Ständer zur Anwinkelung der Arbeitsposition und/oder zur Befestigung an einem Stativ sowie farbenfrohe Poti-Kappen und Faceplates separat erhältlich. Es gibt übrigens auch die Maschine Mikro in der neuen Ausführung, das soll nicht vergessen werden.
In diesem Testbericht werde ich mich darauf konzentrieren, die Neuerungen an der Hardware und der Software zu besprechen. Es sollen vor allem auch Einblicke in alle wichtigen Änderungen gegeben werden, um Besitzern der Vorgängerversion zu illustrieren, ob sich der Kauf lohnen könnte.
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Native Instruments Maschine MK2 Test
Neuer Astralkörper
Die dezent schwerere Hardware weiß gleich zu gefallen, auch schon im Auslieferungszustand mit der gebürsteten Faceplate im nüchternen Alusilber. Die neuen Gummifüße sorgen in der Tat für einen bombensicheren Stand auf einigermaßen glatten Oberflächen.
Nach wie vor sitzen die acht kleinen Potis fest genug und der Drehwiderstand ist ausreichend smooth, sodass eine angenehme Haptik vermittelt wird. Die Griffigkeit ist ausreichend, jedenfalls mit trockenen Fingern.
Bei den Buttons entschied man sich um – nun geben sie ein leises »Klick« von sich, wenn der Druckpunkt erreicht ist. Dennoch ist das Material relativ weich und gummiartig, die Haptik ist entsprechend zart. Diese Kombination aus softem Touch und der klar spürbaren Schwelle, die beim Aktivieren der Funktion eines Buttons überschritten wird, gefällt mir sehr gut.
Doch die Preisfrage ist, was sich bei den Pads getan hat. Die Feinabstimmung ist besser gelungen, denn es ist deutlich besser möglich, zarte Anschläge in ähnlichen Lautstärken zu reproduzieren und diese in einer gut ausbalancierten Verlaufskurve allmählich lauter zu machen, bis es schließlich für sehr laute Hits nach wie vor nötig ist, regelrecht auf das Pad einzudreschen. Bisher waren die leisten und mittellauten Töne nicht so feinfühlig möglich, prima.
Und dann ist ja noch die verschiedenfarbige Hintergrundbeleuchtung der Pads und Group-Buttons, die sich mit einem Klick auf das entsprechende Sample bzw. die Instrumentengruppe in der Software konfigurieren lässt. Dabei gibt es zwei Helligkeitsstufen – auch die dunklere, die den Ruhezustand anzeigt, ist noch mehr als hell genug, um in schummrigen Umgebungen für eine visuell klar strukturierte Arbeitsumgebung sorgen zu können. Klasse.
Die nun invertiert aufleuchtenden Displays (Hintergrund schwarz, Schrift weiß) lassen sich jetzt etwas besser betrachten, wenn man in einem flachen Winkel darauf schaut. Immer noch nicht überragend, aber ausreichend für alle, die nicht gerade nachtblind sind.
Am Layout der Bedienelemente und der grundsätzlichen Funktionsweise wurde nur behutsam geschraubt. So gibt es jetzt nur noch einen großen Drehregler mit Rasterung, der, je nachdem welcher der drei Buttons für Lautstärke, Swing oder Tempo aktiviert ist, die genannten Parameter hoch- und runterschrauben lässt. Hier orientiert man sich an der Maschine Mikro, was der Bedienung des Browsers zugutekommt.
Neues Superhirn
Nach einem zähen Start, bei dem die Library-Datenbank circa fünf Minuten lang aktualisiert wurde, konnte es endlich losgehen. Neben der bereits erwähnten Farbcodierung von Spuren, die sich sofort auf die Beleuchtung der Pads und Buttons auf der Hardware auswirkt, gibt es einige weitere Neuigkeiten.
Ein Aspekt, den Kollege Jurij in seinem Testbericht zur Vorgängerversion hier auf delamar zu Recht kritisierte, wurde geradegerückt: Nun ist es möglich, Samples im Browser vorzuhören, bisher mussten sie geladen werden. Diese Neuerung räumt Steine aus dem Weg und ermöglicht einen viel spielerischeren Workflow. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch die Funktion, mit der die Aufnahme von Automationsbewegungen nicht mehr das Gedrückthalten eines entsprechenden Funktionsknopfes voraussetzt, sondern permanent aktiviert werden kann, damit Du beide Hände für die Aufzeichnung von Effektspielereien nutzen kannst. Schön.
Die Time-Stretch- und Pitch-Shift-Funktionen stellen sich als potente Erweiterungen hinaus – das sind sie ja ganz unweigerlich in der Sample-basierten Musikproduktion. Allerdings funktionieren diese Effekte noch nicht in Echtzeit. Weiterhin kommt der gerade bei Beat-fokussierter Musik nützliche Effekt der Transientenberabeitung hinzu; damit ist es ziemlich gut möglich, einzelne Drums noch zackiger, beißender, schärfer, oder umgekehrt eben sanfter, hintergründiger zu machen. Schließlich wartet die neue Version noch mit Band- und Röhrensättigung auf – erneut wunderbar dafür geeignet, um Drums etwas anzureichern.
Die DAW-Transportkontrollen lassen sich nun übrigens auch per Maschine-Hardware kontrollieren, wenn Du die Software in ihrer Plugin-Variante nutzt. So langsam sollte klar werden, dass das Berliner Unternehmen nach und nach Ungereimtheiten beseitigt und seine Produkte auch langfristig pflegt. Und wer kein Freund von Native Instruments ist, muss zumindest zugestehen, dass das Feuer unter den Hintern der Mitbewerber kräftig geschürt wird.
Dennoch gibt es noch einige ungeschliffene Stellen. So wurde noch keine Plugin-Verzögerungskompensation implementiert, Mehrkernunterstützung gibt es auch nicht. Was die Einbindung virtueller Instrumente anbelangt, schlägt sich das Programm also auch in Version 1.8 noch nicht optimal. Der Fairness halber möchte ich entgegengehalten, dass dies nicht als die Kernkompetenz der Software angesehen sollte, doch verschweigen möchte ich ebenso wenig. Als Lichtblick kann die Ankündigung gelten, dass diese Features für die Version 2.x geplant sind.
Goodies für die Native Instruments Maschine MK2
Für die Native Instruments Maschine MK2 sind austauschbare Faceplates und Poti-Kappen in diversen mehr oder weniger knalligen Farben verfügbar. Es liegt mir fern, mich über reine Geschmacksfragen wie die Wahl der angebotenen Farbvarianten auszulassen.
Utilitaristischer und hoffentlich nicht nur für mich die interessantere Wahl: der Ständer. Diese aus Aluminium gefertigte Vorrichtung mit Gummi-Pads gegen das Verrutschen fixiert nicht nur die Maschine MK2, auch die Vorgängerversion kann hier befestigt werden. Der Winkel von 15° ist moderat und in der Regel genau richtig für die Arbeit bzw. das Vergnügen am Schreibtisch. Es besteht die Möglichkeit zur Befestigung an Ständern mit einem 7/8“-Gewinde. Der Preis von 69,- Euro ist kein Pappenstiel, doch gibt es an diesem Ständer auch nichts auszusetzen.
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Native Instruments Maschine MK2 Test-Fazit
Die Bewertung der Native Instruments Maschine MK2 kann nur in der Betrachtung des Zusammenspiels aus Hardware und Software geschehen, und was das Berliner Unternehmen hier auf die Beine stellt, ist ausgereift und sorgt für vergnügliche Performances sowie weitgehend reibungslose Produktionen im Studio. Gut, dass die Medaille auf beiden Seiten poliert wurde.
So gibt die Verarbeitungsqualität der neuen Konstruktion und ihrer Teile keinen Anlass zur Kritik. Auch die Haptik der Bedienelemente ist gelungen, wobei die Pads nun empfindlicher, aber noch nicht zu nervös auf unterschiedliche Anschlaghärten reagieren.
Einige Unpässlichkeiten gehören nun der Vergangenheit an, etwa das Fehlen des eigentlich grundlegenden Features zum Sample-Vorhören im Browser. Zudem sind die neuen Effekte im Kontext der Beat-Bearbeitung allesamt nützlich und gewohnt solide umgesetzt worden.
Zu guter Letzt sollen noch die Accessoires positiv hervorgehoben werden – vor allem der Ständer ist eine praktische Angelegenheit, während die farbigen Faceplates und Potis nette Optionen zur Personalisierung darstellen.
Freilich, hier und da bleiben noch Wünsche offen. So gibt es beim Einbinden von Plugins noch immer keine Unterstützung von Mehrkernprozessoren, ebenso fehlt das Feature der Latenzkompensation. Zwar wurden diese Funktionen für die Software-Version 2.x angekündigt, aber das ist Zukunftsmusik. Schade auch, dass das Time-Stretching und Pitch-Shifting nicht in Echtzeit funktioniert.
Wirklich schwer wiegen diese Versäumnisse nicht, also gibt es im Native Instruments Maschine MK2 Testbericht auf delamar auch satte viereinhalb von fünf Punkten. Kein Pflichtkauf für Besitzer der Vorgängerversion, aber ein feines Update einer bereits zuvor feinen Hard- und Software-Lösung zur Beatproduktion.
Features Native Instruments Maschine MK2 Review
- Hersteller: Native Instruments
- Groove Box mit 16 Pads
- Kombination aus Hardware & Software
- Stand-alone-Software & Plugin
- 6,2 GB Samples + Komplete Elements + virtueller Synthesizer »Massive«
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