Native Instruments Guitar Rig 4 Kontrol Test
Die Gitarrensoftware im Test
Von Matthias Oestreich
Guitar Rig 4 Kontrol Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Eine umfangreiche Amp-Simulation für Gitarren und Bässe.
Dem Käufer stehen eine große Auswahl an Cabinets, Verstärkern, Effekte, Mikrofone zur Verfügung. Es können auch Preset-Racks geladen werden, die individuell bearbeitet werden können.
PRO
- Einfache intuitive Bedienung
- Umfang und Vielfalt
- Klang
- Kontrol: Controller und Soundkarte in Live- und Studioqualität
CONTRA
- USB Port wackelig
- Starke Prozessorauslastung
Für wen?
Gitarristen, egal ob Einsteiger oder Experte, sowie Produzenten, die das Plugin als Tool zum Sound Design nutzen wollen.
Was ist es?
Welcher Gitarrist träumt nicht davon? Ein Mal in den Laden gehen und alle Verstärker, Cabinets und Stomp Effekte mitnehmen dürfen, die das Gitarristenherz begehrt. Im Grunde verspricht die Berliner Programmierer Schmiede Native Instruments (NI) mit ihrer Software Guitar Rig 4, genau diesen Traum wahr werden zu lassen. Mittlerweile bei der Versionsnummer 4 angelangt, präsentiert sich Guitar Rig als ausgereiftes und intuitiv erfahrbares Werkzeug zur Gitarren- und Bass-Produktion. In Sachen Klang und Umfang macht es seit dem Vorgänger noch mal einen guten Schritt voran und bleibt nicht umsonst die erste Wahl.
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Guitar Rig 4 Kontrol Test
Einleitung
Als im Jahre 2004 die Version 1 das Licht der Welt erblickte, war Native Instruments Guitar Rig zwar nicht der erste Realtime Software Effects Processor bzw. Modelling Amp, doch zumindest der erste wirklich ernst zu nehmende. Im Zuge des bahnbrechenden Erfolgs von VST-Instrumenten, bestand schon lange das Bedürfnis, die umständliche Produktion von Gitarrenaufnahmen durch eine Softwarelösung zu vereinfachen. Dabei waren die ersten Lösungsansätze alles andere als überzeugend.
Mit den Jahren hat sich jedoch so viel getan, dass man sagen kann, dass beide Lösungen (die reale Aufnahme sowie die softwarebasierte Lösung) durch ihre gegenseitigen Vor- und Nachteile mittlerweile gleichauf nebeneinander stehen.
Guitar Rig 4 Kontrol: Überblick
Guitar Rig ist ein modulares System, welches vom Gitarrenverstärker über Boxen (Cabinets), Effekte, Mikrophone und Racks nach Belieben kombinieren lässt. Dabei simuliert die Software fast alle etablierten Modelle und benennt diese in wiedererkennbaren Pseudonymen. So zum Beispiel das dynamische Mikrofon Shure SM57, welches in der Software den Namen Dynamic 57 trägt.
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Die Software erlaubt dabei, jeden erdenklichen Parameter zu beeinflussen – sei es per Mausklick, durch Eingriff in die Software selbst oder per MIDI-Controller. Alle Zusammenstellungen und Sounds können als Preset gespeichert und sogar mit anderen Usern getauscht werden. In der Einstellung „live“ sind die wichtigsten Funktionen für den Live-Einsatz übersichtlich dargestellt.
Das RIGKontrol, mittlerweile in der Version drei, ist ein USB-MIDI-Controller mit eingebautem Audio Interface und einer DI-Box. Frühere Versionen hatten lediglich sechs Schalter und ein Expression Pedal, mittlerweile findet man hier ganze acht. In diesem Zusammenhang ist auch noch die erfreuliche Preisentwicklung zu erwähnen. Während die Vorgängerversion des Guitar Rig Kontrol (stets bestehend aus Pro-Software und dem Controller) noch mit 499,- Euro gehandelt wurde, so wird die Kaufentscheidung heute bei einem Preis von 379,- Euro doch deutlich erleichtert.
Installation von Guitar Rig
Service Center
Die Installation geht mit wenigen Mausklicks flott und reibungslos von statten, so dass am Ende entweder über das „Service Center“ oder in einem Menü, das beim ersten Start von Guitar Rig erscheint, die auf der Rückseite der Installations-DVD befindlichen Codes einzugeben sind. Sodann ist die Beschränkung auf die Nutzung von 30 Minuten am Stück und die limitierte Auswahl an Amps und Co aufgehoben und es kann endlich losgehen. Nur am Rande sei bemerkt, dass die oft kritisierte NI-Registrierungsform keinerlei Probleme mehr mit sich bringt und durch die Unterstützung des Update Centers eine angenehme Übersicht für mögliche Updates aller sich auf dem System befindlichen Native Instruments Produkte bietet.
Bevor jedoch der erste Ton erklingen kann, ist erstmal unter dem Menüpunkt „Audio und MIDI-Settings“ das zutreffende Gerät auszuwählen. In meinem Falle ist das das RIG KONTROL 3. In diesem Menüpunkt sind auch die Sample Rate und die Latenz einstellbar, doch bereits die Voreinstellung läuft tadellos.
RIG KONTROL
Wie oben bereits beschreiben, ist das RIG KONTROL eine NI-hausinterne Entwicklung eines USB-Midi-Controllers mit eingebautem Audio Interface und DI-Box. Sozusagen eine perfekt auf den Gitarristen bzw. Bassisten zugeschnittene All-In-One Lösung, welche aufgrund ihrer unglaublich geringen Latenzzeiten wunderbar livetauglich ist – und in Verbindung mit der Guitar Rig 4 Software die aller erste Wahl ist.
Wie es sich für einen Bodenfußtretter gehört, ist das Kontrol mit einem stabilen Gehäuse versehen und besitzt zwei Ein- und Ausgänge für Audio, Midi In- und Out Ports, einen Kopfhörerausgang, acht Knöpfe auf der Oberseite und ein Expression Pedal.
Lediglich der USB Anschluss ist bautechnisch wackelig ausgelegt. Hier wäre wünschenswert, diesen tiefer im Gehäuse zu verankern. In seiner aktuellen Form drängt sich mir der Gedanke auf, dass dieser Steckplatz den rauen Bühnenalltag vermutlich nicht lang wird überleben können. Leider ist auch der Gummi unter dem Expression Pedal ein wenig zu groß geraten. In der Praxis bedeutet das, dass man beim Herunterdrücken nur 80% des Rahmens ausnutzt. Überwindet man den starken widerstand des Gummis ist man stets haarscharf an der Grenze das Pedal auszuschalten. Hier sollte auch noch mal feinjustiert werden.
Ansonsten ist der Umgang mit dem Board innerhalb der Software so einfach, wie man es sich nur vorstellen kann: Hat man den Button des Kontrol einmal angeklickt, ist einfach per Drag and Drop der jeweilige Schalter oder Pedal auf den jeweiligen Regler zu ziehen. Dabei können auch mehrere Regler auf einen Schalter gelegt werden. Praktisch jede auch noch so abstrus wirkende Kombination ist mittlerweile denkbar – ein Verbesserung zu den vorherigen Versionen.
Der erste Start
Benutzeroberfläche
Beim ersten Start fällt sofort die aufpolierte, aber vor allem aufgeräumte Oberfläche ins Auge. Zwar bleibt das bekannte Grundkonzept bestehen, im linken Teil trifft man die Auswahl und im rechten Teil erscheint die Zusammenstellung. Aufgrund ausgeklügelter Auswahlhilfen (wie beispielsweise das Suchen nach Stil, Song oder Amps) ist das Navigieren kinderleicht und vollkommen intuitiv erfahrbar.
Sowieso, den ersten Schrecken des „scheinbar“ unübersichtlichen Umfangs kann man mit einem Druck auf jeden Button schnell überwinden. Sehr nützlich ist in diesem Zusammenhag auch der „Info“ Button. Drückt man diesen, so erhält man eine kurze Abhandlung über die Soundeigenschaften und eine kurze Erklärung zum Zweck der Bedienung des markierten Objekts. Sehr schön, denn so bleibt einem so manches blinde Rumprobieren erspart (und wer liest schon gerne PDF-Anleitungen).
Presets
Native Instruments Guitar Rig 4 Kontrol kommt mit 285 Werks-Presets daher. Wer sich die Mühe macht und alle durchhört bekommt einen ersten Eindruck, wie unglaublich umfangreich die Komponenten und damit wie schier endlos die Möglichkeiten sind, die man mit dieser Software realisieren kann. Hier findet wirklich ein jeder einen ersten Einstieg und vor allem Orientierung in welchen Effektketten man üblicherweise Komponenten zusammensetzt.
Und wem diese nicht genug sein sollten, der kann auf NIs hauseigener Seite unzählige weitere Presets für den Guitar Rig kostenlos laden oder auch eigene zur Verfügung stellen. Hier wiederum schön gelöst, da sofortiges Verständnis eintritt: Die Presets tragen alle lustige Namen wie „Black Angus Lead“ die gleichzeitig umschreiben und auf ihren Vertreter anspielen. In diesem Falle auf Angus Young von AC/DC, hinter dem sich eine wirklich gute Lösung seines Solo-Sounds wiederfindet, der auch für viele andere Vertreter des Hardrock funktionieren dürfte.
Guitar Rig 4 Kontrol Testbericht: Die wichtigsten neuen Funktionen
Amps
In der Version 4 finden sich drei vollkommen neue Amps. Der Jump ist eine nicht ganz so starke Version des Lead 800 und die Hot und Cool Plex, Variationen des klassischen Plex, wobei der Cool-Plex erst innerhalb des nächsten Updates Berücksichtigung findet. In der public Beta-Version war dieser aber schon anspielbereit und überzeugt (wie alle drei neuen Amps) durch einen guten Klang, dessen Abstammung aber deutlich hörbar ist.
Matched Cabinet
Als sehr hilfreiche und arbeitseffiziente Unterstützung präsentiert NI die neue “Matched Cabinet” Funktion. Zieht man einen beliebigen Amp in die Auswahl, so werden die passende („matched“) Box („cabinet“), sowie zwei Mikros hinzugefügt. In den meisten aller Fälle ist damit der Grundstein gelegt und das mühselige einzelne Zusammenklicken der Komponenten entfällt. Sofort loslegen war noch nie so einfach.
Effekte beim Guitar Rig 4
Mittlerweile umfasst die umfangreiche Sammlung der in Guitar Rig enthaltenen Effekte fast 40 an der Zahl. Zu diesen gesellen sich nun vier weitere hinzu.
Grain Delay
Wie der Name bereits verrät, kommt diesem Delay die Technik granularer Synthese zugute. Diese aus dem Synthesizerbereich stammende Technik zerteilt den Klang in viele kleine Einzelteile, um sie dann zusammengesetzt variabel in Länge und Höhe abspielen zu können. Heraus kommt ein nur als spacig zu umschreibender Sound, mit dem massive Echo-Wände realisiert und allerlei Befremdendes angestellt werden kann; wunderbar geeignet zum Experimentieren.
Twin Delay
Das Twin Delay vereint praktischerweise zwei Delays in einem. Beide Kanäle des Twin Delay lassen sich getrennt voneinander einstellen, wodurch sich besonders schöne Stereo-Effekte erzeugen lassen.
Octaverb und Iceverb
Das Octaverb hat seinen Namen von den acht möglichen Einstellungen, welches dieses early Reverb Modul bereithält. Und das Iceverb hat seinen Namen durch seine buchstäblich kühlen klang verdient. Beide Halleffekte sind als durchweg trocken zu bezeichnen und sehr spezielle und damit wiederum zum Experimentieren sehr geeignet.
Control Room
Das Herzstück in Guitar Rig 4 Kontrol und deshalb besonders hervorzuhebendes Merkmal, ist die Control Room Funktion. Diese ist eine Erweiterung und Variante der vorhandenen „Cabinets & Mics“ Funktion. Im Control Room wählt man zwischen fünf verschiedenen Boxen und kann dann, ähnlich einem Mischpult, acht der bekanntesten Mikrophone je nach Belieben anteilig zumischen.
Was dabei herauskommt ist nicht nur ein überaus überzeugendes Klangerlebnis, sondern auch eine ganz individuelle Note, die man real nur sehr aufwendig produzieren könnte. Besonders Control Room bringt Guitar Rig 4 Kontrol einem Klang, wie man ihn von einem realen Aufnahme hinterher im Mix kennt, ein ganzes Stück dichter dran.
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Guitar Rig 4 Kontrol Test-Fazit
In der Praxis mit dem Native Instruments Guitar Rig 4 Kontrol sind Zusammenstellungen und Sounds mittlerweile schnell erledigt, der neuen Übersichtlichkeit sei Dank. Leider fällt aber auch bei dieser Musiksoftware die starke Prozessorlast ins Auge. Mit meinem gut ausgestatten Audio Computer mit einer ordentlichen Portion Hauptspeicher konnte ich zwar problemlos mehrfache Instanzen von Guitar Rig 4 aufmachen, ohne das irgendwelche Aussetzer sich bemerkbar machten. Auf meinem Laptop mit vergleichsweise schwachen 1,7 MHz und „nur“ 1 GB Hauptspeicher hingegen stand das System schon auf arg wackeligen Füßen und kratzte ordentlich.
Der Sound ist fast durchweg als hervorragend zu bezeichnen, lediglich beim Wah Wah liesse sich noch nachbessern. Zwar kann man auch hier alle möglichen Parameter beeinflussen, doch die Charakteristika eines VOX oder echten Cry Babies warten bis heute auf eine überzeugende Simulation.
Das RIG Kontrol ist wunderbar praxistauglich, doch eigentlich nur denjenigen zu empfehlen, die mit der Software auch einmal live spielen oder ausschließlich Gitarren und Bässe damit aufnehmen möchten. Das RIG Kontrol kann mit der gesonderten Software Controller Editor noch als MIDI Controller in anderen Applikationen eingesetzt werden.
Meiner Ansicht nach bleibt Guitar Rig 4 der ungekrönte König der Amp-Simulatoren und die erste Wahl zur Software basierten Gitarrenaufnahme. Und vielleicht dient GR4 dem ein oder anderen ja auch als Entscheidungshilfe für den nächsten Gitarrenverstärkerkauf.
Features Guitar Rig 4 Kontrol Review
- Hersteller: Native Instruments
- 14 Gitarren und Bass Amps
- 25 Cabinets
- 48 Effekte
- 9 Mikrofone
- Tuner, Metronom und 2 Tape Decks
- Loop Maschine für kreatives Jammen
- Rig Kontrol: 8 zuweisbare Schalter, Fußpedal, integriertes 192kHz/24-bit USB 2.0 Audio Interface mit internen Gitarrenvorverstärkern
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