MOTU MicroBook II Testbericht
Kleines Audio Interface auch fein?
Von Felix Baarß
MOTU MicroBook II Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Feines kleines Audio Interface. Kompaktes, klanglich überzeugendes USB Audio Interface mit geringer Latenz und guter Software.
PRO
- Gute bis sehr gute Wandler und Vorverstärker
- Sehr niedrige Latenzen möglich
- Äußerst kompaktes Format
- Robustes, aber relativ leichtes Metallgehäuse
- Feine Mixer-Software mit umfangreichen Analysewerkzeugen
- Beachtliche Software-Beigabe
CONTRA
- Gewöhnungsbedürftige Drehscheiben
- Klinkenbuchsen nicht mit dem Gehäuse verschraubt
- Kein An-/Ausschalter
Für wen?
Ambitionierte Einsteiger im Homerecording und fortgeschrittene Musiker.
Was ist es?
Das MOTU MicroBook II ist ein kleines USB Audio Interface für den Desktop, das den mobilen Ansprüchen im Homerecording genügen will. Im Metallgehäuse des kleinen Gadgets stecken Eingänge für ein Mikrofon, zwei Line-Quellen und ein hochohmiges Instrument (E-Gitarre oder E-Bass. Ein Hauptausgang, ein Line-Out, einmal S/PDIF und ein Kopfhörerausgang stehen zur Verfügung. Du kannst über alle Ein- und Ausgänge gleichzeitig aufnehmen und wiedergeben.
Eine Wortbreite von bis zu 24 Bit ist möglich, während die maximale Sample-Rate 96 kHz beträgt. Die ASIO-Treiber (jene, die die niedrigste Latenz versprechen) gibt es für Mac OS X sowie für Windows Vista und Windows 7. Die Mixer-Software CueMix FX bietet einen parametrischen 7-Band-EQ und einen konventionellen Kompressor, beide hardware-basierten DSP-Effekte arbeiten latenzfrei.
Zwei Vollversionen liegen der Packung bei – Das Notensatzprogramm MakeMusic Finale NotePad 2012 und die DAW-Software MOTU AudioDesk, letztere ist lediglich unter Mac OS X lauffähig.
ANZEIGE
MOTU MicroBook II Test
Eingänge
PASSEND DAZU
- PreSonus Quantum: Thunderbolt Interface mit CV/Gate Outputs
- Tascam US-1×2: Kleines Audio Interface [Video]
- SPL Phonitor x: Umfangreicher Kopfhörerverstärker
- MOTU Track16: Desktop Audio Interface mit minimalistischem Design
- Tascam US-125M Testbericht: Audio Interface & Mixer für Karaoke, Live Streaming & Co.
- Mikrofon (XLR)
- Hi-Z (6,3 mm)
- Line (6,3 mm, symm./unsymm.)
- Line (3,5 mm, unsymm.)
Ausgänge
- Line (6,3 mm, symm.)
- Line (3,5 mm, unsymm.)
- Kopfhörer (6,3 mm)
- S/PDIF (Cinch, koaxial)
Erster Eindruck
Der Lieferumfang ist schnell überblickt, neben dem Gerät gibt es ein kleines in deutscher Sprache vorliegendes Handbüchlein (hurra!), ein USB-Kabel, zwei CDs mit den Treibern, Dokumentationen in weiteren Sprachen, diversem Krimskrams und – das ist schon interessanter – das Notensatzprogramm MakeMusic Finale NotePad 2012 sowie der DAW-Software MOTU AudioDesk. Auf diese Programme möchte ich nicht näher eingehen, das wäre Stoff für einen eigenen Testbericht; es soll lediglich angemerkt werden, dass diese Beigaben einen sehr willkommenen Bonus darstellen, der das Paket für ambitionierte Einsteiger so richtig rund macht.
Das Design ist schlicht; auffällig ist vor allem, dass dieses Gerät ganz klar zu den kleinsten Audio Interfaces am Markt zählt, zumindest relativ zu den beachtlichen Anschlussmöglichkeiten gesehen. Das Metallgehäuse in mattschwarzem Look fühlt sich gut an, ist sauber konstruiert und trägt zur Robustheit des Geräts bei. Vier kleine Gummifüßchen zum Aufkleben eignen sich, um das MicroBook II rutschfester und oberflächenschonender zu machen. Mein kritischer, manch einer meint vielleicht notorischer nörgelnder Blick fällt jedoch auf die Klinkenbuchsen des Geräts. Diese sind nämlich allesamt nicht fest mit dem Gehäuse verbunden.
Treiber
Um den Treiber für das MOTU MicroBook II installieren zu können, brauchst Du Mac OS X (ab Version 10.5.6) oder Windows Vista bzw. Windows 7; für beide Windows-Versionen steht auch eine 64-Bit-Version bereit. In Ermangelung eines Rechners mit Windows XP konnte ich nicht testen, ob die an vereinzelten Stellen (z.B. im HTML-Supplement zum Handbuch) erwähnte generelle Kompatibilität der MOTU-Interfaces mit dem in die Jahre gekommenen Microsoft-Oldie auch im Falle des MicroBook II gewährleistet ist.
Der Treiber steht nur in einer vereinheitlichten, relativ umfänglichen Datei zur Verfügung, die die Treiberdaten aller Audio Interfaces des Herstellers beinhaltet. Um auf der Website von MOTU zum Download zu gelangen, brauchst Du ein Benutzerkonto. Es ist jedoch nicht nötig, so ein Aufhebens darum zu machen, denn beim deutschen Vertrieb Klemm Music Technology kannst Du die Datei auch ohne Registrierung herunterladen. ;) Die Installation dieses Treibers inklusive der Mixing-Software CueMix FX (siehe unten) ging fix und problemlos vonstatten.
Vorderseite
Vorne links befindet sich der XLR-Eingang, an den Du dein Mikrofon anschließen kannst. Dank zuschaltbarer Phantomspeisung (48 Volt) lassen sich auch Kondensatormikrofone betreiben. Auch an ein schaltbares Pad, also eine Funktion zur Absenkung der Mikrofoneingangsverstärkung um 20 dB, wurde gedacht. Die Buchse macht einen ordentlichen Eindruck und ist mit zwei Schrauben am Gehäuse befestigt.
Der hochohmige Gitarreneingang, wie üblich in 6,3-mm-Klinkenausfertigung, liegt zentral. Ganz rechts noch der Kopfhörerausgang, der gerade noch genug Saft liefert, um auch Kopfhörer mit sehr hohen Impedanzen laut zu fahren. Das war’es schon mit der Vorderseite. Über die Qualität der Klinkenbuchsen habe ich ja schon bei meinen ersten Eindrücken gesprochen.
Oberseite
Bei einem Desktop Audio Interface bietet es sich an, auch auf der Oberseite Bedienelemente anzubringen. So finden sich hier knuffige LED-Ketten zur Anzeige der Pegel – jeweils nur dreistufig für Line In, Main Out und Line Out und immerhin mit vier LEDs für den Mikrofon- und den Gitarreneingang. Die gebräuchliche Farbgebung grün → orange → rot für zunehmende Pegelstärken ist auch hier zu finden, was die Signalwirksamkeit der ansonsten unauffälligen kleinen Leuchtdioden erhöht. Für ein Audio Interface dieser Klasse ist diese Sektion durchaus respektabel, zumindest aber als ausreichend zu bezeichnen.
Statt einen gewöhnlichen Poti zu verbauen, wie es wohl 99% aller anderen Hersteller getan hätten, setzt MOTU hier auf zwei Drehscheiben mit einem Durchmesser von etwa drei Zentimetern. Sie laufen endlos, haben daher keinen Trennstrich, der anzeigt, wie die Lautstärke gerade eingestellt ist. Obwohl das in der Praxis keine nennenswerten Nachteile mit sich bringt, schmeckt mir die Sache nicht so sehr. Ich möchte eben wissen, woran ich bin. Zudem sind die Scheiben für meinen Geschmack etwas zu leichtgängig. Allerdings nicht so, dass es die zuverlässige Bedienbarkeit des Geräts beeinträchtigt. Und nicht zu vergessen: Die Endlosregelung ist unter dem Gesichtspunkt der bidirektionalen Kommunikation zwischen CueMix FX (siehe unten) und der Hardware als sinnvoll einzustufen.
Das Pad und die Phantomspeisung schaltest Du zu, indem Du die Drehscheibe für den Mikrofonpegel drückst bzw. für etwa zwei Sekunden gedrückt hältst – ja, die unorthodoxen Bedienelemente verfügen auch über eine Druckknopffunktion. Bei der Drehscheibe, die für die Ausgangslautstärke zuständig ist, bewirkt der Druck ein Umschalten zwischen der Kontrolle von Main . Zunächst war ich nicht so wirklich überzeugt von dem Bediengefühl dieser Kombilösung, mein Gusto tendiert stets zu dedizierten Schaltern. Andererseits hat dieses Design auch seinen minimalistischen Charme und eine gewisse Eleganz, da es dadurch möglich wird, tatsächlich nur mit den zwei Drehscheiben für die komplette Bedienung der Hardware auszukommen.
Rückseite
Rückseitig ist deutlich mehr los. Von links nach rechts: Den Anfang macht die USB-Buchse; wie schon erwähnt, genügt die USB-Verbindung, um das Gerät mit Strom zu versorgen. An dieser Stelle möchte ich mit einem leisen Zähneknirschen anmerken, dass es keinen An-/Ausschalter gibt.
Daneben befindet sich der koaxiale S/PDIF-Ausgang. Es folgen die Line-Eingänge. Neben den zwei großen 6,3-mm-Klinkenbuchsen steht auch ein Miniklinkeneingang für das umstandslose Einstöpseln von MP3-Playern zur Verfügung. Die eingespeisten Signale der drei Buchsen werden übrigens zusammengeführt und als Stereo-Input-Kanal 3-4 behandelt, was nicht dramatisch ist, da die Miniklinke eh nur als nette Dreingabe zu verstehen ist.
Bei der Zusammenstellung der Ausgangsbuchsen sieht es genauso aus wie bei den Line-Inputs, allerdings bekommt der als Miniklinke ausgeführte Line-Out einen eigenen Output-Kanal 3-4. Fehlt nur noch der erneute Hinweise auf meine Ausführungen zu der Qualität der Klinkenbuchsen am Anfang dieses Testberichts.
CueMix FX
MOTU hat sich entschieden, dem neuen Mikrobuch die erweiterte Mixer-Software CueMix FX beizulegen. Hier wurde draufgesattelt, schließlich wurde selbst beim großkalibrigeren MOTU Audio Express bis vor Kurzem nur CueMix, also die Variante ohne Kompressor und Equalizer mitgeliefert.
Die Mixer-Software CueMix FX ermöglicht das Erstellen von vier unabhängigen Stereo-Mixen, die aus beliebigen Zusammenstellungen von Eingängen konstituiert sein und an Ausgangskombinationen deiner Wahl gesendet werden können. Auf allen Eingängen, Ausgängen oder Mix-Bussen kannst Du separate Einstellungen für den parametrischen 7-Band-EQ und den konventionellen Kompressor tätigen; beide hardware-basierten DSP-Effekte arbeiten latenzfrei. Das nenne ich mal Flexibilität – für ein auf den ersten Blick so bescheidenes Audio Interface ist das hervorragend!
Neben dem Tuner zum Stimmen deiner Instrumente stehen auch Tools wie Oszilloskop, Phasendarstellung oder FFT-Analyse zur Verfügung. Für den rechten Bedienkomfort kommen Funktionen wie Undo und Redo, also das Rückgängigmachen und Wiederherstellen einzelner kleiner Reglerjustierungen oder Knopfdrücke, sehr gelegen. Komplette Konfigurationen aus allen Einstellungen in CueMix FX lassen sich speichern und laden.
Das soll als Eindruck von CueMix FX genügen; so viel lässt sich sagen: Hier dürften kaum Wünsche offen bleiben.
In der Praxis
Unser Testsystem bestand aus einem Rechner mit einem Prozessor vom Typ Intel Core i7 3690x (3,3 GHz), auf dem Windows 7 (64 Bit) läuft; es handelt sich übrigens um den delamar Audio Computer 2012. Das für unsere Zwecke genutzte Projekt schluckt auf diesem circa 25% der CPU-Leistung.
Was die Praxis betrifft, konnte das MOTU MicroBook II überzeugen: PreSonus Studio One 2 zeigte einen kumulierten Wert von exakt 8 Millisekunden (Input: 2 ms, Output: 6 ms) bei der niedrigsten möglichen Puffergröße von 96 Samples mit 48 kHz und 32 Bit – die Wiedergabe des Sounds verlief immer noch absolut störungsfrei. Und unser Messprogramm RMAA gibt die kumulierte Latenz aus Eingangs- und Ausgangsverzögerung mit 11 Millisekunden an – ein in dieser Preisklasse sehr guter Wert. Während des Tests liefen die Treiber zu 100% stabil.
Im Klangtest zeigte sich, dass das MOTU MicroBook II auch mit den Platzhirschen mitröhren kann. Im Vergleich mit unserem deutlich teureren RME Fireface 800 war vor allem eine leichte Unterbetonung der Monomitte zu hören, die klangliche Präsenz im Zentrum des Stereobilds war unterrepräsentiert. Auch die räumliche Abbildung und Tiefenstaffelung konnten nicht ganz mithalten. Die weiterhin gefundenen Unterschiede, etwa subtile Abweichungen im Frequenzgang, können als unerheblich für die Bewertung der Klangqualität angesehen werden. Wie immer möchte ich betonen, dass es sich um feine Nuancen handelt, die mit vielen niedrig ausgepreisten und selbst mit einigen Mittelklasse-Studiomonitoren wahrscheinlich kaum bis gar nicht hörbar sind. Kurzum: Hier bekommst Du tollen Sound für wenig Geld, gute Mixe sind ganz klar möglich.
Unterstütze unsere Arbeit mit einem Kauf bei Thomann*
* Affiliate Link: Du bezahlst den normalen Preis und wir erhalten eine Provision, wenn Du etwas kaufst. Danke!
MOTU MicroBook II Test-Fazit
Das MOTU MicroBook II ist zwar klein, aber nach allen Erfahrungen, die ich mit dem Gerät machen durfte, ein großer Wurf. Die Klangqualität der Vorverstärker und Wandler braucht einen Vergleich mit kostspieligeren Interfaces nicht scheuen. Die Latenz lässt sich auch bei moderat bis gesteigert CPU-hungrigen Projekten gnadenlos herunterquetschen bis auf Werte, die in dieser Geräteklasse locker mithalten können.
Gemessen an der Zahl der Anschlüsse ist das Gerät superkompakt (ja, es gibt natürlich noch kleinere Audio Interfaces) und es gefällt mir sehr, dass ein Metallgehäuse verwendet wird, kein schnöder Kunststoff. Dabei ist es dennoch recht leicht. Das alles sind beste Voraussetzungen für den portablen Einsatz.
Als sehr bemerkenswert ist die beigelegte Software zu bezeichnen, allen voran der virtuelle Mixer CueMix FX. Da wird auch neben den latenzfreien Effekten noch Einiges geboten, MOTU spielt in dieser Beziehung erneut vorne mit. Nicht vergessen werden sollten die zwei Vollversionen im Lieferumfang – mit AudioDesk und Finale NotePad stehen zwei brauchbare Programme zur Verfügung, die den musikalischen Werkzeugkasten für Einsteiger im Zusammenspiel mit der wie erwähnt fähigen Hardware gut gefüllt hinterlassen.
Von den zwei unorthodoxen Drehscheiben zur Bedienung von Gain und Abhörlautstärke bin ich weniger angetan. Sie funktionieren ordentlich, klar, aber normale Potis mit einem etwas höheren Drehwiderstand hätte ich vorgezogen. Auch meine zwei anderen Kritikpunkte am MicroBook II sind bei der Hardware anzusiedeln: Die Klinkenbuchsen sind nicht mit dem Gehäuse verschraubt, zudem fehlt ein schlichter An-/Ausschalter zur Unterbrechung der USB-Stromversorgung.
Letztendlich ist das, was Du hier für den Preis bekommst, so klar überzeugend, dass die genannten Kritikpunkte lediglich ein halbes Pünktchen von der Maximalwertung abknabbern können. So gibt es in meinem MOTU MicroBook II Testbericht sehr gute viereinhalb von fünf Punkten. Tolles Gesamtpaket!
Features MOTU MicroBook II Review
- Hersteller: Motu
- Audio Interface
- USB 2.0
- 24 Bit/96 kHz
- 4 Eingänge, 4 Ausgänge
- CueMix FX mit latenzfreien Effekten
- MakeMusic Finale NotePad 2012 und MOTU AudioDesk mitgeliefert
PASSEND ZUM MOTU MicroBook II Test