Motu Digital Performer 7 Test
Verbesserter Workflow
Von Paul Tunyogi-Csapo
MOTU Digital Performer 7 Test-Fazit
4.0
DELAMAR
SCORE
Eine umfangreiche DAW.
Die Schnelligkeit gegenüber der Vorgängerversion wurde erhöht. Das On- und Off-Schalten von AU's benötigen kein Neustart der Software mehr. Die neuen Gitarrenamp-Emulationen, die kostenlos in Digital Performer enthalten sind, klingen solide und sind einfach zu erstellen.
PRO
CONTRA
- —
Für wen?
Musiker und Produzenten, die eine umfangreiche DAW mit sehr vielen integrierten Effekten suchen.
Was ist es?
Alle Jahre wieder – oder so ähnlich. Auch Motu hat es sich nicht nehmen lassen, in kurzem Abstand die hauseigene DAW (Digital Audio Workstation) Digital Performer auf eine neue Versionsnummer zu heben. Ein Trend, der auch von einigen Mitbewerbern verfolgt wird und der die Frage aufwirft, was denn an ohnehin schon fantastisch ausgestatteten Programmen (hier: Digital Performer 6 Testbericht) wie diesen noch zu verbessern sei.
Wir waren natürlich sehr gespannt auf das Versionsupdate und haben dieses nun für diesen Digital Performer 7 Testbericht genauer inspiziert. Für eine ausführliche Einführung in DP kannst Du den weiter oben verlinkten Testbericht zur Vorgängerversion lesen. Dort sind alle Grundfunktionen beschrieben, im hiesigen Artikel wird es hauptsächlich um die Neuerungen gehen.
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MOTU Digital Performer 7 Test
Die Neuerungen in Motu Digital Performer 7
Mit dem Digital Performer 7 (inzwischen in Version 7.1 vorliegend) hat der Hersteller Motu ein Update auf den Markt gebracht, welches sich allem voran einem verbesserten Workflow widmet. Als ich mir die Neuerungen im Vorfeld zu diesem Testbericht angeschaut habe, war nicht dabei, das mich so richtig aufhorchen ließ. Dieses Update ist sicherlich vor allem an die User von Digital Performer gerichtet, die viel mit dem Programm arbeiten und für die ein bequemeres Arbeiten wichtig ist.
Und auch Neueinsteiger werden von diesem Update profitieren: Gleich zu Beginn möchte ich ein großes Lob für die Hilfe-Suchfunktion aussprechen. Es reicht, ein Wort einzugeben, damit Digital Performer 7 ein eigenes Menüfenster öffnet, in der sich die eingegebene Funktion befindet. Als ob das nicht schon genug wäre, blinkt ein dicker blauer Balken auf und zeigt dem Hilfesuchenden die genaue Position der Funktion im Menüfenster an. Alle, die sich in diese DAW einarbeiten wollen (oder müssen), werden diese Funktion als einen echten Segen empfinden. Das Kennenlernen von Digital Performer 7 wird dadurch so viel einfacher.
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Gitarrenverstärkersimulation in Digital Performer 7
Die vielleicht grössten Neuerungen in DP7 wenden sich an die Gitarristen – aber nicht nur an diese. Zum Beispiel gibt es einen neuen Tuner zum Stimmen der Gitarre. Dieser deckt den Bereich von 400 Hz – 480 Hz ab. Ein einfaches aber sehr nützliches Tool für das Tonstudio, jeden Gitarristen und Bassisten.
Die neue Amp-Simulation „Custom ’59“ kommt in Form eines Plugins daher und widmet sich den beliebtesten Gitarrenverstärkern von Fender und Marshall. Du findest in dieser Gitarrenverstärkersimulation so legendäre Modelle wie den Fender Bassmann, den Marshall JTM 45 oder den weit verbreiteten Marshall JCM800. Im Unterschied zu vielen anderen Plugins und Amp-Simulationen kommt der Custom ’59 aber nicht als „All in one“-Lösung. Das Plugin selbst bietet nur die Verstärkersimulationen. Die Cabinets und Effekte sind allesamt StandAlone-Plugins, die einen eigenen Insert-Slot im Channel belegen. Besonders gelungen finde ich den Custom ’59 in Bezug auf Signalsättigung, das ergibt ein wirklich schönes Klangbild.
Gitarre ohne Effekte
Gitarre mit Custom ’59
Live Room G
Als Ergänzung zum Amp kommt das Plugin „Live Room G“, das Lautsprecherboxen emuliert. Es kommt mit fünf unterschiedlichen Speaker-Emulationen und ist sehr gelungen, wie ich finde. Mit einem geschickten Panning der drei unterschiedlichen Mikrofonpositionen sind nun auch fette, massige Gitarrenwände einfach zu produzieren. Phasenauslöschungen waren gestern.
Weiterhin findest Du in diesem Plugin einen Mixer und unterschiedliche Mikrofonmodelle der üblichen Verdächtigen. Über die Solo und Mute Funktionen lassen sich sogar die Raumanteile so stark herausarbeiten, dass ein zusätzlicher Halleffekt fast schon überflüssig wird. Über den 3-Band Equalizer je Kanal lässt sich das Signal nochmals den eigenen Klangvorstellungen entsprechend anpassen.
Ohne Live Room G
Mit Live Room G
Bodeneffektgeräte in Digital Performer 7
Bei den Bodeneffektgeräten hat sich Motu bei diesem Update nicht lumpen lassen. Insgesamt neun Tretminen hat der Hersteller emuliert: Tube Wailer, D Plus, DeltaFuzz, Diamond Drive, RXT, ÜberTube, Analog Chorus, Wah Pedal und das Inteligent Noise Gate. Diese Gitarreneffekte sind nicht nur für Gitarristen interessant, denn der Klang ist durchweg gut und universelle einsetzbar.
Gitarre mit Custom ’59 und Wah Pedal
Gitarre 2 nur mit Custom ’59
Gitarre 2 mit Diamond Drive
Gitarre 2 mit Analog Chorus
Von diesen Effekten sind für mich der Analog Chorus und der Diamond Drive zwei echte Highlights. Auch Keyboarder sollten bei diesen beiden Effekten aufhorchen, denn der Analog Chorus auf einem Rhodes lässt wahren Vintagesound aufkommen. Ansonsten können diese Effekte gerade bei unverzerrten Gitarrenklängen punkten – gerade gegenüber den Mitbewerbern. Noch am Rande bemerkt sei, dass das Intelligent Noise Gate mich vor allem mit weichem Gaten von Audiomaterial überzeugen konnte.
Der Channel Strip in Digital Performer 7 (Testbericht)
Seit der Version 7 können sowohl Equalizer als auch Kompressor direkt im Channelstrip angezeigt werden. Damit können nun alle wichtigen Parameter direkt aus der Channelstrip-Ansicht heraus verändert werden und müssen nicht, wie früher, separat aufgerufen werden. Die Oberfläche ist an der neuen Audio Interface Serie MK3 des Herstellers angelehnt.
Um sich beide im Channelstrip anzeigen zu lassen, wird auf das kleine Dreieck oben rechts geklickt. Hier kann der Nutzer sich selbst aussuchen, welche Elemente im Mixer für das Abmischen angezeigt werden sollen, sehr schön.
Am Rande sei erwähnt, dass ab Version Digital Performer DP 7.1 sowohl Audio Units als auch die hauseigenen MAS-Plugins (Motu AudioSystem) mit einer Sidechaining-Funktion ausgestattet wurden. Diese Ergänzung wird sicherlich nicht nur Freunden von elektronischer Musik gut gefallen, erlaubt sie doch allerlei Ducking-Effekte gleich onboard.
Unterstützung für Wave 64 Broadcast Format
Eine richtig tolle Angelegenheit ist das Wave64 Broadcasting Format, das seit Digital Performer 7 unterstützt wird. Es handelt sich hierbei um den Standard im Rundfunk und erlaubt die Aufnahme von Dateien mit mehr als 4 GB Grösse. In der Vergangenheit bedeutete dies, dass bei einer Samplingauflösung von 16-bit und 44 kHz etwa 6 Stunden und 45 Minuten aufgezeichnet werden konnten.
Im Rahmen der Entwicklung des Multichannel (5.1 Surround) Recording führte die Firma Sony im Jahr 2003 das neue Format Wave64 File ein. Überschreitet man bei der Aufzeichnung von Audio die 4 GB Grenze in Digital Performer 7, so stellt sich das Musikprogramm automatisch um. Eine Monoaufnahme kann jetzt bis zu 865 Stunden lang sein, was in etwa 36 Tagen entspricht. Bei einer 5.1 Aufnahme mit entsprechend vielen Kanälen sind es dann immerhin noch 66 Stunden. Mehr als genug für den Hausgebrauch, nicht wahr?
Noteneditor, Autosave und weitere Neuerungen in Digital Performer 7
Eine weitere Neuerung der aktuellen Version von DP ist die Option, Texte im Quickscribe Menü einzufügen. Hierbei können auch die gängigen Schrifttypen verwendet werden, die auch in den Schreibprogrammen zur Verfügung stehen. Was zunächst vielleicht gar nicht für diesen Digital Performer 7 Testbericht erwähnenswert scheint, ist auf den zweiten Blick aber doch sehr interessant. Denn die Eingabe ist sehr intuitiv gestaltet. Nach der Eingabe einer Silbe wird die Leertaste gedrückt und schon öffnet sich das Textfeld unterhalb der nächsten Note und ruckzuck ist auch diese Silbe eingegeben. Sehr einfach, sehr intuitiv, sehr im Sinne eines guten Workflows.
Der Workflow wird auch durch die neue Funktion „Autosave“ erleichtert. Dem Nutzer bleibt hierbei überlassen, ob das Dokument selbst oder eine Kopie desselben nach zwei Minuten automatisch gesichert werden soll. Natürlich kann auch das Zeitintervall frei gewählt werden. Aktiviert wird diese lange überfällige Funktion übrigens unter Preferences/Dokument. Eine feine Angelegenheit.
Für Musiker, die mit zwei Bildschirmen arbeiten, steht nun die Möglichkeit zur Verfügung, den „Counter“ aus dem Transportfeld so groß anzeigen zu lassen wie gewünscht. Weiterhin sehr nützlich ist eine Funktion, die Mitbewerber Logic bereits einführte: Wenn alle Inserts mit Plugins ausgeschöpft sind, fügt Digital Performer 7 einen weiteren Insert-Slot hinzu. Insgesamt können pro Channelstrip bis zu 25 Inserts auf diese Weise genutzt werden.
Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass die meistgenutzten Funktionen in Digital Performer 7 aus jedem Bearbeitungsfenster heraus aufgerufen werden können, ohne dieses hierfür verlassen zu müssen. Das spart enorm Zeit und hilft beim täglichen Arbeiten mit dem Programm.
Die Verbesserungen in Sachen Workflow sprechen für sich, wie ich oben bereits ausgeführt habe. Und wer viel mit Digital Performer 7 arbeitet wird dieses Update sicherlich sehr zu schätzen wissen.
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MOTU Digital Performer 7 Test-Fazit
Auf meinem Mac mit Version 10.6.02 läuft Digital Performer 7 wirklich sehr schnell. Die Plugins öffnen sich schneller als noch in der Vorgängerversion und es macht wirklich Spass mit diesem Musikprogramm zu arbeiten. Das An- und Abstellen von Audio Units ist jetzt auch ohne Neustart des Programms möglich. Mit Drittanbieter Plugins gibt es ab und zu noch Schwierigkeiten, aber das liegt eindeutig daran, dass das Betriebssystem Snow Leopard noch relativ jung ist. Wenn jetzt noch die hauseigenen MAS-Plugins einen eigenen Ordner bekämen, wäre ich vollends zufrieden mit dem Handling von Plugins in DP7.
Die Idee, das aktuelle Bearbeitungsfenster nicht mehr so häufig verlassen zu müssen, ist einfach grandios. Vielleicht kann die neue Gitarrenverstärker-Emulation nebst Effekten nicht mit den Standalone-Produkten anderer Hersteller konkurrieren – dafür sind diese aber kostenlos in Digital Performer 7 enthalten. Zudem erlauben sie einen soliden Klang schnell und unkompliziert zu erstellen.
Eine Sache, die mich stört, ist die Tatsache, dass ich jedes Mal beim Starten eines neuen Projekts den Klick des Metronoms in den Preferences erneut aktivieren muss. Das dürfte aber wohl nur ein kleiner Bug sein, der sich leicht beheben lässt.
Es bleibt dabei: Digital Performer 7 ist eine ausgewachsene DAW, die ihresgleichen sucht und für die ich eine Kaufempfehlung uneingeschränkt herausgeben kann. Und für wen bietet sich ein Update von Digital Performer 6 an, das mit 199,- Euro zu Buche schlägt? Diese Frage ist weitaus schwieriger zu beantworten. Denn so richtig viele oder richtig bahnbrechende Neuerungen bringt DP7 nicht mit. Es handelt sich vielmehr um ein „Luxusupdate“, das sich der geneigte Musiker anschaffen kann, aber vielleicht nicht unbedingt muss.
Features MOTU Digital Performer 7 Review
- Hersteller: Motu
- Unterstützung von Wave64 Broadcast Format
- Autosave-Funktion
- 9 emulierte Bodeneffektgeräte
- 5 Lautsprecher-Emulationen
- Amp-Simulation Custom '59
- Mac OS X 10.5 kompatibel
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