MOTU Audio Express Testbericht
Audio Interface für FireWire & USB
Von Felix Baarß
MOTU Audio Express Test-Fazit
4
DELAMAR
SCORE
Gutes Interface für flexibles Routing. Flexibles Audio Interface für FireWire & USB mit der Möglichkeit zur Kaskadierung.
PRO
- Gute Wandler und Vorverstärker
- Gute Mixer-Software mit schönen Extras
- Kopfhörervorverstärker mit sehr viel Wumms
- Kaskadierbar mit anderen Interfaces von MOTU
- Rackohren für dem Einbau in ein 19-Zool-Rack mitgeliefert
CONTRA
- Durchschnittlich verarbeitete, eng beieinander liegende Potis
- Anschlüsse nicht mit dem Gehäuse verbunden
Für wen?
Musiker & Produzenten im Bereich Homerecording
Was ist es?
Das MOTU Audio Express ist ein Audio Interface für die Schnittstellen USB 2.0 und FireWire 400. So wird sichergestellt, dass das Gerät mit praktisch jedem Audio Computer verbunden werden kann. Die Signalqualität reicht bis 24 Bit/96 kHz.
Zwei kombinierte Eingänge für Mikrofone oder hochohmige Instrumente wie E-Gitarren und E-Bässe stehen zur Verfügung, dazu kommen ein Stereoklinkeneingang und ein S/PDIF-Input. Außerdem sind Eingänge für MIDI und ein Fußpedal vorhanden. Ausgänge gibt es für MIDI, zwei Stereoklinken, S/PDIF und Kopfhörer.
Die mitgelieferte Mixer-Software CueMix bietet Kontrollmöglichkeiten für alle Eingangs-/Ausgangskanäle und Werkzeuge zur Signalanalyse. Das Audio Express lässt sich mit anderen Audio Interfaces von MOTU verbinden, um noch mehr Ein- und Ausgänge zur Verfügung zu haben.
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MOTU Audio Express Test
Eingänge
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- 2x kombiniert Mikrofon-/Instrumenteneingang (XLR/6,3 mm Klinke)
- 2x Line (6,3 mm Klinke)
- S/PDIF
- MIDI
Ausgänge
- 4x Line (6,3 mm Klinke)
- S/PDIF
- MIDI
Erster Eindruck
Das Gehäuse besteht aus zwei miteinander verschraubten schwarzen Metallhälften, dessen Oberflächen leicht aufgerauht sind. Sie hinterlassen einen ordentlichen Eindruck. Bei einem Audio Interface laden mich die Drehregler immer als erstes dazu ein, mit ihnen zu spielen – abgesehen davon, dass sie ziemlich klein geraten sind, sitzen sie nicht fest und wackeln leicht hin und her. Dafür ist es erfreulich, dass sie in festen Abstufungen vor sich hin rattern; zudem gibt es sofort ein visuelles Feedback über die farbigen LED-Pegelanzeigen rechts daneben.
Der Kopfhörerausgang ist irrwitzig laut – ich empfehle eindringlich, einen Kopfhörer mit hoher Nennimpedanz zu nutzen.
Vorderseite
An der Vorderseite gibt es neben dem Kopfhörerausgang keinerlei Inputs oder Outputs. Links angefangen und über die Mitte hinaus erstreckt sich eine Reihe von sieben Drehreglern zur Kontrolle der Lautstärken, von deren Eigenheiten ich weiter oben schon berichtete. Von links nach rechts: Mikrofon 1 und 2, Line 1 und 2, S/PDIF, Hauptausgang und Kopfhörer.
Die Mikrofondrehregler sind multifunktional bedienbar – wenn Du sie wie einen Knopf drückst, wird das Pad von -20 dB aktiviert und wenn Du sie gedrückt hältst, schaltest Du die Phantomspeisung zu. Ich bin kein Fan dieser Lösung, aber was soll’s, es funktioniert.
Mit dem Mix-Regler kannst Du die Lautstärke und das Panning der vier Ausgänge (Main Out, Analog Outs, S/PDIF und Kopfhörer) separat regulieren, wobei Du hier mit einer Kombination aus kurzem Drücken, Gedrückthalten und Drehen operieren musst. Schade, denn so wird die Bedienung manchmal etwas fummelig. Allerdings ist die Möglichkeit zu loben, vier separate Mixe zu kontrollieren. Auf diese Weise kannst Du bei einem Auftritt die unterschiedlichsten Ausgabegeräte einzeln aussteuern – beispielweise eine PA-Anlage, Bühnenmonitorboxen, einen Kopfhörer und den digitalen Ausgang, an den Du etwa ein Effektprozessor oder einen Recorder anschließen kannst.
Schließlich noch der Poti ganz rechts, für den es drei Modi zur Kontrolle der Lautstärke gibt, wiederum umschaltbar per kurzem Tastendruck: Kopfhörer, Kopfhörer plus Main Out oder Main Out allein. Zum Ein- und Ausschalten des Audio Express musst Du diesen Regler gedrückt halten.
Rechts neben den Reglern befindet sich eine umfangreiche Sammlung von LEDs, die die verschiedensten Einstellungen visualisieren. Angezeigt wird der derzeitig eingestellt Mix-Kanal, die Phantomspeisungen, Pads und Aufnahmepegel für die beiden Kombieingänge, die Pegelanzeigen für den Haupt- bzw. die übrigen analogen Ausgänge sowie die eingestellte Sample-Rate. Die Beschriftung ist sehr klein, zudem sind all diese LEDs auf engstem Raum zusammengepfercht. Es könnte also übersichtlicher sein, doch immerhin kannst Du so praktisch alle Einstellungen auf einen Blick ablesen.
Rückseite
Auf der Rückseite hätten wir zunächst den Eingang und den Ausgang für MIDI-Geräte. Gleich daneben befinden sich der Input und Output für S/PDIF, gefolgt von der Buchse für das Netzteil, dem USB-Port (USB 2.0 mit 480 MB/s) und dem FireWire-Anschluss (FireWire 400 mit 400 MB/s).
Der FireWire-Port dient übrigens auch zur Stromversorgung dienen kann – wenn Du das Audio Express über per USB mit deinem Rechner verbindest, musst Du zusätzlich das Netzteil nutzen. Beide Verbindungstypen senden sowohl Audio- als auch MIDI-Daten .
In der Mitte sind die analogen Ausgänge für den Main Out sowie die Line-Outputs und -Inputs. Diese Anschlüsse liegen jeweils als Paare großer Klinkenbuchsen vor, also stets mit eigenen Ausgängen für den linken und den rechten Kanal. Dazu gesellt sich ein Fußschaltereingang. Hier gibt es in puncto Verarbeitungsqualität klare Abzüge: Die Anschlüsse sind nicht fest mit dem Gehäuse verbunden, sondern nur auf die Platine gelötet. Das habe ich bei vergleichbar ausgepreisten Audio Interfaces schon besser gesehen.
An die kombinierten XLR-/Klinkeneingänge lassen sich Du Mikrofone, Line-Geräte wie Keyboards oder Synthesizer sowie hochohmige Instrumente, also E-Gitarren und E-Bässe anschließen. Fein: Die XLR-Buchsen lassen sich verriegeln, so dass der Stecker deines Mikrofons nicht herausrutschen kann. Das wäre vor allem bei Live-Performances tödlich. Für beide Eingänge kannst Du über die zwei entsprechenden Drehregler mit Druckfunktion Phantomspeisung (48 V) und ein Pad (Absenkung der Eingangslautstärke um 20 dB) zuschalten.
Sämtliche Buchsen sind vergoldet, wie auch der Kopfhörerausgang an der Vorderseite.
Firmware, Treiber und Mixer-Software
Bei der Installation der Software verlasse ich mich nicht darauf, dass die mitgelieferte Treiber-CD auf dem aktuellen Stand ist. Also besuche ich die Website von MOTU, erstelle ein Benutzerkonto und lade mir die neuesten Treiber sowie die aktuelle Firmware herunter. Letztere benötigt die Verbindung per USB, um aktualisiert zu werden. Gesagt, getan. Doch die Software für das Firmware-Update beteuert, dass das Audio Express nicht angeschlossen wäre. Hmm. Ich forsche nicht weiter nach und belasse es bei der Installation der Treiber. Die geht zügig vonstatten und bereitet keine Probleme.
Weiter geht’s mit der Mixer-Software CueMix, die unter Windows und Mac OS X lauffähig ist. Alle Funktionen, die dir über die Bedienelemente auf der Vorderseite des Audio Express zur Verfügung stehen, kannst Du auch mit CueMix steuern – und mehr. Ob Eingangs- oder Ausgangslautstärke, Panning, Mono-/Stereoschaltung, Solo, Mute (Stummschaltung), Phasenumkehr, Pad oder Phantomspeisung, hier hast Du alles in der Hand. Die graphische Benutzeroberfläche ist für meinen Geschmack zwar etwas zu sehr auf virtuell-analog getrimmt, aber dennoch passabel ablesbar.
Du kannst verschiedene Konfigurationen als Voreinstellung abspeichern und bei Bedarf schnell aufrufen. Auch Optionen zum Rückgängigmachen und Wiederherstellen von Einstellungen sind vorhanden. Prima.
Die Pegeldarstellung, die gleich neben dem Fader jedes Mixer-Kanals zu finden ist, reagiert erfreulich schnell. Für die weitergehende Begutachtung der Signale stehen unter anderem eine FFT-Analysewerkzeug und ein Oszilloskop zur Verfügung. In dieser Variante der Software gibt es keine Effekte – Kompressor, Equalizer oder Hall wirst Du hier vergeblich suchen.
Dafür ist ein virtuelles Stimmgerät ist mit an Bord. So kannst Du etwa deiner deiner Gitarre die richtigen Töne beibringen, wenn Du noch keinen Tuner dein eigen nennst.
In der Praxis
Sehr zu loben sind die mitgelieferten Passstücke, mit denen Du zwei Audio Interfaces von MOTU nebeneinander in ein 19-Zoll-Rack einbauen kannst.
Leider ist die gedruckte Anleitung nur in englischer Sprache beigelegt worden. Dafür ist sie dank gutem Schriftsatz und reichhaltiger Bebilderung gut zu lesen.
Bei meinen Tests unter Windows 7 ließ sich der Puffer bei 44,1 kHz problemlos auf 192 Samples reduzieren, ohne dass es einen Schluckauf, Stottern oder Störgeräusche gab. Das entspricht einer Latenz von 8,7 Millisekunden – ein ordentlicher Wert, der keine Probleme beim Musizieren bereiten sollte.
Die DA-Wandler sind von bemerkenswerter Güte. Im Vergleich zum unserem Referenzgerät, dem mehr als dreimal so kostspieligen RME Fireface 800, ist nur ein kleiner Unterschied in der Wiedergabequalität festzustellen. Nichts klirrt, nichts rauscht, der räumliche Eindruck ist offen und einladend. Im Bassbereich klingt das Gerät etwas weniger definiert als der Vergleich.
Nach einiger Zeit im laufenden Betrieb schaltete sich das Audio Express mehrmals sporadisch und unangekündigt selbst aus, ohne dass ich unmittelbar davor ein Bedienelement am Gerät betätigt oder an den Einstellungen der Mixer-Software CueFX etwas geändert hatte. Weiß der Teufel, warum das Gerät so zickig reagiert. Bis auf diesen gelegentlichen Schluckauf funktionierte das Audio Express zuverlässig.
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MOTU Audio Express Test-Fazit
Fangen wir mit dem Wichtigsten an – das MOTU Audio Express überzeugt mit dem transparenten, verzerrungsarmen Klang seiner Wandler und Preamps. Sehr schön, dass der Kopfhörerausgang so viel Druck entwickelt, denn dadurch kannst Du auch Geräte mit höherer Nennimpedanz (und damit potentiell höherer Klangqualität) anschließen.
Die Firmware ließ sich bei unserem Testgerät nicht aktualisieren. Dafür verlief die Treiberinstallation problemlos. Die Mixer-Software CueMix lässt sich recht komfortabel bedienen und bietet einige nette Extras wie FFT-Analyse und Oszilloskop, auf Effekte musst Du allerdings verzichten.
Wer sich einen größeren Gerätepark zusammenstellen will, kann das Audio Express mit anderen Interfaces des Herstellers kaskadieren, zudem werden Bauteile zur Befestigung in einem 19-Zoll-Rack mitgeliefert.
Bei der Verarbeitung gibt es Abzüge: Die Eingänge und Ausgänge sind nicht fest mit dem Gehäuse verbunden, vielmehr ragen sie lediglich durch die Aussparungen hindurch. Die Drehregler, über die praktisch alle Funktionen des Geräts zugänglich sind, könnten etwas weiter auseinander liegen – Menschen ohne zarte Fingerchen könnten Probleme bekommen. Auch die Verarbeitung der Potis ist nicht optimal.
Wer damit leben kann, dass die Bedienelemente nicht die Besten sind und ein Audio Interface mit gediegenen Wandlern, flexiblen Monitoring-Möglichkeiten und allen wichtigen Anschlusstypen sucht, findet hier das passende Gerät – der letztendlich gute Gesamteindruck beschert dem MOTU Audio Express vier von fünf Punkten.
Features MOTU Audio Express Review
- Hersteller: Motu
- Audio Interface für FireWire & USB
- 6 Eingänge, 6 Ausgänge
- 24 Bit/96 kHz
- Eigenständiger Mixer
PASSEND ZUM MOTU Audio Express Test