MOTU 828es Test
Flexibel in alle Richtungen
Von Marco Sulek am 29. Oktober 2019
MOTU 828es Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Flexibles Audio-Interface für (Home-)Studio, Bühne und mobile Anwendungen.
Das MOTU 828es hält auf engstem Raum viele Anschlüsse bereit. Seine Bedienbarkeit über die Web-Oberfläche macht es über die Studio-Anwendung hinaus auch für den Live-Betrieb interessant. Dabei arbeiten die Wandler äußerst präzise und neutral.
PRO
- Extrem flexibel einsetzbar
- Neutraler und präziser Klang
- Intuitiv bedienbar
- Echtzeit-Pegel-Metering über die Displays
- Viele Anschlüsse auf engstem Raum
- Über Web-Applikation (fern-)bedienbar
- Hochwertige Verarbeitung
- Ansprechendes Design
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
CONTRA
- Web-Oberfläche reagiert teils träge
Für wen?
Tontechniker, Producer, Musiker
Was ist es?
Das MOTU 828es ist ein universell einsetzbares Audio Interface. Es kann simultan bis zu 28 Eingangs- sowie 32 Ausgangssignale verwalten. Dazu zählen insgesamt zehn am Gerät befindliche analoge Inputs sowie acht analoge Outputs.
Auf nur einer Höheneinheit bietet das MOTU 828es allerhand Funktionen. Seine praktischen Bedienelemente direkt an der Hardware und die Fernsteuerbarkeit via Web-Applikation prädestiniert es für den Einsatz im Projekt- und Homestudio, auf Bühnen sowie für mobile Anwendungen.
MOTU 828es Features
- Audiokanäle: 28 Inputs und 32 Outputs
- Analoge Anschlüsse: 8 x Line-In, 2 x Combi-In, 8 x Line-Out, 2 x Kopfhörer und Main
- Sampleraten: 44,1 kHz, 48 kHz, 88,2 kHz, 96 kHz, 176,4 kHz und 192 kHz
- Anzeige: 2 x Farb-LCD
- Kompatibilität: Windows 7/8/10 und macOS ab 10.8
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MOTU 828es Test
Starke Entwicklung & Web-Interface
Mit dem MOTU 828es hat der Hersteller das Vorgängermodell 828x konsequent weiterentwickelt. In erster Linie wirkt die Front des Jünglings viel aufgeräumter und übersichtlicher. Mitunter können nun bestimmte Features besser über dedizierte Taster aufgerufen werden.
Besonders weiß jedoch der Fakt zu gefallen, dass der Encoder für die Lautstärke nicht mehr winzig klein ist, sondern jetzt eine große Kappe besitzt. Auch der Drehgeber für die Menüführung in der linken Hälfte hat die gleiche Optik. Dies trägt zu einer ansprechenden Symmetrie des Geräts bei.
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Was zudem sofort ins Auge sticht, ist das Display. Dieses stellt Pegel nun viel höher aufgelöst dar als es mit der 4- beziehungsweise 5-LED-Segmentanzeige des 828x ansatzweise der Fall war. Ebenso Einstellungen im Menü lassen sich darüber gut tätigen.
Komplett neu ist beim MOTU 828es die Möglichkeit, das Audio Interface via Web-Applikation fernbedienen zu können. Die neu hinzugekommene AVB-Schnittstelle erlaubt es sogar, das Gerät mit einem WiFi-Netzwerk zu verbinden und es mittels Smartphone- oder Tablet-Browser zu steuern.
Hier ist unter der Haube einiges passiert – doch dazu später mehr. Schauen wir uns erst einmal das schmucke Audio Interface im Detail an.
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MOTU 828es: Erster Eindruck
Schon beim Auspacken fällt eines am MOTU 828es positiv auf: Das Gehäuse besteht aus Aluminium, was das Interface robust und gleichzeitig leicht macht. Mit einem Gewicht von gerade einmal 1,9 kg sucht es in dieser Liga ohnehin seinesgleichen. Nicht zuletzt eignet sich das Gerät somit für den mobilen Gebrauch.
Alle Buchsen und Bedienelemente sitzen fest und wackelfrei im beziehungsweise am Gehäuse. Die Taster fühlen sich gut an und haben einen deutlichen sowie angenehmen Druckpunkt.
Gleiches gilt für die Encoder. Einzig die Rasterung beim Drehen wirkt hier etwas zu grob; die Drehgeber hätte etwa für ein schnelleres Ändern der Lautstärke ein wenig feiner aufgelöst sein können, um nicht so viel kurbeln zu müssen.
Außerdem wäre ein etwas schwerfälligeres Drehverhalten schön gewesen – zumindest bei den beiden großen Reglern. Selbst wenn die Verarbeitungsqualität nichts zu wünschen übrig lässt, hätten Encoder aus schwererem Metall oder gänzlich aus Aluminium einen hochwertigeren Eindruck hinterlassen. Aber dies ist nur Meckern auf hohem Niveau.
Anzeige für Metering
Sehr gelungen sind die beiden LCD-Farb-Displays. Das linke hiervon ist für die Anzeige der Eingangspegel zuständig, das rechte für die der Ausgangspegel.
Betätigt man einen der beiden Eingangs- oder Kopfhörer-Encoder, wird überdies neben dem dB-Wert auch der entsprechende Kanalpegel dargestellt – für die Headphones sogar in stereo.
Über den linken Bildschirm kann das MOTU 828es konfiguriert werden. Mithilfe des linken, großen Endlosreglers funktioniert dies durchaus intuitiv. So kann zum Beispiel rasch die Helligkeit des Displays, die Sample-Rate oder der Clock-Modus angepasst werden.
Ein nettes Detail: Wurde das Menü geöffnet, zeigt das rechte Display nun sowohl Ein- als auch Ausgangspegel an. Zwar jeweils „nur“ auf halber Höhe, aber allzu oft wird man sich im Menü wohl eh nicht wiederfinden.
Bedienbarkeit des MOTU 828es
Für die wichtigsten Funktionen hält das MOTU 828es Bedienelemente direkt an der Front bereit. Und das ist sehr praktisch und erspart oftmals einige Clicks in der Software. So lässt sich entweder zwischen maximal zwei Abhören hin und her schalten, die Monitore muten oder deren Signal monophon ausgeben.
Ebenfalls mit an Bord ist ein Talkback. Hierzu lässt sich entweder das dafür vorgesehene Mikrofon an der Frontblende oder eine andere Signalquelle nutzen, die über die Web-Applikation ausgewählt werden kann. Zum Sprechen muss dann nur noch der Talk-Taster gedrückt werden.
Ein wenig zu hinterfragen ist jedoch die Sinnhaftigkeit des Net-ID-Buttons. Durch Drücken kann man die Netzwerk-Einstellungen des MOTU 828es anzeigen lassen. Dies geht aber gleichermaßen gut mittels zwei Bewegungen am Menü-Regler. Stattdessen wäre an dieser Stelle etwa ein Taster für „Direct Monitoring“ oder ähnliches nützlicher gewesen.
Praktisch am MOTU 828es ist die Möglichkeit, Funktionen via Fußschalter fernbedienen zu können. Denkbar wäre unter anderem, das Talkback zu aktivieren oder einen Punch-In und Punch-Out in der DAW zu steuern. Hierfür gibt es eine eigene Buchse an der Rückseite.
Ferngesteuert
Apropos: Eine ganz neue Welt eröffnet die Web-Applikation des MOTU 828es. Diese lässt sich entweder über einen via USB oder Thunderbolt verbundenen Computer aufrufen oder aber über ein beliebiges Endgerät mit Browser. Für letzteres muss das Audio Interface lediglich mit dem (WiFi-)Netzwerk verbunden sein.
Die Web-Anwendung glänzt mit unglaublich vielen Konfigurationsmöglichkeiten – alleine daüber könnte man einen eigenen ausartenden Testbericht schreiben. Hier finden sich Geräte-Einstellungen, eine ausgefuchste Routing-Matrix sowie ein Mixer mit allen wünschenswerten Spielereien.
Auf der letzten Seite „Touch Console“ wird zudem eine Oberfläche geboten, die speziell für Smartphones und Tablets entworfen wurde. Das macht das MOTU 828es neben seiner Hauptfunktion als Audio Interface ebenso zu einem Rack-Mixer.
Wurde der Jüngling beispielsweise auf der Bühne platziert, kann der Tontechniker mit seinem Endgerät im Publikum herumgehen und den Klang mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln formen.
Der einzige Kritikpunkt am Webinterface ist seine Trägheit. Zumindest in unserem Setup reagierten Fader, Potis und Konsorten nicht in Echtzeit. Ebenso kann das Öffnen einer anderen Seite schon mal mehrere Sekunden dauern.
Analoge Anschlussvielfalt
Rückseitig hält das MOTU 828es je acht Ein- und Ausgänge im Klinkenformat bereit. So lässt sich ideal eine feste Verkabelung mit diversem Outboard-Equipment wie Synthesizer, Ersetzungseffekte und Mikrofonvorverstärker realisieren.
Gerade im heimischen Studio ist es praktisch, vorne zwei Combi-Buchsen zu haben. Nicht nur Mikrofone, sondern auch Instrumente und Line-Quellen können hieran angeschlossen werden. Und das, ohne jedes Mal an der Rückseite umständlich nach den entsprechenden Buchsen suchen zu müssen.
Den beiden Eingängen an der Front sind je ein Gain-Regler sowie ein Pad- und ein Phantomspeisungsschalter zugewiesen. So kann man etwa bei kritischen Pegeln schnell reagieren. Zusätzlich findet sich ein Phasendreher in der Web-Oberfläche.
Zwei Kopfhörerausgänge mit jeweils eigenem Lautstärkeregler betonen einmal mehr die Flexibilität des MOTU 828es. In einer Aufnahmesituation können hierüber Musikern bis zu zwei unterschiedliche Mixes bereitgestellt werden.
Neben den obligatorischen Main-Outs (im XLR-Format) gibt es noch die sogenannten Sends: Über diese werden die beiden Combi-Buchsen-Eingangssignale hinter der Vorverstärkung, aber vor der A/D-Wandlung durchgeschleift.
Hierdurch können auf Pegel gebrachte Signale durch analoge Kompressoren, EQs oder Sättigungseffekte gejagt werden. Für die Digitalwandlung braucht dann nur ein freier Line-Input belegt werden.
Digitale Verbindungen
Verbunden wird das Audio-Interface mit dem Computer entweder über den USB-2.0- oder den Thunderbolt-Anschluss. Die AVB-/Ethernet-Schnittstelle erlaubt es, wie bereits erwähnt, das MOTU 828es mit einem Netzwerk zu verbinden.
In einem LAN lassen sich dann bis zu fünf kompatible MOTU-Interfaces verbinden und quasi wie ein großes Gerät verwalten. Hierzu wird lediglich der separat erhältliche AVB Switch des Herstellers benötigt.
Wem die analogen I/Os am MOTU 828es nicht reichen, der kann sein Setup über zwei ADAT- und eine S/PDIF-Schnittstelle aufrüsten. Dadurch lässt sich das Interface um je bis zu 18 weitere Ein- und Ausgänge erweitern.
Wenn doch irgendwann – beispielsweise für Schlagzeugaufnahmen – mehrere Mikrofone gebraucht werden, braucht man also nur entsprechende Mikrofonverstärker an das MOTU 828es anzuschließen.
Freilich hat das MOTU 828es auch MIDI-In und -Out sowie Wordclock-Buchsen und SMTPE-Time-Code-Anschlüsse (letzteres in analoger Ausführung). Hiermit im Gepäck ist das Interface gleichermaßen für die reine Ton- wie auch für die Video-Bearbeitung konzipiert.
Klang des MOTU 828es
Kommen wir zum wichtigsten Aspekt: dem Sound des MOTU 828es. Dieser klingt typisch nach MOTU – sauber, präzise und neutral.
Für eine etwaig gewünschte Färbung des Sounds können die internen Effekte herangezogen werden, deren Vorbilder teils analoge Konsolen sind. Mehr gibt es zu diesem Punkt tatsächlich nicht zu sagen, als das Interface mit den schlichten Worten „sehr gut“ zu loben.
Nur eines noch: Mit einer Dynamik von 123 dB eingangsseitig bietet das Audio-Interface sogar mehr Headroom als das menschliche Gehör.
Der Hersteller verspricht übrigens eine Systemlatenz von 1,6 ms bei 96 kHz über Thunderbolt. Das ist wirklich vernachlässigbar. Genauso schnell ist auch das Metering auf den Displays, die Pegeländerungen gefühlt in Echtzeit anzeigen.
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MOTU 828es Test-Fazit
MOTU hat mit dem 828es ein unglaublich starkes Produkt auf den Markt gebracht. Im Grunde handelt es sich hier um einen Allrounder, der alle möglichen Einsatzgebiete für ein Interface abdecken kann. Diese reichen vom Recording über den Live-Betrieb bis hin zum Post-Editing.
Wir haben das Audio-Interface im Projektstudio betrieben. Und primär hier ist das Einbinden von (analogem) Outboard-Equipment oftmals eine Herausforderung, ohne zusätzliche Mikrofoneingänge zu verbraten. Dieser Aufgabe ist das MOTU 828es jedoch bestens gewachsen.
Abgesehen davon kann es selbst außerhalb des Live-Betriebs interessant sein, das Gerät über die Web-Oberfläche fernzusteuern. Beispielsweise dann, wenn man sich im Aufnahmeraum befindet und direkt dort etwas am (Kopfhörer-)Mix oder den Gain-Einstellungen ändern möchte.
Zu guter Letzt weiß die Verarbeitungsqualität und Robustheit zu überzeugen. Selbst ein rauer Tour-Alltag scheint dem Audio-Interface nichts anzuhaben. Hierfür sorgen auch die Steckachsen der Encoder, die nicht aus Kunststoff, sondern aus Metall bestehen.
Wer auf der Suche nach einem flexiblen, anschlussfreudigen und hochwertigen Audio-Interface für die unterschiedlichsten Anwendungen ist, kommt mit dem MOTU 828es jedenfalls voll auf seine Kosten.
Features MOTU 828es Review
- Hersteller: Motu
- Sampleraten: 44,1, 48, 88,2, 96, 176,4, 192 kHz
- Mic-/Line-/Instr-Eingänge: 2 x Combi-Eingänge
- Vorverstärkung: 0 bis +63 dB (digital gesteuert)
- Analoge Eingänge: 8 x Line-Eingänge (symmetrisch/unsymmetrisch), +24 dBu max. Pegel (digital steuerbar -96 bis +22)
- Analoge Ausgänge: 8 x Line-Ausgang (symmetrisch, galvanisch getrennt), +20 dBu max. Pegel (digital steuerbar -4 bis +20), 2 x XLR-Ausgang mit +20 dBu max.
- 2 x Kopfhörer, 2 x Sends (vor der Konvertierung)
- Digitale Ein-/Ausgänge: 2 Bänke (16 Kanäle) ADAT optisch bei 1x Samplerate, 2 Bänke (8 Kanäle) SMUX optisch bei 2x Samplerate, umschaltbar auf Stereo-TOSLINK (optisch S/PDIF), 1 x Stereo-S/PDIF bei RCA (bis zu 96 kHz)
- Ein/Ausgänge: 28 Eingänge, 32 Ausgänge (60 insgesamt)
- Computer-Ein-/Ausgänge: 1 x Thunderbolt 1 (Mac und Win), Thunderbolt 2 & 3 kompatibel, 1 x USB 2.0 Audio Class Compliant, USB-3.0- und iOS-kompatibel
- Computer-Anschluss: Thunderbolt 128 Ein-/Ausgang bei 1x or 2x (44,1 bis 96 kHz), 64 Ein-/Ausgänge bei 4x (176,4 bis 192 kHz)
- Computer-I/O-Kanäle: USB 64 Ein-/Ausgänge bei 1x (44,1 bis 48 kHz), 32 Ein-/Ausgänge bei 2x (88,2 bis 96 kHz), 24 Ein-/Ausgänge bei 4x (176,4 bis 192 kHz)
- MIDI-Ein-/Ausgänge: 1 x MIDI-In, 1 x MIDI-Out, 16 MIDI-Kanäle von/zum Computer-Host
- Fußschalter: 1 x Pedaleingang
- Sync-Ein-/Ausgänge: 1 x BNC-Wordclock-Ein-/Ausgang, 1 x Timecode-Ein-/Ausgang
- Netzwerk-Ein-/Ausgänge: 1 x RJ45-AVB/TSN-Ethernet (1 Gbps)
- Kopfhörer: 2 x Kopfhörer (zuweisbar)
- Phantomspeisung: 2 x individuell zuschaltbar, +48 V
- Gerätevorderseite: 2 x Combi-Eingänge, 2 x digitaler Endlosregler (Kopfhörer-Lautstärke), 4 x digitaler Endlosregler (2 x Mic-/Instr-Eingangsverstärkung, 2x Main-Lautstärke/Menü), 4 x kleine Umschalter (2 x Pad, 2 x 48 V), 8 x große Umschalter (Menünavigation, A/B-Monitorumschalter, usw.), 2 x LCD (128 x 160) für die Pegelanzeige/Menü-Navigation
- Stromversorgung: 100 bis 240 V mit automatischer Spannungsanpassung, 50 bis 60 Hz (0,5 A)
- Abmessungen (B x T x H, mit Rackohren): 48,3 x 17,75 x 4,5 cm
- Gewicht: 1,9 kg
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