M-Audio Trigger Finger Pro Test
Pad Controller + Sequencer
Von Felix Baarß
M-Audio Trigger Finger Pro Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Pad Controller mit Sequenzer. Ein gut verarbeiteter Controller, gut bestückt mit akkuraten Potis, Pads und Fadern. Der ausgefeilte Sequenzer mit seiner klassischen 4x4-Knopfleiste ragt in dieser Geräteklasse besonders heraus.
PRO
- Akkurate, haptisch angenehme Pads, Potis und Fader
- Ausgereifter Step-Sequencer mit dedizierten Knöpfen
- Robuste, relativ leichte Hardware
- Bügel für ergonomischeres Arbeiten
- Gelungenes Software Bundle
- 8 GB fette Samples für viele Genres
- Mappings für viele Dritthersteller-Plugins
CONTRA
- Display nicht sehr blickwinkelstabil
- MIDI-Anbindung könnte einfacher sein
Für wen?
Beat-Produzenten & Performer von elektronischer Musik, Hip Hop, Pop & Co., die Patterns direkt programmieren wollen.
Was ist es?
Der M-Audio Trigger Finger Pro ist ein Controller zum Beats machen mit 16 Drum Pads und 16 Knöpfen + Transport-Buttons für den integrierten Step-Sequenzer. Es handelt sich um einen reinen Pad Controller wie die NI Maschine und die aktuellen MPC-Modelle von Akai. Klänge entstehen also erst im Computer oder in einem angeschlossenen Klangerzeuger. Zur Steuerung von Plugins und DAWs gibt es unter anderem je vier Drehregler, Fader und Knöpfe.
Ein abnehmbarer Bügel winkelt das Gerät an, was die Arbeit auf dem Schreib- oder Studiotisch komfortabler macht. MIDI wird per USB oder den 5-Pol-Anschluss übertragen, während die Stromversorgung über USB oder ein optionales Netzteil läuft.
Als Software dient »Arsenal« zur Preset-Verwaltung sowie zum Mapping und Einbinden externer Plugins. Passend für Letzteres erhältst Du Lizenzen für den Drum Sampler »AIR Drums« und den virtuell-analogen Synthesizer »AIR Hybrid 3«. Es werden 8 GB Samples für elektronische Musik, Hip Hop, Urban und mehr geboten, u.a. mit Kreationen vom Sounddesigner von Timbaland.
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M-Audio Trigger Finger Pro Test
Erster Eindruck und Haptik
Das Gerät lässt sich mühelos transportieren, ist aber nicht so leicht, dass es schnell verrutscht oder seinen haptisch wertigen Eindruck einbüßt. Alle Bedienelemente sitzen fest, die Potis (übrigens exakt die gleichen wie bei den neuen Akai-Controllern) und Schieberegler weisen einen beträchtlichen Widerstand auf und sitzen wie eine Eins. Alle Knöpfe haben einen deutlichen, harten Druckpunkt.
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Der im Lieferzustand schon angeschraubte Bügel sorgt für eine leichte Winkelung, was besonders dann angenehm ist, wenn Du beim Jammen an deinem Studiotisch sitzt; ein kleiner Inbusschlüssel liegt der Packung bei, um den Bügel an der anderen Seite zu befestigen oder ganz abschrauben. In letzterem Fall steht das Gerät dank Gummifüßen sicher auf deinem Tisch und schont dessen Oberfläche.
Nach der automatischen Einrichtung als USB MIDI Controller unter Windows oder Mac OS bist Du grundsätzlich startklar. Unter Windows ist noch eine Treiberinstallation nötig, um die Möglichkeiten des Geräts voll auszuschöpfen zu können. Download & Installation der Software verlaufen zügig; ein Wermutstropfen ist, dass die Erweiterungspakete für die Plugins AIR Drums & AIR Hybrid 3 (siehe unten) ungefragt auf Laufwerk C installiert werden.
Bedienung des M-Audio Trigger Finger Pro
Grundsätzlich gibt es die in der folgenden Liste beschriebenen vier Modi. Je nach Modus wechseln die Befehle im Display – die vier Drehregler und die vier Knöpfe daneben sind also multifunktional ausgelegt, was bei der Vielzahl der Funktionen unumgänglich ist.
- Performance – Pads spielen, Potis + Fader + Tasten bedienen
- Pad – Verhalten der Pads anpassen
- Control – Zuweisung & Verhalten der Potis, Fader und Tasten anpassen
- Sequence – Verhalten des Sequenzers und der Patterns anpassen
Für die wichtigsten Features gibt es jedoch dedizierte Buttons, damit Du beim Produzieren und Jammen im Flow bleibst. Bei den Pads gibt es etwa »Roll«, z.B. für Snare-Salven, und »Fixed« zum Triggern von Samples in stets maximaler Lautstärke (nützlich auf der Suche nach Samples). Besonders praktisch sind in meinen Augen die dedizierten Buttons für den Sequenzer, über den Du auf der nächsten Seite mehr erfährst.
Sobald Einstellungen geändert werden, leuchtet der »Save«-Knopf auf und eine Meldung auf dem Display informiert darüber. Diese und andere kleine Hilfestellungen erleichtern die Zugänglichkeit des Geräts.
Der Bildschirm kommt als bewährtes Segment-Display daher, was es dem Hersteller möglich macht, den M-Audio Trigger Finger Pro so günstig anzubieten. Grundsätzlich ist das zum Arbeiten vollkommen ausreichend. Die Kehrseite der Medaille: Der Kontrast wird schon bei vertikalen Blickwinkeln ab ca. 30% eingeschränkt und bei den vielen Buchstaben/Zahlen in niedriger Auflösung verliere ich schnell den Überblick.
Pads
Mit den Pads ist ein akkurates, gefühlvolles Spiel möglich, auch polyphones Aftertouch ist implementiert worden. Sehr schnell aufeinanderfolgende Anschläge werden registriert und in MIDI-Noten-Events umgesetzt, ohne dass einzelne Klopfer »verschluckt« werden. Ich empfinde die Pads als genauso gut wie die der Maschinen von Native Instruments und den aktuellen Controller-MPCs von Akai, also volle Punktzahl.
Nach kurzem Feinschliff findest Du deine persönliche Abstimmung: Du kannst die Velocity-Kurve ändern – linear sowie je zwei logarithmische und exponentielle Modi sind wählbar. Zudem lassen sich Empfindlichkeit in 16 und die Verstärkung in zehn Stufen regeln.
Die Beleuchtung ist ausreichend kräftig und es gibt es eine Möglichkeit, die Pads in unterschiedlichen Farben zu beleuchten. Das hilft mir immer sehr, verschiedene Klangtypen unter den zugewiesenen Samples visuell abzugrenzen.
Sequenzer
Mit dem Step-Sequencer über den Umweg der Pads bei Maschine & Co. konnte ich mich nie so recht anfreunden. Beim M-Audio Trigger Finger Pro ist Bauen eines Beats viel direkter, da eine Leiste beleuchteter Knöpfe für 4×4 Steps verfügbar ist. Darüber sitzt ein mehrfarbiges Lauflicht, das die Position im Takt (blau) und das aktive Pattern (grün) anzeigt.
Zunächst ist ein Umstand besonders hervorzuheben: Die Sequenzen werden in einem internen Speicher des Geräts abgelegt. Du kannst ihnen beliebige Namen geben, um sie später schnell identifizieren zu können. Damit handelt es sich um einen eigenständigen Step-Sequenzer, der gänzlich ohne die hauseigene Software (siehe unten) betrieben wird und auch ganz für sich zum Ansteuern externer Hardware-Synthies, Drum Machines & Co. tauglich ist.
Mit der Software Arsenal (siehe unten) lassen sich die Sequenzen als Dateien mit der Endung »tfpseq« extrahieren; umgekehrt funktioniert auch das Senden dieser Sequenzdateien an die Hardware. Damit ist der TFP keine »einsame Insel«, sondern kann mit der Außenwelt kommunizieren, auch abseits des Echtzeit-MIDI-Outputs via DIN-Buchse und/oder USB-MIDI.
Das Kleingedruckte rund um den Sequenzer
Sehr erfreulich: Zu Editierfunktionen wie Copy, Paste und Duplizierung gesellt sich das Step Recording mithilfe der Pads während der Performance, was das Beat Making dynamischer gestaltet. Dabei werden natürlich auch die jeweils ausgeübten Anschlaghärten als Step-Parameter aufgezeichnet. Über die vier Potis und den Drehregler rechts oben sind Swing, Gating, Step-Anzahl pro Pattern und Velocity-Werte einzelner Steps regulierbar. Einfache, aber nützliche Komfortfunktionen sind an Bord, etwa das Setzen/Löschen aller Steps mit einem Knopfdruck.
Modi für Mute & Solo von Sequenzerspuren nach einem Druck auf das entsprechende Pad sind zugänglich, was sowohl in der Experimentierphase der Beat-Produktion als auch beim Auftritt eminent wichtig ist. Außerdem gibt es einen Modus, in dem stets das gerade abgespielte Bar angezeigt wird, die Anzeige also automatisch weiterschaltet – so hast Du auch bei Verkettungen mehrerer Bars immer das nähere Umfeld innerhalb deiner Sequenz im Blick.
Um konzentriert an einem kleinen Ausschnitt deines Beats zu arbeiten, kommt der dedizierte Loop-Knopf gelegen, denn damit wird das momentan angewählte Bar in einer Schleife abgespielt. Last, but not least, sei der Tap-Tempo-Knopf erwähnt, der die Möglichkeiten zum intuitiven Arbeiten verstärkt.
Software: Arsenal
Bei Arsenal – Standalone oder als VST-Plugin nutzbar – handelt es sich um die Kommandozentrale. Sie dient zur Nutzung des eng damit verzahnten Drum-Samplers »AIR Drums« (siehe unten) oder als Host für externe Plugins. Minimalismus ist hier Trumpf, das Ganze ist nicht zum eigenständigen Musikmachen geeignet, anders als die MPC- oder Maschine-Software. Die Hardware funktioniert auch ohne Arsenal, Du könntest also deinen angestammten Drum Sampler oder sonstige Beat-Produktionssoftware weiterverwenden.
Der Browser erlaubt die Filterung nach Instrumententypen, Stilen, verwendeten Plugins, Artikulationen, Timbres und Setlists. Für die mitgelieferten Plugins (siehe unten) ist das konsequent ausgenutzt worden und dementsprechend leicht findest Du den passenden Sound. Die Favoritenfunktion und das Anlegen eigener Einträge runden das Bild ab.
Vorbildlich ist das Angebot vorgefertigter Mappings (Zuweisungen von Software-Parametern zu den Bedienelementen des M-Audio Trigger Finger Pro) für viele virtuelle Synthesizer und Drum Machines – hier finden sich neben großen Namen wie FabFilter, Rob Papen, u-he, LinPlug, D16 und AudioRealism auch angestaubte, aber fähige Klassiker wie das kostenlose Ers Drums von Andreas Ersson. Wenn M-Audio diese Datenbank noch weiter pflegt und erweitert, würde mich das mit großer Freude erfüllen.
Die MIDI-Learn-Funktion macht es denkbar einfach, die Potis und Fader beliebigen Parametern zuzuweisen – von solchen Komfortfunktionen kann es gar nicht genug geben. Alles in allem ist Arsenal eine gelungene Steuerzentrale für Mapping, Preset-Verwaltung und Plugin-Hosting.
Sampler, Synthesizer & mitgelieferte Sounds
Der kleine Drum Sampler wurde speziell für den M-Audio Trigger Finger Pro entwickelt und mit allem Nötigen zur Produktion aller Beat-orientierten Genres ausgestattet. Es gibt Fortgeschrittenes wie die sehr detailliert zeichenbaren Tonhöhen- und Filterhüllkurven sowie drei Insert-Effekte pro Pad (wählbar sind EQ, Kompressor, Phaser, Bit-Crusher etc.) und Master-Effekte (Exciter, Hall, Kompressor). Dieser Sampler hätte eigentlich gleich in Arsenal integriert werden können, aber sei’s drum.
Mit dem AIR Hybrid 3 erhältst Du eine klangstarke, sehr weitreichend konfigurierbare Synthesizer Software, ob für Bässe, Pads, Leads oder Perkussives. So wird das Spektrum immens erweitert, um gemeinsam mit Arsenal, AIR Drums und dem großen Sample-Paket komplette Produktionen zu realisieren. Mit diesem positiven Kurzfazit möchte ich es an dieser Stelle bewenden lassen.
Für die Kombination aus AIR Drums & Arsenal sind stolze 678 Presets vorhanden. Das dahintersteckende Sample-Material (über 8 GB) kommt u.a. von Anomaly, dem Sounddesigner, der schon für Timbaland und Justin Timberlake tätig war. Großartige Sounds sind hier am Start, sie tragen in die Handschrift von modernen Hip-Hop- und Urban-Music-Produktionen der genannten Stars.
Etwa 5 GB rekrutieren sich aus Samples von PrimeLoops, die wir schon oft als Quelle feiner Samples gewürdigt haben – hier dreht sich alles um EDM, also die elektronische Tanzmusik aktueller Prägung. Abgerundet wird das Ganze von fünf Künstlern unter dem Dach von Toolroom, die noch einmal 60 Drum Kits beisteuern.
DAW-Einbindung des M-Audio Trigger Finger Pro
Die MIDI-Einbindung des M-Audio Trigger Finger Pro ist nicht ganz trivial, wenn Du ihn zur DAW-Steuerung nutzen möchtest. Es müssen zwei MIDI-Geräte in der DAW konfiguriert werden – eines mit Kanal 1 und ein anderes für die Mackie/HUI-Schnittstelle, das exklusiv auf Kanal 2 arbeitet. Weiterhin darf Kanal 3 nicht von anderen MIDI-Geräten oder Plugins genutzt werden.
Die deutsche Quickstart-Anleitung (das große Manual wurde noch nicht übersetzt) gibt sich in dieser Beziehung etwas wortkarg, aber vielleicht gibt es ja bald Anleitungen für die Konfiguration diverses DAWs im Support-Bereich der M-Audio-Website.
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M-Audio Trigger Finger Pro Test-Fazit
Der M-Audio Trigger Finger Pro ist ein gelungener Reboot. Im Vergleich zu sämtlichen Varianten von MPC und Maschine gibt es ein gewichtiges Alleinstellungsmerkmal: den Step-Sequenzer mit seinen dedizierten Buttons. Er bietet auch Anspruchsvollen alle Optionen und lässt sich erfrischend direkt programmieren. Damit steht nicht nur Produzenten, sondern auch Live-Performern ein mächtiges Werkzeug zur Verfügung. In puncto Hardware-Qualität sind alle angesprochenen Wettbewerber etwa gleichauf und unter den jeweils mitgelieferten Libraries kann ich keinen objektiven Sieger küren. Insofern könnte der Sequenzer das noch fehlende Puzzleteil in der Kaufentscheidung für den Trigger Finger Pro sein.
Dieser Pad Controller überzeugt zunächst mit seiner robusten, aber leichtgewichtigen Konstruktion mit Aluminium-Faceplate und gut gefertigten Bedienelementen. Der (abnehmbare) Bügel neigt das Gerät auf dem Tisch leicht in deine Richtung, was zusätzlich für Komfort sorgt. Alles lässt sich akkurat und haptisch angenehm steuern, spätestens nach der Abstimmung der Pad-Anschlagsempfindlichkeit bist Du im Flow.
Für eine Version 1.0 läuft Arsenal als Kommandozentrale erfreulich stabil und flüssig. Noch einmal wichtig zu erwähnen ist, dass dieses Programm nicht als eigenständige Produktionssoftware wie bei MPC und Maschine geeignet ist – das Paket spricht damit eine andere Zielgruppe an. Der kleine Sampler AIR Drums leistet aber gute Dienste und genügt nicht nur den wichtigsten Anforderungen. Der Synthesizer AIR Hybrid stellt eine feine Zugabe dar und die Samples sind fett, vielseitig und produktionsfertig abgemischt.
Das wenig blickwinkelstabile Display und die umständliche, zu knapp dokumentierte MIDI-Konfiguration in der DAW trüben das Bild. Ansonsten habe ich nichts zu beanstanden – nicht zuletzt in Anbetracht dessen, dass die viel spartanischer ausgestattete Maschine Mikro fast genauso viel kostet.
So kann ich mein Fazit im M-Audio Trigger Finger Pro Test mit einer sehr guten Wertung beschließen – viereinhalb von fünf Punkten halte ich für gerechtfertigt, und das nicht nur angesichts des attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnisses.
Features M-Audio Trigger Finger Pro Review
- Hersteller: M-Audio
- MIDI Controller
- 16 Drum Pads & 16-Step-Sequenzer
- 4 Drehregler, 4 Fader, 4 Knöpfe
- Steuerkreuz zur DAW-Kontrolle
- USB MIDI In/Out & 5-poliger MIDI Out
- Strom via USB oder Netzteil
- Bügel zur Winkelung des Geräts
- Software »Arsenal« - Standalone/VST
- Drum Sampler »AIR Drums« & Synthesizer »AIR Hybrid 3«
- 8 GB Samples
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