Line 6 XD-V70 Testbericht
Drahtlose Mikrofonanlage mit Modelling-Technologie

Line 6 XD-V70 Testbericht
Line 6 XD-V70 Testbericht - Drahtlose Mikrofonanlage

Martin-Niklas Spahr Von Martin-Niklas Spahr

Line 6 XD-V70 Test-Fazit

4

DELAMAR
SCORE

Drahtlose Mikrofonanlage. Bis zu 100 Metern Reichweite mit dieser drahtlosen Mikrofonanlage.

zum detaillierten Line 6 XD-V70 Testfazit

PRO

  • Preis-/Leistungsverhältnis
  • Intuitive Bedienung
  • Hohe Zuverlässigkeit
  • Klangvariationen
  • Umfangreiches Zubehör

CONTRA

  • Nur 12 wählbare Kanäle
  • Kein Mute-Switch

Für wen?
Kleine und große Bands, die nicht mehr kabelgebunden singen möchten.

Preis: 398,00 Euro
UVP: 499,00 Euro

Was ist es?

Beim hier getesteten Line 6 XD-V70 handelt es sich um ein digitales Funkmikrofon bzw. einem Set aus Sender und Empfänger. Die Übertragungstechnik soll für höchste Klangqualität sorgen, darüber hinaus werden einige Mikrofonmodelle simuliert.

Die Reichweite der drahtlosen Anlage soll bis zu 100 Meter betragen. Mit zwei AA-Batterien kann das System für acht Stunden in Betrieb genommen werden.


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Line 6 XD-V70 Test

Aus dem Hause Line 6 kennt man ja in erster Linie die Modelling-Amps und die Pod-Bodentreter, sowie die Modelling-Gitarren und -Bässe namens Variax. 2008 ist Line 6 dann nach Übernahme des amerikanischen Digital-Wireless-System-Herstellers X2 in die Welt der digitalen Übertragung eingestiegen – zunächst mit Drahtlosanlagen für Gitarre und Bass. 2010 kamen dann mit der XD-V 30 und 70 Serie auch drahtlose Mikrofonanlagen von Line 6 auf den Markt.

Line 6 XD-V70 Testbericht
Line 6 XD-V70 Testbericht - Drahtlose Mikrofonanlage

Besonders ist, dass die Übertragung im 2,4 Ghz-Bereich erfolgt und die Strecken dadurch weltweit anmelde- und genehmigungsfrei betrieben werden können. Außerdem verspricht die digitale Übertragung einen 4fach stabileren Signalfluss bei einer dynamischen Bandbreite von 120dB, also eine dynamisch genaue Abbildung der Stimme von leise bis laut. Erhältlich sind die „vokalen“ Strecken auch mit Headset oder Lavalier-Ansteckmikrofon, deren Anschluss über Mini-XLR an den Line 6 Taschensendern erfolgt.


PASSEND DAZU


Beim Auspacken fällt auf, dass Line 6 an alles gedacht hat. Das Mikrofon kommt inkl. stabiler Hülle, mit Klemme und Batterien. Der Empfänger inkl. Rackeinbau- und Stack-Zubehör (zum Stapeln mehrerer Einheiten) und externem Netzteil. Für den vollprofessionellen Open Air-Einsatz gibt es noch zusätzliches Zubehör, wie aktive Richtantennen und Rundstahl-Paddelantennen, sowie einen Tragekoffer. Im Betrieb beim Open Air kommen dann doch mehr Störfrequenzen als in einem abgeschirmten Gebäude.

Was im Sortiment fehlt ist ein zusammenfassender Antennen-Splitter,, mit dem man mehrere Geräte über eine Antenne betreiben kann. Der aber bei der digitalen Übertragung im Frequenzbereich jenseits der 2 GHz technisch nicht zwingend nötig ist, im Gegensatz zu den „klassischen“ analogen Übertragungssystemen, der bekannten Hersteller. Ein simpler, interner Antennensplitter ist im digitalen Betrieb ausreichend und bei Line 6 vorhanden. Optik und Verarbeitung entsprechen den Standards aller Hersteller, also robuste Gehäuse, die was ab können.

Line 6 XD-V70 Testbericht
Alles dran: Die Anschlüsse auf der Rückseite

Das dominierende Feature aller Line 6 Wireless-Systeme ist, dass im Signalweg ebenfalls gemodellt wird. Die Gitarren-Systeme simulieren verschiedene Kabel und bei den Handmikrofonanlagen werden bekannte Mikrofone, die man sicher auf jeder Bühne der Welt finden wird, simuliert:

  • Audio Technica AE4100
  • Audix OM5
  • EV N/D767
  • Sennheiser e835
  • Shure Beta 58
  • Shure SM 58

Außerdem gibt es eine weitere Option, die von Line 6 entwickelt wurde und sich kein Vorbild zunutze macht. Dieses klingt im Live-Kontext am transparentesten und setzt sich wunderbar durch. Die anderen Modellsimulationen liefern dem Sänger zwar seinen gewünschten und gewohnten Sound, allerdings erscheint es einem, als hätten die „Konkurrenzmikrofone“ nur ein reduziertes Klangbild, als würde das Realisieren des Modellings durch cutten und boosten einiger Frequenzen funktionieren – was ja auch das naheliegendste Prinzip wäre.


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Wie das Modelling tatsächlich funktioniert wird aber nicht verraten- bei einer Latenz von ca. 1,2 ms (laut Hersteller) wird es aber wohl kaum sehr rechenaufwendig sein.
Die im Handgerät verbaute Kondensator-Kapsel mit Nierencharakteristik schafft aber keinen SM 58 typischen Nahbesprechungseffekt-Sound, was dem ein oder anderen Sänger fehlen mag. Jedoch ist diese Kapsel auch mit der anderer Hersteller austauschbar. Bei einer fremden Kapsel deaktiviert sich das interne Mik-Modelling. Möglich ist die Bestückung mit Shure-, Audix- und Heil-Kapseln. Mir drängt sich die Frage auf, warum man mit einer Kondensator-Kapsel dynamische Mikrofone modellt und nicht beliebte Kondensator-Handmikrofone nachgebaut hat.

Auf dem Weg zum Empfänger kann das Mikrofonsignal dann noch mit einem in der Mikrofontechnologie integriertem EQ/Gate mit drei verschiedenen Modi versehen werden („Norm“ für Gesang, „Talk“ für Sprache und Off). Im Test hat es sich bewährt, diese Hybrid-Signalbearbeitung ausgeschaltet zu lassen. Im gesangsoptimierten Modus leidet die Dynamik, wenn man kein monoton-dynamischer 08/15 Sänger ist. Der Talk-Modus setzt einen Boost bei 200 Hz und ist für den Spracheinsatz (auch mit größerer Distanz wie z.B. Am Rednerpult) sinnvoll konzipiert.

Die Menüführung in Sender und Empfänger ist analog zu denen anderer Hersteller und daher für jeden intuitiv zu bedienen. Selbst wer zum ersten Mal eine Handfunke sein Eigen nennt, kann – learning-by-doing – die Struktur in wenigen Minuten lernen, ohne dafür ein Handbuch aufschlagen zu müssen. Die Navigation erfolgt beim Sender über ein 2 Button-System, das seine Resultate auf einem ausreichenden LC-Display darstellt. Der Empfänger fällt in der Bedienung noch leichter, hier ist eben alles eine Dimension größer. Lediglich das muten des Senders fällt etwas schwer, da dies ebenfalls über das Menü erfolgen muss, da es keinen Switch am Gerät gibt (beruhigend für jeden Tontechniker, der die „Fehlerquelle“ Sänger ausschließen will). Der User kann zwischen 12 verschiedenen Funkkanälen wählen, daher können 12 Systeme parallel betrieben werden.

Die Übertragung läuft sauber und einwandfrei, im Hi-Power Modus bis 100m. Low-Power brachte im Test bei geringer Distanz zum Empfänger (+/- 10m) die selbe Klangqualität bei einer Batterielebensdauer von 7h und 45min (8h laut Hersteller).

 

Der direkte A/B-Vergleich

Durch die Verwendung von Modellen der typischen Standards liegt der Vergleich mit dem Original ja sehr nahe. Schließlich hat doch jeder so einen Klassiker im Proberaum oder Regal liegen.
Das gemodellte SM 58 ist mit seinem Original absolut vergleichbar. Dem Beta hingegen fehlt trotz sehr ähnlichem Klangbild die Kontur. In erster Linie leidet die Sprachverständlichkeit gegenüber dem realen Beta. Im Band-Kontext sind diese Unterschiede aber nicht sehr frappant, auf dem Rednerpult vermisse ich aber eine gewisse Brillanz und Natürlichkeit. Gerade für Aufzeichnungen oder Liveübertragungen im Rundfunkbereich wäre das wünschenswert!

 

Warum digitale Übertragung?

Auf Grund der Funkfrequenzen-Umverteilung zur Gewährleistung des schnellen, mobilen Internets (Stichwort LTE) fällt ein großes Frequenzspektrum peux-a-peux weg, bis dieser Bereich spätestens 2015 nicht mehr benutzt werden darf. Zwar existiert im alten D-Band, in welchem die meisten der in Deutschland verkauften Systeme laufen, eine sog. „Mittellücke“, diese ist allerdings nur breit genug für das Betreiben von maximal 5 bis 6 Strecken.

Die digitale Übertragung hingegen ist weltweit frei verfügbar und durch das Übertragen jedes Signals auf 4 unterschiedlichen Frequenzen, trotz des Gegenfunkens von W-Lan oder Bluetooth, störungsfrei. Im Test kann ich dies In- und Outdoor nur bestätigen.

 

Klangbeispiele

Beta 58 Line 6

Beta 58 Original

e835 Line 6

e835 Original

SM58 Line 6

SM 58 Original

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Line 6 XD-V70 Test-Fazit

Wer in der Mittelklasse bis zu 500,- Euro glücklich werden will, investiert mit dem Line 6 XD-70 in ein zukunftssicheres, zuverlässiges System, das auch höheren Maßstäben gerecht wird. Insbesondere kleinere Locations und Bands, die häufig Probleme mit Störenfrieden im Signalweg haben, kommen voll auf Ihre Kosten.

Alle, die auch über die Bundesgrenzen hinaus unterwegs sind, können auch voll auf dieses System zählen. Durch die Modifizierbarkeit mit anderen Kapseln kann man dem ganzen System noch mehr Glanz einhauchen. Wer experimentierfreudig ist, wird mit den Mikrofonsimulationen sicherlich Spaß haben- der Durchschnittsanwender wird vermutlich mit einem einmaligen Einrichten dieses Menü nicht mehr aufrufen.

Die Ausführung mit Headset oder Lavalier-Mikrofon und dem dazugehörigen Taschensender ist für die Laien- aber auch die professionelle Bühne geeignet, allerdings stößt man mit den maximal 12 parallelen Strecken schnell an seine Grenzen. Der Taschensender mit einem Mini-XLR-Anschluss ermöglicht die Ergänzung durch ein fremdes Mikrofon.

Mittlerweile steht die Nachfolger-Serie XD-V75 in den Startlöchern, hier werden 14 verschiedene Frequenzen und 10 verschiedene Mikrofontypen zur Verfügung stehen.

Von meiner Seite gibt es vier von fünf Punkten.

Features Line 6 XD-V70 Review

  • Hersteller:   
  • Reichweite 100 m
  • Betrieb im 2,4-GHz-Band
  • Digitale 24-Bit-Konversion
  • Keine Lizenz für Betrieb notwendig

PASSEND ZUM Line 6 XD-V70 Test


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