Lexicon PCM Native Reverb Testbericht
7 algorithmische Halleffekte

Lexicon PCM Native Reverb Testbericht
Aufgeräumte Oberfläche beim Lexicon PCM Native Reverb Testbericht

Felix Baarß Von Felix Baarß

Lexicon PCM Native Reverb Test-Fazit

4

DELAMAR
SCORE

Hall-Plugins von Lexicon. Feine Hallalgorithmen für alle Lebenslagen und geringem Leistungshunger.

zum detaillierten Lexicon PCM Native Reverb Testfazit

PRO

  • Halleffekte feinster Qualität
  • Alle Arten algorithmischer Reverbs enthalten
  • Weitreichende Möglichkeiten zur Klanggestaltung
  • Einfache Steuerung der wichtigsten Hallparameter
  • Verhältnismäßig niedrige Prozessorbelastung

CONTRA

  • Einige Widrigkeiten und verschenktes Potential bei der Bedienung
  • Nicht in deutscher Sprache erhältlich
  • Sündhaft teuer

Für wen?
Alle Gutbetuchten, die eine vielseitige, fein klingende Sammlung von Halleffekten brauchen.

Preis: 1275,00 Euro
UVP: 1599,00 Euro

Was ist es?

Unter dem Titel Lexicon PCM Native Reverb sind sieben Reverb Plugins für Windows (auch 64-bit) und Mac OS X versammelt – Chamber, Concert Hall, Hall, Plate, Random Hall, Room und Vintage Plate. Als Vorbilder dienten die erfolgreichen Hallgeräte Lexicon PCM96, Lexicon 224, Lexicon 480L sowie weitere Hardware des Herstellers.

Von den weiträumigen Halleffekten in Kathedralen und Konzerthallen über kleine Studioräume, die vor allem für Drums geeignet sind, bis hin zu Plattenhalleffekten sind alle Arten von Reverbs dabei, die in der Musikproduktion eingesetzt werden – ganz gleich, in welchem Genre Du dich bewegst.


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Lexicon PCM Native Reverb Test

Installation

Für diesen Testbericht haben wir uns die aktuelle Windowsversion 1.1.3 (welche übrigens schon seit September 2010 kein Update mehr erfahren hat) geschnappt. Die Setup-Datei ist gute 64 MB groß. Der Installationsprozess ist schnell erledigt. Zur Aktivierung der Plugins wird ein USB-Kopierschutzstecker (»Dongle«) des Typs iLok2 wird benötigt; das gilt auch für die Demoversion.


PASSEND DAZU


Ein Detail hätte man verbessern können: Erst als die Installation der RTAS-Plugins an der Reihe war, kam eine Fehlermeldung, dass Administratorrechte benötigt werden. Denn einige Dateien werden in ein Unterverzeichnis des Windows-Programmordners abgelegt, auf den Nutzer mit eingeschränkten Rechten keinen Schreibzugriff haben. Und da stets beide Plugin-Formate (VST und RTAS) installiert werden, musste ich die Setup-Prozedur nach der erwähnten Fehlermeldung stoppen und mit administrativen Rechten neu beginnen.

Lexicon PCM Native Reverb Testbericht
Aufgeräumte Oberfläche beim Lexicon PCM Native Reverb Testbericht

Presets

Für jedes Plugin gibt es zahlreiche Presets, die fast ausschließlich denen des herstellereigenen Hallgeräts PCM96 gleichen. Sie sind in Rubriken unterteilt, deren Benennung praktischerweise meist schon das bevorzugte Anwendungsgebiet verrät (Drums, Vocals etc.). Hier steht eine Fülle von sehr nützlichen Ausgangspunkten für die verschiedensten Instrumententypen und grundlegenden Raumtypen zur Verfügung. Vorbildich. Die Presets werden übrigens im XML-Format gespeichert.

Es erscheint es mir sehr sinnvoll, dass der Mix-Regler für die Gewichtung der Anteile von trockenem und verhalltem Signal beim Wechseln der Presets auf dem Wert verbleibt, den Du zuvor eingestellt hast.

Lästig: Die Plugins merken sich den modifizierten Status eines Presets nicht, wenn man zwischenzeitlich auf ein anderes Preset wechselt und dann wieder zu der Voreinstellung zurückkehrt, die man doch eigentlich abgeändert hatte. Als ähnlich störend empfinde ich, dass es keine Möglichkeit gibt, mit nur einem Klick schnell zum nächsten Preset zu wechseln. Kleine Vor- und Zurück-Buttons hätten das Zappen erleichtert.

 

Zur Sache

Alle Plugins bieten einen einheitlich gestalteten Kopfbereich, der die folgenden Elemente enthält: Felder zum Wechseln der Bänke und Presets, Pegelanzeigen für das Eingangs- und das Ausgangssignal, einen Bereich für drei verschiedene Visualisierungen der generierten Hallfahne bzw. der Hallimpulse sowie den Equalizer.

Letzterer bietet diese sechs Filterkurven: 2 x Tiefpass (ein- und zweipolig), 2 x Hochpass (ein- und zweipolig), Bandbreitenfilter mit variabler Flankensteilheit, Kerbfilter mit variabler Flankensteilheit. Eine ordentliche Auswahl, die dir viele Möglichkeiten lässt, zumal neben dem Regler für die Grenzfrequenz auch noch einer für die Gesamtanhebung/-absenkung der Filterkurve und ein zusätzlicher Kuhschwanzfilter vorhanden sind. Der Clou: Es gibt zwei unabhängige EQ-Einstellungen, einmal für die frühen Reflexionen und einmal für die Hallfahne.

Du kannst bis zu neun beliebige Parameter deiner Wahl in eine Hauptsektion (»Soft Row«) packen; dieser Abschnitt ist standardmäßig mit wichtigen Stellschrauben ausgefüllt, etwa für die Nachhallzeit, das Pre-Delay, den Mix (Dry/Wet) und dergleichen. So kannst Du zunächst schnelle Anpassungen an den Presets vornehmen, um dann tiefer in die Materie einzutauchen. Jedes Plugin bietet sehr viele, je nach Halltyp unterschiedliche Parameter zur komplexen Klanggestaltung ganz nach deinen Vorstellungen. Derartig umfassende Möglichkeiten wirst Du bei vielen anderen virtuellen Halleffekten vergeblich suchen. Als Sahnehäubchen lassen sich alle Parameter automatisieren, wobei bei meinem Test keinerlei Störgeräusche auftraten.

Sehr schön, dass die Oberfläche recht geräumig gestaltet wurde und alle Regler in gebührendem Abstand voneinander angeordnet sind. So lassen sich die Plugins gut bedienen.

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ein Großteil der nun folgenden Kritikpunkte im Lichte der hohen Erwartungen an eine Plugin-Sammlung zu sehen sind, für die Du weit über 1.000 Euro hinlegen musst. Viele der von mir gewünschten Funktionen fehlen auch in Konkurrenzprodukten, doch diese sind allesamt günstiger zu haben.


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Die Beschriftung der Bedienelemente und die Tooltips, also die aufklappenden Fensterchen mit ausführlicheren Informationen zu allen Parametern, sind nur auf Englisch verfügbar. Gerade bei den komplexeren Einstellungen wird manch Unkundiger im Regen stehen gelassen (aber wer kauft sich als Unkundiger schon Profigerät?). Immerhin steht ein deutsches PDF-Handbuch zum Download bereit. Lautstärkeregler für Input und Output fehlen, ebenso wie Undo & Redo (Rückgängigmachen und Wiederherstellen von Einstellungen). Diese vermeintlichen Kleinigkeiten hätten sich in der Praxis als ungeheuer nützlich erweisen können. Auch ein Bypass-Schalter, der den Halleffekt komplett deaktiviert, wäre nett gewesen – noch haben nicht alle DAW-Programme diese Funktion direkt in der Kopfzeile des Plugin-Fensters sitzen.

Die getrennten Equalizer für die frühen Reflexionen und die Hallfahne sind prima, allerdings wären mir hier multiple Plugin-Ausgangskanäle lieber gewesen, dank derer ich externe EQ nutzen könnte – einen für jede dieser beiden Hallkomponenten. Ganz raffiniert wären beispielsweise auch getrennte Outputs für das Mitten- und das Seitensignal. Das hätte viel tiefergehende Möglichkeiten zur Bearbeitung mit anderen Plugins eröffnet, ohne dass mehrere Instanzen geöffnet werden müssten. Man wird ja wohl noch träumen dürfen, gerade wenn die Anschaffung eines Plugins ein solches Loch ins Portemonnaie reißt.

 

In der Praxis

Reden wir nicht um den heißen Brei herum – das Lexicon PCM Native Reverb Bundle ist mit Sicherheit eine der vielseitigsten und wohl in vielen Ohren auch die bisher bestklingende Sammlung von Halleffekt-Plugins. Alle Reverb-Typen werden souverän, dicht und – so es denn beabsichtig ist – mit einem sehr natürlich anmutenden Klang erzeugt. Dabei ist die Prozessorbelastung erstaunlich niedrig. Auch nur halbwegs moderne Audio Computer schultern locker eine Handvoll Instanzen gleichzeitig.

Auch abgefahrene Effekte sind ohne weiteres möglich, angefangen beim Reverse-Effekt (umgekehrte Hallfahne, von leise zu laut). Pre-Delays und einige andere Verzögerungsparameter lassen sich mit dem Tempo deines Hosts synchronisieren, von halben bis hin zu 32stel-Noten. Fein! Sphärisch wird’s mit der Option der unbegrenzten Nachhallzeit, die klingt, als wäre der Reverb eingefroren. Für unterschiedliche Frequenzbänder kannst Du verschiedene Nachallzeiten einstellen.

Classic Hall und Random Hall bilden altbewährten Effekte der Lexicon-Hardware erstaunlich gut nach. Das allein könnte für so manchen schon Grund genug sein, sich das Bundle zuzulegen.

Mit dem Room-Plugin beweist Lexicon hingegen einen Hang zum Experiment: Dieser Halltyp ist eine Mischung aus Faltungs- und algorithmischem Hall: Die Erstreflektionen sind Aufzeichnungen der Impulsantworten real existierender Räume, während die Hallfahne durch einen Algorithmus generiert wird. By the way: Mit dem Relab LX480 Lite steht ein einzelnes Plugin eines anderen Herstellers zur Verfügung, welches ebenfalls versucht, das Lexicon 480L nachzubilden. Mit Erfolg.

Plate und VintagePlate – die Plattenhalleffekte des siebenspännigen Plugin-Bündels – eignen sich vorzüglich für Drums, auch Vocals solltest Du mal da durchjagen. Dabei schläft die Konkurrenz nicht: Die DSP-gestützten Effekte Plate 140 und EMT 250 von Universal Audio sind ähnlich beeindruckend. Ich möchte mir nicht anmaßen, zu beurteilen, welcher Hersteller hier die Nase vorn hat. Mittlerweile sind Plugins klanglich eben derart auf der Höhe, dass kein klarer Sieger mehr auszumachen ist.

Die Entwickler haben einige sehr brauchbare Klangbeispiele (MP3, 192 kb/s) auf der Produktseite des PCM Native Reverb veröffentlicht. Gitarren, Vocals, Drums und Hörner sind zu hören, jeweils einmal trocken und dann natürlich mit allen sieben Halltypen. Nachstehend sind einige Klangbeispiele mit einer Snare Drum.

Medium Vocal Chamber:

Small Vocal Concert:

Large Hall:

Medium Plate:

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Lexicon PCM Native Reverb Test-Fazit

Das Lexicon PCM Native Reverb Bundle ist äußerst vielseitig beschlagen und erzeugt dichte, ziemlich natürlich erscheinende und seidige Halleffekte. Da gibt es nichts zu rütteln. Die Eingriffsmöglichkeiten sind enorm und ungewöhnliche Effekte sind ebenso möglich wie fein nachgebildete Klassiker aus den 80er Jahren, allen voran die zufallsmodulierten virtuellen Räume. Auch die beiden Plattenhallmodule sind nicht zu verachten; ach, eigentlich ist alles sehr hörenswert.

Bei der Bedienung legen mir die Plugins einige Stolpersteine in den Weg, ich habe ausführlich davon berichtet. Zwei Lautstärkeregler – für Input und Output – hätten dabei sein dürfen, auch Undo & Redo hätten nicht geschadet.

Angesichts des hohen Preises halte ich diese Dinge für selbstverständlich. Wer darüber hinwegsehen kann, erhält ein hochgradig vielseitiges und großartig klingendes Sammelsurium von Halleffekten…zu einem irrwitzig hohen Preis. Egal, wie toll der Klang auch sein mag, hier bezahlst Du bei weitem nicht nur für die Qualität der Plugins, sondern auch für deren Namen.

Auch wenn der Sound fabelhaft ist und die Einsatzmöglichkeiten sich in alle Richtungen erstrecken, schrammt der PCM Native Reverb aufgrund der erwähnten Schwächen und des nicht ganz angemessenen Preises knapp an einer höheren Wertung als vier von fünf Punkten vorbei.

Features Lexicon PCM Native Reverb Review

  • Hersteller: Lexicon
  • Sammlung algorithmischer Reverbs
  • 7 Arten von Halleffekten
  • Plugins für Windows & Mac OS X
  • iLok2 benötigt

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