Korg Volca Sample Testbericht
Handlicher Sampler mit Step-Sequenzer
Von Felix Baarß
Korg Volca Sample Test-Fazit
4
DELAMAR
SCORE
Portable Sampler-Groovebox. Das Teil macht richtig Spaß, liefert einige Mittel für ausdrucksstarke Sequenzen und ist mobil wie kaum ein anderer Klangerzeuger.
PRO
- Funktionsreich im kompakten Format
- Aufzeichnung & Sequenzierung von Reglerbewegungen
- Sequenzer mit interessanten Performance-Optionen
- Guter Halleffekt und duales Filter für den Mix
- Perfekte Ergänzung der Volca-Serie, auch dank Sync
- Weitgehend gut verarbeitet
CONTRA
- Nur via iOS mit Samples füllbar
- Keine Outputs außer dem Kopfhörerausgang
Für wen?
Fortgeschrittene im Besitz eines iOS-Geräts, die eine hochkompakte, portable Groovebox auf Sample-Basis suchen.
Was ist es?
Der Korg Volca Sample ist ein Sampler mit Step-Sequenzer. Man könnte ihn auch als kleine Groovebox oder Drum Machine bezeichnen, bei der Du die Grundklänge austauschen kannst. Das auf Wunsch batteriegespeiste Gerät ist so groß wie die anderen Klangerzeuger der Volca-Serie (Maße & Gewicht im Infokasten) – in etwa in der Größe eines Taschenbuchs. Die 100 standardmäßig gespeicherten bzw. über eine iOS App eingespeisten Samples kannst Du über die Step-Tasten live triggern oder im Sequenzer arrangieren. Für Letzteres stehen Swing und ein Song-Modus zur Verfügung. Die Effekte umfassen duale analoge Filter (Bass- und Höhenregler) sowie einen Hall.
Die Synchronisierung mit anderen Geräten der Volca-Serie oder mit dem Korg Monotribe ist möglich, wofür kleine Klinkenbuchsen bereitstehen. Weiterhin lässt sich eine MIDI-Ansteuerung über die fünfpolige MIDI-In-Buchse realisieren – ob abermals zur Synchronisation oder zum Triggern der Sounds über Controller bzw. deine DAW-Software.
Das Instrument ist zum Straßenpreis von 131,- Euro (inkl. MwSt. & Versandkosten) im deutschen Fachhandel erhältlich.
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Korg Volca Sample Test
Erster Eindruck, Verarbeitung und Haptik
Mit eingelegten Batterien wiegt der Korg Volca Sample 510 Gramm – es ist problemlos überallhin mitnehmbar, gleichzeitig aber nicht so leicht, dass der wertige Eindruck oder die Standfestigkeit darunter leiden würden. Letztere wird auf glatten Oberflächen durch vier Gummifüße sichergestellt. Wer das Gerät nicht mit Batterien betreiben möchte, kann das Netzteil Korg KA-350 separat erwerben.
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Gehäuseschale und Bedienpaneel sind aus Kunststoff gefertigt, Letzteres ist akkurat mit dem Chassis verschraubt. Die Abdeckung des Batteriefachs macht einen guten Eindruck und sollte sehr viele Öffnungs- und Schließvorgänge ohne Abnutzungserscheinungen überstehen. Die kleinen Drehregler, die wir schon von den anderen Volcas kennen, sind für größere Hände nur mit Fingerspitzengefühl bedienbar, aber das ist bei so vielen Funktionen auf einem derart kompakten Gerät unumgänglich. Sie weisen einen sehr angenehmen Widerstand auf und laufen weich. Das ist auch bei den deutlich größeren Potis für das duale Filter der Fall.
Die Buttons sind in Soft-Touch-Manier ausgelegt, sind also aus relativ weichem Gummi und klicken nur sehr leise, wenn sie heruntergedrückt werden. Perfekt für die vielen flinken Befehle, die bei einer ausgeklügelten Performance erteilt werden wollen.
Zu guter Letzt möchte ich den berührungsempfindlichen Streifen mit den 16 Step-Tasten positiv erwähnen. Die Tasten reagieren höchst akkurat und es handelt sich um eine Multi-Touch-Eingabe (theoretisch könntest Du alle Sounds gleichzeitig triggern).
Audio, MIDI & Sync
Wer im Tandem mit anderen Volcas und/oder einem Monotribe spielen möchte, setzt am besten die Synchronisation ein – klassisch per Klinkenkabel verbinden und los. Daneben steht noch ein fünfpoliger MIDI-Eingang bereit, um Steuerdaten (auch MIDI-Clock) entgegenzunehmen und umzusetzen.
Da jedes Sample von einem anderen MIDI-Kanal getriggert wird, lassen sich leider keine praktischen »All-in-one-Patterns« mit der Pianorolle einer einzigen DAW-Spur nutzen, um einen kompletten Beat zu bauen. Wer seine Drums ohnehin in unterschiedlichen Spuren anlegt, wird das nicht einmal bemerken.
Es gibt einen Kopfhöreranschluss in kleiner Klinke, separate Buchsen für die Verkabelung mit Audio Interface, Mischpult & Co. fehlen mir jedoch. Gut möglich, dass es ohne Einschränkungen im Funktionsumfang nicht möglich gewesen wäre, zwei große Monoklinkenbuchsen in dem kompakten Gehäuse unterzubringen. Die Stereo-Miniklinke ist zwar nicht gerade Standard in Bühnen- und Studiosetups, aber gut, es gibt ja Adapter oder entsprechend gefertigte Kabel (typischerweise 1x 3,5mm Stereo > 2x 6,3mm Mono).
Klangformung mit dem Korg Volca Sample
Zunächst sei gesagt, dass Du beim Korg Volca Sample aus 100 Samples schöpfen kannst – entweder die bereits ab Werk auf dem Gerät gespeicherten Klänge oder beliebige Samples, die sich über eine App für iOS (Apples Betriebssystem in iPhone, iPad & iPod touch) einspeisen lassen. Die Beschränkung auf Apples mobile Geräte zur Speisung des neuen Volca ist für mich einer der wenigen gewichtigen Kritikpunkte. Wenn schon keine Desktop-Betriebssysteme, so hätte zumindest noch Android unterstützt werden können.
Zur Bearbeitung der Samples kannst Du Start- und Endpunkt wählen, Höhen abschwächen/verstärken sowie um ±63 Halbtöne transponieren. Ein separates Time-Strechting/Pitch-Shifting hätte wohl den Rahmen gesprengt, Geschwindigkeit und Tonhöhe werden gleichzeitig verstellt.
Natürlich gibt es auch zwei Hüllkurvengeneratoren mit Attack & Decay für die Lautstärke und die Tonhöhe, bei Letzterem mit verstellbarer Hüllkurvenintensität. Regler für Panning und Lautstärke komplettieren das Bild. Zum fortgeschrittenen Bearbeiten der Samples nach Gusto ist das Wichtigste an Bord, beispielsweise auch eine Reverse-Funktion zum Umkehren eines Samples. In den meisten Fällen werden Produzenten aber ohnehin ihre Samples schon vorbearbeitet in das kleine Gerät speisen.
Die Reichweiten und die Skalierung der Hüllkurvenparameter sind vernünftig bemessen, um klanglich aus dem Vollen zu schöpfen. Schnell sind perkussive Samples hergestellt oder das Attack einer allzu impulsiven Kick Drum entschärft. Prima: Bei Panning, Hüllkurvenintensität etc. rasten die Potis in ihrer Mittelstellung (»auf 12 Uhr«) leicht ein.
Die Funktion Swing bringt müde Sequenzen zum Schunkeln, wobei Einstellungen von 0 bis 75% für die Verschiebung der geradzahligen 16tel-Taktschritte zur Verfügung stehen. Prima: Du kannst bestimmen, ob diese verzögert oder verfrüht abgespielt werden sollen. Letzteres ergibt zum Teil ungewöhnliche Rhythmen, während ich für funky House-Musik lieber im positiven Bereich zwischen 30 und 40% bleibe.
Der Halleffekt hat es mir angetan. Voll aufgedreht lässt klingt er, als würde die Musik in einem riesigen Öltank spielen – wuchtig wie nix, das hätte ich in dieser Qualität nicht erwartet. Darüber hinaus ist der Effekt Performance-freundlich, denn wenn Du ihn abrupt deaktivierst, klingt die Hallfahne noch aus.
Neben dem Reverb stellt das duale Filter den zweiten globalen Effekt, er beeinflusst also das Summensignal und nicht nur ein einzelnes Sample. Hiermit sind sanfte Cuts und Filterfahrten möglich, wobei nicht ganz so stark in den Sound eingegriffen wird wie bei den Kill-EQs meisten DJ-Mixern. Klingt gut und ist insofern flexibel, als auch Boosts (max. +6 dB) für Bässe bzw. Höhen drin sind.
Sequenzer in der Praxis
Das Step-Recording geht naht- und reibungslos von der Hand, da der Wechsel zwischen Playback und Aufnahme unterbrechungsfrei und stets im Takt vor sich geht. Löblich: Es gibt sowohl Mute als auch Solo, anders als etwa bei der Roland TR-8 [Testbericht].
Dank Motion Sequencing kannst Du während der Aufnahme an den elf zentralen Parameterreglern drehen, woraufhin die entsprechenden Klangänderungen in der Sequenz gespeichert werden. Nun werden die Klänge also automatisch wieder so moduliert, wie Du sie im jeweils vorigen Pattern-Durchlauf zurechtgeschraubt hast. Bekannt aus den schwedischen Geräten von Elektron, aber immer wieder ein toller Mehrwert, gerade für ein kleines Gerät dieser Preisklasse.
Die Knöpfe für Play und Record sind rot und werden von LEDs hintergrundbeleuchtet. Sehr gut für schummriges Bühnen- oder Studiolicht. Auch die transparenten Potis werden zeitweilig so illuminiert, nämlich immer bei Parameteränderungen.
Du kannst einzelne Klänge davon ausnehmen, in den Hall geschickt zu werden. Weitere Tricks sind das sofortige Springen zu Step X bei laufender Sequenz und das Überspringen deaktivierter Steps. Neu für die Volca-Serie: Es gibt einen Songmodus, in dem Du bis zu 16 Patterns aneinanderreihen kannst. Das sind spannende Performance-Optionen und alles in allem wird hier ein guter Step-Sequenzer geboten. Mir fehlt lediglich die Akzentuierung von Steps, um Anschläge schnell und einfach in unterschiedlicher Lautstärke zu programmieren. Zudem ist die Anzahl der Speicherplätze für Patterns (10) und Songs (6) ist nicht wirklich üppig, für den Preis aber angemessen.
Klangqualität & Lautstärke
Die Klangqualität über den kleinen Klinkenausgang ist bestens für PA-Sound auf Parties und den Hörgenuss mit klangstarken Kopfhörern. Auch im Studio könnte der Korg Volca Sample den Weg in die Produktionen finden, gut genug ist die Klangqualität durchaus. Die Lautstärke des Outputs könnte noch einen Tick höher sein, bleibt aber auch in einem vertretbaren Rahmen.
Der integrierte Lautsprecher kann ziemlich laut aufgedreht werden, für zwischendurch oder zur Vorbereitung vor einem Auftritt stellt er einen schönen Bonus dar. Erwartungsgemäß ist der Bass über diesen recht schwach und die Verzerrungen sind bei höheren Lautstärken schnell spürbar.
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Korg Volca Sample Test-Fazit
Der Korg Volca Sample bietet viele Funktionen auf engstem Raum, mit dedizierten Reglern für den Großteil der Parameter. Nicht gerade selbstverständlich bei einem Gerät, das in etwa die Größe eines Taschenbuchs hat: Die überwiegend gut verarbeitete, haptisch gelungene Hardware ist so klein und handlich wie die anderen Volcas.
Eines der herausragenden Features ist die Möglichkeit, Klangänderungen durch das Schrauben an den Potis innerhalb einer Sequenz aufzuzeichnen. Mit ein wenig Übung lassen sich tolle Kunststücke nahtlos und einfach aufzeichnen, was einen gewaltigen Mehrwert im Vergleich zu starren Patterns mit sich bringt. Generell ist der Step-Sequenzer mit seinem Song-Modus, dem direkten Springen zu einem Step und anderen Tricks gut gelungen.
Weiterhin hat mir der Halleffekt klanglich sehr gut gefallen, während die gezielte Verknüpfung mit einzelnen Samples ausgefeiltere Sequenzen ermöglicht. Das Gespann aus Tief- und Hochpassfilter mit Boost-Funktion taugt gut zum finalen Skulpturieren des Gesamtsounds und für kurze DJ-artige Einlagen bei der Performance.
Gerade im Lichte der einfach etablierten Synchronisation mit dem Monotribe des Herstellers oder den anderen Volca-Modellen begrüße ich es sehr, dass Korg nach analoger Synthese jetzt auch die digitale Welt bedient. Über Audiodateien hast Du schier unbegrenzte Ausdrucksmöglichkeiten mit Sprachsamples, Sounds von akustischen Instrumenten, fertigen Loops und mehr.
In meinen Augen gibt es leider ein paar Einschränkungen in der Funktionalität. Allen voran ist hier die iOS-Exklusivität zu nennen, was die Einspeisung von eigenen Samples angeht, die nur mit einer App von Korg auf iPhone, iPad oder iPod touch möglich ist. Schade ist auch das Fehlen eines separaten Paares großer Klinkenbuchsen (oder wenigstens Cinch). Wahrscheinlich ein Tribut an den fairen Preis.
Summa summarum ergibt das eine gute Wertung: vier von fünf Punkten stehen im Korg Volca Sample Testbericht zu Buche. Ein feines Gadget – fast ein Pflichtkauf für Besitzer eines mobilen Apple-Geräts und mindestens eines Volcas.
Features Korg Volca Sample Review
- Hersteller: Korg
- Sampler mit 16-Step-Sequenzer
- 100 Samples, 10 Sequenzen, 6 Songs
- Swing, Motion-Sequenzer, Songmodus
- Effekte: Tief- & Hochpassfilter, Hall
- Strom: 6 AA-Batterien/Netzteil (optional)
- Maße: 193 x 115 x 45 mm
- Gewicht: 372 g (ohne Batterien)
PASSEND ZUM Korg Volca Sample Test