KAWAI CA-58 Test
Neuer Stern am Himmel
Von Carsten Helfrich am 09. April 2018
KAWAI CA-58 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Digitalpiano der Mittelklasse mit Holztastatur und umfangreicher Ausstattung.
Das Kawai CA-58 ist ein erschwingliches E-Piano, das sich besonders für klassische Klaviermusik eignet. Es verfügt über sinnvolle Funktionen für Anfänger und Wiedereinsteiger, die beim Lernen unterstützen. Kreative Klavierspieler kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Sie erhalten ausreichend Möglichkeiten, um musikalische Ideen zu entwickeln, umzusetzen und festzuhalten.
PRO
- Echtholztastatur
- Gute Klaviersounds
- Variabler Klang über Kopfhörer
- Einfache und übersichtliche Bedienung
- Umfangreiche Songbibliothek
CONTRA
- —
Für wen?
Für alle, die Klavier lernen und spielen wollen.
Was ist es?
Das KAWAI CA-58 ist ein Digitalpiano der Mittelklasse mit Echtholztastatur. Das neue Modell reiht sich zwischen die seit Kurzem am Markt erhältlichen CA-48 und CA-78 der Concert Artist Serie ein. Die Concert Artist Pianos sind auf Spieler zugeschnitten, die dem puristischen Klavierspiel frönen wollen. Daher wurde seitens des Herstellers besonderes Augenmerk auf guten Klaviersound und ein natürliches Spielgefühl gelegt.
Moderne E-Pianos sind die Brückenbauer zwischen der analogen und digitalen Welt, es gilt das traditionelle Klavierspiel mit den Errungenschaften moderner Technik zu vereinen. Diesen Drahtseilakt zu vollführen, gelingt in den letzten Jahren immer besser. Ob auch der jüngste Spross der CA-Serie diesen Ansprüchen gerecht wird, zeigt unser Review.
ANZEIGE
KAWAI CA-58 Test
Über KAWAI:
Die Pianos des japanischen Herstellers KAWAI erfreuen sich in Deutschland wachsender Beliebtheit. Im letzten Jahr feierte das Unternehmen das 90-jährige Firmenjubiläum, somit kann KAWAI auf eine lange Tradition im Klavierbau zurückblicken.
Neben der Expertise im akustischen Bereich fließen stetig lokale Marktbeobachtungen und Nutzererfahrungen in das Produktdesign der KAWAI Digitalpianos ein. Der deutsche Vertrieb in Krefeld bei Düsseldorf ist nah am Kunden und wirkt maßgeblich an der Entwicklung neuer Produkte mit.
Erster Eindruck
Das KAWAI CA-58 kommt, wie auch die anderen Pianos der Concert Artist Serie, in klassischem Digitalpiano Look daher. Das kompakte Gehäuse macht einen soliden aber eleganten Eindruck. Mit 73 kg gehört das E-Piano nicht zu den Leichtgewichten, aber es lässt sich noch problemlos zu zweit transportieren. Der Aufbau ist quasi selbsterklärend und für Laien einfach gelöst.
Zur Grundausstattung gehört eine versenkbare Tastaturklappe, die die Tastatur vor Staub und Beschädigung schützt. Die Notenauflage ist justierbar und erfreulich stabil. Sie ist zudem breit genug, um bis zu vier Notenblätter aufzunehmen. Im Lieferumfang befindet sich außerdem ein Notenheft der im MUSIC Modus verfügbaren Übungsstücke. Dazu später mehr.
PASSEND DAZU
- Kawai Novus NV10: Digitalpiano deluxe
- Kawai ES110: Digitalpiano für Einsteiger
- Kawai CN27: Digitalpiano für Ambitionierte
- Kawai ES8: Digitalpiano für Fortgeschrittene
- Kawai VPC1: Edler Keyboard Controller mit 88 Tasten
KAWAI CA-58 Farbvarianten
Lieferbar ist das Digitalpiano in drei Farbvarianten. Schwarz und Weiß matt mit einer dezenten Maserung oder in einem Holzton genannt „Rosewood“. Ein dunkles, strukturiertes Braun. Für Käufer mit noch höherem optischen Anspruch, offeriert KAWAI mit der CS-Serie Modelle in Schwarz Hochglanz.
Tastatur
Das Herzstück der Classic Artist Serie ist die Echtholztastatur. KAWAI ist der einzige Hersteller, der in der erschwinglichen Mittelklasse konsequent auf Holztastaturen setzt. Die Konstruktion der simulierten Hammermechanik ist dabei sehr stark an eine echte Flügelmechanik angelehnt. Die Umstellung vom Digitalpiano zum Flügel oder Klavier gelingt somit ohne größere Probleme, was die Ambitionen der CA-Serie deutlich macht.
Dabei kommt im KAWAI CA-58 (wie schon im kleineren CA-48) die neue GFC-Tastatur (Grand Feel Compact) zum Einsatz. Im Gegensatz zur GFII Klaviatur der beiden größeren Modelle ist die Tastenlänge um einige Zentimeter verkürzt. Dadurch wird Gewicht und aber vor allem Bautiefe eingespart.
Um die Spielbalance trotzdem auf gutem Niveau zu halten, wurde die Position der Gegengewichte verändert. Dem Hersteller ist es gelungen, einen guten Mittelweg zu finden. Die Tastatur spielt sich angenehm und ausgeglichen, wenngleich nicht so souverän wie die GFII.
Simulation des Druckpunkts
Standesgemäß verfügt die GFC Klaviatur über eine Druckpunktsimulation und über einen dritten Sensor, der die Anschlagswerte auch auf halbem Tastenweg erfasst und dadurch die Repetition (d.h., das Anschlagen eines Tones mehrfach hintereinander) stark verbessert.
Die Oberflächen der Tasten sind mit Ivory und Ebony Texturen versehen. Die Beschichtungen sind nicht nur eine optische Aufwertung, insbesondere wird die Griffigkeit der Tasten verbessert. Ein Abrutschen oder ein Klebenbleiben bei schwitzigen Händen, wie sonst bei glatten Kunststoffoberflächen, wird verhindert.
Klang beim KAWAI CA-58
Der Hersteller spendierte dem KAWAI CA-58 zwei seiner erstklassigen Flügelmodelle aus eigenem Hause. Neben dem Top-Modell „Shigeru Kawai EX“ wurde auch der „Kawai EX“ Concert Grand aufwändig im 88-Tasten Multisampling-Verfahren aufgenommen.
Ebenfalls erwähnenswert ist der gelungene Upright Sound, also der Klang eines Klavieres – historisch auch Pianino genannt.
Flügelklang: SK EX
Der voreingestellte Klang beim Einschalten des Instruments ist der SK EX. Dieses Flügelmodell hat viel Wärme in den Mitten und besticht durch einen ausgewogenen, sonoren Ton in allen Oktavlagen. Der Diskant (hohe Oktavlage) ist fein, ohne zu spitz zu wirken.
Das Ausklingverhalten ist sehr organisch, daran merkt man die Qualität des Samplings. Dieser Klang eignet sich hervorragend für klassische Musik.
Flügelklang: Kawai EX
Der Kawai EX ist etwas schmaler im Klang: Die Mitten wirken klarer, der Diskant ist nicht ganz so filigran wie beim Top-Sound. Daher empfiehlt sich dieser Klang besonders für Popmusik und Jazz. Mir persönlich gefällt dieser EX Concert Grand besser als der SK EX, da sich hier einfach variablere Einsatzmöglichkeiten ergeben, von klassisch bis modern. Wenn man ordentlich in die Tasten greift, wird der Ton etwas schärfer, was ich schätze.
Die weiteren Flügelsounds sind ordentlich, gerade der Jazz Clean weiß zu gefallen, obwohl er matter wirkt und nicht so viel klanglichen Tiefgang hat, wie die beiden vorgenannten Sounds.
Upright Piano
Deutlich anders klingt das Klaviersample des KAWAI CA-58. Es wurde authentisches Klangmaterial verwendet, nicht einfach ein Flügelklang verändert. Die Bässe sind schön drahtig und stumpfen – wie beim richtigen Klavier – ab dem Kontra-Oktavbereich ab.
Der Diskant hat eine klare Struktur und nicht so ein breites Obertonspektrum wie bei den Flügelmodellen. Alles in allem macht dieser Sound richtig Spaß und ist nicht nur für Freunde des Boogie Woogie eine willkommene Alternative.
Große Variabilität beim Klavierklang
Es gibt mehr als die gesampelten Klänge. Der Hersteller bietet mit dem „Virtual Piano Technician“ umfassende Möglichkeiten, in den Klavierklang einzugreifen. Wer sich also an etwas stört oder seine eigenen Klangvorstellungen realisieren möchte, kann seiner Kreativität freien Lauf lassen.
Intonation, Stimmung, Saiten- und Gehäuse-Resonanzen, Hammergeräusche, u.v.m. lassen sich verändern. Das lässt viel Raum für individuelle Soundtüfteleien. Wer da tiefer einsteigen möchte, findet mit der „Virtual Technician App“ einen passenden Editor fürs iPad.
Weitere Klangfarben
Digitalpianos bieten neben den Klavierklängen gerne weitere Sounds, um unterschiedliche Musikstile zu ermöglichen. Das KAWAI CA-58 stellt 32 Zusatzsounds zur Verfügung, die die Qualität der Flügel- und Klaviersounds allerdings nicht erreichen. Hier zeigt sich der Fokus auf dem Klavierspiel.
Dennoch sind einige Klänge angenehm und durchaus brauchbar, wie z.B. die Vintage-Pianos oder die Drawbar Orgeln. Schönes Detail hier: Mit dem linken Pedal lässt sich der Rotary-Effekt der Orgel steuern. Das ist gut durchdacht und in der Praxis sinnvoll, da man beide Hände zum Spielen nutzen kann.
Lautsprechersystem
Das Lautsprechersystem des KAWAI CA-58 besteht aus vier Speakern und leistet satte 2×50 Watt. An maximaler Lautstärke mangelt es nicht, ein mittelgroßer Raum lässt sich spielend beschallen. Zwei Lautsprecher mit 13cm Durchmesser strahlen nach unten ab, zwei kleinere ovale Speaker nach oben. Dadurch verteilt sich der Klang gut im Raum.
Der Bassbereich könnte für meinen Geschmack etwas fülliger sein, aufgrund des kompakten Gehäuses und des Durchmessers der Tieftöner gibt es selbstverständlich physikalische Grenzen. Ein schönes – und vor allem für genervte Eltern – sehr wichtiges Feature ist die Möglichkeit, die Gesamtlautstärke unabhängig vom Lautstärkeregler zu begrenzen.
Klang über Kopfhörer
Hier hat sich KAWAI einiges einfallen lassen: Der Kopfhörer-Modus bietet Details, die nicht nur nützlich sind, sondern auch klanglich hervorragende Ergebnisse liefern. Das ist clever, da ein Digitalpiano oft mit Kopfhörer gespielt wird.
Hervorzuheben ist der SHS Prozessor. SHS steht für „Spatial Headphone Sound“, welcher ein virtuelles Verschieben der Schallquelle von der Ohrachse in den Raum bewirkt. Der Effekt ist für mich nur subtil wahrnehmbar, beim Spielen macht es einen Unterschied: Das Klangbild wird offener und luftiger.
Ein nettes Feature ist die Auswahl von Kopfhörertypen. Jede Bauweise (ohraufliegend, ohrumschließend, InEar) hat einen anderen Klangcharakter. Diesem wird mit der Einstellung „Phono Type“ Rechnung getragen. Hierbei wird die Frequenzkurve des Kopfhörersignals entsprechend angepasst.
Bedienung
Ein wichtiges Kriterium – besonders für Anfänger und Umsteiger, die vom akustischen Klavier kommen – ist die Einfachheit der Bedienung. Um es kurz zu machen: Die Bedienung des KAWAI CA-58 gelingt sehr einfach.
Das Bedienfeld ist klar strukturiert und das 128×64 Pixel große LC-Display gibt immer Einblick über die gerade ausgewählten oder editierbaren Funktionen.
Besonders gut gefallen mir die drei Soft-Buttons unterhalb des Displays, die (je nach aktivem Menü) sinnvollen Befehlen zugewiesen sind. Auch ohne das Studium der Bedienungsanleitung kommt der Pianist schnell zurecht.
Integrierte Musikbibliothek
Der MUSIC Modus ist die musikalische Bibliothek des KAWAI CA-58. Über 570 Songs sind gespeichert. Darunter klassische Meisterwerke, Übungsstücke von Burgmüller und Czerny, Chopin Walzer, Bach Inventionen und eine umfangreiche Sammlung an Traditionals aus aller Welt.
Wer möchte, kann Wochen damit verbringen, die Stücke anzuhören und nachzuspielen. Die Stücke können außerdem anhand praktischer Lernfunktionen (LESSON Mode) erarbeitet werden. Viele der einprogrammierten Übungsstücke sind im mitgelieferten Notenheft enthalten. Prima.
Interner Rekorder
Das KAWAI CA-58 kann Musikstücke aufnehmen und abspielen. Wahlweise als MIDI-Daten oder mittels eines optionalen USB-Sticks als MP3 oder WAV-Audio. Das ist sehr praktisch, wenn man Freuden oder Verwandten ein selbst aufgenommenes Stück per Email senden möchte. Einfach die MP3-Datei vom USB-Stick anhängen, fertig.
Zusatzfunktionen
Natürlich bietet auch das CA-58 eine umfassende technische Zusatzausstattung, wie es in dieser Klasse üblich ist. DUAL und SPLIT Modus, einen 4-Band Equalizer mit parametrischen Mitten, Registrationsspeicher für eigene Klangeinstellungen, Metronom mit zusätzlich 100 Drum Patterns, und, und, und. Da bleiben kaum Wünsche offen.
Anschlussmöglichkeiten
Die Konnektivität spielt heutzutage für viele Nutzer eine wichtige Rolle, möchte man doch möglichst variabel und multimedial unterwegs sein. Das CA-58 bietet hierzu alle nötigen Anschlüsse. Obligatorisch sind natürlich die beiden Kopfhörerbuchsen, die sich direkt links unten in guter Erreichbarkeit befinden. Dabei ist eine Buchse mit großer Klinke für Hifi-/Studiokopfhörer und eine Buchse mit Miniklinke für z.B. Earplugs vorgesehen.
Zur Ein- und Ausgabe von Audio sind Line-Anschlüsse vorhanden. Sehr schön hier: der Pegel lässt sich direkt an den Buchsen mittels kleinem Drehregler einstellen. Das erspart langwieriges Suchen im Menü.
MIDI-Verbindungen lassen sich über 5-polige DIN-Buchsen oder wahlweise über die USB-Buchse herstellen. Ganz modern und vorbildlich zeigt sich das Digitalpiano mit seiner drahtlosen MIDI-Anbindung über Bluetooth-Schnittstelle.
Unterstütze unsere Arbeit mit einem Kauf bei Thomann*
* Affiliate Link: Du bezahlst den normalen Preis und wir erhalten eine Provision, wenn Du etwas kaufst. Danke!
KAWAI CA-58 Test-Fazit
Das KAWAI CA-58 Digitalpiano schließt die Lücke in der Concert Artist Serie des Herstellers und empfiehlt sich für alle, die puristisch Klavier spielen möchten und ein natürliches Spielgefühl zu schätzen wissen. Dabei werden insbesondere Anfänger, Wiedereinsteiger und Fortgeschrittene angesprochen.
Die außergewöhnlich realistische Holztastatur hat mich überzeugen können. In dieser Preisklasse dürfte dies wohl einzigartig sein.
Die beiden Flügelklänge und das Upright Piano sind qualitativ hochwertig und lassen sich dynamisch und ausdrucksstark spielen. Die weiteren Klänge können nicht ganz mithalten, bieten aber eine gute Möglichkeit, sich in anderen Musikstilen zu bewegen.
Dieses Digitalpiano hat das Zeug, ein echter Star zu werden. Dank gut durchdachter Funktionen bietet es eine Menge Futter, um kreativ Musik zu machen. Alles in allem vergebe ich daher gerne das Prädikat „Sehr gut“ im KAWAI CA-58 Test.
Features KAWAI CA-58 Review
- Hersteller: Kawai
- 88 gewichtete Holztasten mit Druckpunktsimulation
- Tastenoberfläche mit Ivory- und Ebony Feel
- 42 Klänge, davon 2 sehr hochwertige Flügelsounds
- 256 stimmige Polyphonie
- Virtual Piano Technician für individuelle Klanggestaltung
- MP3- und WAV-Aufnahmefunktion über USB-Stick
- Versenkbarer Tastaturdeckel
- 4-Band EQ
- Bluetooth MIDI
- Über 500 interne Songs
- 2 x 50 Watt Lautsprechersystem
- Gewicht: 73 kg
- Maße: 1.445 x 455 x 925 mm (BxTxH)
PASSEND ZUM KAWAI CA-58 Test