Kali Audio IN-5 Testbericht
Nahfeldmonitor mit 3-Wege-System
Von Carina Pannicke am 05. Mai 2021
Kali Audio IN-5 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Der Kali Audio IN-5 ist ein aktiver Nahfeldmonitor mit 3-Wege-System und koaxialer Bauweise. Der Kali Audio IN-5 vereint zwei bewährte elektro-akustische Features in einem einzigen Lautsprecher und bietet dabei hochprofessionellen Klang für wenig Geld.
PRO
- sehr gut aufgelöstes Stereobild
- Klare Bässe
- Angenehme Höhen
- Umfangreiche Anschlussmöglichkeiten
- Umfangreiche EQ-Anpassungen
- Gain-Poti mit Rasterung
CONTRA
- etwas niedrigere Auflösung in den Hochmitten
Für wen?
Einsteiger & Fortgeschrittene im Bereich der Musik- und Audio-Produktion
Was ist es?
Der Kali Audio IN-5 ist ein aktiver Studiomonitor, der vorrangig für das Nahfeld konzipiert ist. Wie der IN-8, ist er als 3-Wege-System aufgebaut. In ihm sorgen also drei statt, wie häufig zu finden zwei Membranen, für den guten Ton. Das ist schon mal die erste Besonderheit, denn 3-Wege-Monitore sind üblicherweise deutlich teurer und folglich eher nicht in dieser Preisklasse zu finden. Das zweite auffallende Merkmal ist die koaxiale Bauweise von Mitten- und Hochtöner, die ebenfalls ein eher kostspieliges, doch gleichwohl hochinteressantes Feature für einen Lautsprecher ist. Mehr dazu weiter unten.
5 Features: Kali Audio IN-5
- Aktiver Nahfeld-Monitor
- 3-Wege-System mit koaxialer Bauweise
- Frequenzbereich: 39 – 25.000 Hz
- Leistung: 160 Watt
- EQ zur Raumanpassung
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Kali Audio IN-5 Test
Ausstattung und Specs
Unterschiede in der Ausstattung finden sich beim Kali Audio IN-5 Test beim Tieftöner. Dieser ist mit 5 Zoll etwas kleiner als beim IN-8 (8 Zoll) und seine Papiermembran ist nicht wie beim IN-8 mit Polymer beschichtet. Die koaxialen Mitteltöner und der Soft Dome Tweeter sind mit 4 Zoll und 1 Zoll wiederum gleich zum IN-8. Insgesamt ist der Kali Audio IN-5 etwas kleiner in den Abmessungen, mit 38x28x20 (BxHxT) cm aber immer noch recht groß für einen Nahfeldmonitor.
Kali Audio IN-5 mit mehr Leistung
Kleinere Abmessungen und kleinerer Tieftöner heißt dabei übrigens nicht automatisch, dass der IN-5 weniger Schalldruckpegel in den Raum bringt, als sein „großer“ Bruder. Sogar das Gegenteil ist der Fall. Mit 80 Watt für den Tieftöner und jeweils 40 Watt für Mittel- und Hochtöner wartet der IN-5 mit satten 160 Watt Gesamtleistung auf – 20 Watt mehr als der vermeintlich größere IN-8. 115db gibt Kali Audio als maximalen Schalldruckpegel an, geringfügig mehr als beim IN-8. Und auf jeden Fall mehr als genug. Zumindest erstmal auf dem Papier.
Mit dieser Ausstattung ist der Straßen-Stückpreis von 349 Euro schon mal phänomenal. Der Kali Audio IN-5 richtet sich an alle Home- oder Projektstudio, deren Budget etwas mehr als die „magischen 500 Euro“ beträgt. Und die ein bisschen Platz am oder auf dem (Schreib-)Tisch haben. Wie gut diese aufwendige Ausstattung bei einem solch moderaten Preis umgesetzt werden konnte und wie sich das letztlich im Klang äußert, erfährst du in diesem Review.
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Erster Eindruck und Verarbeitung
Mir persönlich gefällt das Design des Kali Audio IN-5 mit seiner schlichten matt-schwarzen Frontblende, der ungewöhnlich geschwungenen Bassreflex-Öffnung und der kleinen blauen LED-Statusanzeige zwischen Hoch- und Mitteltöner.
Mit 8,4 Kilogramm ist die Box schon ordentlich schwer, aber nicht so schwer, dass ich als Frau sie nicht auf mein DIY-Tischstativ heben kann. Das Gewicht verbinde ich subjektiv mit einer gewissen Wertigkeit der Materialien.
Die Verarbeitung ist insgesamt gut, könnte hier und da noch geschmeidiger sein. Die Gehäusekanten dürften für meinen Geschmack etwas runder sein. Auf ganz hohem Niveau könnte man noch anmerken, dass die Übergänge von Blenden und Gehäuse noch besser gelingen könnten. Betrachtet man hier allerdings das Innenleben und das Preis-Leistungsverhältnis, gibt’s keine große Beanstandung.
Raumentzerrung als zusätzliches Feature
Dass der Kali Audio IN-5 einige Besonderheiten aufweist, die viele der Konkurrenten in seinem Preissegment nicht vorweisen können, ist bereits angeklungen. Dazu gehört neben seiner Bauweise und seinem Preis auch die umfangreichen Möglichkeiten, den Lautsprecher an die eigenen räumlichen Gegebenheiten anzupassen. Wer sich bereits mit Kali Audio-Lautsprechern beschäftigt hat, kennt diese schon: auf der Rückseite des IN-5 befinden sich 11 kleine Piktogramme.
Sie zeigen 8 verschiedene Aufstellmöglichkeiten des Lautsprechers. Über eine entsprechende Anwahl der zugehörigen kleinen Dip-Schalter können sie jeweils aktiviert werden. Also, genau genommen aktiviert man damit einen internen Equalizer, der den Frequenzgang Lautsprecher dementsprechend entzerrt. Die Auswahlmöglichkeiten stimmen weitestgehend mit denen von IN-8 und auch denen der LP-Serie von Kali Audio überein und seien hier der Vollständigkeit halber genannt:
- auf einem Stativ mit mindestens einem halben Meter Abstand zur Wand
- auf einem Stativ mit weniger als einem halben Meter Abstand zur Wand
- auf einem Stativ, direkt an der Wand
- auf der Meter-Bridge eines Pults stehend
- auf der Meter-Bridge eines Pults liegend
- auf dem Tisch mit mindestens einem halben Meter Abstand zur Wand
- auf dem Tisch mit weniger als einem halben Meter Abstand zur Wand
- auf dem Tisch, direkt an der Wand
Wem diese Auswahl noch nicht genügt, der kann zusätzlich noch zwei Shelving-Filter bemühen, die mit jeweils ± 2 db Absenkung bzw. Verstärkung auf hohe oder tiefe oder beide Signalanteile einwirken.
Ich kann mich an keinen professionellen Lautsprecher erinnern, der über ähnlich umfangreiche Entzerrungsmöglichkeiten verfügt. Insofern ist der Kali Audio IN-5 in punkto Ausstattung beeindruckend. Hinzukommt, dass die Piktogramme so schön selbsterklärend sind. Aber auch ein Blick in das liebevoll geschriebene Manual kann nicht schaden für zusätzliche Informationen.
Für die Auswahl der gewünschten EQ-Einstellung sollte man einen Feinmechaniker-Schraubendreher oder einen Stift mit stabiler Mine in Reichweite haben. Die Dip-Schalter bieten genügend Widerstand, sodass man sie beim Hantieren mit dem Lautsprecher nicht aus Versehen verstellt.
Wie gut die EQ-Einstellungen in der Praxis funktionieren, erfährst du weiter unten im Hörtest.
Anschlüsse
Wir bleiben noch ein wenig auf der Rückseite des Kali Audio IN-5. Dort finden sich selbstverständlich auch die Anschlüsse. Auch hierbei hat der kalifornische Hersteller nicht gespart. Man hat die Wahl zwischen symmetrischen XLR oder 6,3mm-Klinke, was schon allein nice-to-have ist.
Die beiden Töner wirken also wie eine Punktschallquelle
Darüber hinaus steht zusätzlich ein Cinch-Eingang zur Verfügung. „Wozu ein unsymmetrischer Anschluss an einem professionellen Studiomonitor?“, mag man sich fragen. Möglicherweise ist das aber gar nicht so schlecht im Zeitalter von Smartphone, Tablet und Co. „Mal eben schnell was anhören über die guten Boxen“ ohne Bluetooth-Konnektivität, sollte damit jedenfalls kein Problem sein.
Der Gain-Poti auf der Rückseite des Kali Audio IN-5 findet an dieser Stelle besondere Erwähnung, weil die Entwickler mir hier mit einer Kleinigkeit ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnten (und das immerhin, bevor ich die Box überhaupt das erste Mal gehört hatte…): Es rastet in der Null-Position ein. Wenn du schon einmal versucht hat, ein präzises Gain-Match zwischen zwei Lautsprechern herzustellen mit einem Poti ohne Rasterung, weißt du, warum ich das so hilfreich finde.
Kali Audio empfiehlt die Null-Dezibel-Position als Standard-Einstellung und üblicherweise muss man einen Gain-Poti im Produktionsalltag auch nicht groß anfassen.
Vorteile der koaxialen Bauweise
Bevor wir den Kali Audio IN-5 nun endlich anschalten, halte ich es für sinnvoll, sich noch einmal kurz vor Augen zu führen, warum koaxiale Lautsprecher so besonders sind. Ohne allzu sehr ins Detail zu gehen, kann man sagen, dass Koaxial-Lautsprecher bei der räumlichen Auflösung extrem vorteilhaft sind.
2 Jahre Forschung hat man im Hause Kali Audio insbesondere in die Verstärker-Technik investiert
Und zwar qua Physik. Voreinander montierte Chassis sorgen dafür, dass die von ihnen abgestrahlten Signalanteile gleichzeitig, also phasengleich, am Ohr eintreffen, weil sie sich auf einer akustischen Achse befinden.
Die beiden Töner wirken also wie eine Punktschallquelle. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Darstellung der Phantomschallquellen und die Phantom-Mitte, die dadurch klar und stabil erscheint. Die koaxiale Bauweise erlaubt übrigens als eine der wenigen, den Lautsprecher auch horizontal, also liegend, zu betreiben. Soviel zur Theorie.
Kauftipps für Studiomonitore, Lautsprecher & Monitorboxen
Kali Audio IN-5 in der Praxis
Beim Einschalten der Kali Audio IN-5 fällt auf, dass man ohne die sanft blau leuchtende LED gar nicht wüsste, ob die Monitore überhaupt einsatzbereit sind.
Sprich: Keinerlei Betriebsgeräusche. Selbst mit dem Fireface UCX auf Anschlag, dem Gain auf +6 dB aufgedreht und dem Ohr direkt vor dem Tweeter kann ich kein Rauschen vernehmen. Gegenüber dem Kali Audio IN-8, bei dem geringes Eigenrauschen in den Tests aufgefallen war, ist das eine deutliche Verbesserung. Ein wenig Recherche bestätigt dies: 2 Jahre Forschung hat man im Hause Kali Audio insbesondere in die Verstärker-Technik investiert. Herausgekommen sind 12db weniger Eigenrauschen bei unserem Testmodell. Chapeau!
Nicht hörbare Betriebsgeräusche sind gleichwohl auch Bedingung, um die Kali Audio IN-5 im echten Nahfeld betreiben zu können. Apropos Nahfeld: 20cm gibt Kali Audio als Mindest-Hörabstand an. Mehr als 2,20 Meter sollten es laut Datenblatt nicht sein. Das wäre dann auch tatsächlich schon fast kein Nahfeld mehr.
So geht’s richtig: Lautsprecher aufstellen
Leistungsmäßig allerdings ist ein größerer Abstand kein Problem. Um zu wenig Schalldruckpegel muss man sich bei den Kali Audio IN-5 keine Sorgen machen, sie scheinen mir gut bestückt für den Gebrauch in kleineren (Home-)Studio-Umgebungen.
Im Hörtest stehen die Kali Audio IN-5 in einem realistischen Setting: Relativ nah an der Wand mit gut einem Meter Abstand zueinander auf einem Holz-Tischstativ und den isoAcoustic-Mini Pads in einem akustisch nicht sonderlich optimierten Raum von 20 Quadratmeter Größe.
Klang im Kali Audio IN-5 Test
Zwei Dinge fallen mir beim Hören als erstes auf: Die präzisen Bässe und das beeindruckend klare und breite Stereobild. Hier spielt die koaxiale Bauweise auch praktisch ihre Stärken aus. Die Auflösung in der Horizontalen ist folglich auch bei moderatem Abstand der Lautsprecher zueinander außerordentlich gut.
Jedes Instrument und insbesondere mittig platzierte Stimmen oder Schlagzeug erscheinen exakt auch dort – wie auf einer virtuellen Bühne. Und das auch, wenn man sich selbst sogar etwas aus der geometrischen Mitte wegbewegt. Die Tiefenstaffelung kann ebenfalls davon profitieren. Die Tiefe ist hier ein wenig abhängig von der Komplexität des Signals bzw. des Musikwerks.
Seidige Höhen & präzise Bässe
Spätestens bei der Beurteilung des Klangbild kommen wir in den stark subjektiven Bereich, da eine Frequenz-Messkurve meiner Meinung nach nicht allzu viel aussagt. Mir persönlich gefallen die seidigen Höhen der Kali Audio IN-5, ihre sehr gute Impulstreue und das Auflösungsvermögen. Auch präsenter gemischte Werke aus dem Jazz, wie beispielsweise Chick Coreas „Morning Sprite“ lösen stets fein auf und lassen Details erkennen, ohne anstrengend zu wirken.
Die Bässe kommen präzise und impulsstark und können ordentlich tief aufspielen. Wobei in der ganz tiefen Lage, jenseits von 60 Hz, die Impulstreue erwartungsgemäß etwas zurückgeht. Tendenziell halte ich die Basswiedergabe für sehr gelungen und aussagekräftig. Geschmacklich (subjektiv) dürfte bei „Bombast-Stücken“ wie Filmmusik à la „Fluch der Karibik“ noch mehr Wucht dahinter sein. Meine Referenz im Vergleich ist der Neumann KH 120A, der nur halb so groß ist und – zugegeben – auch fast doppelt so teuer.
Kommen wir zu den Hochmitten. Bei hohen Lautstärken wirkt die Wiedergabe des Bereichs zwischen 2 und 4 kHz tendenziell etwas anstrengend für die Ohren. Den Hochmittenbereich habe ich mir mit den Chören von Christopher Tins „Baba Yetu“ und einer exzellenten Aufnahme von Rachmaninovs „Prelude in Cis“ angehört. Der angesprochene Frequenzbereich wird für meinen Geschmack nicht ganz so klar und offen wiedergegeben, fügt sich ins Klangbild insgesamt aber wohlig ein.
Verbessern ließ sich dieser Klangeindruck allerdings mit den rückseitigen EQ-Einstellungen. Gestartet hatte ich den Hörtest mit der Auswahl „auf dem Tisch, direkt an der Wand“. Mit dem Wechsel zu „auf dem Tisch, weniger als 50cm Abstand zur Wand“ und einem 2 dB Bass-Boost im Shelving-Filter schienen die beschriebenen Frequenzbereiche deutlich besser.
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Kali Audio IN-5 Test-Fazit
Der Kali Audio IN-5 bietet außerordentlich professionellen Klang für wenig Geld. Die Ausstattung, 3-Wege-System und koaxiale Bauweise, sucht zumindest in dieser Preisklasse ihresgleichen. Insofern kann man Kali Audio recht geben mit ihrer Behauptung „den innovativsten Lautsprecher, der je gebaut wurde“ auf den Markt gebracht zu haben. Damit hat der Hersteller gezeigt, dass auch ausgefeilte elektro-akustische Features mit weniger exquisiten, doch gleichwohl soliden Zutaten in einem Lautsprecher umsetzbar sind. Deshalb erreicht der Kali Audio IN-5 4,5 von 5 Sternen.
Features Kali Audio IN-5 Review
- Hersteller: Kali Audio
- 3-Wege System mit koaxialem Mittel-/Hochtöner
- Leistung: 160 W - 80/40/40 W Tri-Amped
- 5" Tieftöner
- 4" Mitteltöner
- 1" Soft Dome Hochtöner
- Frequenzbereich: 39 - 25.000 Hz (-1ß0dB)
- Maximalpegel: 115 dB SPL
- Crossover-Frequenz LF-MF: 280 Hz
- Crossover-Frequenz MF-HF: 2800 Hz
- 10 EQ-Einstellungen zur Anpassung an den Aufstellungsort
- Anschlüsse: XLR und Klinke 6,3 mm symmetrisch sowie Cinch unsymmetrisch
- Abmessungen (B x H x T): 382 x 286 x 205 mm
- Gewicht: 8,4 kg
PASSEND ZUM Kali Audio IN-5 Test