IK Multimedia T-RackS 3 Deluxe Testbericht
Plugins für kreatives Pre-Mastering
Von Matthias Müller
IK Multimedia T-RackS 3 Deluxe Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Komplettpaket für Mixing & Mastering.
Diese Plugins bieten vielfältige Möglichkeiten zum kreativen Abmischen und (Pre-)Mastern.
PRO
- Sehr guter Klang für kreatives Mastering und Mixing
- Funktionen wie M/S-Bearbeitung und Metering empfundener Lautheit
- Für Windows & Mac OS X - standalone sowie VST, RTAS, AU
- Spitzenpreis
CONTRA
- Kein »technisches« Mastering möglich
- Routing-Möglichkeit etwas starr
Für wen?
Ton- und Mastering-Ingenieure sowie alle, die kreativ abmischen und mastern wollen
Was ist es?
IK Multimedia T-RackS 3 Deluxe ist eine Sammlung von Audio-Plugins, die sich dem Mastering verschrieben haben. Sie besteht dabei zum einem aus Emulationen berühmter Studiogeräte wie dem Fairchild 670 oder dem Pultec EQ, zum anderem aus Plugins ohne existierendes Hardware-Pendant. Insgesamt beinhaltet das Paket über 10 Effekte – Kompressoren, EQs, Brickwall-Limiter und eine komplexe Metering-Einheit.
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IK Multimedia T-RackS 3 Deluxe Test
Was ist Mastering?
Wenn ich sage, dass diese Plugins für die Mastering-Aufgaben im Studio prädestiniert sind, meine ich damit nicht die Fertigstellung des Glasmasters, was im eigentlichen Sinne unter diesem Begriff zu verstehen ist. Ich meine damit, wie viele andere Studioleute, den Prozess des Pre-Mastering, also eine künstlerische und technische Aufbereitung des Audiomaterials, bevor es ins Presswerk geht oder es im Internet veröffentlicht wird. Also bitte nicht wundern, wenn im Laufe dieses Artikels der Begriff des Masterings eigentlich auf die kreative Nachbearbeitung des Audiomaterials reduziert wird.
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Signalfluss
Der Aufbau der Oberfläche ist recht simpel gehalten. Dem Anwender stehen acht in Reihe geschaltete Slots zu Verfügung, auf denen die virtuellen Geräte je nach Belieben geladen werden können. Den ersten vier Slots können nun zusätzlich weitere vier Module parallel hinzugemischt werden – für die auch im Mastering beliebte Methode der Parallelkompression unverzichtbar. Die gesamte Signalkette kann übrigens mit dem Button »Show Chain« grafisch dargestellt werden.
Das etwas starr anmutende Routing mit den Modul-Slots ist für die meisten Anwendungen mehr als ausreichend. Wünschst Du dir dennoch mehr Flexibilität, steht dir jederzeit der Weg in deine DAW offen. Denn die Software funktioniert nicht nur im eigenständigen Modus, sondern kann in so gut wie jeden Sequenzer über die Schnittstellen VST, AU oder RTAS integriert werden. Zudem lassen sich alle Geräte auch einzeln in die DAW laden. Dies ist wiederum sehr komfortabel.
Metering
Das Herzstück der Software ist die gute Visualisierung des Audiomaterials. Neben einer Peak- und einer RMS-Anzeige stellt T-RackS die »empfundene Lautstärke« dar. Beim Mastern solltest Du diese Anzeige immer im Blick behalten. Das Geniale an der Sache ist, dass Du dir eine von 27 genrespezifischen Skalen einblenden lassen kannst, die auch ungeübten Soundtüftlern eine Vorstellung vermitteln, welche Lautstärke üblicherweise in der jeweiligen Stilrichtung erreicht werden soll.
Der Ausschlag sollte sich demnach im grünen Bereich aufhalten und darf nur ab und an mal einen kurzen Ausflug in den roten Bereich wagen. Wer eine solche Hilfestellung für sinnvoll erachtet, der wird begistert von diesem Feature sein. Ich finde diese Skalen äußerst gelungen. Begeistert haben mich auch die anderen Analyzer-Funktionen wie das Goniometer, der Korrelationsgradmesser und die Spektralanalyse.
Einen kleinen Wehrmutstropfen gibt es dann doch: Die Anzeigen sind nicht skalierbar. Ich habe mir gerade bei der Spektralanalyse schon manchmal gewünscht, die Anzeigen größer machen zu können. Die Ansprechzeit der Anzeige lässt sich übrigens in den Einstellungen verändern. Allerdings ist bei 250 ms Release schon Schluss. Eine noch genauere Ansprechgeschwindigkeit würde wohl zu viel CPU-Power verschlingen.
Workflow
Für jemanden, der ein wenig Ahnung von der Audiomaterie hat, dürfte das Arbeiten mit IK Multimedia T-RackS 3 Deluxe nahezu selbsterklärend sein. Per Drag & Drop lassen sich die zu bearbeitenden Audiodateien in das Programm ziehen. Die Slots können für jeden Song individuell mit entsprechenden Audiounits gefüllt werden, auf die gleich noch die Sprache kommen wird.
Besonders lobend zu erwähnen sind die alternativen Slots, die sich im unteren Drittel des GUI befinden. Hier kannst Du bis zu vier verschiedene Setups abspeichern und per Knopfdruck im laufenden Betrieb schnell hin- und herschalten. Vor allem interessant, wenn Du nicht selbst entscheiden darfst, wie das fertige Master zu klingen hat. Da ist es immer ratsam, Alternativen in petto zu haben.
Als ein bisschen altbacken empfinde ich es aber, dass der User die eingesetzten Geräte nicht per Drag & Drop untereinander verschieben kann. Wenn Dir nämlich einfällt, dass Du zwischen Limiter und EQ noch einen Clipper einfügen willst und Du hast an dieser Stelle dummerweise keinen Slot mehr frei, ist Geräterücken angesagt. Alles andere läuft aber sehr harmonisch und durchdacht ab.
Abhörfunktion
Elementar beim Mastering ist der Vorher-Nachher-Vergleich bei gleicher Lautstärke. Ein lauteres Signal wird in der Regel als schöner wahrgenommen. Aus diesem Grund gibt es in der Software die Compare-Funktion. Mithilfe eines Lautstärkereglers oben in der Ecke bringst Du das Ursprungssignal und deine bearbeitete Version auf die gleiche Lautstärke und kannst dann den eigentlichen Unterschied durch schnelles Umschalten der Signale besser heraushören. Diese Lösung ist einfach genial. Daumen nach oben!
Klingt es neutral oder hat es Charakter?
Diese Frage beantwortet IK Multimedia mit: Sowohl als auch und sowieso! Denn mit der Software ist es zum einen möglich, deinen Mix sehr neutral zu bearbeiten, zum anderen kannst Du ihn aber auch mit einer gehörigen Portion Vintage-Charakter anfetten. Richtig gut ist zudem, dass beinahe jedes Gerät einen M/S-Modus besitzt. »M« steht dabei für das Mitten- und »S« für das Seitensignal. Mit dieser Schaltung ist es wirklich sehr leicht, dem Audiomaterial mehr Breite und Fülle hinzuzufügen.
Für Neutralität steht allen voran der »Linear Phase EQ«. Dieser besteht aus vier Glockenfiltern und zwei Filtern, die wahlweise als Glocken-, Kuhschwanz- oder High- bzw. Low-Cut-Filter genutzt werden können. Er arbeitet wirklich sehr sauber, verbraucht aber wie jeder phasenlineare EQ mehr Rechenleistung als seine herkömmlichen Kollegen.
Der »Vinage Program EQ 1A« ist klanglich genau das Gegenteil. Dieser Pultec-Klon wertet das Ausgangsmaterial mit »Wärme« auf, wie es nur Geräte mit Röhrentechnik schaffen. Mein audiophiler Studiopartner setzt diesen EQ neuerdings lieber als die Pultec-Emulation von Softube in seinen Produktionen ein. Da war ich doch sehr erstaunt.
Wer nun aber denkt, dass der EQ 1A weniger Rechenleistung als der Linear Phase EQ verbrauchen würde, täuscht sich. Eine Instanz des EQ 1A verbraucht bei meinem 4-Kern-iMac (2,5 Gigahertz) etwa 2% CPU-Leistung. Dies lese ich jedenfalls auf der internen »ProTools-Anzeige« ab.
Kompressoren
Der »Vintage Tube Compressor/Limiter model 670« ist die Emulation des legendären Fairchild-Kompressors. Sehr oft bezeichnen Audio-Engineere diesen Kompressor als den heiligen Gral dieser Gerätegattung. Dies liegt wohl nicht zuletzt an seiner ungeheuer flexiblen Einsetzbarkeit. Diese geht von schneller unhörbarer Kompression bis hin zur gewollt eingesetzten Färbung.
Im Fairchild stecken 20 Röhren und sechs Übertrager. Das war und ist natürlich Oberklasse – aber unbezahlbar für uns Normalsterbliche. Wie weit die Emulationen des jeweiligen Originalgeräts entfernt sind, lässt sich für mich schwer testen. Ich habe nicht mal eben ein 30.000-Dollar-Gerät im Studio, um kurz gegenzuhören. Ich kann aber sagen, dass mir der Klang der Emulation sehr gut gefallen hat, besonders um den Sound etwas anzuschmutzen.
Muss dein Song ohne harmonische Verzerrung und Färbung komprimiert werden, kannst Du auf den »Opto-Compressor« zurückgreifen. Optokompressoren sind durch ihre Bauart mit einem Fotowiderstand etwas träger im Verhalten, was als besonders musikalisch empfunden wird. Auf der Fototechnik basiert auch der »White 2A Leveling Amplifier«, der seit einiger Zeit auch zu den Plugins in T-RackS 3 Deluxe gehört. Die Musikalität paart sich in diesem Gerät mit der Röhrentechnik und schafft hier die Grundlage für einen warmen, freundlichen Sound.
Mit dem »Black 76 Limiting Amplifer« haben wir noch einen Kompressor, der eigentlich mehr im Mixing-Bereich eingesetzt wird. Er gehört zur Gattung der FET-Kompressoren, das heißt, er arbeitet mit Transistorenschaltungen. Im M/S-Modus leistet dieser Bursche aber auch hervorragende Arbeit, auch wenn ich ihm im Mastering am Ende doch eher außen vor lassen würde.
Weitere Geräte
Was wäre eine Mastering Suite ohne einen Brickwall-Limiter. Auch hier weiß der Hersteller zu überzeugen. Das ganz direkt »Brickwall-Limiter« genannte Plugin arbeitet überaus präzise und kann dem Signal einen ordentlichen Schub Lautheit mit auf den Weg geben.
Im Zusammenspiel mit dem vorgeschalteten »Classic-Clipper« geht dies sogar noch ein Stück lauter. Last but not least enthält das Paket noch drei weitere Geräte aus der Classic-Reihe, welche der eine oder andere schon aus der Vorgängerversion kennen könnten: Einen Multiband-Kompressor, einen normalen Kompressor und noch einen EQ.
Einsatzgebiete
IK Multimedia T-RackS 3 Deluxe erfüllt viele Wünsche, doch hat nicht auf alle Fragen, die sich beim Mastering stellen, die passende Antwort parat. Zu den Aufgaben des technischen Masterings gehört beispielsweise auch die Aufbereitung und Entfernung von möglichen Störgeräuschen. Solche Declicker und Denoiser fehlen hier. Auch hatte ich erwartet, dass ich mit einer Standalone-Mastering-Software alle nötigen Werkzeuge in die Hand bekomme, um die digitale Grundlage für die Erstellung des Glasmasters zu schaffen. Dies ist aber nicht der Fall. Die Suite ist nur für das kreative, nicht aber für das technische Mastering gedacht.
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IK Multimedia T-RackS 3 Deluxe Test-Fazit
IK Multimedia T-RackS 3 Deluxe ist nicht nur fürs kreative Mastering ein sehr brauchbares Tool, auch beim Mixing macht die Suite eine gute Figur. Alle Plugins klingen durchweg gut. Der EQ 1A braucht sich auch gegenüber teurer Konkurrenz nicht zu verstecken. Das ganze Konzept im Standalone-Modus ist in sich schlüssig, das Arbeiten mit der Software gestaltet sich intuitiv und ist in den meisten Fällen selbsterklärend.
Sehr positiv finde ich die M/S-Funktion, die fast in jeder Effekteinheit integriert. Zudem verschaffen die Metering-Anzeigen, insbesondere die spezifisch einstellbare Lautheitsskala, eine gute Übersicht über das zu bearbeitende Audiomaterial.
Der Straßenpreis von 379,- Euro für das Bundle geht absolut in Ordnung, doch Sparfüchse, die schon ein Produkt von IK Multimedia besitzen, brauchen zurzeit nur 99,- Euro zu berappen. Es wäre also denkbar, zwei Produkte vom diesem Hersteller zu bestellen, um richtig Geld zu sparen. Denn wer die Möglichkeit hat, diese Software für nicht einmal 100 Euro zu erwerben, sollte auf jeden Fall zuschlagen!
Ich komme zum Schluss im IK Multimedia T-RackS 3 Deluxe Testbericht – für dieses lohnenswerte Paket des renommierten italienischen Herstellers gibt’s sehr gute viereinhalb von fünf Punkten.
Features IK Multimedia T-RackS 3 Deluxe Review
- Hersteller: IK Multimedia
- Plugins für Windows & Mac OS X
- Standalone, VST, RTAS, AU
- Kompressoren, Limiter, EQ & Co.
- Für (Pre-)Mastering & Mixing
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