Gibson Les Paul Traditional 2017 T Test
Klassische Interpretation des Evergreens
Von Markus Hohmann am 02. Juni 2017
Gibson Les Paul Traditional 2017 T Test-Fazit
4.0
DELAMAR
SCORE
Klassische Les Paul für Puristen.
Die Gibson Les Paul Traditional 2017 T orientiert sich an den klassischen Specs und erinnert an die Standardmodelle, die noch zehn Jahre zuvor gebaut wurden. Sie sieht genauso klassisch aus: schnörkellos. Die Soundqualität, Verarbeitungsqualität und auch die Materialwahl reihen sich nahtlos in das Preisgefüge des amerikanischen Traditionsherstellers ein.
zum detaillierten Gibson Les Paul Traditional 2017 T Testfazit
PRO
- Stilecht traditionell
- klassisches Feature-Set
- Gute Verarbeitung
- Sehr gute Werkseinstellung
- Hervorragender Klang
CONTRA
- Brücke neigt zu vibrierenden Nebengeräuschen
Für wen?
Für traditionsbewusste Gitarristen.
Was ist es?
Mit der Gibson Les Paul Traditional 2017 T haben wir es mit der Doppel-Humbucker bestückten E-Gitarre schlechthin zu tun. Das aktuelle Modell aus den USA wird ihrer Ausstattung und dem im Namen verwendeten Begriff „Traditional“ absolut gerecht.
Sowohl Body als auch Hals sind aus Mahagoni, dazu kommt die Ahorndecke, ein Griffbrett aus Palisander und zwei Gibson Burstbucker Pro 1 Humbucker. Diese stehen in der Tradition der begehrten P.A.F. Humbucker.
Zu den Features gehören weiterhin ein 3-fach Toggle Switch, eine klassische „ABR“ Brücke und das „Stop Bar“ Tailpiece. Hinzu kommen je zwei Potis für Lautstärke und Tonblende für die beiden Tonabnehmer und die gibsontypische „open book“ Kopfplattenform mit Mechaniken im „Kluson style“ (Flügel in Tulpenform).
So muss eine Les Paul aussehen, jedenfalls für Puristen. Und preislich ist sie inzwischen unter der 2.000 Euro Marke angesiedelt.
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Gibson Les Paul Traditional 2017 T Test
Rund und Satt: Der Hals
Der einteilige Mahagoni-Hals ist an das Shaping der 50er Jahre angelehnt. Statt schlankem 60ies Slim Taper Profil haben wir es mit einem satten, aber nicht fetten „Roundwound“ Shaping zu tun. Mir persönlich kommt das sehr gelegen – ich mag Hälse, die etwas satter in der Hand liegen. Dieser tut es und bleibt gleichermaßen sehr komfortabel.
Das ist sicherlich auch der perfekten Saitenjustierung ab dem Berliner Außenposten geschuldet, soviel vorweg. Mehr Hals – mehr Ton. Denke ich in Vorfreude aufs Anspielen der Gibson Les Paul Traditional 2017 T.
Rückseitig sehen wir das schöne Stück Mahagoni-Holz naturbelassen unter einer sauber und dünn auf lackierten Klarlackschicht. Fühlt sich gut an.
Griffbrett & Bünde
Das Palisander-Griffbrett kommt mit einem flachen 12 Zoll Radius, was Bendings unterstützt. Es ist schön feinporig und mit sauber eingelassenen Trapez-Inlays aus Acryl verziert. An die perfekt abgerichteten und polierten 22 Bünde schmiegen sich beidseitig die cremefarbenen Bindings nahtlos an.
Kurzum: Saubere und perfekte Verarbeitung – ein Handschmeichler, der sauberes und barrierefreies Spiel garantiert. Das gilt ebenso für den nahtlos eingesetzten Sattel aus Nylon, der den Hals in Richtung Kopfplatte abschließt.
Ein offenes Buch: Die Kopfplatte
Auf makellosen, schwarzen Klarlack prangt das eingelassene Gibson-Inlay aus echtem Perlmutt im Headstock. Zwischen den Mechaniken der bekannte goldene Schriftzug „Les Paul Model“. Auf der Trussrod-Abdeckung aus Kunststoff und in gewohnter Glockenform macht der weiße Schriftzug „Traditional“ klar, welches Les Paul Modell man gerade in der Hand hält.
Mechaniken an der Gibson Les Paul Traditional 2017 T
Die Mechaniken im „Kluson Style“ lassen sich butterweich bedienen, sie sind non-locking. Auf der Rückseite findet sich eine „Gibson Deluxe“ Stanzung. Die Mechaniken sitzen in altbewährter 3+3 Anordnung symmetrisch auf der Kopfplatte.
Die Plastik-Flügel in Tulpenform vollenden den stilechten Look, wie er seit Jahrzehnten geliebt wird. Genau so muss das aussehen, sagt der Purist in mir.
Den Kopfplattenrücken ziert die eingestanzte und überlackierte Seriennummer, darunter des begehrte Statement „Made in USA“. Das war schon immer so. Neu hinzugekommen ist die Erweiterung „2017 Model“. Nun denn…
Korpus. Neusprech: Body
Unser Testexemplar der Gibson Les Paul Traditional 2017 T kommt in der Lackierung „Antique Burst“. Ich hätte die Bezeichnung „Faded Lemon Yellow“ für passender gehalten. Jedenfalls finde ich die Farbgebung recht erfrischend und die Lackierung ist zweifelsfrei ordentlich ausgeführt.
Parallel bietet Gibson speziell dieses Modell auch in „Heritage Cherry Sunburst“ und „Honey Burst“. Der Mahagoni-Korpus ist zweiteilig gefertigt, wie bei den meisten Modellen des Herstellers.
Einteiliger Body?
Die Ahorndecke ist auf einen zweiteiligen Body aus Mahagoni aufgeleimt. Erst dachte ich, es wäre ein einteiliger Mahagoni-Korpus – so perfekt passen die beiden Teile von der Maserung zusammen. Auch im Lack ist keine Naht ersichtlich. Vorbildlich.
Laut Datenblatt wurde ganz traditionell auf ein sogenanntes „Weight Relief“ verzichtet, sprich: Keine zusätzlichen Löcher bzw. Kammern ins Holz gebohrt. Das wurde in erster Linie der Gewichtsersparnis wegen eingeführt, als „gut abgehangenes“ und damit auch leichteres Klangholz immer knapper und damit kostspieliger wurde.
Und das verwundert mich doch positiv. Denn für eine Les Paul ohne Lochung ist die Gitarre spürbar leichtgewichtig. Nice to have.
Deckname Ahorn
Die massive Ahorndecke ist zweiteilig. Laut Datenblatt eine AA-Decke. De facto eher ein „Plain Top“ mit ein bisschen mehr Maserung für mein Kategorisierungs-Empfinden. Die teureren Standardmodelle kommen als T-Modell mit einer AAA-Decke und als HP-Modell mit einer AAAA-Decke.
Die eine Deckenhälfte weist längsseitige Maserungsstreifen auf, die andere dagegen ringförmige. Unter ästhetischen Gesichtspunkten ließe sich das jetzt langatmig diskutieren. Ich finde: Das macht die Gitarre einzigartig und steht ihr durchaus. Letztlich bleibt es eine Geschmacksfrage und wird naturgemäß sowieso bei jeder einzelnen Gitarre anders sein.
Hardware: Brücke
Die Saiten werden typisch für diesen Hersteller von einem Tailpiece hinter der Brücke gehalten. Das verbaute Tailpiece ist aus vernickeltem Aluminium und mit zwei ins Holz eingelassene Bolzen verschraubt.
Für die Brücke kam ganz traditionell die gute alte „ABR“-Bridge zum Einsatz. Sie ist leicht an einem Metalldraht zu erkennen, der die sechs Schrauben in Stellung hält, mit deren die Saiten-Böckchen zwecks Oktavreinheit feinjustierbar sind.
Die Puristen schwören auf authentischen Klang, den diese Jahrzehnte alte Konstruktion angeblich garantieren soll. Die Modernisten kritisieren Vibrationsgeräusche, die der Metalldraht verursachen kann, wenn er nicht unter genügend Spannung verankert ist. Das Testmodell leidet in der Tat ab und an unter der genannten Problematik. Diese kann aber unterbunden werden: Wenn Du dem Draht in der Mitte vorsichtig mit einem Schraubenzieher einen weiteren „Knick“ hinzufügst, der die Spannung erhöht.
Tonabnehmer: Gibson
Am Steg finden wir einen Gibson Burstbucker #2, am Hals dagegen den Burstbucker #1. Letztgenannter hat ein paar Wicklungen weniger um den Alnico II Magneten. Beide sind an die alten Gibson PAF (Patent applied for) Humbucker angelehnt.
Sie stehen im Ruf, etwas authentischer an die alten PAFs ranzukommen als die ebenfalls bekannten Classic 57. Dafür verantwortlich wohl die leicht unterschiedliche Wicklungsanzahl pro Spule. Eine logische und konsequente Wahl für eine Serie, die sich Traditional nennt.
3-Wege-Schalter
Per 3-fach-Schalter wird die Pickup-Wahl getroffen: Steg, Brücke oder beide Tonabnehmer gleichzeitig. Der Toggle Switch schaltet mit spürbarem Widerstand und festem Raster. Definitiv verbaute Qualität. Gut so.
Visuell vermisst wird dagegen der sogenannte „Poker Chip“ – das runde Stück Kunststoff um den Schalter, der mit „Rythm“ und „Lead“ beschriftet war. Er gab Auskunft darüber, in welcher Position welcher Pickup „scharf“ geschaltet ist.
Traditionell betrachtet gehört der da hin, sagt der Purist. Andererseits: So sieht man mehr vom Deckenholz und gut aussehen tut es auch so. Mich stört diese Reduktion aufs Wesentliche nicht im Geringsten, ganz im Gegenteil.
Klangkontrolle
Je Zwei Potis mit goldenen Kappen, die jeweils Lautstärke und Höhenreduktion pro Pickup steuern, sind rautenförmig an altbekannter Position auf der Korpusdecke installiert. Sie laufen gleichmäßig, die Potis „eiern“ nicht. Aalles so, wie es sein soll und erwartet werden darf. Unter der Haube hängen sogar hochwertige „Orange Drop“ Kondensatoren an der Lautstärkeregulierung, anstatt der üblichen Keramik-Kondensatoren.
Lieferumfang
Im Aufbewahrungsfach finden wir einiges an Zubehör: Ein cremefarbenes Pick-Guard samt zweier Schrauben wäre zunächst zu nennen. Gibson überlässt es dem Kunden, dieses zu montieren. Ganz klarer den Vorteil, denn so erspart sich derjenige zwei hässliche Bohrlöcher, der das Pick-Guard aus ästhetischen oder praktischen Gründen demontieren möchte.
Dazu gesellt sich ein einfacher schwarzer Gitarrengurt, immerhin aus Echtleder. In einer schwarzen Samttasche finden wir des Weiteren ein Multi-Tool mit diversen Inbusschlüsseln zur Justage der Saitenlage und Oktavreinheit. Ein Poliertuch, kleine Bedienungsanleitung und ausgefüllte Quality Check Card runden das Bild ab.
Gitarrenkoffer inklusive
Die Gibson Les Paul Traditional 2017 T kommt in einem Formkoffer „made in Canada“. Außen ist er mit braunem Tolex überzogen, innen rotem Plüsch ausstaffiert in Bourdeaux-Rot. Der Koffer selbst sieht robust aus und bei diesem Preis darf der geneigte Käufer auch erwarten, dass ein solcher im Lieferumfang enthalten ist.
Der Tolex-Überzug ist leider nicht perfekt aufgetragen. Ich würde meinen, dass er sich im Laufe der Zeit an den Klebekanten auflösen wird. Da habe ich schon andere Gitarrenkoffer, auch bei Gibson gesehen.
Soundcheck – Die Gibson Les Paul Traditional 2017 T unverstärkt
Schon trocken ohne Verstärkung durch einen Gitarrenverstärker kommt Freude auf: Wie schon angedeutet, lässt sich die Gitarre hervorragend bespielen und liegt geschmeidig in der Hand. Das Setup ist perfekt und oktavrein voreingestellt.
Die saubere und perfekte Bundbearbeitung bis in den nahtlosen Übergang Bundende zu Halsbinding muss nochmals lobend erwähnt werden.
Für eine Solid-Body Les Paul ist die Gitarre schon unverstärkt relativ laut, sehr resonant. Langes Sustain, gleichmäßiges Saitenausschwingen, keine Dead-Spots und ein auffallend trockener, straffer, akzentuierter Bass paart sich mit ausgewogenen Mitten und Höhen. Ich bin äußerst zufrieden und gespannt, ob die überaus erfreulichen und positiven Eigenschaften des offensichtlich gut gewählten „Tonholzes“ auch verstärkt über die Burstbucker erhalten bleiben.
Der Klang am Amp
Verstärkt gespielt hält der Sound seine Qualitäten, welche die Gibson Les Paul Traditional 2017 T schon trocken gespielt versprochen hat. Clean über eine Fender Bassman Simulation generiert sich ein voller, ausgewogener Klang mit satten Bässen. Diese wirken nie matschig, sondern klar definiert.
Die Noten „perlen“ aus dem Griffbrett, das Attack Verhalten ist sehr gut. Aber hör selbst, siehe Klangbeispiele unten.
Verzerrt in passender, marshallesquer Soundumgebung steht das Rhythmusbrett in reinrassigem Les Paul Sound. Hierzu habe ich einmal eine heller klingende JCM800 Simulation gespielt, ein zweites Soundbeispiel mit einer Friedman HBE Simulation (für fetteren marshallesquen Sound auf Steroiden).
Dabei macht die Les Paul immer eine hervorragende Figur, klingt satt und liefert das vom Mahagoni Holz unterfütterte „Pfund“, welches tonal durch die Ahorndecke mit spritzigem und offenem Höhenbild komplementiert wird. Die „Note Holz“ immer klar hörbar. Tonansprache und Sustain lassen keine Wünsche offen. Well done, Gibson!
Klangbeispiele von der Gibson Les Paul Traditional 2017 T
Clean | Hals-Pickup
Clean | Hals- und Steg-Pickup
Clean | Steg-Pickup
Crunch | Steg-Pickup + Simulation des Friedmann HBE
Crunch | Steg-Pickup + Simulation des Marshall JCM800
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Gibson Les Paul Traditional 2017 T Test-Fazit
Ich hatte in den letzten Jahren zu viele Les Pauls in der Hand, die zwar meist hervorragend klangen, aber oft Macken und Schwächen in der Verarbeitung aufwiesen. In der jeweiligen Preisklasse konnten nur hart gesottene Gibson-Fans diese noch kleinreden. Ganz anders bei der Axt, die ich hier im Gibson Les Paul Traditional 2017 T Test spielen durfte.
Offensichtlich hat der Hersteller seine Hausaufgaben gemacht. Die gebotene Verarbeitungsqualität, Holzqualität und Wertigkeit der verbauten Bauteile stehen im Einklang mit der hervorragenden Klangqualität bei dieser E-Gitarre.
Ja, die Gitarre ist ihr Geld wert. Das ganze Paket inklusive Koffer und reichhaltigem Zubehör erscheint mir durchdacht und stimmig. Ich lobhudle ja ungern, aber diese Gitarre wird dem legendären Ruf der großen Marke tatsächlich gerecht. Und das war in der Vergangenheit nicht immer so.
Wer eine echte Les Paul sucht, klassisches Design und Set an Features, wird hier fündig. Der runde, satt in der Hand liegende Hals (der niemals fett wirkt) muss natürlich gefallen. Auf wen das alles zutrifft, dem darf ich gerne die Gibson Les Paul Traditional 2017 T empfehlen. Mich hat sie überzeugt. Das Paket ist rund, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmig. Und es steht sogar Gibson auf der Kopfplatte. Alles in allem gibt es deswegen vier von fünf möglichen Punkten.
Features Gibson Les Paul Traditional 2017 T Review
- Hersteller: Gibson
- Gibson Les Paul USA
- Korpus: Mahagoni
- Decke: Riegelahorn
- Hals: Mahagoni
- Griffbrett: Palisander
- Sattel: Nylon
- Bünde: 22
- Mensur: 628 mm
- 2x Gibson Burstbucker 1 Pickups
- „oldschool“ ABR-Brücke
- Kräftiges Halsprofil
- Koffer inklusive
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