Genelec 8330 AWM Pack Testbericht
Studiomonitore mit Messmikrofon & Co.
Von Felix Baarß
Genelec 8330 AWM Pack Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Zwei Studiomonitore samt Messmikrofon & Co. zur automatischen Anpassung an die Raumakustik. Sehr gut klingende aktive Nahfeld-Studiomonitore treffen auf ein System zur komfortablen, schnellen und akkuraten Einmessung/Kalibrierung … definitiv ein Kandidat für dich, wenn Du die Akustik dein Homestudios nicht erst umständlich optimieren willst.
PRO
- Einmessung & Kalibrierung einfach, schnell und zuverlässig
- Mehrere Klangprofile erstellbar
- Kompakter Bauweise
- Sehr akkurate, kräftig tönende Lautsprecher
- Robust gefertigt mit Schutzgittern
- Großer Lautstärkeregler
CONTRA
- —
Für wen?
Alle, die auf der Suche nach Studiomonitoren sind, um in fortgeschrittenen (Heim-)Studios, Ü-Wägen, und Regieräumen akustische Unzulänglichkeiten quasi automatisch auszubügeln.
Was ist es?
Das Genelec 8330 AWM Pack ist ein Paket aus zwei kompakten aktiven Nahfeld-Studiomonitoren vom Typ Genelec 8330A SAM und diversem Zubehör (siehe Bild oben). Entwickelt wurde es für die Nutzung in Tonstudios, Post Production, Fernseh- und Radiostationen sowie Ü-Wägen, doch auch Homestudios von anspruchsvollen Musikern und Produzenten werden bedient.
Denn die Technologie »Smart Active Monitor« (SAM) ist der vielleicht interessanteste Aspekt zum Kauf dieses Bundles – damit kannst Du diese Lautsprecher sehr einfach und schnell an die Gegebenheiten deiner Raumakustik anpassen, um einen weitestgehend sauberen Sound zu erzielen. Alle Details siehe Kasten unten.
Das Genelec 8330 AWM Pack ist zum Straßenpreis von 1.749,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel zu haben. Die Version in schwarzer Optik (das Genelec 8330 APM Pack) kostet 50 Euro weniger.
Das Genelec 8330 AWM Pack umfasst auch einen großen Lautstärkeregler, ähnlich wie bei einem Monitor Controller.
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SAM – Das Feature schlechthin im Genelec 8330 AWM Pack
Es folgt eine vereinfachte Darstellung von SAM. Zunächst werden die Boxen an der vorgesehenen Position im Studio platziert. Dann kommt das mitgelieferte Mikrofon zur Akustikanalyse an die Abhörposition.
Die ermittelten Informationen aus abgespielten Testtönen werden per USB über die SAM-Basisstation an die kostenlose Software GLM des Herstellers übermittelt.
Mit GLM erstellst Du ein Profil für den internen digitalen Equalizer und die Laufzeitkorrektur (verzögertes Abspielen des Signals) der beiden Boxen. Die automatisch erstellte EQ-Kurve dient dann zum Ausgleich der raumakustischen Ungereimtheiten – das Profil wird an die Boxen gesendet und sorgt so in aller Regel für einen neutraleren Frequenzgang an deiner Hörposition.
Für beliebig viele Abhörpositionen kannst Du unterschiedliche Profile erstellen. Zum Beispiel 1.) für den Stuhl an Mischpult & Co. sowie 2.) für das gemütliche Sofa im hinteren Bereich des Studioraums.
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Genelec 8330 AWM Pack Test
Erster Eindruck
Das Gehäuse des 8330A SAM und die darin eingesetzten Komponenten sind sehr gut verarbeitet. Die Einzelteile sind praktisch nahtlos miteinander verbunden, nur zwischen der Vorder- und Hinterhälfte des Chassis verläuft ein kleine »Rinne«. Die XLR-Buchsen sind verriegelbar und sowohl der Hoch- als auch der Tieftöner werden durch ein robustes Metallgitter geschützt. Gerade Letzteres ist ziemlich selten bei Studiomonitoren, Chapeau.
Anschlüsse
Schließlich seien die nach unten weisenden XLR-Anschlüsse gelobt, denn durch sie hängen die Kabel »entspannter« darin als bei der sonst üblichen horizontalen Anordnung. Hier gibt es auch gerade noch genug Platz bis zum Boden, so dass das Kabel kaum geknickt werden muss.
Neben der XLR-Buchse zur analogen Speisung findest Du Anschlüsse für ein In- und Output von digitalen Audiosignalen via AES/EBU. Letztere dient zur direkten Weitergabe des zugeführten Signals an weitere Lautsprecher mit Digitaleingang.
Inbetriebnahme
Die Inbetriebnahme des gesamten SAM-Setups mitsamt Basisstation, Messmikrofon und zwei Ethernet-Kabeln dauert höchstens drei Minuten. Die Software ist schnell installiert, erfordert allerdings einen Neustart (zumindest unter Windows).
Ausstattung
Ein An/Aus-Schalter befindest sich an der Rückseite, genauso wie die zwei Netzwerkbuchsen für die Verkettung aller Komponenten des SAM-Systems. Ich hätte sehr gerne noch einen Lautstärkeregler gesehen, denn der mitgelieferte »Tischpuck« ist prima, aber nur mit der SAM-Basisstation nutzbar. Und diese würde ich nach erfolgreicher Kalibrierung gerne in einer meiner Equipment-Schubladen verstauen.
Iso-Pod – Boxen aufstellen, anwinkeln und entkoppeln
Genelec liefert seine Lautsprecher mit einem sogenannten Iso-Pod aus. Es handelt sich um eine vierfüßige Gummiauflage, die auf einer Schiene an der Boxenunterseite nach vorne oder hinten geschoben werden kann und somit eine leichte Winkelung der Box nach oben/unten möglich macht. Ferner leistet sie (in geringem Maße) für eine akustische Entkopplung von der Stellfläche und damit für einen potentiell etwas saubereren Sound.
Messen & Kalibrieren der Genelec 8330
Über das Verfahren der Einmessung und der Kalibrierung mit der Software GLM findest Du im Review des Schwestermodells 8320 (Link siehe unten) sämtliche Details – in den Kapiteln »Aufbau und Einmessung mit GLM« sowie auf der Folgeseite »Messergebnisse und Einstellungen«.
Daher möchte ich an dieser Stelle nur Folgendes berichten: Das Prozedere funktioniert erfrischend einfach. Nach wenigen Handgriffen werkelt die Software an der automatischen Kalibrierung und die Ergebnisse sind fabelhaft, wie sich auch beim Hörtest mit Sinus-Sweeps von 20 bis 20.000 Hertz zeigt. Ich hörte keinerlei Unregelmäßigkeiten im Frequenzgang.
Alle Details dazu im Genelec 8320 AWM Pack Testbericht »
Kalibrierter Klang
Gleich nach dem Einschalten fällt positiv auf, dass das Grundrauschen vollkommen vernachlässigbar ist. Im üblichen Abstand von einem Meter ist mit gespitzten Ohren noch subtil zu hören, aber eben nur im Leerlauf bzw. bei Spielpausen in Aufnahmen. Es verschwindet komplett, sobald Musik ertönt, die etwas über einem flüsterleisen Level liegt. Bestens.
Der maximale Schalldruck ist für so kleine Boxen und die Verhältnisse von Studiomonitoren ebenfalls beachtlich. Du kannst durchaus mal lauter aufdrehen bei der Arbeit oder der Präsentation, wobei keine klanglichen Verzerrungen zutage treten.
Frequenzgang
Beim Frequenzgang (Toleranz: -6 dB) gibt der Hersteller am unteren Ende 45 Hertz an. Nach meinem Höreindruck und dem akustischen Gedächtnis, das sich aus der Erfahrung mit zahlreichen anderen Monitoren speist, hätte ich hier sogar noch etwa drei Hertz tiefer getippt … die Frequenzkurve fällt wohl recht gemächlich ab.
Ansonsten erachte ich eine Charakterisierung des Frequenzgangs als hinfällig, denn nach der SAM-Kalibrierung ist der Sound wie erwähnt recht neutral, ganz unabhängig vom Raum. Der unkalibrierte Grundzustand dieser Boxen spielt für mich keine Rolle.
Dennoch ist eine gewisse Genelec-typisch »cripse« Höhenakzentuierung zu beobachten. Durch die feine Auflösung führt die aber keineswegs zu schnellerer Ermüdung bei langen Sessions als mit »matter« klingenden Studiomonitoren.
Brauche ich einen zusätzlichen Subwoofer?
Ein Subwoofer ist ein wunderbarer Bonus, aber beileibe kein Muss für viele musikalischen Genres und Geschmäcker. Für semiprofessionelle Produktionen würde ich persönlich darauf verzichten.
Falls Du dich doch für einen Subwoofer und dabei konkret für den 7350A des Herstellers entscheidest, kann er in die geschilderte Akustikmessung und Profilerstellung mit GLM einbezogen werden.
Tiefenstaffelung
In dieser Preisklasse darfst Du bereits mit einer sehr guten Performance in Sachen Raumklang rechnen. Diese Erwartungen erfüllt unser Kandidatenpaar. In der Tiefenstaffelung (Kontrast zwischen Klängen im Mix, die »hinten« und »vorne« liegen) zeichnen sich alle Elemente sehr gut getrennt voneinander ab und bilden eine geräumige Bühne.
So zeichnet sich beispielsweise die Hallfahne eines Reverb-Effekts in unseren Referenzsongs sehr gut vom „trockenen“ Klang ab, auf dem sie basiert. Insgesamt lassen sich Elemente sehr stimmig im Vorder- oder Hintergrund platzieren, um einen Mix mit Tiefe zu zaubern.
Stereopanorama
Dasselbe gilt für das Stereopanorama, das angenehm breit und schön auflösend ist. Lediglich die Monomitte könnte in Relation zu den linken und rechten Ausläufern des Stereobilds einen Tick deutlicher hervortreten. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau.
Impulstreue
Auch hier punktet der Genelec 8330. Kurze Anschläge sind herrlich knackig und definiert, gerade bei Kick-Drums und anderen tieffrequenten Impulsen. Die Art und Weise, wie stets genug »Luft« zwischen den vergleichsweise perkussiven Elementen in einem Mix gelassen wird, trägt sehr stark zur Transparenz des Klangbilds bei. Die Performance in diesem Aspekt liegt genau da, wo ich sie in dieser Preisklasse vermute.
So kannst Du mit Dynamikeffekten wie Kompressoren, Expander, Transienten-Designer und Gates genau die Eingriffe tätigen, die nötig sind. Du kannst genau beurteilen, ob bestimmte Klänge mehr Attack oder mehr Sustain brauchen (siehe FAQ: Was sind Transienten?).
Starker Partner
In puncto Räumlichkeit, Impulsverhalten und Transparenz ist das Genelec 8330 AWM Pack vergleichbar mit einem Paar des Neumann KH 120 A. Da dieser nicht mit SAM oder einem vergleichbaren System ausgestattet ist, liegt das Preis-Leistungs-Verhältnis auf einem ähnlichen Level (Paarpreis für die Neumänner: ~1.200 Euro).
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Genelec 8330 AWM Pack Test-Fazit
Das Genelec 8330 AWM Pack legt offen, welche großen Auswirkungen die Raumakustik auf den Klang haben kann … und kontert diese durch das SAM-System in beispiellos komfortabler Weise aus. Die Einmessung und Kalibrierung der DSP-Filter in den Lautsprechern gelingt sehr einfach und der resultierende Frequenzgang kommt dem Ideal der Neutralität sehr nahe.
Dabei können mehrere Profile für unterschiedliche Abhörpositionen oder eben unterschiedliche Räume erstellt werden, zwischen denen Du im laufenden Betrieb schnell umschalten kannst.
Die Lautsprecher des Pakets – aktive Nahfeld-Studiomonitore vom Typ Genelec 8330A SAM – tönen hervorragend transparent, räumlich fein gestaffelt und liefern einen durchaus bemerkenswerten Punch im Tieftonbereich. Sie sind sehr robust gefertigt (u.a. mit Schutzgitter vor dem Woofer), zudem können sie durch den mitgelieferten Iso-Pod akustisch leicht entkoppelnd und angewinkelt aufgestellt werden.
Praktisch: Neben Messmikrofon & Co. liegt dem Paket ein großer Lautstärkeregler für den Studiotisch bei. So entfällt gegebenenfalls die Notwendigkeit eines einfachen Monitor-Controllers.
Gewiss, klanglich gleichwertige Studiomonitore ohne das SAM-System sind auch günstiger zu haben. Doch der vornehmliche Kaufgrund ist hier wahrscheinlich, dass Du der suboptimalen Akustik deines Homestudios ein Schnippchen schlagen kannst, ohne in Akustikelemente zu investieren. Alles in allem gibt es hier ein sattes Angebot und der Preis für das Gesamtpaket ist angemessen. Somit schließe ich meinen Genelec 8330 AWM Pack Testbericht mit sehr guten viereinhalb von fünf Punkten ab. Stark!
Features Genelec 8330 AWM Pack Review
- Hersteller: Genelec
- Aktive Studiomonitore für das Nahfeld
- Tief-/Mitteltöner: 5″
- Hochtöner: ¾″
- Leistung (Peak): 50 W (LF) + 50 W (HF)
- Max. Schalldruck: 104 dB (pro Paar)
- Übertragungsbereich: 45 – 23.000 Hz (-6 dB) / 58 – 20.000 Hz (±1,5 dB)
- Analoger Eingang: XLR
- Digitaler Eingang: XLR (AES/EBU)
- Digitaler Ausgang: XLR (AES/EBU) zum Durschleifen des digitalen Inputs
- 2 RJ45-Buchsen für das SAM
- Iso-Pod zur akustischen Entkopplung
- An-/Abschaltautomatik (Leerlaufzeit einstellbar)
- Netzschalter
- Messmikrofon mit Gewinde für Mikrofonstative
- Basisstation zum Anschluss von Messmikro, Lautstärkeregler und Box
- Lautstärke-Drehregler für den Desktop
- Maße: 299 x 189 x 178 mm (mit Iso-Pod)
- Gewicht: 5,5 kg
PASSEND ZUM Genelec 8330 AWM Pack Test