Genelec 1032CPM Test
Überzeugender Studiomonitor
Von Felix Baarß am 06. August 2018
Genelec 1032CPM Test-Fazit
5.0
DELAMAR
SCORE
Aktiver 2-Wege-Studiomonitor (Midfield & Nahfeld) mit optionalem Set zur automatischen Raumkorrektur und mehr.
Der Genelec 1032CPM ist ein kompromisslos erwachsen klingender Lautsprecher. Tiefe, äußerst souveräne Bässe treffen auf ausgewogene Mitten (mit subtil akzentuiertem Präsenzbereich) und Höhen. Die räumliche Separation einzelner Schallereignisse ist überragend, die Impulstreue überzeugend. Dazu kommt ein verblüffend niedriges Grundrauschen für eine Box dieses Kalibers. Weil auch die Verarbeitung stimmt und viele Einstellmöglichkeiten vorhanden sind, haben wir es mit einem Volltreffer zu tun. Für Profis und anspruchsvolle Liebhaber des kraftvollen, analytischen Sounds.
PRO
- Neutraler in Klang in fast jeder Umgebung mit optionalem GLM-Set
- Tiefer, sehr souverän aufspielender Bass
- Räumlich ungemein differenzierter Klang
- Gute Impulstreue
- Extrem niedriges Grundrauschen
- Gute Verarbeitung
- Viele manuelle Filter & Einstellungen per Dip-Schalter
CONTRA
- —
Für wen?
Tonstudios, Regie und anspruchsvolle Heimstudios
Was ist es?
Der Genelec 1032CPM ist ein aktiver Studiomonitor mit 10″-Tief-/Mitteltöner und 1″-Hochtöner. Er ist für den Einsatz im Midfield und Nahfeld gedacht.
Der Lautsprecher firmiert auch unter dem Namen »Genelec 1032C SAM™«. Das ist ein Hinweis auf die hauseigene SAM-Technologie zur halbautomatisierten Frequenzgang- und Laufzeit-Anpassung an die Raumakustik. Mit einem entsprechenden Messmikrofon und einer Software lässt sich das recht bequem realisieren – mehr dazu weiter unten in diesem Genelec 1032CPM Review.
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Überblick: Genelec 1032CPM Features
- Aktiver Studiomonitor für Nahfeld & Midfield
- Konzipiert zur automatischen Raumkorrektur (optionales Set: »Genelec GLM 2.0«)
- 10″-Tief-/Mitteltöner
- 1″-Hochtöner
- Spitzenleistung: 200 + 150 W
- Übertragungsbereich: 33–23.000 Hz
- Eingänge: Analog (XLR) & AES/EBU (XLR)
- Maße: 320 x 495 x 290 mm
- Gewicht: 17 kg
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Genelec 1032CPM Test
Erster Eindruck
Unser Kandidat ist trotz höherer Leistung leichter als sein Vorgänger. Die Verarbeitung überzeugt auf voller Linie.
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Mit der Raufaser-Beschichtung des stämmigen Gehäuses erinnert er fast schon an einen PA-Lautsprecher. Verschwindend kleine, sehr gleichmäßige Spaltmaße sind zu finden. Der Hochtöner wird von einem engmaschigen Drahtgitter geschützt.
Eine LED am rechten oberen Rand des Hochtöner-Waveguides zeigt den Betriebsstatus an – dauerhaft grün für normal, ggf. blinkend in Gelb oder Rot bei der Kalibrierung, bei aktivem Limiter und mehr.
Einstellungen für Filter, Empfindlichkeit & Co.
Rückseitig finden sich 14 kleine Dip-Schalter für diverse Filter, die Eingangsempfindlichkeit und mehr.
Mit den Filtern habe ich meine raumakustischen Unstimmigkeiten im Bassbereich teilweise ausbügeln können. Der DESKTOP-Schalter (Kerbfilter @ 160 Hz, -4 dB) ist nützlich, wenn die Genelec 1032CPM auf einem Tisch, einer Meter Bridge oder einer anderen großflächigen Ablage stehen sollen. Denn oft werden dadurch Bässe in diesen Lagen verstärkt.
Ansonsten gibt es die folgenden Optionen:
- LED deaktivieren
- Standby … nach 60 min oder benutzerdefiniert
- AES/EBU-Kanäle … A/B/A+B
- Ausgangspegel … -10/-20/-30 dB
- Konfiguration gemäß Dip-Schalter oder GLM-Software
Die 10-dB-Schritte der Ausgangspegel-Schalter dienen zur groben Abstimmung der gewünschten Lautstärke in deinem Setup, während ein kleiner Drehregler (stufenlos von -6 bis +6 dB) die Feinabstimmung ermöglicht.
Mit der letztgenannten Option bestimmst Du, welche Einstellungen gelten sollen: a) die über die Dip-Schalter am Lautsprecher gewählten oder b) die in der GLM-Software getätigten.
Eingänge
Signale kommen entweder analog oder über AES/EBU hinein. Beides via XLR-Buchse (inklusive Verriegelung), Letzteres mit bis zu 24 Bit & 192 kHz.
Schön, dass an einen digitalen Eingang gedacht wurde. Denn das Signal durchläuft in jedem Fall ein digitales Stadium, um die komplexe Filterung des Signals zu ermöglichen. Nutzer von AES/EBU-Interfaces bzw. -Mischkonsolen können sich direkt davor einklinken und damit eine A/D-Wandlung sparen.
SAM – Raumkorrektur per Messmikro & Software
Mit einem separat erhältlichen Paket »Genelec GLM 2.0« kannst Du den Klang des Genelec 1032CPM an deine Raumakustik anpassen. Es besteht aus …
- Messmikrofon zur Stativmontage
- Basisstation (so groß wie ein Portemonnaie)
- Software für Windows & Mac OS
Setup
Das Mikro und einer der Lautsprecher werden an die Basisstation angeschlossen, Letztere mit einem handelsüblichen Netzwerkkabel (Cat5 mit RJ45-Stecker). Dann wird Box A mit Box B über ein weiteres Netzwerkkabel verbunden.
Das Mikrofon zur Akustikanalyse platzierst Du an deiner normalen Abhörposition. Über die Software bekommen die Boxen nacheinander den Befehl, einen Testton in Form eines Sinus-Sweeps abzuspielen. Das Mikro fängt diese ein und übermittelt die Daten via SAM-Basisstation zurück an die Software.
Funktion
Daraus wird ein passendes Profil für die Einstellungen der digitalen Filter und der Laufzeitkorrektur erstellt – natürlich separat für beide Boxen. Die automatisch erzeugte EQ-Kurve nivelliert die raumakustischen Ungereimtheiten und die Laufzeitkorrektur gleich unterschiedliche Abstände zwischen Box und Hörposition aus.
Das Profil kannst Du bei Bedarf an die Boxen senden – fortan klingt der Lautsprecher auch ohne angekoppeltes SAM-Equipment entzerrt und laufzeitkorrigiert.
Für beliebig viele Abhörpositionen kannst Du unterschiedliche Profile erstellen. Zum Beispiel 1.) für den Stuhl an Mischpult & Co. sowie 2.) für das Sofa im hinteren Bereich des Studioraums.
Video vom Hersteller
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In der Praxis mit SAM & GLM
Wie eingangs beschrieben, lässt sich das Setup einfach auf die Beine stellen. Die Software ist selbsterklärend, Messungen sind schnell gemacht und die letztendliche Kalibrierung dauert auch nur wenige Sekunden.
Schnell lässt sich zwischen mehreren Profilen wechseln – erstens für die Nutzung der Boxen in wechselnden Umgebungen und zweitens für wechselnde Abhörpositionen in ein und demselben Raum. Zusatzfunktionen in der Software wie ein großer Pegelregler, Preset-Lautstärken und Dimmung (-10 dB) erleichtern die Arbeit.
Mit einem Klick schaltest Du zwischen dem nicht-optimierten und dem optimierten Signal hin und her. Das offenbart den Nutzen des Systems sehr gut: Die Probleme in meinem Raum konnte ich gut auskontern. Der leichte Mumpf im oberen Bassbereich wurde eliminiert, ohne dass ein Loch in den Frequenzgang gerissen wurde. Das Resultat war ein ausgeglichener, transparenterer Sound meiner altbekannten, tausendfach gehörten Referenzstücke.
Weitere Nutzen der Laufzeitkorrektur
Schon im Stereobetrieb ist das SAM-System eine praktische Angelegenheit, doch besonders bei Mehrkanal-Setups für 3D- und Surround-Sound weiß es zu glänzen.
Je nach Platzierung eines Subwoofers im Raum kommt die Phasenregelung für Bereiche unterhalb der gewählten bzw. erkannten Trennfrequenz gelegen.
Sonstige Features
Außerdem kannst Du mithilfe der Software nach Lautheitsstandards wie EBU R128 oder ATSC A/85 arbeiten – externe Monitor-Controller oder Analysewerkzeuge sind nicht nötig.
Mit dem Cloud-Service von Genelec kannst Du deine GLM-Profile jederzeit ins Netz hochladen und von überall wieder darauf zugreifen.
All das hat seinen Preis – knapp 500 Euro werden für das GLM Set aufgerufen. Gerne sähe ich ein günstigeres Paket mit abgespecktem Funktionsumfang (z.B. ausschließlich mit der automatischen Frequenzkorrektur).
Klang des Genelec 1032CPM
Diese Studiomonitore stehen professionellen Studios bestens zu Gesicht. Der Frequenzgang ist ausgewogen, die Räumlichkeit ist fantastisch und die Dynamik überzeugt. Gehen wir ins Detail.
Frequenzgang
Der Sound ist von Haus aus ausgewogen. So haben Tonmeister, Produzenten und Audio/Mixing Engineers immer festen Boden unter den Füßen bei ihren Entscheidungen.
Mit den rückseitigen Filterschaltern kann raumakustischen Unstimmigkeiten und/oder einer ungünstigen Lautsprecher-Aufstellung gut entgegengewirkt werden. Allerspätestens nach dem Einsatz des optionalen Mess- und Kalibrierungssystems erwartet dich ein neutraler Klang.
Naturgemäß bei einem 10″-Woofer: Der Bass des Genelec 1032CPM reicht wunderbar tief hinab und spielt dabei sehr souverän auf (auch bei hohen Lautstärken). Damit werden viele Nutzer einen Subwoofer von ihrer Wunschliste streichen können.
Eine gewisse Akzentuierung des Präsenzbereichs ist zu verzeichnen, trübt aber die allgemeine Ausgewogenheit nicht. Eher hilft sie bei der Detailbetrachtung von Vocals und Instrumenten.
Räumlichkeit
Der Kontrast zwischen einzelnen Schallereignissen in Stereopanorama und Tiefenstaffelung ist beeindruckend. Instrumentenklänge und Vocals lassen sich exakt orten bzw. im Mix platzieren. Im Verbund mit dem den Qualitäten in anderen Klangdisziplinen habe ich spätestens jetzt keine Zweifel an der Profitauglichkeit des Genelec 1032CPM mehr.
Mehr Luft nach oben gibt es kaum. Ergo: Großartiges Preis-Leistungs-Verhältnis in dieser Beziehung.
Impulstreue
Unser Proband überzeugt auch mit seiner Impulsfestigkeit. Abrupte Pegelspitzen wie die Anschlagsgeräusche diverser Instrumente werden klar akzentuiert und recht »trocken« wiedergegeben. Als besonders eindrucksvoll empfinde ich das immer bei einzelnen Noten von Bassläufen, die für sich stehen, wo schwächere Lautsprecher eher eine Soße anrühren.
Meine Referenzstücke habe ich bereits in noch trockenerer, knackigerer Form gehört – allerdings auf teureren 3-Wege-Modellen, bei denen sich der Woofer ganz auf den Frequenzkeller konzentrieren konnte. Zur Klarstellung: Damit gab es auch nur einen Hauch mehr an Impulstreue.
Sound bei erhöhtem Pegel
Einen Spitzenplatz in Anbetracht von Größe und Verstärkerleistung ergattert sich der Genelec 1032CPM, wenn er richtig laut aufgedreht wird. Erst bei gesundheitsgefährdenden Pegelstärken kommt das gute Stück langsam ins Schwitzen. Für einen Studiomonitor ist das großes Kino.
Kurzum: Moderates bis lautes Abhören und Mixen ist in schlichtweg perfekter Qualität möglich, während bei studiountypischen »Partypegeln« kaum Einbußen zu beklagen sind.
Sweet Spot & Grundrauschen
Der Sweet Spot ist groß genug, um sich von einer festen Sitzposition aus in alle Ecken des Arbeitsbereichs und das dortige Mixing-Equipment lehnen zu können.
Abschließen möchte ich meine Erfahrungen mit einem Lob des niedrigen Grundrauschens. Es ist so leise, dass es nur im Leerlauf oder in deutlichen Spielpausen innerhalb eines Stücks (subtil) zum Vorschein kommt. Und das auch nur im Nahfeld.
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Genelec 1032CPM Test-Fazit
Der Genelec 1032CPM taugt als Hauptabhöre in anspruchsvollen Tonstudios, Regieräumen und mehr. Der erwachsene, differenzierte Sound und das Feature-Set sind durch und durch profigerecht. Obwohl der Genelec 1032CPM für Tonstudios und Regieräume mit guter Raumakustik konzipiert ist, glänzt er auch in akustisch suboptimalen Umgebungen.
Spannend ist das Zusammenspiel mit dem optional erhältlichen Set aus Messmikrofon & Co. Per Software (Windows & Mac OS) lässt sich zunächst einmal ein neutraler Frequenzgang an der Abhörposition eines beliebigen Raumes erzielen. Und das kinderleicht. Dazu kommen Laufzeit- bzw. Phasenkorrekturen für mehrere Lautsprecher (auch in großen Setups für Surround-Sound) und weitere Goodies.
Ein Subwoofer wird bei dem gebotenen Tieftonpotential selten nötig sein. Dabei erscheinen die Bässe stets souverän und knackig – ein Indiz für die überzeugende Impulstreue. Hinzu kommt ein räumlich toll differenzierter Sound von guten Stereo-Mischungen mit wunderbarem Kontrast zwischen nahen und fernen (verhallten) Sounds.
Weitere Trümpfe: Das Grundrauschen ist niedrig (nicht nur für einen Studiomonitor dieses Kalibers) – das wäre für mich ein Grund mehr, den Genelec 1032CPM als Nahfeldmonitor zu nutzen. Der Sweet Spot ist ausreichend groß für Bewegungsfreiheit beim Mischen. Schließlich lassen sich ohrenbetäubende Lautstärken ohne nennenswerte Verzerrungen fahren.
Schließlich punktet der Kandidat mit gediegener Verarbeitung und einem sehr ansehnlichen Feature-Set. Zu Letzterem zählen viele manuelle Filter, Regelmöglichkeiten für Eingangsempfindlichkeit und Output-Level und mehr. Nicht zu vergessen: Ein AES/EBU-Eingang erlaubt die digitale Speisung, erspart also die sonst nötige A/D-Wandlung.
Da keinerlei Kritikpunkte zu verzeichnen sind, beschließe ich meinen Genelec 1032CPM Test mit exzellenten fünf von fünf Punkten. Wer auf hohem Niveau mischen und mastern will und gegebenenfalls von der automatischen Raumkorrektur profitieren will, sollte diesen Studiomonitor ins Auge fassen.
Features Genelec 1032CPM Review
- Hersteller: Genelec
- Aktiver Studiomonitor für Nahfeld & Midfield
- 10"-Tief-/Mitteltöner
- 1"-Hochtöner
- Verstärkerleistung (Peak): 200 W (LF) + 150 W (HF)
- Trennfrequenz: 1.800 Hz
- Übertragungsbereich (-6 dB): 33–23.000 Hz
- Eigenrauschen (Freifeld @ 1 m): ≤5 dB(A)
- Digitale Filter, zugänglich via GLM-Software
- 16 parametrische Notch-Filter
- 2 Low-Shelf-Filter
- 2 High-Shelf-Filter
- Audioeingänge
- Analog (XLR)
- AES/EBU (XLR)
PASSEND ZUM Genelec 1032CPM Test