Fredenstein F200 Test
Preamp + Kompressor für zwei Kanäle
Von Felix Baarß
Fredenstein F200 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Transparenter Mikrofonvorverstärker für zwei Kanäle.
Dieser haptisch und konstruktionstechnisch hervorragende Vorverstärker für alle Signalarten bietet eine smoothe Dynamikbearbeitung, die nicht zuletzt auf dem Master-Bus punkten kann.
PRO
- Hohe Verarbeitungsqualität
- Vergleichsweise transparent tönend
- Sanfte, »cremige« Kompression
- Dry/Wet mit separaten Reglern auf jedem Kanal
CONTRA
- Kein Threshold-Regler
Für wen?
Fortgeschrittene und Profis, die einen transparenten Preamp fürs Rack mit einem stereofähigen, behutsamen Kompressor suchen.
Was ist es?
Der Fredenstein F200 ist ein zweikanaliger Preamp (Vorverstärker) für Mikrofone, Signale mit Line-Pegeln und Gitarre oder andere hochohmige Klangquellen. Wichtige Features wie ein Pad (Vordämpfer), ein Hochpassfilter, die Polaritätsumkehr und mehr sind integriert – siehe hierzu auch den Infokasten.
Auf jedem Kanal findet sich ein FET-Kompressor, per Stereo-Link kannst Du sie zusammenschalten. Am Ende des Signalpfads kannst Du die Anteile des »trockenen« und des komprimierten Signals beliebig mischen, um parallele Kompression zu betreiben.
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Fredenstein F200 Test
Erster Eindruck und Verarbeitung
Das bronzen-champagnerfarbene Gehäuse und die mit Schraubgewindelöchern versehenen Potis finde ich schnieke, wichtiger aber sind Verarbeitungsqualität und Haptik. Hier gibt sich der Fredenstein F200 keine Blöße – die XLR-Anschlüsse sind zwar nicht verriegelbar, aber jeweils doppelt verschraubt. Alle Gehäuseteile machen einen guten Eindruck und vor allem die Potis sind eine Wucht. Dermaßen fest sitzende, schwergängig und butterweich laufende Drehregler darf ich selten genießen. Die Schalter sind ebenfalls nur mit einem gewissen Aufwand verstellbar und dürften sich als langlebig erweisen.
Das Netzteil ist intern verbaut, dennoch bleibt das Gerät im Betrieb angenehm kühl. Du brauchst keine Bedenken haben, wenn Du planst, es in einem dicht bepackten Rack unterzubringen.
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Ausstattung
Alles, was ein Preamp braucht, ist vorhanden: Schalter für eine Absenkung der Verstärkung (»Pad«) um 20 dB, einen Hochpassfilter (greift ab 60 Hz abwärts), die Polaritätsumkehr und die Phantomspeisung mit 48 Volt sind an Bord.
Der DI-Input (für beispielsweise Gitarre) ist sowohl mit symmetrischen als auch mit unsymmetrischen Signalen kompatibel. Sobald hier ein Klinkenstecker angeschlossen ist, wird der XLR-Eingang des entsprechenden Kanals automatisch stumm geschaltet. Das maximale Gain beträgt +60 dB – ein üblicher Wert, der sich für die meisten Anwendungen mehr als ausreichend erweisen sein dürfte. Bei aktiviertem Pad liegt die niedrigste Einstellung bei 0 dB Gain. Bei einem Output-Level des Preamps von mehr als +24 dBu leuchtet die Clipping-Anzeige auf.
Kompressor
Der Kompressor bietet Kontrollen für Attack, Release und Ratio – wie den meisten FET-Kompressoren gibt es keinen Threshold-Regler, stattdessen muss eben am Input-Gain geschraubt werden, um dem fixen Schwellenwert entgegenzuwirken. Ob das technisch nicht anders zu machen war oder einfach eine bewusste Entscheidung, sei dahingestellt. Ich empfinde es jedenfalls eher als Behelfslösung, zur Regelung der Kompression das Gain des Vorverstärkers verstellen zu müssen.
Ein Link-Schalter sorgt für die Verschaltung der beiden Kanäle zu einem – so wird auf beiden Kanälen die gleiche Gain-Reduktion appliziert, was Verschiebungen in der Stereo-Balance gegenüber dem Ursprungssignal verhindert. Der Kompressor kommt mit Signalen von +20 dB zurecht.
Metering
Per VU-Meter kannst Du entweder die Pegelreduktion oder den Output darstellen lassen. Zur Anzeige der Betriebszustände aller Funktionen, die Du über die Schalter aktivieren kannst, gibt es dedizierte LEDs.
Fredenstein F200 – Sound & Workflow
Der Sound des Vorverstärkers ist etwa im Vergleich zum Warm Audio WA12, den wir zeitgleich in der Redaktion hatten, eine Spur transparenter, er färbt weniger bei gleicher Gain-Anhebung. Das wird alle Puristen freuen, die einen transparenten Klang für die eigene Produktion suchen und auch alle, denen die Färbung eines Röhrenmikrofons reicht. Die Übersteuerung bei stark aufgedrehtem Gain lässt sich nicht so gut als Stilmittel einsetzen, da bleibe ich bei transparent.
Durch die für FET-Kompressoren typische, auf Wunsch schnell zupackende Attack-Phase (Minimum bei 200 µs, also 0,2 ms) wird sichergestellt, dass Peaks sehr zuverlässig komprimiert werden können. Gleichzeitig beginnt das Release-Fenster erst bei einem Minimum von 70 ms, was es gar nicht erst möglich macht, »Pumpen« und allzu harsche, unnatürlich wirkende Kompressionseffekte zu erzielen. Stets ist die Kompressionscharakteristik smooth und relaxt. Aufgrund dessen und dank der zwei Kanäle ist auch ein Einsatz als Master-Bus-Kompressor finaler Mixe oder zumindest als smoother Dynamikeffekt für Drum-Gruppen lohnenswert.
Wie wir dank des in der Redaktion regelmäßig genutzten Universal Audio 6176 immer wieder feststellen, kann auch ein FET-Kompressor bei Vocals beste Dienste leisten. Die Klangästhetik des Fredenstein F200 hat dabei ein zufriedenstellendes Ergebnis gebracht, im Sinne einer zuverlässigen Pegelspitzenreduktion noch mehr als das. Wahrscheinlich würde ich auf Vocals aber zuerst zu einem anderen Kompressor greifen wollen. Die impulshaften Anschläge von Gitarren zu bändigen, bzw. deren Sustain etwas mehr hervorzuholen und den Sound zu formen, funktioniert hervorragend.
Sonstiges zur Bedienung
Die Dry/Wet-Kontrollen leisten unschätzbare Dienste, um das Ausgangssignal fein abzustimmen. In der Redaktion gehen die Meinungen auseinander, welche Lösung besser ist: Die hier verwendete 2-Poti-Variante erlaubt die minutiöse Abstimmung von Mischverhältnis und Ausganspegel, während die Lösung mit einem einzigen Regler unmittelbarer ist und mit nur einer Hand bedienbar bleibt …
aber keine Pegelkontrolle zulässt. Ab und zu habe ich mir einen Bypass-Schalter für die gesamte Output-Mixer-Stufe gewünscht.
Durch die erwähnt feine Haptik wird das Arbeiten zur Freude. Und schnell mal eben E-Gitarre, E-Bass oder ein Rhodes direkt an das Frontpaneel stecken zu können, ist eine praktisch Sache.
Klangbeispiele vom Fredenstein F200
Sprache
Shaker
Spieldose
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Fredenstein F200 Test-Fazit
Der Fredenstein F200 ist ein gelungener zweikanaliger Hybrid aus Preamp und FET-Kompressor, der zunächst mit seiner hervorragenden Verarbeitung punkten kann. Alle Komponenten sind sauber gefertigt, fest zusammengesetzt und die Bedienelemente sind vom Feinsten. Die Potis sitzen bombenfest und laufen wie Butter.
Bei der Vorverstärkung wird die Transparenz des Signals gewahrt. Wer einen eher »wärmenden« Charakter für bestimmte Aufnahmen sucht, wird ihn hiermit nicht erzielen können – für jeden Bereich gibt es Spezialisten und der F200 ist eben im tendenziell klangneutralen Lager verortet.
Die Charakteristik der Kompression ist sehr weich, entspannt und hinterlässt ebenfalls einen »offenen« Klangeindruck. Für Akustikgitarren eignet sich das Gerät ziemlich gut, mit kleineren Abstrichen auch für Vocals. Nicht zuletzt kannst Du den Master-Mix und größere (Drum-)Spurengruppen dank dem relaxten Klangbild und der Stereo-Funktionalität sehr gewinnbringend bearbeiten.
Eines der besten Features ist für mich die Dry/Wet-Regelung des komprimierten und des vorverstärkten Signals. Mit den separaten Reglern für beide Anteile am finalen Output lassen sich parallele Kompressionseffekte in allen Schattierungen erzielen.
Alles in allem verbleiben wir im Fredenstein F200 Test auf delamar mit sehr guten viereinhalb von fünf Punkten. Wer einen transparenten Mikrofonvorverstärker mit sanftem Kompressor für ein Stereo- oder zwei Monosignale sucht, darf hier getrost zuschlagen.
Features Fredenstein F200 Review
- Hersteller: Fredenstein
- Preamp + FET-Kompressor
- 2 Kanäle
- Zum Einbau in 19“-Racks (1 HE)
- Maximales Gain: +60 dB
- Maximales Make-up Gain: +19 dB
- Verzerrung: <0,1 %
- Eingangsrauschen (Preamp): -129 dB
- Eingangsimpedanz: >4 kΩ
- Maximaler Eingangspegel: +12 dBu
- Ausgangsimpedanz: 50 Ω
- Maximaler Ausgangspegel: +26 dBu
- Clip-Anzeige ab +24 dBu
- Eingangsabschwächer: -20 dB
- Hochpassfilter: 60 Hz
- Attack: 0,2 bis 50 ms
- Release: 70 bis 2.400 ms
- Kompressionsrate: 2:1 bis 20:1
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