Focal Alpha 65 Testbericht
Studiomonitor für Aufstrebende
Von Felix Baarß
Focal Alpha 65 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Gelungener aktiver Lautsprecher.
Dieser Studiomonitor ist für ambitioniertes Homerecording und semiprofessionelle Audioarbeiten aller Art uneingeschränkt empfehlenswert.
PRO
- Detaillierter, fast immer souveräner Klang
- Weitgehend neutral verlaufender Frequenzgang
- Überdurchschnittlich tiefer Bass für 6,5 Zoll
- Beide Eingänge gleichzeitig nutzbar
- Gut verarbeitet
CONTRA
- Kleine Abstriche bei Impulstreue
Für wen?
Anspruchsvolle Einsteiger und Fortgeschrittene Musiker und Produzenten in kleinen bis mittleren Abhörumgebungen.
Was ist es?
Der Focal Alpha 65 ist ein aktiver Studiomonitor für die Nutzung im Nahfeld, also bis zu einem Abstand von knapp zwei Metern zwischen Lautsprecher und Ohr. Er möchte für anspruchsvolles Homerecording und vor allem den semiprofessionellen Einsatz tauglich sein.
Der 6,5 Zoll durchmessende Tiefmitteltöner verspricht eine Tiefbasswiedergabe, die einen Subwoofer unter Umständen nicht mehr nötig macht. Eine kleine Besonderheit: Du kannst zwei Klangquellen gleichzeitig anschließen und abspielen lassen. Alle Spezifikationen findest Du im Infokasten.
Ein einzelnes Exemplar dieses Studiomonitors ist zum Straßenpreis von 319,- Euro (inkl. MwSt. & Versandkosten) im deutschen Fachhandel erhältlich. Alternativ gibt es Modelle mit einem kleineren (5″) und einem größeren (8″) Tieftmitteltöner sowie entsprechend unterschiedlich leistungsfähigen Verstärkern: Alpha 50 und Alpha 80.
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Focal Alpha 65 Test
Erster Eindruck und Verarbeitung
Verarbeitungstechnisch ist alles in bester Ordnung. 1,5 cm dicke MDF-Platten, bombenfest sitzende Bass- und Höhenregler sowie gut verschraubte Eingangsbuchsen dürften für ein langes Leben sorgen. Abgesehen vom Herstellerschriftzug an den zwei Seitenwänden und dem hintergrundbeleuchteten Focal-Logo vorne gibt sich das Design pragmatisch.
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Im Lieferumfang findest Du vier selbstklebende Gummifüße. Soe sorgen für einen rutschfesten und oberflächenschonenden Stand sowie akustische Entkopplung des Focal Alpha 65. Eine deutsche Bedienungsanleitung ist noch nicht zu haben, aber bei einem Lautsprechertest kann ich ein Auge zudrücken.
Ausstattung
Für den Anschluss deines Mischpults, Audio-Interfaces oder sonstiger Klangquellen stehen eine XLR- und eine Cinch-Buchse zur Verfügung. Prima, so wird sowohl das Profi- als auch das Consumer-Audio-Umfeld bedient. Da fällt es auch nicht mehr so stark ins Gewicht, dass keine Klinkenbuchse vorhanden ist.
Der Clou: Anders als bei den meisten anderen Studiomonitoren mit mehr als einem Input kannst Du hier beide Eingänge gleichzeitig belegen und deren Signale zusammengemischt erklingen lassen. Für viele kleine Jams oder das begleitende Spiel mit Synthie, Drum Machine & Co. zu Musik »vom Band« (via CD-Player etc.) eine schöne Option. Notfalls eben mit Adapter, die Hauptsache ist ja die Funktionalität des Focal Alpha 65 als statischer 2-Kanal-Mixer.
In puncto Klangregelung gibt es zwei griffige, angenehm schwergängige und wie erwähnt felsenfest sitzende Drehregler für Bässe und Höhen. Schade, dass sie in der Mittelstellung bei 0 dB nicht einrasten, aber das ist nur eine Kleinigkeit, die ich bei Lautsprechern ganz gerne sehe. Die Möglichkeiten zur Anpassung an die Raumakustik dürften für die meisten Abhörumgebungen ausreichend gegeben sein, bei mir ließen sich die Shelving-Filter jedenfalls praxisgerecht einsetzen.
Es gibt zwar leider keinen Lautstärkeregler am Focal Alpha 65, aber immerhin einen Schalter zur Wahl zwischen 0 und +6 dB Eingangsempfindlichkeit. Da die Klangquellen in der Regel selbst einen Lautstärkeregler aufweisen (Mischpulte und praktisch alle Audio-Interfaces ohnehin), ist das ausreichend.
Klang des Focal Alpha 65
Zunächst ist festzustellen, dass das Grundrauschen wie bei der Mehrzahl aktiver Monitore im Leerlauf zu hören ist, wenn man gut einen Meter oder näher vor den Schalltrichtern sitzt. Relevant ist das aber höchstens bei sehr niedriger Abhörlautstärke während der Arbeit an Produktionen, in denen man zwischendurch eine Stecknadel fallen hören soll.
Basspotential & Frequenzgang
Der Bass ist für einen 6,5-Zoll-Woofer bemerkenswert. Er reich noch ein Stückchen weiter hinab in den Frequenzkeller als bei meinen angestammten Adam A7X im delamar-Studio. Und das mit einer Membran, die einen halben Zoll weniger durchmisst. Laut Datenblatt beträgt die Differenz nur zwei Hertz, aber es fühlt sich wie mehr an.
Der erste Gedanke war »Hmm, dazu brauche ich keinen Subwoofer mehr«. Das ist natürlich trügerisch, aber fest steht, dass unsere Referenz-Playlist so knackig unterfüttert klang, wie es bei meinen Tests kompakter Nahfeldmonitore nur selten der Fall war. Hier und da war es bei moderater bis erhöhter Abhörlautstärke zu einem subtilen »Flattern« der Bässe. In dieser Preisklasse ist das vertretbar, soll aber nicht verschwiegen werden.
Der Frequenzgang verläuft über die gesamte Strecke hinweg recht ruhig, erhebliche Ausreißer in bestimmten Lagen gibt es nicht. So auch nicht in den Bereichen der Mitten und Höhen, in denen die Sibilanten der Sprache liegen und deren Überbetonung für die Ermüdungserscheinungen nach langen Mixing-Sessions hauptverantwortlich wären. Durch die Ebenheit lässt sich sofort ein aussagekräftiges Bild über das Timbre eines einzelnen Klangs bzw. einer Abmischung machen und Du musst die Box nicht erst wie deine Westentasche kennenlernen, um Abweichungen entgegenzuwirken.
Raumklang & Impulsfestigkeit
Das Raumbild ist ansprechend. Es erstreckt sich horizontal und in der Tiefe weit genug, um einen differenzierten Eindruck vom Stereogeschehen zu bekommen. Einzelne Schallereignisse lassen sich sehr gut orten.
Kritik auf hohem Niveau: Der Focal Alpha 65 neigt leicht zur »weichen«, angenehmen Seite. Vielleicht schon zu angenehm – eine Prise mehr Akkuratesse in der Impulstreue ist immer wünschenswert, aber auch schwer zu realisieren in dieser Preisklasse.
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Focal Alpha 65 Test-Fazit
Der Focal Alpha 65 ist ein sehr guter Studiomonitor. Die Detailtreue der Wiedergabe ist hoch und in fast allen Situationen bleibt der Sound diszipliniert – und damit sowohl angenehm beim Musikhören als auch akkurat beim Abhören während der Musikproduktion. Dabei hilft natürlich, dass der Frequenzgang im Großen und Ganzen ausgewogen verläuft.
In meinen Ohren stach sofort der reichlich vorhandene Tiefbass positiv hervor. Ein so sattes Fundament ist nicht selbstverständlich bei Tiefmitteltönern dieser Größe. Das Verlangen nach einem Subwoofer war erheblich schwächer ausgeprägt als beim Lauschen von so manchem direkten Mitbewerber.
In der B-Note punktet der Lautsprecher mit einem nicht zu unterschätzenden Feature: Die Signale beider Eingänge werden gemischt und gleichzeitig abgespielt. Weiterhin ist die rundum gute Verarbeitung zu loben.
Einzig die Impulstreue zeigt sich nicht immer ganz sattelfest, was sich etwa bei den etwas zu lang erscheinenden Ausklangphasen von E-Bässen und Kickdrums bemerkbar macht.
Summa summarum verbleibe ich im Focal Alpha 65 Testbericht mit wohlverdienten viereinhalb von fünf Punkten. Toll, wie es dem Unternehmen gelang, auf bestehender Technologie aufzubauen, an den richtigen Punkten abzuspecken und so einen günstigen, aber sehr guten Studiomonitor zu erschaffen.
Features Focal Alpha 65 Review
- Hersteller: Focal
- Aktiver Studiomonitor
- Tiefmitteltöner: 6,5″, Polyglas
- Hochtöner: 1″, Aluminium
- Leistung: 105 Watt (70 LF + 35 HF)
- Übertragungsbereich: 40 - 22.000 Hz
- Max. Schalldruck: 106 dB SPL @ 1 m
- Eingänge: XLR & Cinch
- Empfindlichkeit 0 oder +6 dB
- Bass: Shelving 0 - 300 Hz, ±6 dB
- Höhen: Shelving 4,5 - 22 kHz, ±6 dB
- Standby nach 30 Minuten Leerlauf
- Gehäuse aus MDF
- Maße: 348 x 252 x 309 mm
- Gewicht: 9,4 kg
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