FL Studio 12 Test
DAW Software mit Vektor-Interface
Von Felix Baarß
FL Studio 12 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
DAW-Software für Windows, die in vier Editionen erhältlich ist. Für elektronische Musik bestens gerüstet – FL Studio aka Fruity Loops ist eigenwillig, überzeugt aber auf voller Linie bei Produktionen »in the box«. Bei den Neuerungen ist insbesondere das Vektor-Interface sehr bemerkenswert.
PRO
- Super bestücktes Musikprogramm für elektronische Produktionen »in the box« (ab Producer-Edition)
- Performance-Modus für Live-Jams und non-lineare Produktion
- Stabil und performant
- Kostenlose Updates auf Lebenszeit
CONTRA
- Nicht für Recording & Editing geeignet
Für wen?
Produzenten und Performer elektronischer (Tanz-)Musik sowie alle, die auf klassische Recording-Funktionen weitgehend verzichten können.
Was ist es?
Mit FL Studio 12 steht eine DAW-Software (Musikprogramm) zur Verfügung, die sich vor allem an Produzenten und Performer elektronischer (Tanz-)Musik richtet – viele erfolgreiche Acts aus EDM, HipHop, House, Techno & Co. nutzen dieses Programm, darunter Avicii und Martin Garrix. Der Fokus liegt auf einer Pattern- und Clip-basierten Produktionsweise.
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FL Studio 12 Test
FL STudio Version 12.0 bis 12.2
Im Fazit am Ende findest Du eine generelle Einschätzung des Programms im Wettbewerb mit anderen DAWs. Der Test fokussiert die Neuerungen seit Version 12.0, die wohl die größte Tragweite im Alltag der meisten Produzenten haben werden.
Zudem betrachten wir einige nachträgliche Verfeinerungen im Laufe der letzten Monate (zum Testzeitpunkt aktuell: Version 12.2). Die Änderungen betreffen sämtliche Editionen von FL Studio.
Erster Eindruck von FL Studio 12
Download und Installation verliefen recht schnell. Um es vorwegzunehmen: Im Testbetrieb, bei dem ich vor allem die neuen Funktionen ausprobiert habe, ist mir nur eine kleine Ungereimtheit beim Audio-Export aufgefallen (Details siehe unten). Es gibt keine schwerwiegenden Fehler zu vermelden –sehr gut.
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Das Interface baut nun zum Großteil auf Vektorgrafik. Die Oberfläche und die meisten der darauf versammelten Bedienelemente werden mit steigender Pixelzahl bzw. Fenstergröße so skaliert, dass sie nicht grobpixelig werden.
Zunächst kannst Du eine Grundskalierung von 100% (der bisherige Standard) bis 400% wählen. Letztere wird automatisch reduziert, falls die Desktop-Auflösung es nahelegt. Damit werden die Menüs viel besser lesbar, Buttons lassen sich einfacher anvisieren und dergleichen mehr. Klasse (wurde auch Zeit).
Video Workshop: 5 FL Studio Tipps »
Mixer wird dynamisch skaliert
Insbesondere beim Mixer kommt eine gewisse dynamische Skalierung ins Spiel. Diese lässt sich schwer in Worte fassen, also schau dir einfach das nun folgende Kurzvideo an:
Das nächste Feature ist nicht ganz so eindrucksvoll, taugt aber zum Gestalten der graphischen Oberfläche nach Gusto: Diverse Module aus der Kopfzeile können voneinander gelöst und an einer anderen Stelle platziert (angedockt) werden.
Bisher war alles starr aneinander gekettet; auf Wunsch ist das nach wie vor möglich, wobei sich der »Magnetismus« beim Verbinden der Module mit der Maus als praktisch erweist.
FL Studio 12: Browser
Die neuen Kategoriereiter bereichern den Browser und vereinfachen den Workflow. Es handelt sich um stets mit einem Klick zugängliche, durch Icons klar visualisierte Tabs für a) Alles, b) NUR die im Projekt verwendeten Elemente sowie c) NUR die Liste aller Plugins.
Zum schnellen Tab-Wechsel drückst Du hier einfach die Tasten 1, 2 oder 3. Wer sich bisher ein wenig verloren fühlte im weitverzweigten Hierarchiebaum, wird sich freuen.
Ferner gibt es nun die Möglichkeit, Inhalte im Browser per Rechtsklick zu löschen – eine schöne Möglichkeit, unnötige Samples, Presets und mehr direkt über Bord zu werfen. Gerade beim Ausmisten qualitativ durchwachsener Pakete mit Free Samples kommt mir das gelegen.
Integration mit dem Explorer
Alles, was mit Drag & Drop zu tun hat, begrüße ich wärmstens. Du kannst nun mehrere Audiodateien aus dem Windows Explorer (oder anderen Dateimanagern) direkt in die Playlist von FL Studio 12 ziehen. Diese Samples werden automatisch auf mehrere Spuren verteilt.
Dabei werden der Zeitstempel und der Startpunkt der aufsteigenden Spurenbelegung durch die Position des Mauszeigers beim Loslassen der Maustaste bestimmt. Prima.
Pianorolle & Step Sequenzer
Step-Sequenzen und Pianorollen sind nun nicht mehr getrennt, stattdessen lässt sich die Ansicht im Channel Rack jederzeit umschalten. Es gibt ja auch keinen Grund, an der bisherigen Insellösung festzuhalten. So wird der Workflow deutlich verbessert.
Multi-Touch Funktion bei FL Studio 12
Nun kann auch der Mixer per Multi-Touch bedient werden. Bei Gelegenheit werde ich das auf einem Windows-Tablet unter die Lupe nehmen, doch grundsätzlich ist diese Erweiterung zu begrüßen – auch wenn konzentriertes Arbeiten auf hohem Niveau nach wie vor nur per Maus möglich sein dürfte.
Envelope Controller
Der Envelope Controller wurde stark erweitert. Jetzt gibt es acht Slots für separate Hüllkurveneinstellungen innerhalb eines einzigen Presets, ein X/Y-Koordinatenfeld für spielerisches Parameter-Morphing und mehr. Nun lassen sich ausgefeilte Modulationen viel bequemer erstellen – in dieser Form wünsche ich mir das bei allen DAWs.
Skalierbare Plugins
Image-Line hat nach dem Launch der Version FL Studio 12.0 Feinschliff vorgenommen. Beispielsweise wurden die graphischen Oberflächen von einigen hauseigenen Plugins vektorisiert, etwa beim DrumSynth Live und beim X-Y Controller. Leider sind deren Interfaces nicht »live« und stufenlos skalierbar, aber die verpixelungsfreie Größenänderung anhand der globalen Skalierung funktioniert.
Appell an die Entwickler: Es wäre fabelhaft, wenn pünktlich zum Versionssprung auf 13.0 alle Plugins derart aufgefrischt würden.
FL Studio 12 Export in FLAC
Sehr praktisch ist der Export ins verlustfrei komprimierende, mittlerweile sehr weit verbreitete Format FLAC – ein Test mit 24 Bit, der höchsten Kompressionsstufe (8) und der dem besten Resampling (512-point sinc) funktionierte jedoch nicht ganz einwandfrei. Der »Remainder« (in diesem Fall die Delay-Fahne) wurde abgeschnitten.
So ein Fehler dürfte von den Entwicklern schnell zu beheben sein. Bis dahin kannst Du den zu rendernden Song-Bereich etwas verlängern.
Live-Performance
Zum Schluss möchte ich auf schöne Neuerungen für den Live-Einsatz hinweisen – im Performance-Modus triggern eingehende MIDI-Noten über 120 (ab C10 aufwärts) diverse Navigationshilfen: Hoch- und Runterscrollen der Playlist bzw. Clip-Ansicht, Steuerung des Scene-Modus‘ und mehr.
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FL Studio 12 Test-Fazit
FL Studio war, ist und bleibt aller Voraussicht nach ein eigenwilliges Musikprogramm (DAW-Software), das sich hervorragend zur Produktion aller Arten elektronischer Musik eignet. Schon ab der Producer-Edition ist praktisch alles an Bord, um sofort loslegen und Hochglanz-Tracks zaubern zu können.
Weiterhin hervorzuheben ist der Performance-Modus, mit dem sich in non-linearer Art und Weise Clips abfeuern und übereinanderschichten lassen. Dieser ist ein Feature, das der Zielgruppe sehr recht kommen wird.
Auf Wunsch kannst Du die Software in Form eines VST-Plugins installieren, das in beliebigen anderen Host-Programmen mit VST-Unterstützung geladen werden kann. So hast Du quasi eine DAW in der DAW, nach dem Matrjoschkaprinzip.
Die flotte und stabil laufende Arbeitsumgebung stellt ein weiteres starkes Argument dar – mittlerweile (hier: Version 12.2) sind viele der Wehwehchen ausgemerzt, die nach dem Launch einer »Komma-Null-Version« nun mal auftreten. Ich hatte keinerlei Fehler oder Abstürze zu beklagen und alles fühlt sich wunderbar smooth an.
Du hast die Aussicht auf kostenlose Updates bis zum Tag des Jüngsten Gerichts – einmal kaufen und immer in den Genuss der neuesten Version kommen, ohne abermals das Portemonnaie zu zücken. Damit dürfte FL Studio ziemlich allein dastehen. Gerade in einer Zeit, in der alle anderen Hersteller versuchen, häufigere kostenpflichtige Updates einzuführen.
Die Neuerungen der Version 12 sind für den einen oder andere vielleicht nicht atemberaubend, aber aus meiner Warte durchweg sinnvoll und gut umgesetzt. Die Vektor-Oberfläche ist ein mutiger Schritt, den auch andere DAW-Hersteller gehen sollten. Nun müssen nur noch alle hauseigenen Plugins »vektorisiert« werden, am besten mit dynamischer Skalierung ohne die Notwendigkeit eines Neustarts! Man wird ja noch träumen dürfen.
Die Recording-Funktionen sind nach wie vor als rudimentär zu bezeichnen. Das Routing und die Handhabung des Mixers im Allgemeinen sind eigenwillig.
FL Studio wird wohl immer die Antithese zu Pro Tools bleiben – und das ist auch in Ordnung, muss aus meiner Warte aber als Contra-Punkt erwähnt werden, da es für manche Musiker, Produzenten und Recording-Engineers zum Ausschlusskriterium gereicht.
Alles in allem hat sich die neueste Iteration der fruchtig-frischen DAW im FL Studio 12 Testbericht auf delamar sehr gute viereinhalb von fünf Punkten verdient.
Features FL Studio 12 Review
- Hersteller:
- DAW-Software für Windows
- In 4 Editionen erhältlich
- Virtuelle Instrumente & Effekte enthalten
- Step-Sequenzer und Timeline mit Performance-Modus (Clips)
- Als VST-Plugin (32 & 64 Bit) in anderen Hosts lauffähig
- Kostenlose Updates auf Lebenszeit
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