Fame Pro Series SD-100 Test
Verlockend günstige Kleinmembranmikros im Stereo-Paar + Extras
Von Felix Baarß am 19. Juli 2017
Fame Pro Series SD-100 Test-Fazit
4.5
DELAMAR
SCORE
Zwei günstige Kleinmembran-Kondensatormikrofone + Stereoschiene und Spinnen.
Die aufeinander abgestimmten Mikros vom Typ Fame Pro Series SD-100 sind für ihren Preis definitiv zu empfehlen – günstiger sind gute Stereoaufnahmen von Akustikgitarre & Co. derzeit wohl nicht zu machen. Zumindest wenn man einberechnet, dass wir es hier mit einem Komplettpaket zu tun haben … an Bord sind elastische Halterungen, eine Stereoschiene und vor allem einem Paar Wechselkapseln zur Variation der Richtcharakteristik.
PRO
- Gute bis sehr gute Klangqualität in dieser Preisklasse
- … auch bei sehr lauten Schallquellen
- Low-Cut-Filter & Pad jeweils in zwei Stufen zuschaltbar
- Wechselkapseln: wahlweise in Nieren- oder Kugelcharakteristik aufnehmen
- Toller Lieferumfang – Komplettpaket mit Spinnen und Stereoschiene
- Tadellos verarbeitet
CONTRA
- Preisklassentypisch: Impulstreue könnte besser sein
Für wen?
Einsteiger, die Akustikgitarre und andere Instrumente in Stereo aufnehmen wollen.
Was ist es?
Das Paket mit dem Namen Fame Pro Series SD-100 – exklusiv beim Musikalienhändler MUSIC STORE zu haben – umfasst hauptsächlich zwei aufeinander abgestimmte (»matched«) Kleinmembran-Kondensatormikrofone. Diese bieten sich insbesondere zur Instrumentenaufnahme an, etwa zum Recording einer Akustikgitarre.
Der ohnehin bemerkenswerte Lieferumfang hat noch ein weiteres Goodie: Neben den ab Werk installierten Mikrofonkapseln findest Du für jedes Mikro eine Wechselkapsel. So kannst Du die Richtcharakteristik eines bzw. beider Mikrofone variieren – Aufnahmen in Kugel- und/oder Nierencharakteristik sind möglich.
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Fame Pro Series SD-100 Test
Erster Eindruck und Verarbeitung
Der gesamte Lieferumfang ruht gut gepolstert in einer einfachen, sauber gearbeiteten Holzschatulle. Sie ist recht flach, lässt sich also auch in einer kleinen Schreibtischschublade verstauen.
Die Mikrofone sind für diese Preisklasse rundum tadellos verarbeitet, wenngleich der Aufkleber mit dem Firmenlogo lediglich aufgeklebt ist und alsbald abblättern könnte. Sei’s drum. Kleinigkeit, denn in der Hauptsache – der Verarbeitung von Korpus und Kapsel – ist alles prima.
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Starker Lieferumfang
Sehr fein und für den Preis gleich noch viel bemerkenswerter: Eine Stereo-Mikrofonschiene sowie zwei elastische Halterungen (»Mikrofonspinnen«) werden mitgeliefert. Mit Letzteren dämmst Du Körperschall (tieffrequente Vibrationen durch Fußtritte o.dgl.), während Erstere zur akkuraten Positionierung/Winkelung der Mikros zueinander taugt.
Schade, dass sich keine Abstands- oder Winkelbeschriftungen auf der Schiene befinden. Diese würden bei einer akkuraten Ausrichtung helfen, wie etwa bei der Rode Stereo Bar [Test]. Weiterhin erledigen die Mikrofonspinnen ihren Job bestens, sind jedoch eher rudimentär konstruiert.
Es sei betont: Bei 130 Euro den Finger zu heben, wäre in meinen Augen ziemlich dreist. Vielmehr sammelt das Produkt im Fame Pro Series SC-100 Test durch seine Komplettausstattung jetzt schon Punkte satt.
Wechselkapseln
Wie eingangs erwähnt, verwandelst Du de Richtcharakteristik(a) im Handumdrehen – tausche die vorinstallierte Kapsel bei einem oder beiden Mikros durch die mitgelieferte Alternativkapsel aus, um von Niere auf Kugel zu wechseln. Abschrauben, in der Kiste verstauen, die neue draufschrauben, fertig. Einzigartig für ein Stereo-Kleinmembran-Mikrofonset in dieser Preisregion!
Daraus ergeben sich die vielfältigsten Aufnahmeszenarien – durch einen Kapselwechsel änderst Du vor allem die Intensität des miteingefangenen Raumklangs, aber auch die Klangfarbe. Mehr dazu hier:
Richtcharakteristik: Mikrofon-Knowhow – Video 🎬
Ausstattung
Auch die Möglichkeiten zur Klangregelung an Bord erweisen sich als umfangreich für diese Preisklasse. So findest Du einen Hochpassfilter zur Abschwächung tieffrequenter Vibrationen vom Stativ oder Gehäuse (Körperschall) bzw. für einen weniger basslastigen Sound. Dabei gibt es sogar zwei Filtereinstellungen – dämpfe die Bässe von 100 Hertz an abwärts oder erst ab 75 Hertz. So kannst Du im Zweifel zunächst mit Letzterer beginnen, sonst wird womöglich zu viel weggeschnitten.
Außerdem gibt es einen Pad-Schalter. Stark: Dieser hat ebenfalls zwei Einstellmöglichkeiten: Senke den Eingangspegel um 10 oder 20 Dezibel. Spätestens mit der letztgenannten Einstellung kannst Du auch extrem laute Schallquellen wie Blasinstrumente abnehmen. Dabei wird es nie zu übergebührlich starken Klangverzerrungen durch Übersteuerung (Clipping) kommen.
Klang
Auf den Punkt gebracht: Das Mikrofonpärchen zeigte im Fame Pro Series SD-100 Test eine reife Leistung – die Klangqualität der von Jens gemachten Aufnahmen ist sehr gut für den Preis dieses Pakets. Auch absolut betrachtet gefallen mir zumindest die Takes von bestimmten Kombinationen aus Richtcharakteristik X und Spieltechnik Y so gut, dass ich kein Verlangen nach teureren Mikros spüre. Mehr dazu gleich …
Grundrauschen
Mit 18 dB(A) liegt das Eigenrauschen des Fame Pro Series SD-100 auf einem recht guten Niveau für zeitgenössische Kleinmembraner. Wenn Du stets mit ausreichend kräftigem Pegel aufnimmst, bleibt der Sound immer schön klar.
Erst bei einer Überlagerung mehrerer Aufnahmen im Mix oder naturgemäß leisen Pegeln wie Raumschall beim Drum Recording (»Ambience«) könnte das Grundrauschen auffallen.
Frequenzgang
Der Übertragungsbereich ist in meinen Ohren breit genug. Will heißen: Angenehm tiefe Bässe und funkelnde Höhen sind möglich. Indes erscheint mir der Sound etwas hell – für meinen Geschmack liegt der Akzent eine Nuance zu sehr auf den hohen Mitten und Höhen.
Nun gut, Letztere können mit einem relativ bauchigen Sound konterkariert werden, also per Nahbespielung (bei der Gitarre direkt vor dem Schallloch) mit Nierencharakteristik und deaktiviertem Low-Cut. Das rückt die tiefen Mitten jedoch noch weiter in den Hintergrund, also würde ich mit eher für eine dezente Absenkung der Hochmitten/Höhen mit einem High-Shelf-Filter entscheiden.
Impulsverhalten
Die kleinen Membranflächen von Mikrofonen dieser Art sollen für besonders detaillierte, in der Mikrodynamik fein ziselierte Aufnahmen sorgen. Im Rahmen der Verhältnisse gelingt das gut, so dass mir die »Zackigkeit« der perkussiv gespielten Takes gefällt.
Beim Strumming – und dabei vor allem in der Kugelcharakteristik – wird das Klangbild jedoch ein wenig diffus, scheinbar reagieren die Membranen bei solchen komplexen, dicht gestaffelten Schallereignissen etwas »nervös« und lassen den Sound insgesamt ein wenig verschwimmen. Dramatisch ist das nicht, schon gar nicht bei diesem Preis, aber es soll erwähnt werden. Schließlich zeigt sich hier mit am deutlichsten, welchen Mehrwert gute Mikrofone in höheren Preisklassen liefern.
Maximaler Schalldruck
Bei Schallquellen mit 137 dB SPL erreicht die gesamte harmonische Verzerrung (THD) laut Datenblatt einen Wert von 0,5%. Das ist berstend laut bei kaum hörbarer Verzerrung. Ergo: Die erwähnten Blasinstrumente und alle anderen Quellen mit kräftigem Schalldruck sind für das Fame Pro Serie SD-100 kein Problem.
Klangbeispiele von den Fame Pro Series SD-100
Perkussiv A ► Kugel – Korpus/Hals links, Bauch rechts
Perkussiv B ► Kugel – Low Cut II – Korpus/Hals links, Bauch rechts
Perkussiv B ► Kugel – Low Cut II – Korpus/Hals links, Bauch rechts
Picking A ► Kugel – 12. Bund links, Schallloch rechts
Picking A ► Kugel – Korpus/Hals links, Bauch rechts
Picking B ► Kugel – 12. Bund links, Schallloch rechts
Picking B ► Kugel – Korpus/Hals links, Bauch rechts
Strumming ► Kugel – 12. Bund links, Schallloch (schräg) rechts
Strumming ► Kugel – Korpus/Hals links, Bauch rechts
Perkussiv ► Niere – Korpus/Hals links, Bauch rechts
Perkussiv ► Niere – Low Cut I – Korpus/Hals links, Bauch rechts
Perkussiv ► Niere – Low Cut II – Korpus/Hals links, Bauch rechts
Picking A ► Niere – 12. Bund links, Schallloch rechts
Picking B ► Niere – 12. Bund links, Schallloch rechts
Strumming ► Niere – 12. Bund links, Schallloch (schräg) rechts
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Fame Pro Series SD-100 Test-Fazit
Diesen Kleinmembran-Mikrofonen kann ich nach dem Fame Pro Series SD-100 Test ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bescheinigen. Zu loben ist das Gesamtpaket aus sehr ordentlichem, in manchen Situationen sogar sehr guten Sound, guter Verarbeitung und erstaunlich reichhaltigem Lieferumfang.
Klanglich erwartet dich ein wird ein für diese Preisklasse moderates Eigenrauschen (kaum zum Vorschein kommend bei kräftigem Nutzpegel) und ein ausreichend breiter Übertragungsbereich. Der Sound ist vergleichsweise hell und luftig – das ist nicht ganz nach meinem Geschmack, aber auch nicht zu stark ausgeprägt und per EQ behebbar. Prima: Bei extrem lautem Schall liefern die Mikrofone ein sehr verzerrungsarmes Signal.
Eines der stärksten Argumente für den Kauf stellen sicherlich die Wechselkapseln dar. Schnell aufgeschraubt, sorgen sie wahlweise für Kugel- oder Nierencharakteristik – »Rundumklang« mit höherem Raumhall oder ein »trockenerer« Sound aus einer Richtung mit Bassstärke nach Bedarf durch mehr oder minder konsequente Nahbesprechung. Noch dazu lassen sich der Hochpassfilter und die Vorabschwächung in jeweils zwei Stufen zuschalten. Diese Flexibilität ist einzigartig in dieser Preisklasse!
Auch sonst lässt man sich beim Lieferumfang nicht lumpen. So findest Du in der schlanken, schlicht-eleganten Holzkiste nicht nur die Mikros und Wechselkapseln, sondern auch zwei elastische Halterungen (»Mikrofonspinnen«) gegen Trittschall & Co. sowie eine Stereoschiene. Letztere ermöglicht die einfache Montage beider Mikros für Stereo-Aufnahmen auf einem einzigen Mikrofonstativ.
Leichte Abzüge gibt es durch die eher behelfsmäßig wirkenden Mikrofonspinnen und den bei komplexen Klängen (z.B. Strumming bei Akustikgitarren) etwas undifferenziert wirkenden Sound.
Alles in allem reicht es aber locker für ein »Sehr gut« – viereinhalb von fünf Punkten stehen im Fame Pro Series SD-100 Test zu Buche. Einsteiger und Fortgeschrittene mit kleinem Budget, die ihre Akustikgitarre in Stereo aufnehmen wollen, werden hier bestens bedient.
Features Fame Pro Series SD-100 Review
- Hersteller: Fame
- Kleinmembran-Kondensatormikrofone (aufeinander abgestimmtes Paar)
- Richtcharakteristik: wahlweise Kugel oder Niere (Wechselkapseln)
- Übertragungsbereich: 50 - 50.000 Hz (±3 dB)
- Eigenrauschen: 18 dB(A)
- Max. Schalldruck: 137 dB (0,5% THD @ 1.000 Hz)
- Low-Cut in zwei Stufen schaltbar (75/100 Hz)
- Pad in zwei Stufen schaltbar (-10/-20 dB)
- Phantomspeisung (48 V) nötig
- Lieferumfang
- 2 x Fame Pro Series SD-100
- Wechselkapseln
- Stereo-Mikrofonschiene
- Elastische Halterungen
PASSEND ZUM Fame Pro Series SD-100 Test
- Fame Studio CU2 Test
- Fame Pro Series VRM-24 Test
- Fame Pro Series VT-12 Test
- Fame Pro Series VT-67 Test
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